Funde von überregionale Bedeutung im Badewald
Herrenhaus wurde freigelegt - Neue Erkenntnisse der Archäologen - Finanzielle Schwierigkeiten





Düren. Von überregionaler Bedeutung seien die Funde, die die Ausgrabungen im sogenannten Badewald bei Berg vor Nideggen in den letzten Wochen zutage gebracht hätten, sagte Dr. Petrikowicz vom Landesmuseum in Bonn in einem Gespräch. Nach der Freilegung des gallo-römischen Tempels, über die wir seinerzeit ausführlich berichteten, wurde im Anschluß daran ein römischer Gutshof angeschnitten. Bisher konnte das Herrenhaus angeschnitten werden. Die Ausgrabungen erbrachten bisher wesentliche neue Erkenntnisse, die man im Verlaufe der neuen Ausgrabungen erweitern möchte. Der Leiter der Grabungsaktion, Dr. Petrikowicz, will nach der Ernte die Arbeiten wieder aufnehmen, vorausgesetzt, daß bis dahin die entsprechenden finanziellen Mittel zur Verfügung gestellt sind.

Nach der Freilegung des gallo-römischen Tempels begannen die weiteren Arbeiten mit großer Intensität. Dabei konnte nach kurzer Zeit ein Gutshof angeschnitten werden, von dem bisher das Herrenhaus freigelegt werden konnte, das eine Ausdehnung von 32 x 20 m hat. Zwar befinden sich die ausgegrabenen Teile des Herrenhauses in keinem guten Zustand, aber die vorhandenen Funde reichen aus, um es zu rekonstruieren. Es handelt sich bei den ausgegrabenen Stücken um einen geheizten, großen Raum, um den Keller, in den eine sechsstufige Treppe führt, um die Vorderseite, die mit zwei turmartigen symmetrisch angelegten Seitenteilen, die durch einen Säulengang miteinander verbunden sind.

Ausdehnung noch nicht bekannt

In süd-östlicher Richtung von dieser Fundstelle wurde ein typisch römisches Farmerhaus angeschnitten, dessen Ausdehnung allerdings noch unbekannt ist. Bisher wurden vier Gebäude dieses Wirtschaftsteiles bei den Ausgrabungensarbeiten berührt. In nord-westlicher Richtung vom Herrenhaus gesehen sind weitere Gebäulichkeiten angeschnitten worden. Außerdem sind eine Reihe anderer Fundstellen oberflächlich zu erkennen. Scherben und weitere Bruchstücke wurden ans Tageslicht gefördert.

Grundlage für den Bergbau?

Die bisherigen Forschungsergebnisse vermittelten bereits einen wesentlichen Einblick in die kulturgeschichtliche Entwicklung unserer Heimat. Man glaubt, daß dieser aus dem 2. Jahrhundert nach Christus stammende Gutshof nicht nur auf landwirtschaftlicher Grundlage bestand, sondern daß sich vielmehr die Bewohner mit Manufaktur und dem Bergbau beschäftigten, wie aus den Erzvorkommen geschlossen werden kann. Man glaubt, daß dieser im Mittelalter betriebene Bergbau bereits zur Römerzeit betrieben wurde. Die weiteren Ausgrabungen werden somit nach Meinung von Dr. Petrikowicz eine Reihe von Fragen wirtschaftlicher und sozialgeschichtlicher Art beantworten, deren Bedeutung über den Rahmen des Kreises Düren bei weitem hinausgehen wird.

Die Finanzierung

Ein schwieriges Problem, von dem der weitere Erfolg der Ausgrabungen abhängt, stellt die Frage der Finanzierung dar. Bisher arbeitete Dr. Petricowicz vom Landesmuseum in Bonn mit vier Arbeitern. Die Ausgrabungen haben einen solchen Umfang angenommen, daß für die weitere Durchführung der Arbeiten mindestens (?) Arbeiten benötigt werden. Die Mittel, die bisher zur Verfügung gestellt wurden, sind verbraucht - 2000 DM stellte das Landesmuseum in Bonn und 1000 DM der Kreis Düren zur Verfügung. Nach der Ernte hofft man jedoch, die Grabungen fortzusetzen. Dafür werden allerdings rd. 8000 DM benötigt. Man hofft, dreiviertel dieser Summe bei der „Deutschen Forschungsgemeinschaft“, Bad Godesberg, zu erhalten, an die bereits ein entsprechender Antrag gerichtet wurde. Das restliche Viertel will man beim Kreis Düren flüssig machen. Das Grabungsfeld hat inzwischen eine Ausdehnung von 200 x 300 m erlangt, und es dürfte im Interesse unserer Dürener und rheinischen Heimatgeschichte liegen, daß das einmal begonnene Werk nach der Ernte zu Ende geführt wird.





Quelle: Dürener Lokal-Anzeiger Nr. 158 vom 10. Juli 1954
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