Der Name der Eifel

Eine Zusammenstellung alter Deutungen
Von Sophie Lange

aus: Kreis Euskirchen, Jahrbuch 2001

Schon viele Etymologen, Historiker und Heimatforscher haben sich mit dem Namen der Eifel beschäftigt. Wie ist er entstanden. Welches Urwort steckt hinter dem Begriff? Welche Bedeutung hat die Bezeichnung? Unterschiedliche Theorien wurden entwickelt, doch zu einer eindeutigen Klärung ist man nie gekommen.

Bei den Erklärungsversuchen muss man von den ältesten schriftlichen Überlieferungen ausgehen. Der römische Feldherr Julius Cäsar nennt in seinen Berichten über den gallischen Krieg (58-51 v. Chr.) den Gebirgszug zwischen Rhein, Maas und Mosel „Arduenna silva“ (steiler Wald), der von einer Schutzgöttin gleichen Namens beschützt wurde. Die Arduinna, die später in den Dianakult einfloss, ist durch eine Inschrift am nordwestlichen Rand der Eifel in Gey/Hürtgenwald durch eine Inschrift belegt. 1

Später taucht der Name „Eifel“ in verschiedenen Urkunden auf, in denen er zunächst in adjektiver Form zu pagus (Gau) erscheint. Folgende Schreibformen sind unter anderem überliefert:

Vom Jahr

762
804
838
975
1051
1275
1550



in pago eflinse
in pago aquilensis
Eifla
Aiflensis pagus
Eiffila
Eiflya
Eyfalia




Der erste fränkische Eifelgau wurde hauptsächlich von den Quellgebieten der Erft, Urft, Kyll und Ahr gebildet, also vorwiegend von den nördlichen und nordwestlichen Ausläufern es Mittelgebirges. Den Kern des Gaus hat man durch folgende Orte eingekreist: Arloff, Lessenich, Steinfeld, Baasem, Gerolstein, Bettelsdorf, Hoffeld, Schuld, Arloff. Große Teile der heutigen Eifel gehörten also zunächst nicht zur „Eifel“. Erst im Laufe der Jahrhunderte breitete sich von diesem Eifelgau der Name Eifel auf ein immer größeres Gebiet aus, bis schließlich niemand mehr genau wusste, wo denn nun die eigentliche Eifel beginne und ende - eine Frage, die ebenfalls bis heute nicht eindeutig geklärt ist.

Erstmals 838 tritt „Eifel“ als Hauptwort auf, wird aber gleichzeitig noch als Ergänzung zu pagus benutzt. Erst nach 1500 kann man endgültig von Eiflia, Eyfalia oder Eifel sprechen.

Im Laufe der Jahrhunderte war das E über A in Ei übergegangen, obwohl man in der Mundart der Nord- und Westeifel - dem Kern des alten Eifelgaus - noch immer Eefel sagt und nicht Eifel.


Wasser- oder Matronenland

Sprachforscher haben die Bezeichnung Eifel von dem keltischen Wortstamm apa (Wasser, Bach) und dem lateinischen Wort aqua (Wasser) abgeleitet, womit Eifel soviel wie „Wasserland“ bedeutet. Besonders das Beiwort aquilensis von 804 lässt einen quellenreichen Gau erkennen. Fast alle bedeutenden Flüsse der Eifel entspringen im alten Eifelgau. Dass dieses Gebiet auch bei den Römern ein „Wasserland“ war, bezeugt der Römerkanal, der quellfrisches Wasser vom „Grünen Pütz“ zwischen Nettersheim und Urft nach Köln brachte.


„Aflia“ steht auf einem Matronenstein aus Köln

In der „Eiflia Illustrata“, dem ersten umfassenden Eifelwerk von 1739, bearbeitet 1824, wird ebenfalls auf den Wasserreichtum der Eifel hingewiesen: „Der Name Eifel, lateinisch Eiflia und Eifalia, ist von den wenigen Schriftstellern, welche dieses Gebirgsland erwähnen, auf verschiedenen Arten gedeutet worden. Einige wollen den Namen Eifel von einem Volke, welches Taifali genannt worden, herleiten. Minola wollte früher den Namen in aqualia gefunden haben wegen der vielen Flüsse und Bäche, welche in der Eifel entspringen.“ 2

Man unterscheidet zwischen stehendem und fließendem Wasser. Die Bezeichnung Fanja (Moor) für das Venn dokumentiert ein stehendes Wasser, während der Eifelgau mit dem Beinamen eflinse und aquilensis ein „Gebiet der kleinen fließenden Wasser“ 3 kennzeichnet.

