Zehn Minuten Heimatkunde
Die Schlacht König Chlodwigs

Auf der Hochfläche zwischen Nideggen und Thum? - Es „mirakelt“ im Süden unseres Kreises





Düren. - Schon seit Jahrzehnten bemühen sich die Heimathistoriker um die Lösung des Rätsels, wo die berühmte Schlacht des Fahnenkönigs Chlodwig gegen die Alemannen im Jahre 496 stattgefunden hat. Alte Urkunden geben darüber nur sehr ungenaue Auskunft und Ueberlieferungen, die über eineinhalb Jahrtausend geblieben sind, sprechen als dem Ort der Schlacht von Zülpich.

Neue Version

In der vom Zülpicher Museumsleiter P. H. Pesch kürzlich herausgegebenen heimathistorischen Schrift „Chlodwig-Spuren“ (wir berichteten in unserer Zeitung unter der Ueberschrift „Auf den Spuren Chlodwigs“ bereits darüber) zitiert Paul Hubert Pesch eine neue Version des Schlachtfeldes. Er bezieht sich dabei auf Feststellungen von Dr. med. Albert Jackels, dessen Forschungen Pesch zum erstenmal in seiner Schrift veröffentlicht. Es heißt dort: „Als Aufmarschgelände zur Schlacht von 496 hat Dr. med. A. Jackels die Hochfläche zwischen Nideggen-Thum-Ginnick-Muldenau-Berg vor Nideggen erkannt. Hinweise geben ihm die von Nideggen nordöstlich in der Flur festgestellten Spuren alter Bauten (römisch und jünger) und einer alten Heerstraße, deren mit Konglomeratssteinen bestückter Unterbau erkennbar ist.

Signalkuppen

Dieser Truppensammelplatz liegt in einem Kranz früher Siedlungen, die für den Nachschub der Truppenverpflegung bestens geeignet waren. Von dort oben ist die Landschaft zwischen den Rurbergen über das Eifelvorland bis zum Tolbiacum-Hügel, wie auch zum östlichen, rheinwärts gerichteten Zug der Ville hervorragend zu überschauen. Hier boten sich die zur Beobachtung des Neffeltaleinschnittes zwischen Embken-Burg und Mühle Gödesheim geeigneten Feuersignalkuppen als Verteidigungs- und Wachstationen des Rückzugtrichters aus dem tiefen Vorland nur zehn Kilometer entfernten 341 Meter Kammhöhe des Clemens-Willibrord- Stockes, nämlich die Höhe 148 nördlich Wollersheim, über dessen westlichem Dorfende auf Höhe 274 der Frankenfriedhof gefunden wurde, ihr gegenüber die 226 Meter hohe Eckstation über Ginnick.

Alte Flurnamen

P. H. Pesch weist in seiner Schrift besonders auf den Zusammenhang der Flurnamenforschung mit diesem historischen Ereignis hin und stellte fest, daß in der erwähnten Hochfläche nordöstlich von Nideggen bis nach Froitzheim in eine Häufung von Flurnamen, die mit „Klotz“ verbunden sind, vorkommt. So heißt das ein Quadratkilometer große Plateau auf welches Dr. med. A. Jackels ausdrücklich hinweist, Klotzacker, die altes Straße Klotzweg, die Linie auf der Höhe Klotzlinde und die Kuppe zwischen Ginnick und Froitzheim Klotzberg. In der Nähe des heutigen Ginnicker Wasserturms, an de Straße nach Froitzheim, wurde beim Klotzberg ein fränkisches Doppelgrab aufgedeckt. Vielfach werden die mit „Klotz“ verbundenen Flurnamen heute landschaftlich recht unterschiedlich gedeutet. Aber in alten Sagen und Ueberlieferungen werden die immer wieder mit Chlodwig in Beziehung gesetzt.

Bestätigung durch Bodenfunde

Im übrigen leben im gesamten Gebiet um Nideggen eine Reihe von Chlodwigsagen, die sich nun fast 1500 Jahre von Generation zu Generation überliefert haben. Die Erfahrungen haben aber schon seit langem gezeigt, daß dort, wo ein Sagengut lebendig ist, in sehr vielen Fällen durch Bodenfunde historische Bestätigung innerhalb des von den Sagen angesprochenen Themenkreises erbracht wurde. P. H. Pesch drückt seine Zuversicht, daß dies auch im Zülpicher Raum im Zusammenhang mit der Chlodwigschlacht einmal zutreffen wird, mit der schlichten aber trefflichen Feststellung aus: „Ortssagen sind da, wo es, wie das hiesige Landvolk sagt, mirakelt“. Daß es aber im Raum um Nideggen „mirakelt“, auch in Beziehung auf die Schlacht Chlodwigs im Jahre 496, bedarf keiner Frage, denn Zülpich als der Schlachtenort der entscheidenden Auseinandersetzung zwischen den Franken und den Alemannen, ist längst in das Geschichtsbewußtsein eingegangen, auch wenn bis heute der exakte Beweis für diese Lokalisierung fehlt.





Quelle: Dürener Zeitung vom 8. Oktober 1957
Sammlung wingarden.de
© Copyright Stadtarchiv Düren
©
Copyright