Nideggens Burggelände war ein Eckfort des Aduatuka der Eburonen
Heribert van der Broeck





In den letzten Jahrzehnten ist die Bade bzw. der Badewald in den Blickpunkt der Geschichte gerückt. Allerlei Vermutungen wurden geäußert, so besonders von dem 1963 verstorbenen Pfarrer Andreas Pohl aus Blens bei Nideggen, die sich später als richtig erwiesen haben.

Bad wird das Gelände genannt, das zwischen Nideggen, Berg, Wollersheim, Vlatten, Rurtal, Hausen, Blens und Abenden liegt. Den Wortstamm „Bad" oder „Bat" finden wir in Caesars bellum Gallicum VI 32, 3, wo über den Krieg mit Ambiorix berichtet wird: „Dann ließ er das Gepäck aller Legionen nach Atuatuka zusammentragen". Zur Deutung des Namens Atuatuka oder Aduatuka folgendes: Aduatuka ist zusammengesetzt aus ad - vatu - ca(m) = ad - Batu - ca(m). (Vgl. Danuvius u. Danubius für Donau). In batu haben wir den Stamm "bat", der verschieden ausgelegt wird. Die einen deuten ihn als Ort am Wasser, die anderen als „Kampfstätte". Atuatuka würde dann, ins Deutsche übertragen, heißen: "beim Wasser“ oder „bei der Kampfstätte". Wenn Tacitus in seinen Annalen (IV, 72 ff) über den Aufstand der Friesen im Jahre 28 n. Chr. schreibt, die Römer hätten bei ihrem fluchtartigen Rückzug bei einem Hain, den man Baduhennae nennt (apud lucum guem Baduhennae vocant), 900 Mann verloren und wenn Caesarius von Heisterbach berichtet, die Entscheidungsschlacht zwischen den Gegenkönigen Philipp von Schwaben und dem Welfen Otto IV. (Anf. d. 13. Jahrh.) habe in Badua stattgefunden, so ist die Möglichkeit nicht von der Hand zu weisen, daß sowohl mit "lucus Baduhennae" als auch mit "in Badua" unsere Bad gemeint ist. Ohne Zweifel ist die Bad durch ihre günstige Lage und vor allem durch die weite Sicht, die man von dort aus hat, immer ein strategisch bedeutsamer Platz gewesen.

Buch II, 29, wo Caesar über die Belagerung und die Einnahme der Stadt der Atuatuker berichtet, heißt es: "Sie trugen ihre ganze Habe an einen von Natur aus vortrefflich gesicherten Platz zusammen. Dieser hatte ringsum sehr hohe Felsen und abschüssige Hänge. Nur von einer Seite war ein sanft ansteigender Zugang in einer Breite von nicht mehr als 200 Fuß (60 m). Diesen hatten sie durch eine Doppelmauer befestigt und waren jetzt dabei, schwere Felssteine und vorn angespitzte Balken auf die Mauer zu legen. Sie selbst (die Atuatuker) waren Nachkommen der Cimbern und Teutonen. Diese hatten auf Ihrem Zuge nach unserer Provinz (Provence in Südfrankreich) und Italien 6000 Mann zum Schutze des Gepäckes, das sie nicht mitnehmen konnten und deshalb diesseits des Rheines in Sicherheit gebracht hatten, zurückgelassen. Nach der Vernichtung der Cimbern und Teutonen bei Aquae Sextiae und Vercellae (103 u. 101 v. Chr.) wurden diese viele Jahre lang von ihren Nachbarn hin und her gehetzt, wobei sie bald in der Verteidigung, bald im Angriff waren. Schließlich kam es zu einer friedlichen Einigung, woraufhin sie dann unter allgemeiner Zustimmung sich diesen Platz als Wohnsitz wählten. "Wohl mit Absicht hat Caesar hier auf die Abstammung der Atuatuker hingewiesen, um seinen Landsleuten zu zeigen, mit welch gefährlichen Gegnern er zu kämpfen hatte.