1880 fand der Oberlehrer und Namensforscher Hubert Marjan eine Deutung des Namens der Eifel in einem römischen Weihestein an die Matronengöttinnen, die in ihren Beinamen die ältesten keltischen und germanischen Sippennamen überliefert haben. Er schrieb: „Bei der Erklärung des Wortes Eifel wird man von den Matronae Afliae auf einem zu Köln gefundenen Votiv-Altare ausgehen müssen.“ 4

Dieser Matronenstein wurde 1860 in Köln an der Straße „Auf der Burgmauer“ gefunden. Die Inschrift vom Anfang des zweiten nachchristlichen Jahrhunderts lautet: MATRONIS AFIABUS M: MARIUS MARCELLUS PRO SE ET SUIS EX IMPERIO IPSARUM (Den aflianischen Matronen gestiftet von M. Marius Marcellus für sich und die Seinen auf Geheiß der Göttinnen). 5

Neben diesem Matronen-Beinamen tauchte 1882 in Wesseling auf einem 63 cm hohen Weihestein der Name Matronis Aflims auf. Diese können identisch mit der Afliae sein. Beide Beinamen erinnern an apa und dokumentieren, dass die Matronen und ihre Kultplätze eng mit Bächen, Zusammenflüssen, Quellen ,aber auch mit Mooren verbunden sind. So leitet man zum Beispiel die Matronen Aufaniae, die hauptsächlich von Bonn, Nettersheim und Zülpich bekannt sind, folgendermaßen ab: „Au-fanja bzw. auf-fani - = das abgelegene Fenn“ 6. Das Wort fanja = Fenn finden wir sowohl im Venn in der Eifel als im Venusberg in Bonn.

Insgesamt sind über 800 Matronen-Weihesteine entdeckt worden. Besonders im Norden der Eifel, in Nettersheim, Nöthen/Pesch, Zülpich, aber auch im Bonner und Kölner Raum sowie in Jülich, Düren und Umgebung. Die hohe Zahl der Fundstücke dokumentiert, wie intensiv die ursprünglich keltischen Muttergottheiten von den römischen Legionären verehrt wurden. Man kann also wirklich von einem „Matronenland“ sprechen. 7

Wenn der Name Eifel bereits bei den Matronen vorkommt, beweist dies ein viel höheres Alter des Wortes, als es die urkundlichen Nennungen belegen. Vor dem ersten Gau hat vielleicht ein kleines Landstück, ein Flussgebiet oder eine Siedlung ähnlich geheißen.

Einen Hinweis auf den Namen Eifel gibt eventuell eine Stifterin auf einem Matronenaltar (2. Jahrhundert n. Chr.) vom so genannten Heidentempel Nöthen/Pesch bei Bad Münstereifel. Die Dedikantin möglicherweise eine Priesterin - trägt neben dem römischen Namen Flaccinia den einheimischen Namen Lefa. 8 Die Kelten verdrehten gern Silben und verschlüsselten dadurch Worte. Liest man den Namen Lefa nun von hinten nach vorne, so ergibt sich das Wort Afel, das der Aflia Matrona und dem Urwort der Eifel sehr nahekommt.

Das Wort Afel finden wir auch bei einem alten Pilgerkreuz von 1231 zwischen Kelberg und Katzwinkel an der alten Römerstraße Trier-Köln, die bis heute als Pilgerweg genutzt wird und eng mit der „heiligen Stätte“ der Hilgerather Kirche verbunden ist: „An dem Karl-Kaufmann-Weg, da wo er sich einsam durch Tannenwald und Heidegestrüpp schlängelt, zwischen der Nürburg und dem Eifeldörfchen Darscheid, steht wuchtig ein massives Holzkreuz. Aus hartem Eichenholz gefügt, das der Eifelwald hergab, trägt es tief eingegraben einen alten Namen: Afelskreuz. Man geht wohl nicht fehl, wenn man den Namen mit 'Eifelkreuz' übersetzt.9


Das alte Afelskreuz zwischen Kelberg und Katzwinkel

Das Gebiet rund um Kelberg ist ein reiches Wasserland, entspringen doch hier die Lieser, die Üß und die Elz, die der Mosel zufließen, sowie der Trierbach, der auf dem Hochkelberg seinen Ursprung hat und bei Müsch in die Ahr mündet. Dazu heißt es: „Die Wasserscheide hier oben war zu allen Zeiten eine weihevolle Stätte.“ 10 Einst stand an dem Kreuzweg hinter dem Afelskreuz ein Kapellchen mit der heiligen Brigida, heute lädt eine Marienfigur in einem Heiligenhäuschen zur Andacht ein.

