Das Geheimnis des Badewaldes
Neue Forschungen zur Vor- und Frühgeschichte des Dürener Landes
Von Pfarrer Andreas Pohl, Abenden-Blens





Abenden-Blens. Verfasser dieser Abhandlung, Pfarrer Andreas Pohl, hat sich seit 28 Jahren in vielen Presseartikeln mit der vor-, früh- und mittelalterlichen Geschichte des „Badewaldes“ befaßt. In den bisher erschienenen sieben Artikeln in der Aachener, Dürener und Kölner Presse wurden angebliche Äußerungen von ihm betr. die neuen Ausgrabungen im Badewalde (falsch oder entstellt) wiedergegeben. Es sei ihm deshalb gestattet, im „Dürener Lokal-Anzeiger“ hierzu Stellung zu nehmen.

Unter dieser Überschrift erschienen seit 28 Jahren in der Tagespresse des Dürener-, Aachener-, Euskirchener und Zülpicher Landes und im Rheinischen Bauernkalender und in der Eifelvereinszeitschrift viele Abhandlungen des Verfassers. Seit vier Wochen nun nimmt das zuständige Bonner Landesmuseum im Badewald auf dem Gebiete der Gemeinde Wollersheim Grabungen vor. Was meine mehrmalige Bitte an das Landesmuseum im Badewald, den Spaten anzusetzen, nicht vermochte, was der „Waldteufel“ bei der ersten Rodung im Badewald im Jahre 1934 nicht aus dem Boden holte, das brachte jetzt bei der zweiten Rodung die „Waldhexe“ fertig: sie lüftete den erdigen Mantel der Geschichte im Badewald, und es kamen schwere Blöcke und Platten ans Tageslicht. Sieben Presseartikel beschäftigten sich alsbald mit den ersten Ergebnissen der Ausgrabungen: die drei ersten Artikel erzählten von einer „Grabanlage eines reichen Römers, einem „Tempelbad aus römischer Zeit“ und den „Ruinen der Stadt Badua.“ Der vierte Artikel hatte die Überschrift „Tempel im Badewald freigelegt.“ Der fünfte zitierte „Als die Römer frech geworden.“ Der sechste trug die Ueberschrift „Neuer Heidentempel bei Berg freigelegt.“ Er brachte am Kopfe dieser Pressenotiz in einer sehr anspruchsvollen und bezeichnenden Umrahmung, ganz „souverän“, wie man es bei seinem Verfasser immer gewöhnt ist, die erschütternde Mitteilung, daß der Leiter der Ausgrabung, Dr. von Petrikovits, Bonn, die Thesen des Verfassers über Vergangenheit und Bedeutung der „Bade“ vor 2000 Jahren ins „Reich der Phantasie“ verwiesen habe. Herr von Petrikovits erklärte mir auf meine diesbezügliche Anfrage, daß er darüber kein einziges Wort gesagt habe (vergl. Fortsetzung!). Meine Thesen haben mit diesen Ausgrabungen nichts zu tun, können durch dieselben in keiner Weise erschüttert, sondern nur bestätigt werden, wie wir in den folgenden Artikeln sehen werden.


Matronentorso von der Bade, gefunden 1904 (Flur auf den Stöcken).

Was ergaben die bisherigen Ausgrabungen des Landesmuseums in der Bade?

  1. Sie haben mit meinen Thesen „Kimbern und Teutonenzug durch die Eifel“ und „Cäsarisches Lager in Badua“ nichts zu tun. Das beweist ein Blick auf die Karte!

  2. Sie deckten, und das ist das Wichtigste an der Ausgrabung, eine „heidnische Kultstätte“ auf. (vergl. Meine Abhandlungen darüber vor 20 Jahren „Die Kultstätten im Badewald“, Bild der Matrone von der Bade und „Bauernkult vor 2000 Jahren an Rur und Neffel“.)

