Grabungen im Badewald wieder aufgenommen
Rätsel um den römischen „Gewerbebetrieb“ noch nicht gelöst





Berg vor Nideggen. - Wie bereits Ende des vergangenen Jahres vorgesehen, hat der römische Archäologe des Bonner Landesmuseums, Dr. von Petrikovits, nach der Einbringung der Ernte auf den Feldern des ehemaligen Badewaldes bei Berg vor Nideggen wieder mit den Ausgrabungen an der damals aufgedeckten römischen Gutsanlage begonnen.

Bekanntlich wurde im vergangenen Jahr von dem Bonner Archäologen neben einem gallo-römischen Tempelbezirk eine ausgedehnte römische Wohnanlage aufgedeckt, die sich in ihrer vermutlichen Gesamtausdehnung über Hunderte von Metern erstreckt. Die neuerlichen Ausgrabungen scheinen die Vermutungen des Bonner Archäologen zu bestätigen, daß es sich bei der freigelegten Gutsanlage nicht um einen landwirtschaftlichen Betrieb, sondern um einen ausgesprochenen Gewerbebetrieb aus der römischen Zeit nach Christi Geburt handelt.

Mit dem Spaten im Mersbachtal

Neben den Ausgrabungen im Badewald hat jetzt auch ein weiterer Ausgräber des Bonner Landesmuseums, Dr. Piper, seinen Spaten im Mersbachtal, einer Talsenke südlich von Berg in Richtung Wollersheim, angesetzt. In diesem Tal sind schon seit längerer Zeit glasierte römische Steine gefunden worden, die die Vermutung offenlassen, daß sich in dieser Gegend ein Schmelzofen befunden hat. Zu greifbaren Ergebnissen sind diese Grabungen jedoch bis jetzt noch nicht gekommen. Das Vorhandensein derartiger Schmelzöfen würde das bis jetzt gewonnene Siedlungsbild aus dem Badewald schlüssig ergänzen. Viele bei den im vergangenen Jahr gemachten Ausgrabungen gefundene Anzeichen deuten darauf hin, daß es sich bei der Siedlungsanlage im Badewald um eine römische Eisengießerei handelt. Reste von Brauneisenstein und zahlreichen Gruben, deren Verwendungszweck bis jetzt noch nicht geklärt werden konnte, deuten darauf hin.

Von großer Bedeutung

Die Ausgrabungen in Berg vor Nideggen und im Mersbachtal sind nach Ansicht von Dr. von Petrikovits besonders deshalb von überörtlicher Bedeutung, weil damit zum ersten Male auch ein Blick in die soziologische Struktur der Bevölkerung der um diese Zeit reich besiedelten Eifel getan werden könnte. Viele heute noch bestehende Rätsel über Besiedelung, gewerbliche Nutzung und Lebensart in der Eifel zur römischen Zeit könnten damit einer Lösung nähergebracht werden.





Quelle: Dürener Zeitung Nr. 213 vom 14. September 1955
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