Die Theorie „Wasserland“, basierend auf den Matronenkult, fand breite Anerkennung. So heißt es zum Beispiel im Eifel-Führer von 1901: „Mannigfaltig sind die Versuche, den Namen und seine Bedeutung abzuleiten. Die größte Wahrscheinlichkeit hat die Erklärung Marijans, die von den Inschriften zweier römischer bei Bonn gefundener Votivsteine ausgehend den Namen von der Wurzel ap ableitet, welche ausgedehnte Verwendung im keltischen Sprachgebiet hat. Eifel würde daher „Wasserland“ bedeuten, was ja der Pagus eflinsis tatsächlich für die römischen Niederlassungen am Rhein war.“ 11


Efelche oder em Effels

Bei der Suche nach anderen „Wasserländern“ stieß man auf die italienische Stadt Apiola, die Landschaft Apulien und den alten Gau Aqualina bei Paris. Ein Frohngauer (Gemeinde Nettersheim), der nur mit den Initialen J.F. zeichnete, störte es, dass man in fernen Ländern Vergleiche zum Namen der Eifel suchte und schrieb 1895 seine Gedanken dazu: „Was das Wort Eifel angeht, so wundere ich mich, daß die Gelehrten ihre Studien nicht in der Eifel selbst machen. Effel und Eiffel kommt in der Eifel in sehr vielen Flurnamen vor, auch in unserer Bürgermeisterei und speziell in unserem Orte Frohngau: „auf der Effel“ usw. Die Fluren liegen auf langsam abhängigen, dem Winde ausgesetzten Stellen und haben mit dem Wasser gar nichts zu tun.“ 12

Diese Gedanken griffen gleich mehrere Namensforscher auf, so auch der aus Münstereifel stammende „Sohn der Eifel“, Gymnasiallehrer und späterer Provinzialschulrat in Münster Dr. Franz Cramer. 1901 hatte er sich noch ganz auf Eifel = Wasserland konzentriert und einen Saar-Nebenfluss Aquila als „Doppelgänger unseres Eifelgaues, der pagus aquillinsis“ 13 genannt.

1917 und 1918 stürzte er sich auf Suche nach Flurnamen mit dem Wort Eifel. So nennt er zum Beispiel einen „Gang im Zuge der Höhen, die von Marmagen her sich abdachen und 'die Eifel' heißt und fragt: Woher diese Bezeichnungen einer Flur mitten in dem Gebirgslande, das doch selbst als Ganzes Eifel heißt?14

Aber auch anderswo sind Flurnamen mit dem Wort „Eifel“ bekannt. Bei Dollendorf heißt ein Tal nebst den begrenzenden Hängen „en der Eifelt“ oder auch „en der Efel“. Bei Blankenheimerdorf gibt es eine Gemarkung „auf der breiten Eifel“ und bei Tondorf einen „Eifelberg“. In der Nähe von Frohngau kennt man neben dem bereits genannten Flurnamen „Auf der Effel“ noch die Flurbezeichnung „Efelsche“. Bei Vlatten nennt sich eine Flur „am Effelsgraben“. Ein Effelsbach zwischen Ober- und Untermaubach zieht im Rurtal einen Bezug zur Eifel. Auch der Ort Effelsberg/Bad Münstereifel und der dortige Effelsbach (heute Effelsbergerbach) erinnert an den alten Eifelnamen. Im Euskirchener und Zülpicher Land versteckt sich der Name in „Effel“ bei Kalkar, „in der krausen Efte“ bei Ober-Elvenich, in einem „Eftenberg“ bei Schwerfen und vielleicht in dem Dorf Erp. Bei Bergheim heißt ein Abhang zur Erft „Eifelshött“ und in der Kessenicher Flur bei Bonn trägt eine „bewaldete Berglehne“ die Flurbezeichnung „in der Eifel“.