Burg Nideggen/Kreis Düren

Nach Caesar waren die Atuatuker die Nachbarn der Eburonen, über die im östlichen Landesteil Ambiorix herrschte; denn in Buch V, 38, 1 lesen wir: „Stolz auf diesen Sieg - gemeint ist die Vernichtung der römischen Soldaten, die im Eburonenlande unter Titurius und Aurunculeius 54/53 v. Chr. ihr Winterquartier bezogen hatten - brach Ambiorix mit seiner Reiterei in das Gebiet der benachbarten Atuatuker auf". Die Atuatuker waren in den 50 Jahren seit ihrer Ansiedlung im Gebiete der Eburonen ein mächtiges Volk geworden. Betreff ihrer Stärke erfuhr Caesar von den Remern, sie hätten den Nerviem 19000 Hilfstruppen versprochen. Das war eine hohe Zahl im Vergleich mit den insgesamt 40 000 Mann, die die Eburonen, Paemaner, Condruser und Caeroser den Nerviern versprochen hatten (II, 4, 9).

Caesar hat II, 29 den Platz, wohin die Atuatuker ihre Habe gebracht hatten, genauestens beschrieben, aber den Namen nicht genannt. Das wäre hier auch überflüssig gewesen, weil es sich ja nur um die Hauptstadt der Atuatuker, nämlich Atuatuka, handeln kann, wovon der von Caesar beschriebene Platz ein Eckfort war. Ganz anders liegt der Fall bei VI, 32, 3, wo Caesar den Krieg mit Ambiorix beschreibt: "Darauf teilte er seine Streitkräfte in drei Teile und ließ dann das Gepäck aller Legionen nach Atuatuca bringen. So heißt der feste Platz ungefähr in der Mitte des Eburonenlandes, wo Titurius und Aurunculejus Cotta ihr Winterlager gehabt hatten. Diesen Platz fand Caesar vor allem deshalb für vorteilhaft, weil sich die Befestigungen vom letzten Jahr in noch gutem Zustand befanden und er daher den Soldaten Arbeit ersparte". Zweifellos deutet diese letzte Bemerkung auf den II, 29 beschriebenen und nicht genannten Platz hin, der ja tatsächlich bei dem übereilten, aber scheinbar friedlichen Abzug nicht in Mitleidenschaft gezogen worden war. Die beiden Berichte II, 29 und VI, 32, 4- 5 beziehen sich somit auf ein und denselben Ort, nämlich auf Atuatuka.

Wo lag das Atuatuka der Eburonen? Manche glaubten, es in Atsch bei Stolberg entdeckt zu haben, andere in Tongeren, wieder andere in Mont Falhize am linken Maasufer gegenüber von der Stadt Huy. Aber Atsch kommt nicht in Frage, noch weniger der Mont Falhize, weil Caesars Bericht (Il, 29), der sich mit Atuatuka befaßt, mit Atsch und dem Mont Falhize nicht in Einklang gebracht werden kann. Auch Atuatuka Tungrorum (Tongeren) scheidet aus; denn Caesar berichtet VI, 32, 3 klar und deutlich: "Atuatuca liegt ungefähr in der Mitte des Eburonenlandes". Und in Buch V, 24, 4 erfahren wir, daß das Gebiet der Eburonen größtenteils zwischen Maas und Rhein lag. Meine Ansicht über Tongeren ist diese: Die Bezeichnung „Atuatuca" für die Hauptstadt der Tungrer wurde erst dann eingeführt, als diese nach der völligen Vernichtung der Eburonen von deren Gebiet Besitz ergriffen hatten. In Erinnerung an den germanischen Freiheitshelden Ambiorix benannten sie dann ihre alte Hauptstadt um in Atuatuca und gaben ihr zur Unterscheidung von dem Atuatuca der Eburonen den Beinamen „Tungrorum". Tongeren mit seinen gut erhaltenen römischen Mauerresten ist die älteste Stadt Belgiens. Auf dem Marktplatz daselbst stellt ein imposantes Denkmal des Eburonenführers. An diesen erinnert außerdem auch sonst manches, was jedem, der Tongeren besucht, auf Schrift und Tritt auffällt. Es ist dies ein Zeichen der großen Verehrung, die Ambiorix damals bei den Tungrern genossen hat und bis heute geniest.