  3. Das aufgefundene Hypokaustum (röm. Heizanlage) ist für die großen römischen Siedlungen in und beim Badewald etwas Selbstverständliches (vergl. Schoop „Die römischen Besiedlungsgebiete des Kreises Düren“)

  4. Herr von Petrikovits, der Leiter der Ausgrabung, erklärte mir persönlich, daß er über meine unter 1) angeführten Thesen nichts das Geringste gesagt habe und den Ausdruck vom „Reich der Phantasie“ niemals gebraucht habe.

Was bedeuten die Grabungsergebnisse in der Bade für Düren und das Dürener Land

  1. Sie sind für die Vor- und Frühgeschichte unserer Dürener Heimat von großer Bedeutung.

  2. Sie erinnern uns - und das ist wieder einmal notwendig geworden - an die großen Arbeiten der Chronisten und Heimatforscher Dürens, einen Jacobus Polius, die Professoren Schoop und Lennarz und ihre Nachfolger als Historiker am humanistischen Gymnasium von Düren und im Dürener Land in den vergangenen Zeiten. Hier dürfen auch nicht vergessen werden die Dürener Heimatforscher Lehrer Hoffmann („Sagen des mittleren Rurtales“) und Prof. Dr. v. Kapitaine und Cäsarius von Heisterbach. Schon dieser Hinweis genügt, um den Traditionsbeweis für die große Vor- und Frühgeschichtliche Bedeutung des Badewaldes für das Dürener Land zu erbringen.

Der gallo-römische Tempelbau in der Bade

Er ist der wichtigste Fund und das Kernstück der bisherigen Ausgrabungen. Man wird in und bei der Bade noch zwei dieser Kultbauten finden, und zwar etwa da wo ich auf meiner Spezialkarte das Qudratzeichen angesetzt habe. Es werden, wie auch hier, Matronenheiligtümer sein und zwar die Göttin der Sunnuker (dea sunnaxal), der Dea Baduenna, der Dea Aribinna und der Aufanisch-ubischen und Vesuvianischen (Vettweißer) Mutter. Siehe das Photo der Baduenna aus der Bade! Bezeichnend sind in diesem Zusammenhang auch von den fünf im Besitz des Verfassers befindlichen, in der Bade gefundenen Münzen (die Münzbilder folgen in einer späteren Abhandlung) die keltische Münze mit dem Götterbild und die römische Münze mit dem Tempelbild, resp. dem Staatsaltar von Lyon, dem Pendant der Ara Ubiorum in Köln (vergl. Meine Abhandlungen über die „Cäsarmünzen vom Badewald“ und „Bauernkultur vor 2000 Jahren an Rur und Neffel“ und „Aduatuca zur Keltenzeit“) Welche heidnischen Götterbilder in der jetzt ausgegrabenen quadratischen Cella (Beweis für das „gallo“) wohl gestanden haben, würden meines Erachtens neue Ausgrabungen feststellen. In diesem Zusammenhang darf ich auch hinweisen auf meine Arbeiten über „Die Kultstätten beim Aduatuca der Eburonen“ und über den „Stein- und Schalenkult in der Bade“ und beim „ältesten Turme des Dürener Landes“ (Wollersheim!)

Zu 2) In meinem Artikel: „Die Kultstätten von Badua“ vor 10 Jahren wies ich darauf hin, daß in und bei der Bade mehrere Kultstätten liegen müßten und zwar Matronenheiligtümer. Der gleichen Ansicht sind die Bonner Archäologen Eick und Lersch vor ca. 60 Jahren schon gewesen (siehe Bonner Jahrbücher). In meiner Karte habe ich drei solcher Kultstätten angesetzt mit dem Quadratzeichen, und zwar am Südrande der Bade, am Hadenberg (gleich Heidenberg) bei Wollersheim und bei Thum. An diesen drei Stellen wurden die Matronen als Lokalgottheiten verehrt. An dieser Stelle sei, wie im Laufe der Jahre schon fünfmal, die Hoffnung und die Bitte ausgesprochen: das Bonner Landesmuseum möge als die zuständige archäologische Hauptstelle, recht bald den Spaten ansetzen und die Kreisverwaltung Düren wiederum wie diesmal durch eine hochherzige Geldspende die Ausgrabungen ermöglichen. Die Bade verdient dies, denn sie ist vor- und frühgeschichtlich, archäologisch, philosophisch, literarisch und folkloristisch (volkskundlich) gesehen eine der wichtigsten Stätten am Südwestrande des Dürener Landes. Den Beweis dafür werde ich in den nächsten Abhandlungen erbringen.