In der Nähe von Gemünd nennt man ein Gebiet „im Effels“. „Em Effels bezeichnet auch eine „Gemarkung am Rand von Nideggen bei Düren.“ 15

Aber selbst außerhalb der Eifel fanden sich Eifelflurnamen: „Die Bezeichnung 'Eifel' ist vielfach als Flurname nachgewiesen, und zwar nicht bloß ausschließlich im Bereich des alten pagus eflinsis. Wir fanden diese Namen auf altem fränkischem Gebiet, sowie dort, wohin fränkische Siedler im Laufe der Zeit vorgedrungen sind (Westfalen).“ 16

All diese Eifel-Flurnamen brachte Cramer mit dem Nadelbaum Eibe in Verbindung.


Eiben- oder Ulmenland

Auch dieser Spur gingen nun gleich mehrere Forscher nach und nahmen die Eibe unter die Lupe, die der Dialekt der ehemaligen Kreise Schleiden, Monschau und Ahrweiler als Eff, Öff und Ef benennt. So übersetzte man die Bezeichnung „in pago eflinsis“ mit „im Effen-Gau“ oder „im Gau der Eiben“.

Die Eibe ist ein alter Kulturbaum und wurde von den Kelten als heiliger Baum verehrt. Der eindrucksvolle, immergrüne Baum steht als Symbol für das ewige Leben. Er kann zwei- bis dreitausend Jahre alt werden. Die jungen Sprossen, die Rinden, das Laub und der Samen sind giftig. Für Menschen und Vögel ist das aufdringlich süße Fruchtfleisch der Beeren genießbar. Allerdings muß man den bitteren Kern blitzschnell ausspucken. Durch ihre Giftstoffe schützt die Eibe sich selbst und ihren Standplatz.

Julius Cäsar berichtet, daß in Gallien und Germanien diese langlebigen Waldbäume in großer Menge vorhanden waren. Der eburonische König Catuvolcus soll sich mit dem Saft der Eibe das Leben genommen haben, als sein Volk von den Römern besiegt wurde.

Die Zähigkeit5 und Elastizität des Eibenholzes ließ eine breite Nutzung zu. Bereits die Neandertaler stellten ihre Wurfspieße aus harzfreiem Eibenholz her, und auch die Römer, die den Pfeilbogen zur Armbrust erweiterten, werden Eibenholz gekannt haben. Im Mittelalter pflanzte man Eiben an den Burgen, um den Bedarf an Eibenholz für Pfeil und Bogen, Speer und Lanze jederzeit decken zu können. Heute wachsen nur noch wenige Exemplare dieser Nadelbäume in der Eifel. Zu finden sind noch einige über 200 Jahre alte Eiben an der Hardtburg, einer alten Wasserburg in der Nähe von Stotzheim/Euskirchen.

Professor Karl Hürten aus Münstereifel, der sich ebenfalls mit der Deutung Eifel=Eibenland auseinandersetzte, schrieb folgendes über die Eibe: „Auch im Volksglauben hat die Ebie einst eine Rolle gespielt. So glaubte man, von schwerer Krankheit würde der in ihrem Schatten Ruhende befallen. Zur Blütezeit sollte ihre Ausdünstung sogar tödlich wirken; wahrscheinlich aus diesem Grunde wurde die Eibe auch 'Totenbaum' genannt. Einem Stücklein Holz vom Eibenbaum, auf bloßem Leibe getragen, schrieb man die Kraft zu, gegen Hexerei und Verzauberung zu schützen.“ 17 Als „Totenbaum“ und gleichzeitig Baum des ewigen Lebens fand die nachgezüchtete, kleinere Eibe ihren Platz auf den Friedhöfen.

Als die Eibe ausstarb, wurde an ihrer Stelle die Ulme angepflanzt. Der Name ging nun von dem Nadelbaum Eibe auf den Laubbaum Ulme über. Beide nannte man mundartlich Eff oder Ef.


Hat die Eibe den Namen der Eifel geprägt? Eiben an der Hardtburg bei Stotzheim/EU

Auch die Ulme ist ein alter Kulturbaum. Wegen seiner Dauerhaftigkeit im Wasser schätzt man Ulmenholz für Mühlen und Brückenpfeiler. Das Holz wurde außerdem - wie bei der Eibe für „Wehr und Waffen“ gebraucht. Der Baum lieferte zusätzlich gutes Brennholz. Das Vieh erhielt Blattwerk als Futter. Gekochte Ulmenblätter dienten vor 2.000 Jahren auch der menschlichen Ernährung. 18

In der Volksmedizin spielten sowohl Ulme als auch Eibe eine große Rolle. Ein Absud aus Ulmenblättern und Ulmenrinde wurde als Heilmittel bei Wunden und Hautausschlägen eingesetzt. Der Giftstoff der Eibe diente lange Zeit hindurch der Abtreibung, da das Gift die Gebärmutter zusammenzieht. Da es aber auch den Herzmuskel lähmt, war eine Abtreibung mit dem Eibengift ein Spiel mit dem Tod.


