9000 Legionäre Cäsars fanden in Eschweiler den Tod
Die Eburonenfestung auf dem „Hohenstein“ entdeckt - Ambiorix, König der Eburonen - Der Träger des Legionsadlers fällt - Cäsar besucht das Lager, Ambiorix entkommt
Von Prof. Dr. Ludwig Drees





Das Land zwischen Rhein und Maas tritt durch den Eroberungskrieg des römischen Feldherrn Julius Cäsar (59-51 v. Chr.) in das Licht der Geschichte. In diesem Raum siedeln nach Cäsars Aussage linksrheinische Germanen, u. a. die Eburonen. Diese empören sich gegen die römische Besatzung im Lager „Atuatuca“, locken sie durch eine Kriegslist aus dem verschanzten Platz heraus und legen dem abziehenden Heer einen Hinterhalt in einem weiten Talkessel. Dabei finden etwa 9000 Legionäre den Tod.

Der Anführer der Eburonen ist ihr König Ambiorix, ein linksrheinischer Arminius, der seinem Volk jedoch die Freiheit nicht zu erhalten vermochte, im Gegenteil. Cäsar rächt sich, indem er den Stamm der Eburonen ausrottet: ein Völkermord in unserer Heimat! Seit eh und je sucht man das Lager „Atuatuca“ ohne es bisher einwandfrei lokalisieren zu können. Selbst auf der Suche nach „Atuatuca“, glaubt der Verfasser es auf dem Hohenstein bei Eschweiler am 1. Juni 1974 gefunden zu haben. Eine ausführliche Arbeit über die Eburonen ist in Vorbereitung.

Am 29. Mai 1974 brachte die „Aachener Volkszeitung“ eine aufregende Nachricht unter der Überschrift „Hauptquartier der Eburonen entdeckt? Sensationeller Fund bei Maastricht - 380 m langer Palisadenwall ausgegraben.“ Bei Abgrabungen für die Zementindustrie auf dem Pietersberg am Westufer der Maas südlich von Maastricht fand man im Bereich des kleinen Ortes Caestert - der Name leitet sich her vom lateinisch „castra“ = Lager - einen äußeren Erdwall mit einem Palisadenzaun, dahinter einen Wassergraben und anschließend einen zweiten, inneren Erdwall. Dieser Wall bildete eine Seite eines römischen Lagers, so daß, laut Zeitungsbericht, die Archäologen hier das von den Römern angelegte Lager „Atuatuca Tungrorum“ vermuten, das die Eburonen nach deren Abzug oder Vertreibung besetzt und zu ihrem „Hauptquartier“ gemacht hätten.

Nun erhebt auch die Stadt Tongern in Belgisch Limburg den Anspruch, das “Atuatuca Tungrorum“ zu sein, weil dieser Name für die spätere Römerzeit bezeugt ist und der Stammesname im Stadtnamen weiterlebt. Da unser einziger Gewährsmann, der römische Feldherr Julius Cäsar, in seinem Bericht „Über den Gallischen Krieg“ nur von „Atuatuca“ ohne Zusatz spricht und die Tungerer überhaupt nicht erwähnt, muß Tongern nicht notwendigerweise, dieses von Cäsar genannte „Atuatuca“ sein. Demnach müßte es mehrere „Atuatuca“ gegeben haben, ein Name, der auch in der Bezeichnung des im Innern Belgiens siedelnden Stammes der „Atuatuker“, Nachkommen der Kimbern und Teutonen, vorliegt. Könnte das Römerlager auf dem Pietersberg mit dem „Atuatuca“ Cäsars identisch sein? Unsere Antwort lautet: Nein!

Cäsar sagt nämlich, das Land der Eburonen liege zum größten Teil zwischen Maas und Rhein (V 24), und das „castellum Atuatuca“ liege „fast in der Mitte“ des Eburonenlandes (VI 32). Das Siedlungsgebiet des Stammes erstreckt sich entlang der Nordabdachung von Eifel und Ardennen und reicht im Westen noch etwa über die Maas hinaus. Auf Grund dieser Angaben kann das cäsarische „Atuatuca“ nicht jenseits der Maas liegen - weder bei Maastricht noch in Tongern. Es muß im Raume Aachen gesucht werden!