Ist die Cella des Tempels in der Bade „ausgeplündert“ worden?

In mehreren der bisher erschienenen Presseartikeln wird von einer Beraubung und Ausplünderung des leeren Heiligtums gesprochen. Daß der Tempel in der Zeit vom Jahre 51 vor Christus bis spätestens 409 nach Christus mit Feuer und Schwert verwüstet wurde und zwar wahrscheinlich mehrmals, ist etwas Selbstverständliches. Die Beweise hierfür haben wir bei Cäsar bell. gall. (Gallischer Krieg) Buch VIII, Kap. 24 für das Jahr 51 vor Chr., Rachekrieg gegen die Eburonen. Und bei Tacitus, Annalen im ersten Jahrhundert nach Christus, wo dieser von dem Kriegsgeschehen beim vicus Marcodurum (Düren oder Merken) und beim vicus Tolbiacum (Zülpich) spricht. Dann folgten 2 Jahrhunderte lang furchtbare Zerstörungen unserer Heimat in den hin- und herwogenden Kriegswirren zwischen den römischen Kaisern und ihren Gegenkaisern, bald mit den Franken und bald mit den Germanen. Und als 365 Julian zu seinem rheinischen Feldzug ausrückte und das von den Franken zerstörte Köln wieder zu erobern suchte, da stand, wie der antike Schriftsteller berichtet, am ganzen linken Rheinstrom keine Stadt und kein Castell mehr außer Remagen und einem Turm bei Köln.“ Als von 375-383 der erste Einfall der Hunnen in Europa erfolgte, da war auf dem linken Rheinufer für fünf Jahre noch alles ruhig, aber schon 388 kam unter dem Heerführer Sunno, ein furchtbarer Plünderungsfeldzug der Franken auf dem linken Rheinufer. Dann fielen am Ende des vierten Jahrhunderts die Vandalen, Alanen und Sueben ein. In diesem schrecklichen Kriege bekam die römische Kultur in den linksrheinischen Landen den letzten Stoß (St. Hieronymus im Jahre 409). Schoops Ausgrabungen und Forschungen stellten weiter fest, daß dieser fast 2 Jahrhunderte dauernde Kampf gerade das Dürener Land in besonderer Weise verwüstet und verödet hat. Das beweist schon die Tatsache, daß von den zahlreichen zerstörten römischen Siedlungen nur die allerwenigsten wieder erstanden sind. Denn unter den 259 Siedlungen des Kreises Düren, die Schoop damals, also vor etwa 50 Jahren, feststellte, (nach Schoop: Römische Besiedlung des Kreises Düren), befanden sich nur 35, deren Namen auf vorgermanische Zeit zurückgehen. Die meisten Siedlungen sind ein Raub der Flammen geworden. Das haben wir an zusammengeschmolzenen Ziegeln gerade in der Nähe der jetzigen Siedlung schon vor Jahren festgestellt. Prof. Edmund Kurtz, Düren, sagte damals zu den Fundstücken, die ich ihm vor 20 Jahren vorlegte: „Das deutet auf einen furchtbaren Brand und ein hochhistorisches Ereignis.“ In dem (Segment) Abschnitt, in welchem diese Brandreste lagen, verlegen wir den Sitz des Eburonenkönigs Ambiorix (um 53 v. Chr). Dieser muß nach Cäsar (Gallischer Krieg. Buch VIII. Kap 24) auf den Ausläufern der Nord-Osteifel, im Kreise Düren- gelegen haben. Als die furchtbaren Kämpfe der vier Jahrhunderte vor Chr. bis etwa 450 endlich sich ausgetobt hatten, lagerte sich Jahrzehnte lang Grabesstille über diese einst so reiche gallo-römische Kultur. „Ein mächtiger Wald wuchs über diese einst so reichen Gefilde des Dürener Landes“ (vergl. Schoop), Zeugen dieses Waldes sind heute noch die vielen Waldnamen. Um im Blickfelde des Badewaldes zu bleiben: Rath bei Nideggen, Kufferath, Stepprath. Schoop hat damals 17 Flurbezeichnungen als Waldnamen festgestellt. Die Flurnamen aus dem südlichen Teile des Kreises Düren konnte er, wie er schreibt, noch nicht sammeln. Ich bin mit ihm vor 53 Jahren als Primaner des Dürener Gymnasiums mehrmals durch den Badewald gewandert.