Eburonen- oder Bergland

In der Naturreligion der Kelten spielten Bäume eine große Rolle. Sie galten als beseelt von guten Geistern. So begegneten ihnen die Menschen mit Respekt und Ehrfurcht. Als heilig galten die Eibe und die Eiche. Da zur Zeit der Kelten die Eifel dicht mit Eiben bewaldet war, können diese Nadelbäume dem keltischen Stamm der Eburonen und damit dem Eburonenland den Namen gegeben haben (gall. eburo, altir. Ibar = Eibe). Eibenland wäre für die Eburonen ein heiliges Land gewesen.

Der Eburonenstamm bewohnte die Nordeifel und das niederrheinische Gebiet. Der größte Teil des alten Eifel-Gaus ist ehemaliges Eburonenland. Im gesamten keltischen Eburonenland und späteren germanischen Ubierland zwischen Eifel und Rhein spielte der gallorömische Matronenkult eine bedeutende Rolle.

1924 schilderte der Pfarrer Nikola Reinarz aus Kreuzweingarten die Kämpfe zwischen Cäsar und Eburonen, bei denen die Kelten sich immer mehr in die Eifelwälder zurückgezogen hatten. Erst bei den Rückkämpfen gelang es Cäsar, die Eburonen zu besiegen und fast auszurotten: „Ob ihm diese Absicht vollständig gelungen ist und sich nicht auch das zweitemal Überreste in die unzugänglichen Wälder und Gebirge flüchteten wie das erstemal? Jedenfalls erwähnte der Geograph Strabo zur Zeit des Augustus unter den Bewohnern des Ardennenwaldes nochmals die Eburonen. Was von denselben sich aber erhalten hatte, ist keinesfalls mehr in den Niederungen um Köln und Zülpich, wohin bald in die entvölkerten Gebiete die Ubier verpflanzt wurden, sondern im Waldgebirge auf die Trevirenser zu suchen. Das ist aber das Gebiet des alten Eifelgaues, das Quellgebiet der Erft, Urft, Kyll und Ahr. So ergibt sich die Gleichsetzung: Eifelland - Eibenland - Eburonenland.“ 19


Die Begriffe „Eifel“ und „Hohe Acht“ haben keltische Wurzeln. An der Hohen Acht in den 50er Jahren
Foto: Archiv EIFELVEREIN

Man fand noch andere keltische Wurzeln im Wort Eifel. So wurde 1892 folgende „beachtenswerte Erklärung“ veröffentlicht: „Aus dem keltischen Wort 'ac' und dem ebenfalls keltischen 'vile' = Wald ist auch wohl der Name Eifel entstanden.“ 20 Ac wird mit Spitze oder Berg übersetzt. Als Beispiel wird die Hohe Acht genannt, die als Hu-ac das alte Wort beinhaltet. Danach wäre die Eifel ein hohes Bergland.


Highfield oder eine etwas flache Gegend

Eine ähnliche Lösung hatte man bereits 1816 vorgeschlagen. Man glaubte in dem Wort Eifel ein englisches „highfield“ zu erkennen. Auch dieser Theorie ging man verschiedentlich nach und betrachtete die Hohe Eifel als namensgebend für die ganze Eifel. Jakob Katzvey schloss sich 1854 in seinem Buch über die „Geschichte von Münstereifel“ dieser Namensdeutung an: „Die Benennung hat alle Modulationen einer unbeständigen Schreibart erfahren von der Überfüllung Eyffell bis zur letzten Vereinfachung Eifel. Daher auch das Schwanken bei lateinischen Schriftstellern zwischen Eyphalia, Eiphalia, Eiphla, Eifla. Sinnreich ist allerdings die Herleitung vom Englischen higfield (Hochfeld).21

Man fragte sich allerdings, ob die englischen Wörter high und field zur Zeit der Wortentstehung des Namens Eifel überhaupt bekannt waren. So wurde „highfield“ als Ursprungswort für Eifel später nur noch „der Kuriosität wegen“ erwähnt.

Widerspruch erregte die Meinung von Josef Müller (Herausgeber des Rhein. Wörterbuchs) und Josef Schnetz (Leiter der Zeitschrift für Namenkunde in München), die das Wort Eifel mit anfali gleichsetzten und mit „eine nicht ganz flache, aber etwas flache Gegend22 übersetzten.

