Gallo - römische Tempelanlage freigelegt
Erster bedeutender Tempelfund aus dem 1. - 3. Jahrhundert n. Chr. im Kreise Düren
Bodenpfleger Gerards: Es fehlt an Geld





Berg vor Nideggen. Eine gallo-römische Tempelanlage wurde dieser Tage im Badewald bei Nideggen zutage gebracht. Wie uns der Bodenpfleger des Kreises Düren Lehrer Jacob Gerards, in einem Gespräch mitteilte, handelt es sich dabei um einen bedeutenden Fund, der zeitlich ins erste bis dritte Jahrhundert n. Chr. zurückgeht. Man vermutet, daß im Kreis Düren zwar noch eine Anzahl von Tempelanlagen gefunden werden könnten, aber im vorliegenden Falle haben wir es mit dem ersten tatsächlichen Fund eines Tempelbaues aus dieser frühen historischen Zeit zu tun. Der Badewald war bereits kürzlich wieder ins Blickfeld der Archäologie gerückt, als hier bei Pflugarbeiten sechs Sandsteinblöcke zutage gefördert werden konnten. Die Leitung der Ausgrabungen hat nunmehr, wegen der überörtlichen Bedeutung des Fundes, das Landesmuseum in Bonn übernommen. Dr. Müller und Dr. Petrikovits besichtigten am Donnerstagnachmittag diese Fundstelle.

Der Badewald hat seit dem Beginn der Rodungsarbeiten, die noch vor dem Kriege begannen, eine Anzahl von Ueberraschungen gebracht. Dort führte auch früher die Römerstraße, und bereits vor Jahren wurden an dieser Stelle eine Anzahl von Römersiedlungen ausgegraben, von denen wir im ganzen Kreis Düren etwa 400 haben. Dort wurden in der zweiten Hälfte des Monats April auch sechs Quader freigelegt, die aus der Römerzeit stammen und beträchtliche Ausmaße hatten.

Prachtvolle Anlage

In Fortführung der weiteren Arbeiten wurde nunmehr eine gallo-römische Tempelanlage aus dem ersten bis dritten Jahrhundert n. Chr. freigelegt. Sie hat ein Ausmaß von 5 x 5 Metern und ist von einer ebenfalls quadratischen Säulenhalle von 9,20 x 9,20 m umgeben. Die Grundrisse sind erhalten geblieben, und Bodenpfleger Gerards rechnet mit einer möglichen Rekonstruktion. Man vermutet, daß dieses Bauwerk ausgeplündert wurde. Die Anlage ist trotzdem als prachtvoll zu bezeichnen und stellt einen besonderen Wert dar. Von vorzüglicher Arbeit sind auch die zahlreichen Ornamente, mit denen die Anlage versehen ist.

Es fehlt an Geld

Leider sind den weiteren Ausgrabungen Grenzen gesetzt, denn es fehlt an den erforderlichen finanziellen Mitteln. Man ist daher auf der Suche nach entsprechenden Geldquellen, und man hofft, daß sowohl der Kreis wie auch die Stadt Düren entsprechende Zuschüsse nicht versagen werden. Die Fortführung dieser Arbeiten ist umso wichtiger, als man in einer Entfernung von 50 bis 100 m eine neue römische Siedlung entdeckt hat, die gerade über die Geschichte des Badewaldes und des Südteils des Kreises Düren Aufschluß geben könnte.





Dürener Lokal-Anzeiger Nr. 113 vom 15. Mai 1954
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