Wenn Atsch, Mont Falhize und Tongeren ausscheiden, müssen wir Atuatuca da suchen, wo Caesar es uns angezeigt hat, nämlich „ungefähr in der Mitte des Eburonenlandes“ „zwischen Maas und Rhein“. Die beiden Caesarstellen II, 29 u. VI, 32, 3-4 bezeichnen, wie oben festgestellt wurde, ein und denselben Platz: nämlich Atuatuca. Ich kenne keine Stelle in der Eifel, auf die Caesars Beschreibung II, 29, 3 „ringsum hohe Felsen und abschüssige Abhänge und nur von einer Seite ein sanft ansteigender Zugang von nicht mehr als 200 Fuß" so zutrifft, wie auf das Burggelände von Nideggen. Es liegt auch bei der Bad, was uns die oben angegebene Deutung des Wortes Atuatuca gezeigt hat. Wenn die Lage Atuatuca's festgestellt ist, dann können wir mit Leichtigkeit auch den Standort des römischen Winterlagers 54/53 finden; denn Caesar schreibt ja VI, 32, 4 Atuatuca liege da, wo Titurius und Aurunculeus ihr Winterlager gehabt hätten, also muß das Winterlager in unmittelbarer Nähe von Nideggen gewesen sein.

Titurius sagt im Kriegsrat, der Rhein sei in der Nähe (V, 29, 3). Auch diese Stelle spricht zweifellos am deutlichsten für Nideggen, kaum für Atsch, keineswegs aber für Tongern und Mont Falhize. (Nideggen ca. 35 km, Atsch 55 km vom Rhein.)

Die Atuatuker sahen sich im Laufe der Zeit in Anbetracht ihrer Bevölkerungszahl genötigt, ihren Landbesitz zu erweitern. Das war natürlich nur auf Kosten ihrer Nachbarn möglich. Atuatuca, wovon die Atuatuker zweifellos ihren Namen hergeleitet haben und das selbstverständlich auch ihre Hauptstadt gewesen ist, muß schon früh im Besitz der Atuatuker gewesen sein. Vielleicht haben schon die Cimbern und Teutonen es auf ihrem Zuge nach Süden wegen seiner so günstigen Lage dazu ausersehen, ihr Gepäck dort abzusetzen und hier auch die 6000 Mann untergebracht. Daß das friedliche Verhältnis zu den Eburonen längst nicht mehr bestanden hatte, erfahren wir bei Caesar V, 27, 2, wo Ambiorix sagt, „er gestehe, daß er Caesar für die Gefälligkeiten, die, dieser ihm erwiesen habe, großen Dank schulde, weil er nämlich durch dessen Hilfe von dem Tribut befreit worden sei, den er den benachbarten Atuatukern ständig hätte zahlen müssen und weil Caesar ihm seinen Sohn und Neffen zurückgeschickt habe. Die Atuatuker hätten diese beiden von ihm als Geiseln erhalten, aber nie trotzdem wie Sklaven und Gefangene behandelt." Weiteres erfahren wir diesbezüglich vom Gesandten der Atuatuker, die nach ihrer Kapitulation zu Caesar gekommen waren und sagten, fast alle Nachbarn seien ihre Feinde und beneideten sie wegen ihrer Tapferkeit. Wenn sie die Waffen abliefern müßten, könnten sie sich nicht mehr gegen diese verteidigen. Sollte es dazu kommen, wollten sie lieber jedwedes Schicksal vom römischen Volk ertragen, als sich auf qualvolle Weise von denen umbringen lassen, über die sie bisher ständig geherrscht hätten (II, 31, 4-5).

