Die Einführung des Christentums

Von Dr. Johannes Krudewig, Archivar, Köln
Euskirchen 1921




Bereits zur Zeit der Römer und durch die Römer ist die Heilslehre Christi in die Gegend zwischen Rhein, Köln und Trier gebracht worden. Spuren des Christentums finden sich schon im ersten, jedenfalls aber im zweiten Jahrhundert nach Christus. Während aber die Städte Köln und Trier schon früh die neue Lehre annahmen, dürfen christliche Gemeinden von irgend welcher Bedeutung auf dem Lande, wo die große Masse des Volkes noch geraume Zeit heidnisch blieb, nicht vor dem dritten und vierten Jahrhundert anzunehmen sein. 1)

Die im wesentlichen gewiß glaubwürdige Legende erzählt, daß der hl. Petrus von Rom aus den Bischof Eucharius, den Priester Vaterius und den Diakon Maternus gesandt habe, um in dem rheinischen „Gallien“ 2) das Evangelium zu predigen. Dies hätten sie zunächst im Elsaß, dann aber bei den Trevirern getan, bei diesen habe Eucharius das erste Bistum gegründet und im Süden ihrer Stadt die erste Kirche erbaut; diese Kirche 3), wiederholt zerstört und wieder aufgebaut, ist die heute „ad s. Mathiam“ genannte. Zu dieser trierischen Kirche gehörten unter dem hl. Eucharius und seinen nächsten Nachfolgern sowohl das Gebiet der Trevirer als ganz Niedergermanien. Von dem zweiten Nachfolger des hl. Eucharius, dem hl. Maternus, wird aber erzählt, daß er einen zweiten bischöflichen Sitz zu Köln und eine dritten in Tongern gegründet habe. 4) Jedenfalls waren die ersten Christen, welche diesen Bischöfen anvertraut waren, römische Soldaten. Durch diese mögen zunächst, namentlich wenn ihnen als Veteranen Besitz angewiesen wurde, dem Christentum auch neue Anhänger unter dem Volke gewonnen worden sein; der hl. Maternus und seine Nachfolger haben diese jungen Gemeinden besucht und gestärkt. 5).

Sozomenus, der Fortsetzer der Kirchengeschichte des Eusebius, sagt von der Zeit zu Anfang des vierten Jahrhunderts, „daß die am Rheine wohnenden Stämme damals christlich waren“. Für den Fortschritt des Christentums zeugen auch die Namen der beiden ersten geschichtlich nachweisbaren Bischöfe Maternus von Köln (c. 285 - 315) und Agritius von Trier als Unterzeichner der Akten des Konzils von Arles (314) 6).

Ohne Zweifel hat es auch in unserer Gegend schon in den ersten Jahrhunderten Christen gegeben, wann und wo aber hier zuerst Kirchen gegründet worden und christliche Priester ständig tätig gewesen sind, darüber könne wir nur mehr oder minder begründete Vermutungen und Überlieferungen aufstellen. Daß die Christianisierung zum Teil erst recht spät erfolgte, geht aus Folgendem hervor: Im Pfarrarchiv zu Tondorf wurde bis zum Jahre 1804 eine Schrift aufbewahrt, nach welcher der Feldherr Teudobald (†555) in Keßlingen an der Ahr, in Tondorf und Weyer in der Eifel die Götzenaltäre zertrümmerte und an ihrer Stelle christliche Altäre errichtete. 7)

Ihren Ausgang wird die Chrsitianisierung von Köln und von Trier aus genommen haben, für unsere Gegend und für den Hauptteil der Eifel jedenfalls von Köln aus; das erhellt auch daraus, daß diese Gebiete von jeher zur Erzdiözese Köln gehörten. Hauptsächlich werden es außer Kaufleuten, wie gesagt, römische Legionssoldaten gewesen sein, die, meist aus bereits vielfach zum Christentum bekehrten Ländern wie Italien, Syrien u. Ägypten herstammend, der hiesigen Bevölkerung das Christentum überbrachten. Waren doch auch römische Soldaten die ersten Martyrer sowohl im Kölnischen, wie im Trierischen: Dort der hl. Gereon mit seinen Genossen (249-251), hier der hl. Tyrsus mit seinen Gefährten (286).

Unter Kaiser Konstantin (324-337) und durch den Einfluß seiner frommen Mutter Helena (†328) wurde die Stellung und damit auch die Verbreitung des Christentums eine weit günstigere, so daß man annehmen darf, daß im 4. Jahrhundert der größte Teil der Bevölkerung hiesiger Gegend für das Christentum gewonnen war. 8)




1) Becker, Blankenheim, S. 17.
2) et Galliam Belgicam. Für die Legende scheint auch zu sprechen, daß keiner der drei als Martyrer verehrt wird.
3) Urkundlich wird diese Kirche, oder vielmehr das „monasterium s. Eucharii“ erst 706 in einer Schenkung des Erzbischofs Ludwinus genannt. (M.U.I, 9).
4) Maternus erscheint aber dabei als Bischof aller drei genannten Kirchen.
5) Irenäus (177-202) spricht von Kirchen in Germanien, ebenso Tertullian (um 208) und Arnobius (um 304).
6) Becker, Blankenheim, S. 18.
7) Katzfey, Münstereifel, II, S. 230.- Über das Alter der Pfarrei Tondorf vgl.: Becker, Blankenheim, S. 614, 616
8) Becker, Blankenheim, S. 18.




*) Anmerkung wingarden.de: Weitgehende Übernahme der Rechtschreibung der Originalvorlage incl. Fehler. Irrtümer und Übertragungsfehler vorbehalten.




Aus: Geschichte der Bürgermeisterei Cuchenheim (Auszug) - Zum 500jährigen Bestehen der St. Sebastianus-Schützen-Gesellschaft bezw. -Bruderschaft zu Cuchenheim (3. Juli 1921)
Sammlung Hans Regh, Kreuzweingarten
Edition H.K. 24. Dezember 2002


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