Die Römer in unserer Heimat
Sorglos zogen die Römer ins Tal
Caesar nahm furchtbare Rache - Historisch hochbedeutsamer Platz
Von Heribert van der Broeck





Dem Abzug der römischen Soldaten aus dem Winterlager - es waren eine Legion und fünft Kohorten so ca. 8000 Mann - war eine sehr harte Debatte vorausgegangen: Ambiorix hatte den Römern vorgetäuscht, es seien große Scharen der Germanen von der rechten Rheinseite unterwegs, um das römische Lager zu erstürmen. Er riet deshalb den Römern, möglichst schnell das Lager zu verlassen, ehe es zu spät sei, und zu einem der benachbarten römischen Lager aufzubrechen, von denen das eine 75 km und das andere etwas weiter entfernt sei. Er seinerseits verspreche und verbürge eidlich einen unbehelligten Durchzug durch sein Gebiet. Damit helfe er, wie er sagte, seinem Volk, das er dadurch von der Last des Winterlagers befreie, andererseits vergelte er damit die Wohltaten Caesars ihm gegenüber.

In dem Kriegsrat, der dieserhalb zu einer Beratung einberufen worden war, kam es zu heftigen Auseinandersetzungen. Titurius bejaht aufs energischste den Abzug, während Aurunculejus Cotta ihm aufs heftigste widersprach. Schließlich drang Titurius mit seiner Meinung durch, und man beschloß den Abzug. Diesen schildert Caesar in Buch V, 31 6-37: „Sorglos ziehen die Römer in aller Frühe von der Höhe herab in ein weites Tal (zwischen Abenden und Blens), nicht als ob ihnen vom Feinde, sondern vom besten Freunde der Rat erteilt worden sei. Hier werden die Ahnungslosen von den Eburonen überfallen und fast alle niedergemetzelt. Nur ganz wenige entgingen dem Blutbad. Diese irrten in den Wäldern umher und gelangten dann schließlich in das Winterlager des Labienus, dem sie über das Vorgefallene Bericht erstatteten.

Wer sich der Mühe unterzieht, von dem auf der Höhe gelegenen Ringwall aus in das Rurtal bei Blens-Abenden hinabzusteigen, das weite Rurtal zu überqueren bis dahin, wo der Aufstieg beginnt, und daraufhin den Caesarbericht zur Hand zu nehmen, der wird feststellen, daß dieser Bericht auf das abgeschrittene Gelände fast genau so paßt, wie der von II, 29, 3 auf das Nideggener Burggelände bezieht.

Zum Schluß sei noch erwähnt, daß Caesar für die den Römern angetane Schmach an den Eburonen furchtbare Rache genommen hat. Fast der ganze Volksstamm wurde vernichtet, aber Ambiorix, der dies alles verschuldet hatte, war geflüchtet und nie wieder aufgetaucht. Über sein Ende ist nichts bekannt. Im Gebiet der Eburonen siedelten sich daraufhin die germanischen Tungrer an. Tongern ist die älteste Stadt Belgiens. Auf dem Marktplatz dortselbst steht ein imposantes Denkmal des Ambiorix, das 1866 errichtet worden ist. Dies ist ein Beweis dafür, wie sie den Freiheitshelden heute noch schätzen. In Tongern wird man auf Schritt und Tritt an ihn erinnert, weil man seinen Namen dort so oft liest, so z. B. Ambiorix-Apotheke.

Über Atuatuka, vor allem über seine Lage, ist viel gerätselt worden. Die darüber vorhandene Literatur habe ich bei dieser Arbeit außer Acht gelassen, weil ich nur Caesar als Wegweiser benutzen wollte. Sein bellum Gallicum ist ja eine Geschichtsquelle ersten Ranges. Ich habe versucht, das Dunkel, das noch über Atuatuka und das römische Lager im Eburonenland (54/53 v. Chr.) liegt, etwas aufzuhellen, sowohl Pohls und Fischers Ansichten darüber zu bekräftigen. Meine Ausführungen haben gezeigt, daß die Bade ein historisch und archäologisch hochbedeutsamer Platz ist, der noch mehr als bisher die Aufmerksamkeit der Historiker und Archäologen verdient; denn nach meiner Ansicht sind hier noch viele Geheimnisse verborgen, die nur mit dem Spaten ans Licht gebracht werden können.





Quelle: Dürener Zeitung 1970
Sammlung Theresia Cremer, Abenden, Sammlung wingarden.de H. Klein
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