Auch Buch VI, 35, 4 spricht für Nideggen. Dort heißt es: „Dann drang die Kunde zu den Germanen rechts des Rheines, daß das Eburonenland geplündert und jeder dazu aufgerufen würde, sich daran zu beteiligen. Deshalb zogen die Sugamber, die dem Rhein am nächsten wohnten, 2000 Reiter zusammen. Sie überschritten den Rhein auf Schiffen und Flößen 45 km unterhalb der Stelle (bei Bonn), wo Caesar eine Brücke gebaut hatte." Das wäre etwa bei Dormagen. Als sie im Gebiet der Eburonen waren, sagte einer von den Gefangenen zu den Plünderern: „Was jagt ihr nach dieser elenden und erbärmlichen Beute, die ihr schon steinreich sein könntet! In nur drei Stunden seid ihr in Atuatuca. Dort hat das römische Heer sein ganzes Hab und Gut aufgestapelt. Die Besatzung ist so schwach, daß sie nicht einmal den Wall ringsum besetzen kann und niemand es wagt, die Befestigung zu verlassen." Hier hat der Gefangene offensichtlich hora und vigilia verwechselt. Drei vigiliae machen 9 Stunden aus. Die Entfernung von Dormagen nach Nideggen beträgt ungefähr 50 km. Das Burggelände von Nideggen war nur ein Eckfort von Atuatuca, das nach Caesars Bericht lI, 30, 2 eine weite Ausdehnung gehabt haben muß. Hierin heißt es: Danach errichteten die Atuatuker einen Wall von 3,6 m Höhe und 22,5 km im Umkreis, der noch durch zahlreiche Kastelle verstärkt war." Demnach muß Atuatuka eine große Stadt gewesen sein.

In seinem Bericht über den Angriff der rechtsrheinischen Germanen auf Ciceros Winterlager (53 v. Chr.) schreibt Caesar VI, 37, 8: „die meisten Soldaten hätten sich in ihrer Angst abergläubische Gedanken gemacht, weil sie an das Mißgeschick des Cotta und Titurius dachten, die an demselben festen Platz umgekommen seien.“ Hieraus ergibt sich eindeutig, daß das Lager Ciceros und das des Cotta und Titurius identisch waren. Diese Tatsache bringt uns dem Standort näher; denn Caesar berichtet VI, 36, 2: „Am 7. Tage schickte Cicero 5 Kohorten zum Getreideholen auf die nächsten Felder, die vom Lager nur durch eine Anhöhe getrennt waren." Diese Anhöhe liegt rechts der Straße von Berg nach Nideggen in einer Entfernung von ca. 800 m und ist noch heute streckenweise mit Hecken bewachsen, die 10 und noch mehr Meter breit sind. In diesen Hecken befanden sich vor Jahren noch viele Bruchsteine, die wohl noch von den ehemaligen Kastellen herrühren (vgl. lI 30, 2). Bei den Hecken muß auch der 57 v. Chr. erbaute Wall gelegen haben. Von dem Höhenzug aus hat man einen weiten Blick auf die dahinter liegenden fruchtbaren Felder.

Hecken als Schutz gegen feindliche Einfälle wurden damals vielfach angepflanzt. Hierüber unterrichtet uns Caesar II, 17,4: „Um aber desto leichter die beutemachende Reiterei der Nachbarn abwehren zu können, hatten die Nervier - die Nachbarn der Atuatuker - junge Bäume angeschnitten und umgebogen. Sie ließen dann deren Triebe in großer Anzahl seitwärts herauswachsen und pflanzten dazwischen Brombeer- und Dornsträucher. Dadurch erreichten sie, daß diese Zäune mauerähnliche Befestigungen bildeten, durch die man nicht sehen und gehen konnte.

Die vorher erwähnte Anhöhe macht es; uns möglich, den Standort des Winterlagers ziemlich genau zu bestimmen, nämlich innerhalb des Dreiecks Nideggen, Breitberg bei Berg und Hausen-Blens. Das Lager nahm einen Raum ein von 4,5 km (gemeint sind qkm). In dem genannten Dreieck lag auch die große Festung Atuatuka, was durch Ausgrabungen bestätigt ist. Wenn die Felder, wo Ciceros Soldaten Getreide holten, nur durch die Anhöhe vom Lager getrennt waren, dann muß dieses unmittelbar vor dem Höhenzug gelegen haben, d. h. vor dem 57 v. Chr. gebauten Schutzwall (II, 30,2) und innerhalb der Festung Atuatuka.

In den vor dem Höhenzug liegenden Feldern und ebenfalls im Badewald befanden bzw. befinden sich zahlreiche Gruben oder Mulden von verschiedener Größe und Tiefe. Diese treten in den landwirtschaftlich genutzten Feldern von Jahr zu Jahr immer weniger und nur noch vereinzelt in Erscheinung, während sie im Badewald in großer Zahl vorhanden und deutlich erkennbar sind. Diese Gruben sind m. E. Überreste einer Streusiedlung oder gar des Winterlagers 54/53 v. Chr. Geb. In damaliger Zeit gab es noch Wohngruben mit aufgesetztem Dach, das mit Stroh, Schilf und Schindeln gedeckt war. Diese Wohnungen hatten meist nur einen Raum. Ein mit Stein gebauter Ofen diente zum Heizen und Kochen.