Cäsar, römischer Feldherr: Er besuchte das Lager in Eschweiler nach dem Eburonenaufstand.

So sind u. a. auch aus sprachwissenschaftlichen Erwägungen, Vetschau bei Aachen und Atsch bei Stolberg für die Lokalisierung genannt worden. Nun gibt es in Cäsars Bericht nicht weniger als achtzehn geographische Kriterien, die alle zusammentreffen müssen, um einen bestimmten Ort als „Atuatuca“ zu identifizieren! Kommen dann noch Spuren von Befestigungen im Gelände und andere Hinweise hinzu, dürfte die Beweisführung als gesichert gelten. Dieser Beweis läßt sich für Eschweiler erbringen. Auf dem von der Inde zum Teil umflossenen Bergsporn „Hohenstein“ dürfte nach unserer Meinung die Stammesfestung der Eburonen und auf der anschließenden „Ichenberg“ genannten Hochfläche das Lager der Römer gelegen haben!

Als der Winter des Jahres 54 v. Chr. nahte, sah sich Cäsar genötigt, seine neun Legionen infolge des durch Dürre verursachten Getreidemangels auf verschiedene Stämme zu verteilen, doch so, daß die einzelnen Winterquartiere nicht mehr als 150 km voneinander entfernt waren (V 24). Dabei schickte er eine Legion Rekruten (Sollstärke: 6000 Mann) und fünf Kohorten altgedienter Soldaten (etwa 3000 Mann) unter dem Oberbefehl der Legaten Sabinus und Cotta ins Land der Eburonen (V 24). Die benachbarten Lager waren das des Quintus Cicero, eines Bruders des berühmten Redners, im Gebiet der Nervier des heutigen Hennegau (Belgien) und das des Labienus im Lande der Remer (Vorort Reims) unmittelbar an der Grenze der Treverer (Vorort Trier) in den französischen Ardennen (V 24).

Die beiden Könige der Eburonen, Ambiorix und sein Bruder Catuvolcus, begrüßten die Römer an der Grenze ihres Reiches - in diesem Falle wohl im Süden - und schafften Getreide in das Winterlager (V 26). Doch schon nach etwa vierzehn Tagen begannen die beiden Könige den Aufstand. Sie überfielen die ausgeschickten Holzfäller (V 26) und bestürmten dann das Lager, wurden aber abgeschlagen. Nun forderten sie mit lautem Geschrei eine Unterredung mit den Römern, um die Feindseligkeiten beizulegen. Ambiorix erklärte, er sei Cäsar zu Dank verpflichtet für die Wohltaten, die er von ihm empfangen habe: Cäsar habe durch seinen Sieg über die Atuatuker sein Volk von den ständigen Tributleistungen an diese befreit. Außerdem habe Cäsar ihm seinen eigenen Sohn und den Sohn seines Bruders zurückgeschickt, welche die Atuatuker in Geiselhaft gehalten hatten.


Ambiorix, König der Eburonen: Er entkam Cäsars Häschern. Das Standbild steht heute auf dem Marktplatz der beligschen Stadt Tongeren.

Er habe sich aber dem Druck seines Volkes und dem gemeinsamen Plan der Gallier, alle Winterlager am gleichen Tage anzugreifen, nicht entziehen können. Außerdem sei eine große Zahl von Germanen geworben worden, die bereits den Rhein überschritten hätten und in zwei Tagen eintreffen würden (V 27). Er biete den Römern daher unter Eid freien und sicheren Abzug zu einem der benachbarten Winterlagen an. Dabei spielte er die Entfernung zu diesen herunter: Das Lager des Cicero bei den Nerviern sei etwa 75 km entfernt, das des Labienus bei den Remern nicht viel weiter (V 27).

Die Römer beraten bis Mitternacht, ob sie bleiben oder abziehen sollten. Cotta lehnt es entschieden ab, dem Rat des Feindes zu folgen und ohne Befehl Cäsars das Lager zu verlassen. Sabinus hingegen verteidigt den Abmarsch mit dem Hinweis, der Rhein sei in unmittelbarer Nähe (V 29), man müsse also schnell handeln, ehe die Germanen sich mit den Galliern vereinigt hätten. Dabei macht er sich die Entfernungsangaben des Ambiorix zu eigen: Wenn sie sofort abzögen, könnten sie sich schon übermorgen mit dem nächsten Winterlager vereinigen (V 30). Um der Einigkeit willen gibt Cotta schließlich nach. Beim ersten Licht des Tages brechen die Römer auf „in sehr langer Marschkolonne und mit sehr großem Troß“ (V 31) - also äußerst verwundbar -, ohne sich vorher Geiseln zur Einhaltung des Abkommens stellen zu lassen.


