Der Hohenstein war eine Eburonenburg
Das Eschweiler Römerlager - Was Cäsar in seinem Kriegsbericht schreibt - Die 18 Punkte stimmen
Von Wolfgang Trees





Eschweiler. - Mitten in der sagenhaften Eburonenfestung „Autuatuca“, einem späteren Lager der Römer am Rhein, treibt man heute in Eschweiler Sport! Der Sportplatz „Am Hohenstein“ liegt innerhalb der historischen Festung, und die Passagiere der Schnellzugstrecke Paris - Aachen - Köln fahren im Ichenberger Tunnel genau unter dem an die Eburonenburg angebauten römischen Lager durch, in dem zu seiner Blütezeit anderthalb römische Legionen (etwa 9000 Soldaten) stationiert waren.


Luftbild und Zeichnung der Eburonenfestung auf dem „Hohenstein“ in Eschweiler. Das doppelte Grabensystem ist genau zu erkennen (Foto: Rheinbraun / Zeichnung: Drees)

„Mir schlug das Herz“

Diese sensationelle Entdeckung machte jetzt der aus dem belgischen St. Vith gebürtige Aachener Wissenschaftler Professor Dr. Ludwig Drees (63), der an der Pädagogischen Hochschule Rheinland, Abteilung Aachen, das Fach „Rheinische Landesgeschichte und Didaktik der Geschichte“ lehrt. Professor Drees, der unter andrem auch ein umfangreiches Werk über die antiken Olympischen Spiele anhand der archäologischen Funde veröffentlicht hat: „Mir schlug am 1. Juni das Herz bis zum Hals, als ich sicher wußte: Das ist die lange gesuchte Eburonenfestung!“

Drees entdeckte ein altes Grabensystem das parallel läuft (am Scheitel des Lagers stand wahrscheinlich eine eburonische Kultstätte, heute unter den Namen „Napoleonstein“ bekannt) und Spuren des an die Festung angebauten Römerlagers, dessen rückwärtiger Ausgang (porta decumana“) an der Straße „Stich“ in Eschweiler lag. Diese Straße ist im Luftbild der Stadt auffallend breit gegenüber den anderen Straßen.


Drees und Trees: Professor Ludwig Drees (links) berichtet in unserer Redaktion über seinen Fund. Wir waren einen ganzen Tag lang mit ihm in Eschweiler an der Stelle, die er entdeckt hat. (Foto: Call)

Wohnen im Römerlager

Drees: „Wenn man den „Hoeschweg“ in Eschweiler abschreitet, geht man praktisch auf der alten Grenze des 2000 Jahre alten Römerlagers. Die Ecken dieser Lager waren immer abgerundet. Diese Bastion kann man am Sticher Berg in Eschweiler ganz deutlich erkennen. Die Kesselfabrik Dohmen, die Siedlung Concordia und die Häuser „Am Sandberg“ in Eschweiler stehen mitten in dem früheren Lager der Römer! Cäsar nennt in seinem Kriegstagebuch 18 geographische Kriterien, die alle lückenlos in Eschweiler passen. Dazu kommen die Grabensysteme, die Bastion, die Straße Stich und zahlreiche andere Hinweise!“

Nach Cäsar lag die Festung der Eburonen (“atuatuca“ bedeutet Festung, und ein zweites Atuatuca, nämlich das der Tungrer, vermutet man im belgischen Tongeren) „mitten im Land der Eburonen“. Da die Eburonen aber im Gebiet zwischen Rhein und Maas lebten, kann man die Entfernungen zwischen Bonn, Köln, Maastricht und Tongeren ablesen und Eschweiler als „in der Mitte des Eburonenlandes“ gelegen lokalisieren.

Professor Drees: „Ich habe die Stelle gefunden, und alles paßt erstaunlich gut zusammen. Jetzt müßten die Archäologen ans Werk gehen, um den Befund zu sichern. Ich habe auch schon genaue Vorstellungen, wo man fündig werden könnte, aber dies wie einiges andere kann ich noch nicht veröffentlichen.“

In der Samstagausgabe auf der Seite „Magazin“ berichtet Professor Drees ausführlich selbst über seinen Fund.


Quelle: Aachener Volkszeitung vom 28. Juni 1974, Nr. 145





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