Die Römer in unserer Heimat
Caesar forderte zur Plünderung auf ?
Die Sugambrer verwüsteten das Eburonenland - Römer hatten großes Lager
Von Heribert van der Broeck





Im Laufe der Zeit sahen sich die Atuatuker in Anbetracht ihrer Bevölkerungszahl genötigt, ihren Landbesitz zu erweitern. Das war natürlich nur auf Kosten ihrer Nachbarn möglich. Atuatuka, wovon die Atuatuker zweifellos ihren Namen hergeleitet haben und das selbstverständlich auch ihre Hauptstadt gewesen ist, muß schon früh den Atuatukern gehört haben. Vielleicht haben schon die Cimbern und Teutonen es auf ihrem Zuge nach Süden wegen seiner so günstigen Lage in Besitz genommen, um ihr Gepäck abzusetzen und hier auch die 6000 Mann, die es bewachen sollten, unterzubringen.

Daß das friedliche Verhältnis zu den Eburonen längst nicht mehr bestanden hatte, erfahren wir bei Caesar V, 27, 2, wo Ambiorix sagt, „er gestehe, daß er Caesar für die Gefälligkeiten, die, dieser ihm erwiesen habe, großen Dank schulde, weil er nämlich durch dessen Hilfe von dem Tribut befreit worden sei, den er den benachbarten Atuatukern ständig hätte zahlen müssen und weil Caesar ihm seinen Sohn und Neffen zurückgeschickt habe. Die Atuatuker hätten diese beiden als Geiseln von ihm erhalten, aber trotzdem wie Sklaven und Gefangene behandelt." Weiteres erfahren wir diesbezüglich vom Gesandten der Atuatuker, die nach ihrer Kapitulation zu Caesar gekommen waren und sagten, fast alle Nachbarn seien ihre Feinde und beneideten sie wegen ihrer Tapferkeit. Wenn sie die Waffen abliefern müßten, könnten sie sich nicht mehr gegen diese verteidigen. Sollte es dazu kommen, wollten sie lieber jedwedes Schicksal vom römischen Volk ertragen, als sich auf qualvolle Weise von denen umbringen lassen, über die sie bisher ständig geherrscht hätten (II, 31, 4-5).

Auch Buch VI, 35, 4 spricht für Nideggen. Dort heißt es: „Dann drang die Kunde zu den Germanen rechts des Rheines, daß das Eburonenland geplündert und jeder dazu aufgerufen würde, sich daran zu beteiligen. Deshalb zogen die Sugamber, die dem Rhein am nächsten wohnten, 2000 Reiter zusammen. Sie überschritten den Rhein auf Schiffen und Flößen 45 km unterhalb der Stelle (bei Bonn), wo Caesar eine Brücke gebaut hatte." ('Bei Bonn). Das wäre etwa bei Dormagen.

Als sie im Gebiet der Eburonen waren, sagte einer von den Gefangenen zu den Plünderern: „Was jagt ihr nach dieser elenden und erbärmlichen Beute, die ihr schon steinreich sein könntet! In nur drei Stunden seid ihr in Atuatuca. Dort hat das römische Heer sein ganzes Hab und Gut aufgestapelt. Die Besatzung ist so schwach, daß sie nicht einmal den Wall ringsum besetzen kann und niemand es wagt, die Befestigung zu verlassen."

Die Entfernung von Dormagen nach Nideggen beträgt ungefähr 50 km. Ein Reiter könnte wohl in drei Stunden diese Strecke zurücklegen.

Das Burggelände von Nideggen war nur ein Eckfort von Atuatuca, das nach Caesars Bericht lI, 30, 2 eine weite Ausdehnung gehabt haben muß. Hierin heißt es: „Danach errichteten die Atuatuker einen Wall von 3,6 m Höhe und 22,5 km im Umkreis, der noch durch zahlreiche Kastelle verstärkt war." Demnach muß Atuatuka eine große Stadt gewesen sein. In seinem Bericht über den Angriff der rechtsrheinischen Germanen auf Ciceros Winterlager (53 vor Chr.) schreibt Caesar VI, 37, 8 u.a.: „die meisten Soldaten hätten sich in ihrer Angst abergläubische Gedanken gemacht, weil sie an das Mißgeschick des Titurius und Cotta dachten, die an demselben festen Platz umgekommen seien.“ Hieraus ergibt sich eindeutig, daß das Lager Titurius u. Cotta und das des Ciceros identisch (gleich) waren. Diese Tatsache bringt uns dem Standort näher; denn Caesar berichtet VI, 36, 2: „Am 7. Tage schickte Cicero 5 Kohorten zum Getreideholen auf die nächsten Felder, die vom Lager nur durch eine Anhöhe getrennt waren." Diese Anhöhe liegt rechts der Straße, die von Berg nach Nideggen führt, und zwar in einer Entfernung von ca. 800 m und ist noch heute streckenweise mit Hecken bewachsen, die 10 und noch mehr Meter breit sind. In diesen Hecken befanden sich vor Jahren noch viele Bruchsteine, die wohl noch von den ehemaligen Kastellen herrühren (vgl. lI 30, 2). Bei den Hecken muß auch der 57 v. Chr. erbaute Wall gelegen haben. Von dem Höhenzug aus hat man einen weiten Blick auf die dahinter liegenden fruchtbaren Felder.





Quelle: Dürener Zeitung 1970
Sammlung Theresia Cremer, Abenden, Sammlung wingarden.de H. Klein
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