Zu 3): Der Fund der Hypokaustumanlage in der Siedlung beim gallo-römischen Tempel in der Bade ist etwas ganz Selbstverständliches. Die ganze Eifel hindurch hat man an vielen Stellen bei allen größeren römischen Siedlungen solche Heizanlagen festgestellt, teilweise noch ganz erhalten, zum Beispiel im benachbarten Eicks, Kreis Euskirchen. Schoop hat damals das Hypokaustum von Eicks in den Dürener Stadtpark gebracht. Er stellte auch bei Kelz, Vettweiß und Golzheim solche Heizanlagen fest. Dort liegen, wie auch hier in der Bade, ausgedehnte gallo-römische Siedlungen (vergl. Karte von Schoop). Dort waren eben „Gutherrliche Dörfer“, keine im Sinne der germanisch-fränkischen Gemeinden. Den Funden nach müssen bei den genannten Dörfern wie auch im Südteil der Bade auf Hausen zu, ferner in Vlatten, Muldenau, Kreuzau, Frauweiler, Lüxheim und Irresheim, Gut Kirschbaum in der Nähe der Bade, Mariaweiler, Gürzenicher Bruch, Großhau, Distelrath, Arnoldsweiler, Müddersheim nach Schoop „Prachtbauten gallo-römischer Großgrundbesitzer mit Säulenhöfen“ gestanden haben. Schoop stellte damals schon 15 Siedlungen fest, die noch heute mit Wald bedeckt sind. „Also war auch die für den Ackerbau in Angriff genommene Bodenfläche größer als heute“ (Schoop). Er behauptet auf Grund seiner Forschungen sogar, „daß die Bevölkerungsdichte des Kreises Düren in der römischen Kaiserzeit größer gewesen ist als heute.“ Schoop schreibt in seiner Broschüre „Die römische Besiedlung des Kreises Düren“, „Im Badewalde haben wir auch noch an zwei anderen Stellen Spuren von Siedlungen gefunden. Zweifellos war er zur Römerzeit gelichtet und es bestand hier eine ausgedehnte Niederlassung, deren Name vielleicht in der Bezeichnung ‚Badewald‘ enthalten ist.“ Meine These dazu lautet: Der Name dieser Siedlung ist tatsächlich erhalten. Aber nicht in die Verbindung mit Wald, sondern 1) als das in Badua des Cäsarius von Heisterbach, 2) als die untergegangene „Stadt Badua“ in der Volkssage und noch Jahrhunderte höher hinauf 3) als das „apud Vadam“ des Tacitus in den Schlußkapiteln seiner „Historia“ und 4) als das „ad Vatucam“ Cäsars im Jahre 54 vor Chr. (vergl. meine Abhandlungen im Eifelverein Monatsschrift).

Was ist eigentlich vor- und frühgeschichtlich gesehen die Bade?

