Im Badewald
Die Spatenforschung soll weitergehen

Bedeutende siedlungsgeschichtliche Erkenntnisse - Neues Arbeitsprogramm vorgesehen





Düren, den 25. Februar (Eigener Bericht)

Die archäologischen Ausgrabungen im Badewald bei Berg vor Nideggen, die in den Jahren von 1954 bis 1956 zur Aufdeckung eines großen römischen Siedlungsbezirks im Badewald südwestlich von Berg vor Nideggen führten, werden aller Voraussicht noch in diesem und dem nächsten Jahr fortgeführt werden.

Dies geht aus einem abschließenden Bericht hervor, den der archäologische Leiter vom Rheinischen Landesmuseum Bonn, Harald von Petrikovits, über die Spatenforschung und die archäologischen Landesaufnahme in diesem Gebiet vorgelegt hat.

Vorher sollen jedoch noch die Fragen der Finanzierung geklärt und verschiedene Einzelergebnisse der bereits durchgeführten Forschungen abgewartet werden. So wertet Dr. H. Cüppers vom Landesmuseum die bei den Grabungen gefundene Keramik noch aus. Außerdem stehen noch metallurgische und hüttentechnische Untersuchungen aus, die vom Max-Planck-Institut für Silikatforschung in Würzburg und vom Institut für Eisenhüttenkunde und Gießereiwesen an der Bergakademie Clausthal-Zellerfeld durchgeführt werden. Über das bisherige Ergebnis der gesamten Forschungen wurde bereits in der archäologischen Zeitschrift der Deutschen Forschungsgemeinschaft „Germania“ unter dem Titel „Neue Forschungen zur römerzeitlichen Besiedlung der Nordeifel“ ausführlich berichtet.

Zur Klärung siedlungsgeschichtlicher Fragen der Römerzeit, für die die im Badewald angeschnittenen Gutsanlagen und römerzeitlichen Erzgruben entscheidende Bedeutung haben, müssen in dem 16 Quadratkilometer großen Untersuchungsfeld weitere Forschungen durchgeführt werden, die vor allem Aufschluß über den Wirtschaftsbetrieb und die kombinierte Land- und Bergwirtschaft in dieser römischen Kolonie geben. Das Arbeitsprogramm sieht nach Mitteilung von Dr. von Petrikovits die endgültige Freilegung des römischen Gutshofes „Am Hostert“ vor, die damals unterbleiben mußte, weil die Fundstelle zum allergrößten Teil landwirtschaftlich genutzt ist. In diesem Zusammenhang soll auch geklärt werden, wie viele Tagebaugruben zum „Hostert“ gehörten.

Wieviel Ackerbau - wieviel Bergbau

Im Märzental zwischen Wollersheim und Berg vor Nideggen, wo die Spatenforscher damals zwei Schmelzöfen anschnitten, deren Verhüttungsrückstände zu Zeit noch einer chemischen Analyse unterzogen werden, sollen weitere Grabungsschnitte gemacht werden. Die Archäologen vermuten, daß dort noch weitere Verhüttungsöfen zu finden sind. Dem gleichen Zweck wird auch die weitere Freilegung eines Gutshofes in unmittelbarer Nähe dieser Schmelzöfen dienen. Die noch offene Frage, in welchem Verhältnis Ackerbau und Bergbau im Wirtschaftsbetrieb der Gutshöfe standen, soll durch eine Untersuchung der sogenannten Ackerterrassen geklärt werden, die im Grabungsgebiet am Nordabhang des Rödelsberges entdeckt wurden. In Zusammenarbeit mit einem Fachbodenkundler soll ermittelt werden, ob diese im Gebiet um Nideggen seit langem bekannten Ackerterrassen römischen Ursprungs, oder früher oder später entstanden sind.

Rätselhafte Verteidigungsanlagen

Der Rödelsberg, der nach Westen hin zum Rurtal abfällt, spielt in der gesamten archäologischen Forschung dieses Gebietes eine besondere Rolle und hat schon bei den Heimathistorikern seit vielen Jahrzehnten zu zahlreichen vorgeschichtlichen und römerzeitlichen Hypothesen geführt. So hofft man endlich die Frage zu klären, ob der auf dem Rödelsberg bekannte Ringwall eine Verteidigungsanlage war (vor- oder nachrömisch), oder ob es sich um einen römischen Viehpferch handelt. Bekanntlich hat diese Ringanlage unter anderem zu der Vermutung Anlaß gegeben, daß es sich hier um die in der Römerforschung seit langem gesuchte Verteidigungsanlage der Aduatiker handelt. Auch oberhalb des Roestales, westlich eines bereits bekannten römischen Gutshofes, soll ein Abschnittswall untersucht werden, der als spätrömische Befestigungsanlage gilt.

14 römische Gutshöfe

Schließlich wollen die Bonner Archäologen eine weitere der zahlreichen Tagebaugruben im Badewald untersuchen, um unter Mitarbeit bergbaukundlicher Fachleute und Geologen endgültig Aufschluß über Art und Umgang des römerzeitlichen Bergbaues im Gebiet der Bade zu finden. Die archäologische Landesaufnahme, die neben den damaligen Grabungen durchgeführt wurde, hat inzwischen ein gutes Bild von der Besiedlung des 16 Quadratkilometer großen Untersuchungsfeldes und vom Bergbau und Verhüttungsbetrieb in der römischen Zeit gegeben. Im gesamten Bereich liegen mindestens 14 römische Gutshöfe, die eine durchschnittliche Größe von 90 Hektar hatten. Das Land wurde zum großen Teil durch die Anlage von Ackerterrassen gewonnen. Daneben konnten bisher 81 römische Tagebaue festgestellt werden, wobei angenommen werden kann, daß in dem schlecht zugänglichen Waldgebiet noch weitere Gruben verborgen liegen.

Dies Gruben haben Durchmesser von 15 bis 120 Metern, und Tiefen von 80 Zentimeter bis 5 Meter. Bei vielen dieser Gruben sind die Einfahrtsstellen und die Erdhalden des Abraums noch gut erkennbar. Die spätrömische Datierung gilt durch zahlreiche Funde als gesichert.





Quelle: Dürener Zeitung Nr. 48 vom 26. Februar 1958
Sammlung wingarden.de
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