Somit ist Caesars Angabe über die Lage Atuatukas geklärt (VI, 32, 3-4): „Hierauf teilte er seine Streitkräfte in drei Teile und ließ das schwere Gepäck aller Legionen nach Atuatuka zusammentragen. So heißt ein fester Platz ungefähr in der Mitte des Eburonenlandes, wo Titurius und Aurunculejus ihr Winterlager gehabt hatten." Nideggens Burggelände war ein Eckfort der Festung Atuatuka und wird von Caesar auch Atuatuka bzw. Atuatuca genannt.

Pfarrer Pohl hat jahrzehntelang im Badewald, wo er und sein 1963 verstorbener Freund, der Landwirt Heinrich Fischer aus Berg, den Standort des römischen Winterlagers vermuteten, Forschungen angestellt. Auf Pohls Veranlassung hin nahm das Bonner Landesmuseum Grabungen vor, die Pohls und Fischers Vermutungen bestätigt haben. Pohl schrieb 1954 im Dürener Lokalanzeiger einen Artikel mit der Überschrift „Das Geheimnis des Badewaldes." In diesem heißt es u. a.: „Seit vier Wochen nun nimmt das zuständige Bonner Landesmuseum im Badewald auf dem Gebiet der Gemeinde Wollersheim Grabungen vor. Was meine mehrfache Bitte an das Landesmuseum, im Badewald den Spaten anzusetzen, nicht vermochte, was der Waldteufel" bei der ersten Rodung im Badewald im Jahre 1934 nicht aus dem Boden holte, das brachte jetzt bei der zweiten Rodung die „Waldhexe“ fertig: sie lüftete den erdigen Mantel der Geschichte im Badewald und es kamen schwere Blöcke und Platten ans Tageslicht. Sieben Presseartikel beschäftigten sich alsbald mit den ersten Ergebnissen der Ausgrabungen. Die drei ersten Artikel erzählten von einer „Grabanlage eines reichen Römers“, dann einem „Tempel aus römischer Zeit“ und den Ruinen der Stadt Badua“. Der vierte Artikel hatte die Überschrift "Tempel im Badewald freigelegt".


Im Burgbereich von Nideggen

Was ergaben die bisherigen Ausgrabungen des Landesmuseums in der Bad? Diese Trage stellt Pohl und gibt darauf folgende Antwort: Sie deckten, und das ist das Wichtigste an der Ausgrabung, eine ,heidnische Kultstätte' auf (vergl. meine Abhandlung darüber vor 20 Jahren: ,Die Kultstätte im Badewald, Bild der Matrone von der Bade und Bauernkult vor 2000 Jahren an Rur und Neffel"). Das aufgefundene Hypokaustum (röm. Heizanlage) ist für die großen römischen Siedlungen in und beim Badewald etwas Selbstverständliches (vergl. Schoop, die röm. Siedlungsgebiete des Kreises Düren." Schoop schreibt in vorgenannter Broschüre: „Im Badewald haben wir auch an zwei anderen Stellen Spuren von Siedlungen gefunden. Zweifellos war er zur Römerzeit gelichtet, und es bestand hier eine ausgedehnte Niederlassung, deren Name vielleicht in der Bezeichnung Badewald enthalten ist.“ Dazu äußert Pohl: „Meine These dazu lautet: Der Name dieser Siedlung ist tatsächlich erhalten, aber nicht in Verbindung mit Wald, sondern 1) als das in „Badua" des Caesarius von Heisterbach, 2) als die untergegangene Stadt Badua in der Volkssage, 3) als das „ad Vadam" des Tacitus in den Schlußkapiteln seiner Historiae und als das „Ad Vatucam“ Caesars im Jahre 54 v. Chr." (Ad Vatucam hier gleich Atuatucam bzw. Aduatucam.)