Hier beginnt wie bei den vorhin angeführten Pressemitteilungen schon wieder das panta rei des griechischen Philosophen, das heißt „alles ist in Fluß“. Die Forscher sagen: 1) die Bade ist der „Ort an der Furt“ (Dr. Kaspers), am Wasser (vergleiche fons Badavis in Aachen, die Mineralquelle vor dem Ponttor). 2) Sie ist „der Kampfwald“ (Hindenburg) - Bade soviel wie Kampf. 3) Sie ist „ein umfriedigter römischer Gutshof“ (Dr. Kersten, Landesmuseum Bonn). 4) Sie ist der „Wildpark eines fränkischen Großen“ (Prof. Oelmann, Bonn) 5) Sie ist das Mittelalterliche „in der Bagden“ gleich Wildlager (Dr. Will, Bonn, Rheinisches Flurnamenarchiv) 6) Sie ist ein Vivarium oder claustrum (Prof. Oelmann, Bonn) 7) Sie ist eine „Streusiedlung“ (Oberstudiendirektor H. van der Brock) vergleiche das „Grubensystem“ in der Bade, siehe Karte und meine Abhandlung 1950 „Der älteste Flurname der Nordeifel (103 vor Chr.) und „Das Geheimnis des Badewaldes.“

Meine These lautet: Die Bade, das „in Badua“ des Cäsarius von Heisterbach (zwischen 1180 und 1240), ist mit den ihr vorgelagerten vier Befestigungen oder Warten Niteka (Streiteck) gegen Norden. Muschling (keine Sumpfstelle) mit Wattling gegen Osten, Hondjesley (vorgeschichtliche Befestigung; Bonner Jahrbücher) gegen Westen, Kastell auf dem Rädelsberg (Wasserberg) gegen Süden, die alte „Odvacka“ das heißt die „Gutswache“ der Kimbern und Teutonen auf ihrem Zuge durch die Eifel im Jahre 103/102 vor Christus. Cäsar hat in seinem „Gallischen Krieg, Buch II, Kapitel 29, diese alte „Fliehburg“ im Eburonenlande benutzt; den Train aller Legionen legte er ad Vatucam. d. h. zur „Gutswache“. Er hat das germanische Wort latinisiert in „Aduatuca.“ Im Codex V Parisiensis der Handschriften Cäsars im Louvre zu Paris steht „ad Vatucam“. Ich bleibe bei dieser Urkunde!

Was sagt der archäologische Bodenbefund in der Bade?

Westlich von der römischen Siedlung am Südosthang des Rädelsberges (trig. Punkt 365,5) liegen Wälle und Gräben vor den Steilhängen zur Rur (vergl. Cäsar bell. gall. Buch VI, 37). In einem Wall lag die Cäsarmünze /wurde bekanntlich 18 vor Christus erstmals geprägt - vergleiche meine Abhandlung: „Die Cäsarmünze vom Badewald“) Großes Kimbrisches Grubensystem; siehe Karte. Über diese Gruben besitze ich das handschriftliche Gutachten von Obervermessungsrat Paetz, Düren, der die Zusammenlegung in der Bade leitete.

Gutachten von Obervermessungsrat Paetz über die Gruben von der Bade

Bei der „Umlegung“ in der Bade habe ich alle in diesem Gebiet befindlichen vielen Gruben zugleich mit der Feststellung von Werteinschätzungsklasse aufgemessen und in Karten im Maßstab 1:25000 und 1:10000 eingetragen. Dies war zum Entwurf des neuen Wegenetzes und der neuen Planzuteilungen notwendig und auch, um die zur Rodung geeigneten Flächen festzustellen.

Diese Gruben hatten verschiedene Größen und Tiefen und waren meistens trocken. Nur einige enthielten Wasser, das auch im Sommer blieb, in der Nähe der Vlattener Grenze und der Eisenstraße befand sich eine Quelle.

