Aduatuca taucht aus dem geheimnisvollen Dunkel der Geschichte
Von Jörg Kleinen, Hergarten über Düren





Die kürzlich im Badewald bei Berg vor Nideggen unweit der Schleidener Kreisgrenze gemachten Ausgrabungen von Anlagen römischer Herkunft scheinen im Zusammenhang mit anderen Merkmalen das Geheimnis eines römischen Kastells gelüftet zu haben, das Caesar in seinem VI. Buch über den Gallischen Krieg mit Aduatuca bezeichnet. Niemand hat bisher eindeutig sagen können, wo diese in das Dunkel einer 2000jährigen Geschichte gehüllte Festung gelegen hat. Einige Forscher vermuteten sie in der Nähe von Lüttich, andere glaubten auf Grund sprachgeschichtlicher Überlegungen zu dem Schluß kommen zu müssen, daß Atsch bei Stolberg der gesuchte Ort sei. Aber es waren und blieben unbestätigte Vermutungen.

Wenn Caesar jedoch schreibt, daß die Feste mitten im Gebiet der Eburonen liege, die zwischen Maas und Rhein wohnten, und wenn er vorher beschreibt, daß er seine Truppen durch das ausgedehnte Waldgebiet der Ardennen, zu denen auch das Hohe Venn und die Eifel zählen, dorthin geführt habe, so trifft dies Beschreibung genau auf die geographische Lage des Badewaldes zu. Auch die nähere Ortsbeschreibung entspricht dem heutigen Bild. Während westlich des heutigen Forsthauses Bade die bewaldeten Berge des Rurtales steil abfallen, beginnt auf der anderen Seite das alte Kulturland der Zülpicher Börde. An der Seite des Forsthauses, an der der alte Weg von Hergarten nach Nideggen entlang führt, findet der Wanderer ein Wappenzeichen, das aus den beiden Worten AD VATUCAM und einem rautenförmigen Wappen mit neun gleich großen, quadratischen Feldern besteht. Die auffällige Übereinstimmung der Ortsbezeichnung bei Cäsar und in diesem Wappen, die Tatsache der römischen Funde und der zutreffenden Beschreibung von Lage und Umgebung des Ortes dürften dafür sprechen, daß hier die historische Stätte liegt, an der vor mehr als 2000 Jahren, im Jahre 51 vor Christi, das von Caesar mit einer Besatzung von einer Legion, also etwa 6000 Mann römischer Soldaten, und 200 Reitern unter Befehl des Tullius Cicero zurückgelassene befestigte Lager namens Audatuca vom heutigen Rödelsberg oder vom Heldenberg her überraschend von germanischen Reitern angegriffen wurde.

Es ist ein seltsames Gefühl, nach zwei Jahrtausenden an einer Stätte zu verweilen, an der vielleicht die letzte, entscheidende Schlacht um das Eburonenland geschlagen wurde.

Caesar berichtet uns, die Germanen seien plötzlich von einem der Waldberge her angestürmt und erst kurz vor den Toren des Lagers gesehen worden. Die römische Besatzung war zunächst zu überrascht, um wirksamen Widerstand leisten zu können. Erst als P. Sextius Baculus, ein Offizier unter Cicero, sich an der Spitze seiner Kohorte in den Kampf warf, versteifte sich die Front. Die Festung befand sich jedoch in höchster Bedrängnis, als, durch den Lärm des Kampfes angelockt, die fünf zur Beschaffung von Getreide ausgesandten Kohorten zurückkehrten und sofort in die Schlacht eingriffen. Die Germanen glaubten, es mit den zurückkehrenden Vorhuten von Caesars Legionen zu tun zu haben und zogen sich mit ihrer Beute in die Wälder zurück. Aduatuca war in letzter Minute gerettet worden, und kurze Zeit später hatte Caesar das ganze Land unterworfen.

Immer wieder stellt sich so heraus, daß die Eifel einmal geschichtsträchtiges Land gewesen ist. Der Verfasser war jahrelang damit beschäftigt, auf Wanderungen und Streifzügen in den Nordeifeler Wäldern jenes Aduatuca auf Grund der geschilderten lokalen Gegebenheiten zu finden. Die Tatsache der Ausgrabungen bei Berg scheinen seiner Vermutung recht zu geben, daß Aduatuca einmal dort gelegen hat, wo der Badewald in das fruchtbare Ackerland des Düren-Zülpicher Landes hinüberführt.





Quelle: Beilage der Kölnischen Rundschau, Zwischen Eifel und Ville Nr. 6, Juni 1954,
Sammlung Michael Peter Greven, Nideggen, Sammlung wingarden.de, H. Klein
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