Über die im Besitze Pohls befindlichen und im Badewald gefundenen Münzen schreibt Pohl a. a. O. u. a.: „Bezeichnend sind in diesem Zusammenhang, auch von den 5 im Besitze des Verfassers befindlichen, in der Bade gefundenen Münzen die keltische Münze mit dem Götterbild und die römische Münze mit dem Tempelbild resp. dem Staatsaltar von Lyon.“ Über die ebenfalls im Badewald aufgefundene Caesarmünze äußert sich Pohl u. a.: So bleibt also die Caesarmünze vom Badewald bis heute die älteste im Euskirchener und Dürener Lande gefundene und beglaubigte römische Münze.“

Betreff des Winterlagers haben Pohl und Fischer recht, wenn sie es im Badewald in der Nähe des dort befindlichen Ringwalles gesucht haben, der vielleicht mit dem Winterlager in Verbindung gestanden hat. Von dem Ringwall sind noch deutliche Spuren erkennbar. Ringwälle, die in Zeiten der Not und Gefahr als Zuflucht dienten, legte man in alten Zeiten auf Höhen, in Wäldern oder Sümpfen an.

Dem Abzug der römischen Soldaten aus dem Winterlager war folgendes vorausgegangen: Ambiorix hatte den Römern vorgetäuscht, es seien große Scharen der Germanen von der rechten Rheinseite unterwegs, um das römische Lager zu erstürmen. Er riet deshalb den Römern, das Lager möglichst schnell zu verlassen, ehe es zu spät sei, und zu einem der benachbarten römischen Lager aufzubrechen, von denen das eine 75 km und das andere etwas weiter entfernt sei. Er seinerseits verspreche und verbürge eidlich einen unbehelligten Durchzug durch sein Gebiet. Damit helfe er, wie er sagte, seinem Volk, das er dadurch von der Last des Winterlagers befreie, andererseits vergelte er damit die Wohltaten Caesars ihm gegenüber. Im Kriegsrat kommt es dieserhalb zu heftigen Auseinandersetzungen. Titurius bejaht aufs energischste den Abzug, während Aurunculejus ihn heftig ablehnt. Schließlich siegt die Meinung das Titurius, und der Abzug wird beschlossen. Caesar schildert ihn in Buch V, 31 6-37: Sorglos ziehen die Römer in langer Marschordnung und mit vielem Gepäck von der Höhe herab in ein weites Tal. Hier werden die Ahnungslosen von den Eburonen überfallen und fast alle niedergemetzelt. Nur ganz Wenige entgingen dem Blutbad. Diese irrten in den Wäldern umher und gelangten schließlich in das Winterlager des Labienus, dem sie über das Vorgefallene berichteten.

Wer sich der Mühe unterzieht, von dem auf der Höhe bei Blens befindlichen Ringwall aus in das Rurtal bei Blens/Abenden hinabzusteigen, das weite Rurtal zu überqueren bis dahin, wo der Aufstieg beginnt, und daraufhin den Caesarbericht zur Hand zu nehmen, der wird feststellen, daß dieser Bericht auf das abgeschrittene Gelände fast genau so paßt, wie der von II, 29, 3 auf das Nideggener Burggelände.

Zum Schluß sei noch erwähnt, daß Caesar für die den Römern angetane Schmach an den Eburonen furchtbare Rache geübt hat. Fast der ganze Volksstamm wurde vernichtet, aber Ambiorix, der dies alles verschuldet hatte, war geflüchtet und nie wieder aufgetaucht. Über sein Ende ist nichts bekannt.

In dieser Arbeit wir es mein Bestreben, mit Hilfe von Caesars bellum Gallicum, einer authentischen Geschichtsquelle ersten Ranges, das Dunkel, das noch über Atuatuca und dem römischen Winterlager 54/53 lag, zu erhellen und Pohls Thesen zu bekräftigen. Die Ausführungen haben ergeben, daß die Bad ein historisch und archäologisch hochbedeutsames Gelände ist, das noch mehr als bisher die Aufmerksamkeit der Historiker und Archäologen verdient.





Quelle: Heimatjahrbuch Kreis Düren 1969 S. 140 - 146, Eifel Jahrbuch 1969, S. 74 - 80
Sammlung Michael Peter Greven, Nideggen, Sammlung wingarden.de H. Klein
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