Meiner Ansicht noch sind die Gruben keine Eisenstein-, Mergel- oder Flachsgruben. In und um den Gruben habe ich kein Eisenstein festgestellt, nur auf und in der Nähe der Eisenstraße (auch außerhalb des Waldes nach Vlatten hin) fanden sich einzelne Eisensteine, die wohl beim Transport über der Eisenstraße verloren wurden. Die Gruben liegen meistens in tiefgründigem gutem, zum Ackerland geeigneten Boden. Der Boden ist m. E. nicht kalkhaltig genug, um Mergel und Kalkboden zur Düngung zu entnehmen. Ob Flachs dort angebaut und verarbeitet worden ist, weiß ich nicht. Das Gebiet ist wohl einst als Acker- und Weideland benutzt worden, aber durch das Fehlen von Wegen und wegen der kleinen und kleinsten Parzellen im Gemenge hat die Ackernutzung aufgehört und ist Wald entstanden - ein Mischwald, ohne jede forstwirtschaftliche Grundlage. Namentlich in der Nähe der Eisenstraße haben sich viele Spuren von Ziegeln und Bausteinen bei der Rodung und den Sprengungen der Baumstümpfe gefunden. Die Eisenstraße, von Berg nach Vlatten führend, war schlecht, schmal und ohne Befestigung und änderte fortwährend ihre Lage. Sie ist in der Umlegung jetzt neu hergestellt; andere Wege waren in der alten Katasterkarte nicht eingetragen.

Von dem Gebiet ist nach der Umlegung ein großer Teil gerodet und wird landwirtschaftlich benutzt. Die hier liegenden Gruben werden wohl fast alle eingeebnet sein.“ gez. Paetz, Obervermessungsrat, Vettweiß (Kloster).

Anmerkung des Verfassers: Dieses Gutachten soll beweisen, daß die Gruben nicht zu gewerblichen Zwecken benutzt wurden.

„Kultstätten von Badua“ (vergl. meine Abhandlung darüber), Schalensteine mit dem nordischen Zeichen der Landnahme vor 2100 Jahren (Cäsar, bell. gall. 2,29), Matronensteine, Flurnamen, keltische Münze (Abbildung bei einer späteren Abhandlung).

2) Glänzende Wasserversorgung für das römische Standlager (castra hiberna), das zweimal bezogen wurde und er Zentralpunkt der Operationen Cäsars gegen den Eburonenkönig Ambiorix war (Cäsar bell. gall. 6,32). Er lag am Abhange des Rädelsberges (Rödelsberg ist falsch), d. h. des Wasserberges (vom keltischen ra - rat), neben dem Eichelberg - Aischelberg - „Berg des fließenden Wassers.“ Vier Bäche fließen hier nach Westen zur Rur. Nach Osten sind die Quellen der Neffel, der Navalia des Tacitus, der „Herunterfliessende“ (Tacitus, Historia, Schlußkapitel).

3) Hervorragende strategische Lage (Cäs. bell. gall. VI, 32). Diese ist der einzige Punkt in der Nord-Osteifel, der einen Rundblick gewährt über die ganze Kölner Bucht, das Dürener, Zülpicher und Euskirchener Land und nach Westen bis zum Hohen Venn, Lage beim Beginn der Neffelbachlinie, der ältesten Siedlungs- und Verkehrslinie des Dürener und Zülpicher Landes. Im Winkel zwischen der großen römischen Militärstraße Reims-Köln und der römischen Nebenstraße Cröv-Venlo.

4) Alle vor- und frühgeschichtliche Wege führen nach der Bade. Der Rurtal-Rundweg, die Konzener Straße, die Römer- oder Trierer- oder Eisenstraße, die, wie oben gesagt bei der Bade abzweigt von der großen Militärstraße und zwar im rechten Winkel.