Nun ist das einstige Kerngebiet der Eifel ganz und gar keine flache Gegend, doch die Namensforscher wählten den Blick von der höchsten Hocheifel aus und dann sei der alte Eifelgau, der 600 m nicht übersteigt, wirklich eine etwas flache, stellenweise sogar „tellerflache“ Gegend, wie etwa die Schmidtheimer Hochebene.


Eich-Ville oder Eichsfeld

Heinrich Dittmaier, Herausgeber des Lexikons „Rheinische Flurnamen“, konzentrierte sich auf die zweite Silbe „fel“ des Wortes Eifel und fand eine Verbindung zu Ville, dem Vorgebirge in der Kölner Bucht. Alte Formen sind hier mit Vele und Vile überliefert. Man kann es mit Heide oder Ebene übersetzen, aber auch mit Wald.

Das angrenzende Gebirgsland unterschied sich von der Ville nur durch „Ei“. Dieses setzte Dittmaier gleich mit Eiche, so dass der Begriff Eifel aus Eichville entstanden sei und soviel wie Eichheide oder Eichsfeld bedeute.

Dittmaier faßte am Ende seiner Ausführungen zusammen: „Ville und Eifel gehören ursprünglich namentlich zusammen. Zugrunde liegt in beiden Fällen ein zu erschließendes altfränkisches feli, fili in den Bedeutungen '(Hoch)ebene' oder 'Heide'. Der Name Eifel unterscheidet sich von dem der Ville durch das Bestimmungswort 'Eich'. Die Namengebung erfolgt vom Kölner Raum aus im Zuge der alten Köln-Trier Heer- und Handelsstraße, die beide Höhenzüge durchschneidet.“ 23

Die Namensverbindung mit der Vorgebirgs-Ville war zwar neu, aber mit der Eiche hatte man sich bei der Suche nach dem Ursprungswort für Eifel schon früher beschäftigt. Ernst Moritz Arndt hatte 1844 geschrieben: „Mir ist es sehr wahrscheinlich, daß der Name von der Eiche hergenommen ist, welche immer der Hauptbaum der Eifel war und noch immer ist. Ich glaube der Name Eifel ist nichts anderes als ein abgebissenes und verstümmeltes Eichsfeld, so daß sie mit dem thüringischen Eichsfeld auch die Namensgemeinschaft trüge, wie sie jetzt leider auch die Gemeinschaft der Wälderverwüstung und mancher öder Stellen mit ihm hat.“ 24

Wenn man das Wort 'Ville' als namensgebend betrachtet und die Eiche als Bestimmungsbaum der Hochebene ansieht, ist es notwendig, sich diesen Baum etwas genauer anzusehen.

Auch die Eiche wächst seit langer Zeit in der Eifel und ist bereits aus der Jungsteinzeit nachgewiesen. Sie rangiert über Jahrhunderte hindurch in ihrer Häufigkeit an zweiter Stelle - gleich nach der Buche. Das Eichenholz ist hart und übertrifft an Festigkeit und Dauerhaftigkeit alle anderen heimischen Gehölze. Trotzdem ist es leicht spaltbar. Die Früchte der Eiche, die Eicheln, nutzte man als Schweinefutter. In der Heilkunde half ein Absud aus Eichenrinde bei Blutungen, Durchfall und Haine.

Das Matronenheiligtum auf dem Addig bei Pesch basiert auf ein altes Baumheiligtum, denn hier wurde sowohl eine Baumplastik als auch Teile einer Jupiterfigur gefunden. Wahrscheinlich war es eine Eiche, die hier die Menschen in ihren Bann zog.


