Günther Amtmann und Winrich Schwellnus |
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Luft- und Bodenprospektion |
Ein neues Erdwerk der Michelsberger Kultur bei Jülich, Kr. Düren |
Aus: |
Landschaftsverband Rheinland -
DAS RHEINISCHE Landesmuseum BONN |
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Luftprospektion |
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Das Objekt liegt nördlich von Jülich, unmittelbar neben einer der Ausflugschneisen des Fliegerhorstes Nörvenich. Als Pilot von Düsenkampfflugzeugen der Bundeswehr war ich 12 Jahre auf diesem Flugplatz stationiert und flog in dieser Zeit mehrere hundertmal an dem Erdwerk vorbei. Während der wenigen Sekunden des Vorbeifluges in dem in dieser Flugphase kurz nach dem Start bereits über 800 km/h schnellen Starfighter beobachtete ich in unregelmäßigen Abständen in der Sommerzeit immer wieder zwei mächtige, gebogen gleichverlaufende, dunkle Verfärbungen in der Vegetation des Ackerlandes, die jedoch fast immer an der Grenze der Ackerparzelle endeten. |
Luftbild des Erdwerkes von Jülich (Foto: G. Amtmann, freigeg. Regierungspräs. Düsseldorf Nr. 51 U 95) |
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Obwohl ich als archäologisch interessierter Laie die Ursache der Vegetationskontraste als anthropogenen Bodeneingriff erkannte, blieb mir die Bedeutung meiner Beobachtungen verschlossen. Der militärische Auftrag sowie die Enge des Cockpits erlaubten ein Mitführen geeigneter (großmaßstäblicher) Karten ebensowenig wie das Mitführen einer Kamera. Auch hätte die nur Sekunden währende Beobachtungszeit nicht für eine ausreichend genaue Kartierung ausgereicht. |
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So blieb mir über viele Jahre verborgen, daß die Vegetationskontraste, durch die sich das Objekt abschnittsweise zu erkennen gab, oft mehrere hundert Meter vom vorjährigen Beobachtungspunkt lagen. Nach Aufnahme einer systematischen luftarchäologischen Prospektion mit langsam fliegenden Propellerflugzeugen und entsprechender Kamera- und Kartenausrüstung hielt sich das Objekt jahrelang vollständig bedeckt, so daß schon eine Zerstörung durch intensive Agrarbewirtschaftung zu befürchten war. Dann plötzlich, in einer spätsommerlichen Trockenphase, erschienen in einem Rübenfeld Vegetationskontraste der jahrelang erwarteten Art, die dann im Verlauf der weiteren Austrocknung des Bodens immer deutlicher wurden, bis sich schließlich das Bild auf der vorigen Seite zeigte, auf dem ein kundiges Auge sofort den Charakter des Objektes nebst einigen wichtigen Details erkennt. |
Nach dem Luftbildbefund übertragener ungefährer Verlauf des Erdwerkes (dunkles Raster), der Tordurchlässe (Dreiecke) und der bei der Begehung erkannten Fundstreuungen (helles Raster) |
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Der dunkle, teilweise gebogen verlaufende Doppelstreifen verrät als sog. positives Vegetationsmerkmal einen ehemals vorhandenen, heute vollständig verfüllten am Boden nicht mehr erkennbaren mächtigen Doppelgraben. Die drei hellen Unterbrechungen sind als Erdbrücken, d.h. Übergänge über das Grabensystem, zu interpretieren. Die Hälfte ihrer Länge begleitend, stand einst ein Palisadenzaun. Die beiden rechtwinklig von dieser Palisadenspur nach außen (rechts) abzweigenden und den inneren Graben überspringenden dunklen Linien dürften ebenfalls Palisadengräbchen sein. Wer die Grabenspuren einem Größenvergleich mit dem dahinterliegenden Feldweg unterzieht, der knapp 5 m breit ist, wird leicht erkennen, daß jede der beiden Grabenspuren eine Breite von über 10 Metern aufweist! Die Länge der beiden Grabenspuren beträgt jeweils ca. 250 Meter. |
Erdwerke und sonstige Fundplätze der Michelsberger Kultur im Rheinischen Braunkohlengebiet: 1 Jülich, 2 Inden, 3 Koslar, 4 Lich-Steinstraß |
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Plan des ausgegrabenen Abschnittes des Erdwerkes von Inden (Tagebau Inden): einfache Grabenführung mit zwei erhaltenen Tordurchlässen und innenliegender Palisade. |
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Dieser formale Befund des
Luftbildes legte die Interpretation als Wehranlage nahe, deren
Zeitstellung im prähistorischen Bereich zu vermuten war.
Obwohl die auf dem Luftbild erkennbaren Dimensionen schon auf eine
beachtenswerte Gesamtgröße schließen ließen,
erahnte man zu diesem Zeitpunkt noch nicht die wirklichen
Dimensionen dieses Grabenwerkes, das auch bis heute noch nicht
einmal zur Hälfte erfaßt werden konnte. In den
folgenden Jahren führte eine intensive Beobachtung aus der
Luft und am Boden zu einer Fülle neuer Erkenntnisse über
Dimension und Zeitstellung des Objektes. So konnte bisher durch
mosaikartiges Zusammensetzen verschiedener Luftbilder, die in
verschiedenen Jahren, wechselnden Jahreszeiten und bei
unterschiedlicher Vegetation aufgenommen wurden, eine Grabenlänge
von ca. 1,1 km dokumentiert werden. Zwei weitere Erdbrücken
wurden dabei erkennbar. Der gebogene Verlauf des Grabensystems
läßt mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit
auf eine insgesamt rundliche Struktur einer Wehranlage mit einem
Durchmesser von mindestens 1 km schließen und erreicht damit
nahezu die Dimension des Urmitzer Erdwerkes im Neuwieder Becken
(Michelsberger Kultur), das ebenfalls eine doppelte Grabenanlage
aufweist. |
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Oberflächenprospektion |
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Aufgrund des aus der Luft erkannten und lokalisierten Befundes wurde zunächst eine grobe Einmessung mit Funkeinweisung an den Stellen durchgeführt, wo die Anlage heutige Feldwege oder Parzellengrenzen schneidet. Außerdem wurden in den Wintermonaten der Jahre 1985, 1986 und 1987 systematische Oberflächenbegehungen durchgeführt. Sie erbrachte eine erhebliche Anzahl von Fundstücken, meist aus Feuerstein (s.u. Beitrag Arora). |
Plan des Erdwerkes von Lich-Steinstraß (Tagebau Hambach): einfache Grabenführung mit vier erhaltenen Tordurchlässen. |
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Diese mehrjährige
Oberflächenprospektion war, ähnlich wie die
Luftprospektion, dadurch nötig, daß sich die Anlage
über zahlreiche unterschiedliche bestellte Parzellen
erstreckte und eben nicht alle Parzellen gleichzeitig gute
Beobachtungsbedingungen haben. Auch heute noch sind einzige
Parzellen verblieben, die innerhalb dieses Zeitraumes keine
wirklich guten Bedingungen für die Begehung boten. |
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Für Seiteneinsteiger: Untersuchungen zur Vorgeschichte Kreuzweingartens |
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2002, Gunter Amtmann, wisoveg.de, wingarden.de
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