Der Rest der Römerfestung ist heute noch in Eschweilers Stadtbild zu sehen.

Inzwischen hatten die Eburonen an einer günstigen und versteckten Stelle in den Wäldern, etwa drei Kilometer vom Lager entfernt, einen doppelten Hinterhalt gelegt (V 32). Als dann der größte Teil des römischen Heeres in einem weiten Talkessel hinabgestiegen war, erschienen die Feinde plötzlich auf beiden Höhen des Tales (V 32): „Sie griffen die Nachhut heftig an und hinderten die Spitze am Aufstieg“ und eröffneten den Kampf auf einem für die Römer „absolut ungeeigneten Gelände“ (V 32). Für die Römer entspann sich nun ein aussichtsloser Kampf: Sabinus wurde bei einer Unterredung mit Ambiorix über die Kapitulationsbedingungen umstellt und niedergemacht, der schon verwundete Cotta fand mit dem größten Teil seiner Legionäre in tapferem Kampf den Tod. Die Überlebenden zogen sich in das Lager zurück, von dem sie ausgerückt waren. Hier wurden sie weiter bestürmt. Der Träger des Legionsadlers fiel in tapferstem Kampf vor dem Wall, nachdem er vorher noch das Feldzeichen ins Lager zurückgeschleudert hatte.

An ihre Rettung verzweifelnd, nahmen sich alle Soldaten ohne Ausnahme das Leben. Nur wenige waren dem Kampf entkommen und gelangten schließlich auf unsicheren Wegen, sich durch die endlosen Wälder der Ardennen schlagend, ins Winterlager des Labienus. Ihm erstatteten sie Bericht über das, was vorgefallen war.

Als Quelle haben wir einzig und allein den ausführlichen Bericht Cäsars, und in diesem wird Ambiorix als undankbar, verlogen und wortbrüchig dargestellt, was die nachfolgende Ausrottung der Eburonen rechtfertigen soll. Ob nicht in Wirklichkeit, wie in der Meldung der „Volkszeitung“ angedeutet, die Eburonen die Römer durch Guerillatätigkeit zum Abzug gezwungen und dabei niedergemacht haben, liegt im Bereich des Möglichen.

Im Jahre 53 v. Chr. hatte Cäsar zum zweitenmal den Rhein im Raum des Neuwieder Beckens überschritten. Zu Beginn der Erntezeit kehrte er zurück und brach nun in der Gegend von Andernach auf zum Rachekrieg gegen Ambiorix. Dieser war der vorausgeschickten Reiterei der Römer mit knapper Not entronnen. An geschlossenen Widerstand war nicht zu denken. Ambiorix gab die Parole aus: „Rette sich, wer kann!“. Daraufhin flohen im Süden die Bewohner des Landes in die entlegenen Täler und Wälder der Eifel und der Ardennen und in die angrenzenden Sümpfe (Hohes Venn). Die in der Nähe des Ozeans Wohnenden verbargen sich auf den Inseln des Wattenmeeres. Viele wanderten ganz aus. König Catuvolkus, zu alte, um die Strapazen des Krieges und der Flucht noch zu ertragen, nahm sich das Leben mit dem Gift des Eibenbaums. Cäsar war entschlossen, „für ein derartiges Verbrechen Stamm und Namen der Eburonen auszulöschen“ (VI 34).

Er stellte nun drei Armeekorps von je drei Legionen auf und ließ sie in verschiedenen Richtungen marschieren, wobei er selbst den Oberbefehl über eine dieser Heeressäulen übernahm, mit dem Ziel, das Land der Eburonen zu verwüsten und die Einwohner auszurotten. Nach sieben Tagen sollten möglichst alle wieder zurück sein, um dann weitere Maßnahmen zu ergreifen. Daher ließt er das gesamte schwere Legionsgepäck nach „Atuatuca“ schaffen: „So heißt ein befestigter Platz (castellum), der beinahe in der Mitte des Eburonenlandes liegt“, wo Sabinus und Cotta ihr Winterlager errichtet hatten (VI 32). Hier begegnen wir nun zum erstenmal dem Namen „Atuatuca“.


