Mariaweiler, alte keltische Siedlung
Eine der ältesten Ortschaften im Kreise Düren
Von Pfarrer Andreas Pohl, Blens





Drei Jubiläen feiert die Gemeinde Mariaweiler im September 1952: Am 7. September, das 75jährige Bestehen seiner Pfarrkirche, deren Inneres nach Beseitigung der schweren Kriegsschäden wieder erneuert wurde und mit der Weihe der neuen Orgel am 7. September in alter Schönheit wieder erstand. Am 21. September feiert Mariaweiler mit Pontifikalamt des Bischofs sein 600jähriges Bestehen als Pfarrer und zugleich das 970jährige Bestehen als fränkische Siedlung. Darüber hinaus ist es durch die alten Ausgrabungen vom Jahre 1879 als römische Siedlung vor 1600 jahren und durch die neuen Bodenfunde vor 2000 Jahren bewiesen.

Die keltische Siedlung lag nördlich des heutigen Dorfes Mariaweiler bei den vor- und frühgeschichtlichen Straßen, dreißig Minuten vom Marcodurum des Tacitus; das ist Merken und nicht Düren! Dieses keltische Mariaweiler befand sich auf dem Höhenrücken, der sich nicht weit von dem linken Ufer eines alten Rurarmes zwischen Mariaweiler und Hoven erhebt. Der Primaner C. Victor Decker-Mariaweiler entdeckte zuerst auf dem weiten Trümmerfeld fränkische Gräber, weiter Hofanlagen, steinzeitliches Werkzeug, Pfeilerfundamente, und unter Leitung des staatlichen Bodenpflegers Lehrer J. Gerhards-Düren Reste von Matronendenkmälern, so daß man hier ein Heiligtum des keltisch-germanischen Matronenkultes vermuten kann. Die keltische Münze, die gefunden wurde, zeigt einen Sonnenwirbel mit kleinen Kreisen. Diese Münzen werden nach dem Gutachten der Bonner Dozentin Dr. Hagen den Aduatukern zugeschrieben, deren Castell Aduatuca zwei Stunden entfernt bei Nideggen lag.

Die römische Siedlung

von Mariaweiler ist bewiesen durch die Ausgrabungen im Jahre 1873, gelegentlich des Neubaues der jetzigen Pfarrkirche. Man legte eine römische Badeanlage mit Schwitz-, Warm- und Kaltbad frei und Hypokaustum, d. h. Luftheizung von unten, frei. In einer halbrunden Nische wurde auf einer Ziegelplatte aus Ton eine Inschrift gefunden, die wahrscheinlich die älteste im Dürener Land ist und durch ein Jahres- oder sogar Monatsdatum bestimmt werden kann. Vorausgesetzt, daß die Erklärungen der Fachgelehrten stimmen. Nach Prof. Zangenmeister-Heidelberg zeigt die oberste Zeile das Datum des 17. Mai. Nach einer Untersuchung vom Jahre 1880 nahm er an, daß die Inschrift auf das XI. Jahr des Kaisers Augustus, also 19 v. Chr., hindeute. Man könne aber auch vermuten, daß ein Hinweis auf die XI. Legion vorliege. Das würde wohl die 70er Jahre n. Chr. ergeben, weil die XI. Legion hierhin zur Unterstützung geschickt wurde, als beim Vicus marcodurum, also bei uns, der Bataverhäuptling Civilis die Cohorten der Ubier vernichtet hatte (69 n. Chr.). Die gefundenen römischen Münzen reichen bis ins 4. Jahrhundert n. Chr., darunter solche mit dem XP, dem Monogramm Christi.

Was besagen da die ältesten schriftlichen Urkunden aus den Jahren 934 und 973: „Miluchwilere?“ Es liegt an der Straße, die von Wissersheim her bei „Miluchwilere“ durch die Rur führt. Die Gelehrten sind sich wieder einmal sehr uneinig, der Name kann bedeuten: 1. Siedlung des Milo, eines keltischen oder fränkischen Großen; 2. Maarweiler, Ort bei den Maaren (Prof. Lennarz). Großes und kleines Maar und Schafmaar (bei Creutzmühle); 3. Prof. Mürckens: Molcuwilere im 9. Jahrh.: Mol = Mulachwilere, d. i. Gutshof am Mühlenbach (= Lendersdorfer Mühlenteich), vergl. Creutzmühle, gelbe Mühle, Kupfermühle, alle in Mariaweiler; 4. Oberstudiendirektor Dr. Kaspers (“Die Ortsnamen der Dürener Gegend“): Miluchwilere (973), Milwilre (1181) vom Althochdeutschen Miluh ist im Mittelhochdeutschen und Neuhochdeutschen „Miloh“, also Siedlung bei fetter, für Milcherzeugung guter „Wiesenau“, 5. Dr. Jos. Weisweiler (Dürener Heimatblätter 1928) Milwilre; mir = Mer und Mar = Binnenwasser und Miluch = Mirluch = Wasserloch, kleines Gewässer, also „Ort am Wasserloch“.

Die Mutterkirche

Mariaweiler wird schon als Pfarre „Mirwilre“ im Liber valoris aus dem Anfang des 14. Jahrhunderts erwähnt. Ursprünglich stand die Kollation dem Kölner Ursulastift zu. 1500 wurde die Pfarre dem Kloster Schwarzenbroich inkorporiert. Vom Kloster Schwarzenbroich befindet sich hier ein Urkundenkopiar. Die sonstige Ueberlieferung dieses Klosters ist sehr dürftig. 1550 wird Mariaweiler als „Moderkirch“ bezeichnet. In der Zehntenheberolle des Dekanates Jülich von 1506 heißt die Pfarre „Myrwylre“.





Quelle: Dürener Nachrichten vom 20. September 1952
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