Editonssplitter rund um den Badewald
Von Pfarrer Andreas Pohl, Blens





Kurzauszüge, Skizzen und Skizziertes zu den Pohl'schen Forschungen - (Teilw. Dürener Nachrichten Nr. 122 Mai 1952)

Matronensteine

Bei der Zusammenlegung in der Bade (Kühlenbusch?) kamen Steinblöcke mit stilisierten Zweigen (Lebensbaum?) zutage. Auf einem Felsspitz im Hohlbachtal sind zwischen geometrischen Figuren Buchstaben eingelassen, ähnlich den im Val Camonica bei Vercellae (Kimbernschlacht) von Trautheim und Baesecke beschriebenen, die auf die Entstehung der Runen durch die Kimbern hinweisen sollen. Zwei Matronensteine wurden bis jetzt in der Bade gefunden, zwei steinzeitliche Fundplätze festgestellt und eine keltische Münze (um 200 v. Chr.) gefunden.

Von besonderem Interesse ist es, daß in der Abteilung für Vor- und Frühgeschichte des am 1. März dieses Jahres wiedereröffneten Leopold-Hoesch-Museums der Stadt Düren sich zwei Matronensteine befinden, die auf das benachbarte Aduatuka hinweisen: ein 1859 bei Gey gefundener Altar der Dea Adbinna, d. h. der „Göttin der Ardennen“ und ein Ende 1951 bei Derichsweiler wieder aufgedeckter Weihestein mit einem bisher unbekannten Beinamen der Matronen. Der Weihende dieses Steines Gajus Caldinius hat den Beinamen „Auvaco“ oder „Avuaco“. Diese zwei Namen und der Beiname Auvaci, Avauci, Avauco kommen auf Aduatukermünzen vor. Gey liegt nach Jul. Caesar in den Ardennen, Derichsweiler und Mariaweiler liegen am Fuße der Ardennen. Candidiu mit dem Beinamen Avauco ist ein Aduatuker. Die Ende 1951 in Mariaweiler gefundene Münze mit einem Sonnenwirbel und kleinen Kreisen ist eine Aduatukermünze!



Versunkene Stadt

H. Hoffmann weist in seinen „Sagen des mittleren Rurtales“ auf nordische Göttergestalten hin und auf die uralte Tradition, in der Bade habe eine Stadt „Badua“ gestanden, die in der Zeit der „Völkerwanderung zugrunde gegangen sei.

Wo bei der Gutswache (= ad Vatucam) das römische Lager war, müssen die zuständigen Archäologen durch Ausgrabungen feststellen. Die Erklärung des Flurnamens „In der Bade“ als „Ort bei der Furt“ (Dr. Kaspers) braucht hier nicht erörtert zu werden, weil es sich in dieser Abhandlung nur um die Frage handelt: §o lag nach den alten Handschriften und Texten die Gutswache der Kimbern und Teutonen in der Eifel?



Die Glocken von Bauda

Vor vielen hundert Jahren fand man in der Bad drei Glocken, die von Wildsauen aus dem Boden gewühlt waren. Eine davon hängt in der Kirche zu Wollersheim, eine in Vlatten, eine in Hausen.

Andras Pohl,
Blens üb. Düren



Steinkult (Quelle unbekannt)

Wie kommen diese Schalensteine und Kultzeichen an die Turmhalle der frühchristlichen Kultstätte in Wollersheim? Wahrscheinlich stammen diese mächtigen Steinblöcke mit den genannten Zeichen aus den „Kultstätten von Badua“. Beim Bau der Turmhalle wurden sie aus der Bade hergeschafft und mit christlichen Zeichen versehen. Dafür spricht u. a. die alte Tradition der Wollersheimer, daß die alte Kirche erbaut worden sei aus Steinmaterial, das aus der Bade herbeigeholt wurde. Ebenso möglich aber ist es, daß St. Willibrord-Clemens, der eigentliche Missionar der Nord-Osteifel, der 713 als „Pastor in Wollersheim“ (=Wollberichsheim = Willibrordsheim) genannt wird, den Steinkult der Neubekehrten zuerst eine Zeitlang klug geduldet hat, indem er jede Generaloffensive gegen den heidnischen Kult vermied. (Näheres darüber in meiner nächsten Abhandlung über St. Willibrord-Clemens und die Altertümer von Wollersheim.) Wir wissen ja durch urkundliche Feststellungen (nach Schneider) aus dem 5., 6., 7. und 9. Jahrhundert, daß der alte Steinkult weiter bestanden hat, ja daß er sich hartnäckig erhalten hat bis gegen das Ende des 1. nachchristlichen Jahrtausends. Beweis dafür sind 12 Texte, 5 davon aus Konzilbeschlüssen,4 aus Kapitularien der fränkischen Könige. Ein Beschluß gegen den Steinkult steht in einem Kapitulare Karls des Großen vom Jahre 789, also kurz nach dem Tode Willibrords. (Vergl. Meine Abhandlung über „Die Schalensteine beim Aduatuca der Eburonen.)

Odin - Wodin - Wotan in Verehrung stand beim Nationalheiligtum des eburonischen Landes, wie er in der wilden Jagd vom „Odenwinkel“ bei der „Odwacht“ der Kimbern herunterbrauste in die magna convallis Cäsars und über den „Odengarten“ und die Doppelfurt im Tale von Abenden hinweg beim „Odenbach“ im „Odenbleuel“ verschwand, (vergl. Hoffmann, die Volkssagen des mittleren Rurtales,) inmitten seines „Dreibergheiligtums“. Wenn wir nun noch beachten, welche Rolle die Trinkwasserversorung und die Grabstätten Wollersheims von den Tagen der Franken und des „Wasserheiligen“ - Willibrord siehe Abb. 5 - an bis vor 30 Jahren gespielt haben, dann verstehen wir, wie alles zusammenwirkte: Wilde Jagd und Wassernot, vorchristliche Kultstätten und Bergheiligtümer, um Willibrord und seine Nachfolger zu veranlassen, gerade hier an die Stelle Odins, des Sturmdämons, der seine fahlen Pferde beim „Krahenberg“ hatte, des Seelen- und Totengottes mit dem Totenheer, der wütenden Schar, dem Wod - daher sein Name Wodan - der den Feuer-, Wasser-, Heil- und Runenzauber ausübt, die lichte Gestalt St. Michaels zu setzen, der nun beim alten Leuchtturm der Vorzeit zum Licht- und Kampf- und Totenengel, aber auch zum Heilengel, zum Arzt des Volkes wurde. Durch ihn entsprangen Heilquellen. Das mag schon um das mehrmals erwähnte Jahr 713 begonnen haben!





Quellen: Editionssplitter: Teilw. Dürener Nachrichten 1952, Rest unbekannt
Sammlung Michael Peter Greven, Nideggen, Sammlung wingarden.de, H. Klein
©
Copyright