Schöne Eufalia oder ödes Land

Ab 1827 erschien eine periodische Schrift mit dem klangvollen Namen „Eufalia“. Auch darin machte man sich Gedanken über den Namen der Eifel. Der Herausgeber Boos schrieb dazu: „Oft hatte ich schon Gelegenheit, über die Etymologie des Wortes Eifel unter Gelehrten sprechen zu hören, wo denn alle die schon bekannten Namensdeutungen von Eisfenn, Eisfel, Aqualia, Aywaille usw. vorkamen. Andern beliebte es, die Eifeler schon Taifali zu nennen, und zwar nach artiger Derivation (Ableitung) von Phalen - fohlen, junge Füllen - oder von dem altsächsischen Pfalen - Land, Feld. Es gab einige, welche glaubten, das Wort Eiflia dürfte wohl eine Verkürzung der ersten ursprünglichen Benennung seyn, die Eyfalia oder Eufalia hieß. Diese Ableitung scheint mir wenigstens nicht kleinlich und witzelnd, denn wir haben jenseits des Rheins die Westfalia und Ostfahlia zu uralten Nachbarn. Soll es so ganz unwahrscheinlich seyn, daß diesseits des Rheins eine Landschaft damals auch Efalia geheissen habe? Mag man die Vorsilbe Euros oder Eu von schön, oder woher es beliebt, ableiten.25 Demnach wäre das Gebiet der Eifel eine schöne Eu-Falia.


Im „Heidentempel“ Pesch stand möglicherweise eine Eiche.
Fotos: Sophie Lange

Aber auch genau das Gegenteil war denkbar. So überlegte man, ob Eifel nicht bedeuten könne, dass es ein raues und unwirtliches Land sei. Pfarrer Becker aus Hallschlag zitierte einen Freund: „Nach der Bemerkung eines meiner Freunde, des Herrn Doctor Stempel, nennt man noch jetzt in der Eifel ein ödes Land 'Eiland'. Es würde daher Eifel so viel als „ödes Land“ bedeuten, eine Benennung, die noch jetzt auf einen großen Theil der Eifel paßt.“ 26

Immer wieder wurde der unbekannte J. F. aus Frohngau zitiert, der erstmals 1895 auf die Eifel-Flurnamen hingewiesen hatte. Er hatte geschrieben: „Die Fluren liegen auf langsam abhängigen, dem Wind ausgesetzten Stellen.“ Waren alle Gemarkungen, die den Eifelnamen trugen, von „Wildheit und Rauigkeit“ geprägt? Und hatte sich dieser Name dann im laufe der Zeit auf ein größeres Gebiet ausgedehnt, auf den im Großen und Ganzen die Beschreibung von einem rauen und unwirtlichen Land passte? Schon 1544 hatte Sebastian Münster über die Eifel geschrieben: „Wiewohl diess ein trefflich rauh land und birgig ist...27

H. Freimuth reimte 1885:

„Denn Eifel hieß, was rauh und kalt,
was öd' und arm, von Sitten alt,
was nicht geweckt, und was nicht fein;
Drum wollte niemand Eif'ler sein.“ 28

An erster Stelle also: rau und kalt! Drum wollte niemand Eif'ler sein!

Von der Kölner- oder Bonner bucht aus beginnt das Bergland tatsächlich dort, wo die Witterung rauer und kälter wird. Diese Wetterscheide zwischen Flachland und Eifel ist sehr deutlich zu spüren, ganz besonders im Winter und zu Frühjahrsbeginn.


„Eyfalia“ wird die Eifel auf dieser Karte von Sebastian Münster (1544) genannt.


Der Name der Eifel?

Was bedeutet denn nun das Wort „Eifel“? Nach den vielen unterschiedlichen Deutungen, denen noch einige anzufügen wären (z. B. Eisenland, Feuerland), tendiert man heute wieder zu der ersten Erklärung: Eifel = Wasserland = Matronenland. Aber auch Eiben- und Eburonenland sind noch in der Diskussion.

Doch im Prinzip gilt für die Deutung des Namens Eifel noch immer die Schlussfolgerung, die Johannes Franck in der Eifel-Festschrift von 1913 zog: „So ist unser Schluß, daß wir zwar die alte Form des Namens als Aifla festzustellen, aber weder über ihre Bedeutung, noch ihren ethnischen Ursprung etwas zu sagen vermögen.“ 29

  1. Vgl. Sophie Lange: Schutzgöttinnen von Eifel und Ardennen, Arduinna, Artio und Diana. In: Eifel Jahrbuch 1996, Seite 153-15

  2. Johann Friedrich Schannat: Eiflia Illustrata, 1739. Bearbeitet von Georg Bärsch 1824, Neudruck 1966. Band 1, Abt. 1, Seite 17/18

  3. Dr.R.J. Spessart, Sinzig: Um den Namen „Eifel“. In: Die Eifel, August 1950, Seite 90. Vom gleichen Autor in: Die Eifel, Oktober 1942: Der Name „Eifel“ sowie in: Die Eifel, Nov. 1950: Um den Namen „Eifel“

