Neue Forschungen zur Eifel-Geschichte
Wo lag Cäsars Kastell Aduatuca?
Von Pfarrer Andreas Pohl, Blens





Bei den Eroberungszügen Cäsars auf dem linken Rheinufer spielt das Kastell Aduatuca eine bedeutende Rolle. Die Forscher haben manchen Ort mit ihm zu identifizieren versucht: etwa Limburg an der Weser, Vetschau bei Aachen, Atsch bei Stolberg. Wir bringen heute einen heimatgeschichtlich sehr bedeutsamen Beitrag aus der Feder eines verdienten Eifel-Forschers, der eine neue Lösung des alten Problems bietet.

In seinem „Gallischen Krieg“ (Buch V 24) spricht C. Julius Cäsar vor zweitausend Jahren erstmals von einem „Kastell Aduatuca“. Wo aber lag dieses Kastell? Seit mehr als vier Jahrhunderten läßt diese Frage Archäologen und Philologen nicht zu Ruhe kommen, auch die im Aachener Lande nicht. Oberster Grundsatz der Aduatuca-Forschung aber muß sein: weg von der Maas, hin zur Rur! Sonst wird die historisch, archäologisch und philologisch beinahe ausgelaugte Aduatuca-Frage nicht gelöst.

Aduatuca im Lande der Eburonen liegt im Regierungsbezirk Aachen, auf der Nordost-Ausläufern der Eifel, am rechten Ufer der Rur. Und zwar in dem Gelände, das seit Jahrhunderten schon „die Bade“ und „in Badua“ heißt.


Die „Bade“

In der Voreifel gibt es keine Flurbezeichnung, die vor- und frühgeschichtlich, literarisch und folkloristisch so interessant und von Geschichte und Sage so umwoben ist, wie die „Bade“ oder „die Bad“ oder der „Badewald“. So nennt der Volksmund das ganze Gelände zwischen Nideggen, Berg vor Nideggen, Embken, Wollersheim, Vlatten und dem Rurtal zwischen Hauset und Abenden. Flurnamenforschung, Siedlungsgeschichte und Wehranlagen wirken hier in idealer Weise zusammen, um die viel umstrittene Bezeichnung „die Bade“ zu erklären. Man kann „die Bade“ als „Ort am Wasser“ und als „Kampfort“ bezeichnen. Dann ist aber der bisherige archäologische Befund: großes Grubensystem, Münzen- und Schwertfunde, Trockenmauer und -gruben nicht erklärt. Unsere These heißt deshalb: die „Bade“, der älteste Flurname der Vordereifel, ist das Cäsarische Aduatuca. Nach dem Kodex V Parisiensis der Handschriften Cäsars im Louvre ist nicht Aduatuca, sondern „Ad Vatucam“ zu lesen. Cäsarius von Heisterbach schreibt um 1240-1250 „in Badua“, d. i. „in der Bade“. „Ad Vatucam“ aber heißt „zur Gutswache“, germanisch „Odvacka“, nämlich der Kimbern und Teutonen.


„Odvacka“, die Gutswache.

Cäsar schreibt an der angegebenen Stelle, daß die Aduatuker Abkömmlinge der Kimbern und Teutonen seien, die im Jahre 103 v. Chr. vor ihrem Abzuge nach der Provence (Teutonen) und Norditalien (Kimbern) alles, was sie an Gepäck nicht mitführen konnten, diesseits des Rheins (also auf dem linken Rheinufer!) zurückließen. Als Cäsar im Jahre 53 v. Chr. Aduatuca als Lagerplatz für den großen Tross bestimmte (Buch VI, 32), waren kaum fünfzig Jahre seit der Gutswache der Kimbern und Teutonen an dieser Stelle vorbei. Sie hätten damals für diese „Gutswache“ als Schutz und Bewachung 6000 Mann aus ihren Scharen bestimmt. Diese 6000 hätten, so erzählt Cäsar weiter, dann „viele Jahre hindurch bald in Angriffs-, bald in Verteidigungskriegen“ ihr „odvack“ verteidigt und dann dort gesiedelt, später bis zur Maas hin auch sich ausgedehnt. So entstand hier die Völkerschaft der Aduatuker, d. h. der „Gutswächter“, auch Advatrizier genannt.

Der Archäologische Befund

Vier Befestigungen schützen die Gutswache und zwar:

  1. im Norden Niteca (Nideggen), d. h. Streiteck, nicht Neideck;

  2. im Osten Muschling, das Heim des Mutigen (d. i. Ambiorix), eine rund vier Hektar umfassende Wald- und Grabenbefestigung, mit anschließendem langem Wall, ausgedehnten Steintrümmern und vorgeschichtlichen Anlagen im „Sittard“:

  3. im Westen der Gutswache: Hondjesley, eine Befestigung mit Wall und Graben;

  4. im Süden das eigentliche „Kastell“ der Odvacka im Südosthang des Rödelsberges.









Quelle: Dürener Nachrichten Nr. 103 vom 4. Mai 1951
Sammlung Michael Peter Greven, Nideggen, Sammlung wingarden.de, H. Klein
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