„In der Mitte des Eburonenlandes“ lag nach Cäsars Schilderung die Festung „Atuatuca“. Eschweiler liegt in dieser Mitte (die Eburonen siedelten im Gebiet zwischen dem Rhein und der Maas). (Zeichnung: Nüsser)

Der Platz schien ihm besonders gut für ein Lager geeignet, weil die Befestigungswerke des vergangenen Jahres noch unbeschädigt waren, so daß die Schanzarbeit der Soldaten dadurch erleichtert wurde. In das neu bezogene Lager legte er eine Legion Rekruten, welcher der Schutz des schweren Gepäcks der neun abmarschierten Legionen anvertraut war. Kommandant des Lagers war der schon erwähnte Quintus Cicero. Von seiten der flüchtigen Bevölkerung hatte es nichts zu befürchten, dennoch geriet es plötzlich in höchste Gefahr.

Um die römische Armee in diesem Guerillakrieg zu entlasten, hatte Cäsar die umliegenden Völker zum Plündern des Eburonenlandes aufgefordert. Daraufhin überquerten 2000 sugambrische Reiter bei Bonn in der besonderen Absicht, das Vieh des unglücklichen Stammes zu erbeuten. Sie gelangten in das Grenzgebiet der Eburonen, drangen tiefer in das Land vor, machten Gefangene. Sie erfahren, daß Cäsar abmarschiert und das gesamte Eigentum des römischen Heeres in „Atuatuca“ aufgestapelt sei, aber daß die Besatzung nicht die gesamte Umwallung des Lagers besetzen könne und auch nicht wagt, dieses zu verlassen. Einer rief: „Was jagt ihr dieser elenden und armseligen Beute nach, wo ihr schon die reichsten Leute sein könntet? In drei Stunden könnt ihr Atuatuca erreichen.“ (VI 35)

Sie verbergen daraufhin das geraubte Vieh irgendwo im Wald, und unter der Führung dieses Mannes reiten sie schnellstens nach „Atuatuca“. Erst als sie aus dem Wald hervorbrechen und schon auf das rückwärtige Tor des Lagers (porta decumana) zureiten, werden sie entdeckt, da der Wald auf dieser Seite des Lagers die Sicht versperrte (VI 37). Die vor dem Tore zeltenden Kaufleute haben keine Zeit mehr, hinter den rettenden Wall zu fliehen. Die Römer sind völlig überrascht, die Verwirrung ist groß, doch gelingt es ihnen mit größter Mühe, die Tore des Lagers zu halten, „die übrigen Zugänge werden durch das Gelände und die Verschanzungen geschützt“. (VI 37)

An diesem siebten Tage mußte Cäsar zurück sein, um der Besatzung von „Atuatuca“ Getreide zuzuteilen. Da er jedoch an dem vereinbarten Tage noch nicht eingetroffen war, hatte der Kommandant des Lagers, Nahrungsmangel befürchtend, gegen Cäsars Befehl fünf Kohorten (etwa 3000 Mann) in die nächstgelegenen Saatfelder entsandt, um Getreide herbeischaffen zu lassen, „ein Hügel trennte diese völlig vom Lager“ (VI 36). Die Getreideholer sollten sich nicht mehr als 4,5 Kilometer vom Lager entfernen, eine Fußstunde etwa, denn innerhalb dieses Umkreises befürchtete der Legat kein Unheil (VI 36). Diese Männer fehlten also bei der Abwehr der germanischen Reiter. Inzwischen ist die Arbeit auf den Feldern beendet. Die Getreideholer, welche die Vorgänge um das Lager infolge des Hügels nicht bemerkt hatten, kehrten zurück und hören nun das Geschrei von „Atuatuca“ her. Als die Sugambrer die römischen Feldzeichen in der Ferne erblicken, lassen sie vom Sturm auf das Lager ab und greifen die Heimkehrenden an.