5) Literarischer Befund, Cäsarius von Heisterbach berichtet von der Schlacht „in Badua“ die 1243 zwischen Konrad von Hochstaden und Wilhelm IV von Jülich stattgefunden habe. Dieser „in Badua“ kann weder Badorf noch ein anderer Ort bei Brühl oder Lechenich sein. Und nun der große Chronist Dürens: Jacobus Polius in seinen Vindiciae antiquitatem Marcoduri, den alten Denkwürdigkeiten Dürens, auf Seite 259 der Handschrift, Polius schreibt hier mit Bezug auf die Belagerung Dürens durch Karl V. im Jahre 1543, es hätte auf Seiten der Belagerten nicht an solchen gefehlt, die Kenntnis hatten von der alten Geschichte und der Umgebung. „Diese sprachen davon, daß einst nicht weit von Düren - haud longe a Dura - die Kohorten Julius Cäsars unter Titurius Sabinus und Lucius Cotta zusammen gehauen wurden.“ Eine zweite Stelle über die Eburonenschlacht bei Aduatuca findet sich in den Vindiciae auf Seite 245 „Zur Zeit des Julius Cäsar wurde dessen Herr unter T. Sabinus und L. Cotta Marcoduri, d. h. in Düren, vernichtet. Am Rande der Handschrift steht als Quelle gegeben: Paulus Jovius, der große Humanist und Freund Karls V., der bei der Belagerung Dürens anwesend war. Jovius schreibt „oppresso a Dura“, d. h. „nahe bei Düren“ habe die Schlacht stattgefunden. Von Dürener Historikern haben Hinweise auf Aduatuca Rumpel und Fischbach („Materialien“) und vor allem mein Dürener Geschichtslehrer Prof. Aug. Schoop, der langjährige Stadtarchivar von Düren, in seiner Schrift „Römische Besiedlung des Kreises Düren.“


Matronen-Kultstätten

Die Folklore (Volkskunde) und Badua

Lehrer H. Hoffmann, Düren, und Prof. v. Kapitaine aus Pier weisen in ihren Werken „Volkskunde des Dürener und Jülicher Landes“ und in „Sagen aus dem Rurtal“ hin auf die „untergegangene Stadt Badua“, den „fremden Feldherrn am Neffelstrom“, das „Mittagsgespenst“ von der Bade und Dr. Meyer, Merzenich, betonte 1935 mit Recht, daß viele von den Sagen über Burg Nideggen und die Jülicher Grafen in Verbindung gebracht werden müßten mit vor- und frühgeschichtlichen Ereignissen (vergl. Andras Pohl „Wo lag Cäsars Winterlager im Eburonenlande? 1937).

Wir haben gesehen, daß die Bade vor- und frühgeschichtlich, strategisch, folkloristisch und sogar literarisch geschaut, zu den wichtigsten geschichtlichen Stätten des Dürener Landes gehört. Immer noch weben, trotz aller Ausgrabungen, Sage und Geschichte ihre dunklen Schleier um den Badewald. Wo ist Cäsars Lager in unserer Eburonenheimat? Unwillkürlich wird man erinnert an die Szene aus Shakespeares „Julius Cäsar“, wo Cäsars Reiteroberst, Markus Antonius, an der Leiche Cäsars, dessen Testament in der Hand, die Trauerrede hält und das Volk immer stürmischer ruft: „Das Testament, das Testament.“ So klingt aus der Aduatucaforschung immer wieder der Ruf „Das Lager, das Lager Cäsars, wo lag es im Dürener Land?“ Möge das Bonner Landesmuseum recht bald wieder den Spaten ansetzen, möge die Dürener Kreisverwaltung wieder großherzig finanzielle Unterstützung gewähren. Und möge das Andenken an Ambiorix, den nationalen Freiheitshelden unserer Vorzeit, der mit Ariovist den „Kampf um den Rhein“ aufnahm und Cäsar im Talkessel an der Rur bei Abenden die größte Niederlage auf germanischem Boden bereitete wieder neu aufleben im Dürener Lande. Er ist eine Gestalt, die den „starken Helmes von Nideggen“ an Bedeutung weit überragt.