  4. H. Marjan (*1838 Lommersdorf/Blankenheim) +1898 Aachen): Keltische Ortsnamen in der Rheinprovinz. Aachen 1880, Seite 17 (1882): Keltische und lateinische Ortsnamen)

  5. Vgl. Max Ihm: Der Mütter- oder Matronenkultus und seine Denkmäler. In: Jahrbücher des Vereins von Alterthumsfreunden im Rheinland LXXXIII (später: Bonner Jahrbücher), Bonn 1887, Seite 144, Nr. 282

  6. Günter Neumann: Die germanischen Matronen Beinamen. In: Matronen und verwandte Gottheiten, Köln 1987, Seite 115

  7. Vgl. Sophie Lange: Wo Göttinnen das Land beschützen. Matronen und ihre Kultplätze zwischen Eifel und Rhein. Bad Münstereifel 1995

  8. Vgl. Hans Lehner: Versammlungs-Berichte. Matronenheiligtum bei Pesch. In: Bonner Jahrbuch 123, 1916, Seite 73

  9. W. Illigen: Einsame Wegekreuze. In: Eifelkalender 1936, Seite 68

  10. Lehrer Hans Mühlhaus: Kreuze am Pilgerweg Kelberg-Darscheid. In: Die Eifel, Februar 1952, Seite 20

  11. Dr. Dronke: Allgemeine Beschreibung. In: Eifel-Führer. Herausgegeben vom Eifel-Verein. Trier 1901. 9. Auflage, Seite 1

  12. J.F.: Kleine Mitteilungen. In: Rheinische Geschichtsblätter, Bonn, Oktober 1895, Seite 128

  13. Dr. Franz Cramer *1860 +1923: Rheinische Ortsnamen aus vorrömischer und römischer Zeit, Düsseldorf 1901, Seite 151

  14. Franz Cramer: Der Name der Eifel, im besonderen sein Gebrauch als Flurname. In: Düsseldorfer Jahrbuch 19, 1917, Seite 86

  15. Georg A. Bachem: Kelto-Romanisch im Gau Köln-Aachen, Band IX, Seite 96

  16. Franz Cramer: Der Name der Eifel, im besonderen sein Gebrauch als Flurname. In: Düsseldorfer Jahrbuch 19, 1917, Seite 86

  17. Prof Hürten, Münstereifel: Die Eifel - Das Eibenland. In: Eifelvereinsblatt Juni 1923, Seite 18

  18. Vgl. Hg. Harald Koschik: Pflanzenspuren. Archäobotanik im Rheinland, Köln 1999. Zur Eibe Seite 156 f, zur Ulme Seite 140 f

  19. Pfarrer Reinartz, Kreuzweingarten: Eifelland-Eibenland-Eburonenland? In: Eifelvereinsblatt März 1924, Seite 15

  20. Dr. Joerres: Beigabe zum Jahresbericht der Höhern Stadtschule in Ahrweiler, 1892, Seite 18. Zitiert in: Johannes Becker: die Eifel vom historischen und kirchlichen Standpunkte. Köln 1893, Seite 6

  21. Jak. Katzfey: Geschichte der Stadt Münstereifel und der nachbarlichen Ortschaften. Köln 1854, Seite 3

  22. Josef Müller und J. Schnetz: Etymologie des Namens der Eifel. In: Zeitschrift für Ortsnamensforschung 13, 1937, Seite 60-63. Siehe auch Wilhelm Kaspers „Der Name der Eifel“ und dazu die „Erwiderung“ von Josef Müller in: Rheinische Vierteljahrsblätter, Bonn 1938, Seite 153-164

  23. Heinrich Dittmaier: Der Name 'Eifel'. In: Rheinisch-Westfälische Zeitschrift für Volkskunde, 1962, Seite 175

  24. Ernst Moritz Arndt: Rhein- und Ahrwanderungen, 1844. Seite 231

  25. Fr. X. Boos: Eufalia, Aachen 1827, Seite 3

  26. Johannes Becker: Die Eifel vom historischen und kirchlichen Standpunkte. Köln 1893, Seite 3

  27. Sebastian Münster: Von der Eyfel. In: Cosmographia, Beschreibung aller Länder. 3. Band, 1544

  28. Heinrich Freimuth: Eifelstraß. Poesien, Prüm 1890

  29. Johannes Franck: Was wissen wir vom Namen der Eifel? In Eifel-Festschrift zur 25jährigen Jubelfeier des Eifelvereins, 1888-1913, Bonn 1913, Seite 58

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