Einem Teil der Furagiere gelingt es, in Keilformation ohne Verluste durch die Reihen der Feinde hindurchzubrechen, eine andere Schar, die sich auf dem schon erwähnten Hügel aufgestellt hatte, mußte bei dem Versuch, das Lager zu erreichen, „in ein ungünstiges Gelände hinabsteigen“ (VI 40). Einem Teil gelang der Rückzug, die übrigen wurden umringt und niedergemacht. Als die Sugambrer nun sahen, daß inzwischen die Verschanzungen rundum besetzt waren, gaben sie die Eroberung des Lagers auf und zogen mit dem erbeuteten Vieh über den Rhein zurück. Sie hatten das Land des Ambiorix ausplündern wollen, hatten diesem aber durch den Angriff auf das Römerlager einen außerordentlichen Dienst erwiesen. In der Nacht traf die Kavallerievorhut Cäsars in „Atuatuca“ ein, kurze Zeit später er selbst. Das Lager war gerettet!

Cäsar bricht nun erneut auf, um das feindliche Land zu verheeren. Hierbei setzt er auch eine große Anzahl von Reitern aus den Nachbarstämmen ein. Alle Dörfer und alle Gehöfte, die man entdeckt, werden eingeäschert. Das Vieh wird getötet, alle Beute weggeführt, das Getreide entweder aufgezehrt oder durch den Regen vernichtet, so daß etwaige Überlebende ohne jegliche Nahrung umkommen mußten. Doch der grimmig verfolgte Ambiorix, nur von vier Reitern gedeckt, entrann stets seinen Häschern.

Zwei Jahre später, also 51 v. Chr., führte Cäsar einen zweiten Feldzug zur vollständigen Verwüstung des Eburonenlandes durch. Er ließ die Einwohner niedermetzeln, die Gehöfte in Brand stecken, das Vieh wegführen und das ganze Land in eine völlige Einöde verwandeln: Damit so bei den wenigen, die dennoch dem Blutbad entkommen wären, ein solcher Haß auf Ambiorix, den Urheber all dieses Unheils entstünde, daß er bei seinem Stamm keine Bleibe mehr finden könne. Doch seinen Todfeind Ambiorix vermochte Cäsar nicht zu ergreifen.

Fassen wir die von Cäsar genannten Merkmale von „Atuatuca“ zusammen. Jedes Merkmal ist durch die Zahl in Klammern angedeutet: Fast in der Mitte des Eburonenlandes (1), das sich zum größten Teil zwischen Maas und Rhein erstreckt (2), finden die Römer einen befestigten Platz vor (3), den die Eburonen „Atuatuca“ nennen. Hier legen die Legaten Sabinus und Cotta ein Lager für 1 ½ Legionen (etwa 9000 Mann) an (4). Dieses ist von den nächsten römischen Winterlagern 150 Kilometer entfernt (5) und liegt ganz in der Nähe des Rheins (6), so daß die rechtsrheinischen Germanen nach Überschreiten des Stromes es in zwei Tagen (7), und die Sugambrer, von Bonn her anreitend, in drei Stunden erreichen können (8). Das Lager ist durch Gelände und Verschanzungen so gut geschützt, daß es nur durch die Tore zugänglich ist (9). Es liegt in der Nähe von Wäldern einerseits und von Feldern andererseits, da die Römer sowohl Holzfäller als auch Getreideholer ausschicken (10).

Das rückwärtige Tor ist dem Walde zugekehrt, der auf dieser Seite die Sicht versperrt (11). In einem Bereich von 4,5 Kilometern befinden sich Saatfelder (12), die durch einen Hügel vom Lager getrennt sind (13), der die Sichtverbindung zu den Getreideholern völlig unterbricht (14). Um von diesem Hügel in das Lager zurückzugelangen, muß man in ein ungünstiges Gelände hinabsteigen (15).

Schließlich liegt in etwa drei Kilometern Entfernung - wohl vom rückwärtigen Tor aus gerechnet - ein weiter Talkessel (16) in den die Römer bei ihrem Abmarsch nach Südwesten zum nächsten Winterlager (17) hinabsteigen müssen. Das Lager lag also auf einer Anhöhe (18). In diesem Talkessel finden sie durch einen doppelten Hinterhalt der Eburonen den Tod.


Quelle: Wochenendbeilage der Aachener Volkszeitung vom 29. Juni 1974
Sammlung Michael Peter Greven, Nideggen, Sammlung wingarden.de, H. Klein





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