(Fortsetzung des Artikels in gleicher Ausgabe)

Die Ausführungen waren geschrieben, als die Presse zwei weitere Artikel zum Ergebnis der Ausgrabungen brachte. Der erste Artikel berichtete, daß die Archäologen in wissenschaftliches Neuland vorgestoßen seien. Dem Heimatforscher, der Land und Leute seit seiner Jugend kennt, ist dieses „Neuland“ längst bekannt. Er hat die Antwort auf die „wichtigen historischen Fragen“ schon vor zwei Jahrzehnten in seinen Abhandlungen gegeben, ebenso Prof. Schoop und Hoffmann in ihren Karten und Sagen. Die Steinurkunden und Münzen aus dem Besitze des Verfassers sprechen für sich. Hier ertönt nicht nur der „Ruf des Jahrhunderts“, wie das neue Geschichtsbuch für Rheinland-Westfalen es verlangt, sondern hier ist schon heute der Beweis für die beinahe 2500jährige Existenz des keltischen „Aduatuca.“ Sie zeigen den Weg, auf dem berufenen Archäologen weiter in die vorchristlichen Jahrhunderte hinein gehen müssen. Was die „wirtschaftliche Hochblüte in der Eifel“ betrifft, so ist dies für etwa 2000 Jahre schon nachgewiesen, auch für Bergbau und Industrie“. Man lese nur nach, was über „Blei-, Eisen-, Kohle-, Kupfer- und Zinngewinnung in unserer Eifel in der „Eifelmonatsschrift“ in den letzten 2 Jahren von Fachleuten geschrieben steht. Das Kupferbergwerk von Vlatten und die Zinkgewinnung bei Zerkall sind in oder bei der Bade gewesen. Zuständig für diese wirtschaftlichen Fragen ist hier in erster Linie der bekannte Dürener Geologe Dr. Vogt. Er hat die „Metallprovinz der Eifel“ entdeckt und maßgeblich darüber berichtet (vergl. meinen Artikel: Waren die Kimbern und Teutonen in der Eifel? Mai 1952) „Daß keltische, also „gallische Kultstätten“ ich sage absichtlich nicht „Tempel“ in unmittelbarer Nähe von Wohnsiedlungen und Gutshöfen gelegen haben, ist längst bekannt. Man wird im und beim Badewald, wie oben berichtet (siehe das Quadratzeichen in der Karte) noch 3 solcher Kultstätten finden. (Vergl. „Die Kultstätten von Badua“ von A. Pohl). Ob der freigelegte heidnische Tempel zu einem „Tempel-Bezirk“ gehört, muß noch wissenschaftlich geklärt werden. Es ist zu wünschen, daß die Archäologen bald in das Tal der Navalia (Neffel) zu den Neffelquellen herabsteigen, an den Fundstätten der Altäre der Matronen von Gödersheim vorbei und dann weiter auf der ältesten Siedlungs- und Kulturlinie des Dürener Landes in das Forschungsgebiet des verdienen Dürener Heimatforschers Lehrer Cloot, des allzu früh Verstorbenen. –

Der zweite Artikel hat die Ueberschrift: „Aduatuca taucht aus dem geheimnisvollen Dunkel der Geschichte.“ Der Verfasser scheint meine mehrfachen Abhandlungen über „Aduatuca und das cäsarische Lager bei Aduatuca“ gelesen zu haben, die großen historischen Zusammenhänge und die Literatur und die zwei Aduatucafragen aber nicht zu kennen. Sonst würde er nicht gerade Atsch bei Stolberg, das vor Jahren als das Atuatuca im Lande der Eburonen bezeichnet wurde, herangezogen haben. Atsch am Atschbach (Atsch - aisch, asc, keltisch: das Wasser, kann weder sprachlich noch archäologisch das castell Aduatuca sein. Er spricht von einem „römischen Castell Aduatuca, Aduatuca war niemals „ein römisches Castell“, sondern eine „Fliehburg“, vor die Cäsars Divisionsgenerale Cotta oder Sabinius ihr Winterlager legten.





Quelle: Dürener Lokalanzeiger Nr. 164 v. 17./18.7.1954
Sammlung Michael Peter Greven, Nideggen, Sammlung wingarden.de, H. Klein, Ergänzung Sammlung Marliese Wintz
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