Die Eifel - das Eibenland. |
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Von Prof. Hürten, Münstereifel |
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Der Name der Eifel hat im Laufe der Zeit sehr verschiedene Deutungen erfahren. Bald vermutete man in dem Namen ein Hochland, bald ein ebenes Land, und mit noch weniger Berechtigung hier ein Feuerland, dort ein ödes oder einsames Feld. Sprachforscher verglichen den Namen mit dem vordeutschen Worte Apulia-Wasserland oder glaubten in dem (i. J. 762) urkundlich verzeichneten pagus eflinsis einen quellreichen Gau zu erkennen. Alle Erklärungsversuche dieser Art sind nach Univ.-Prof. Franck (Eifelfestschrift 1913, S. 52) zurückzuweisen, da sie den sprachwissenschaftlichen Lautgesetzen oder anderen notwendigen Bedingungen nicht entsprechen. Auch die Zurückführung des Namens auf die Matronae Afliae, denen aus dem 2. Jahrhundert stammende, in Köln und Wesseling gefundene Weihesteine gewidmet waren, hält Franck nicht für angängig. Inzwischen ist aber für die Deutung des Eifelnamens in anderer Richtung ein großer Fortschritt zu verzeichnen. Geh. Reg.-Rat Dr. Cramer, z. Zt. in Münster W., rühmlichst bekannt durch seine Forschungen auf dem Gebiete der Rheinischen Ortsnamen, hat auch für den Namen seiner engeren Heimat eine einfache und natürliche Erklärung gefunden. Er gründet das Wort Eifel', mundartlich Efel, auf die im nördlichen und mittleren Teile der Eifel, dem alten Eifelgau, noch zahlreich vorhandenen Flurbezeichnugen von der Form Eifel, Effel, Eifelberg, Effelsberg, Effelsnick, Effenück, Im Efelche, Im Efchen und zeigt deren Zusammenhang mit den westfälischen Ortsnamen Eiffeler und Effeloh, die sich in der Form Jipelar (Eipelar) und Jipeloh = Ulmenbusch auf niederfränkischem Boden wiederfinden. Hieraus schließt Cramer, daß die Eifel nach der Ulme benannt sei, zumal im mittelfränkischen Sprachgebiet noch jetzt für Ulme die Worte Effe, Iffe u. a. in Gebrauch sind, die sowohl jenen Flurbezeichnungen als auch auf Grund der Lautgesetze den niederdeutschen Ulmennamen Epe, Ipe, Eipe entsprechen. Diese im Eifelvereinsblatt 1918, S. 113 näher erörterte Deutung des Eifelnamens ist sachlich und sprachlich wohlbegründet. Gleichwohl dürfte sie in einer Hinsicht verbesserungsfähig sein. Jene für die Ulme gebräuchlichen Namen scheinen nämlich im Wandel der Zeiten und Völker ihre Bedeutung gewechselt zu haben und ebenso wie das Wort Eifel auf die jetzt zwar seltene, aber einst sehr häufige Eibe zurückzugehen. Die für diese Ansicht maßgebenden Gründe sollen nachstehend im Anschluß an einige Mitteilungen über das frühere Dasein der Eibe entwickelt werden. Nach dem lehrreichen Werke von Johannes Hoops: Waldbäume und Kulturpflanzen im germanischen Altertum (J. Trübner, Straßburg 1908), das uns in vielen hier zur Erörterung stehenden Fragen Aufschluß gibt, war die Eibe (Taxus baccata, L.) einst in ganz West- und Mitteleuropa sehr verbreitet. In Deutschland scheint sie im Mittelalter nur in dem nordwestlichen Küstenstrich und östlich der Weichsel gefehlt zu haben. Als Waldbaum gehörte sie schon der alten tertiären Flora an und war demnach schon vor der Eiszeit vorhanden. Während der Eiszeit wurde sie nach Süden gedrängt, nahm aber nach dem Rückgang des Eises die verlassenen Gebiete wieder ein. Das nördliche Vordringen hat man teils an den Lagerungsverhältnissen der Torfmoore Nord- und Mitteleuropas, teils an verkohlten Holzstücken der Muschelhaufen Dänemarks und Jütlands, teils an den Pflanzenresten der Pfahlbauten in der Schweiz und Österreich sowie anderer Kulturstätten der Vorzeit erkannt. (H. S. 6.) Im Gegensatz zur Eibe ist die Ulme weder in den Pfahlbauten noch in den Tormooren der Schweiz nachgewiesen, während sie in den jütisch-dänischen Muschelhaufen häufig angetroffen wurde (H. S. 88). Die erste Nachricht über das Vorhandensein der Eibe in der Eifel verdanken wir dem römischen Feldherrn Cäsar, der im 6. Jahrzehnt v. Chr. den großen Ardennenwald, zu dem die Eifel gehörte, wiederholt durchquert hat. Von einem solchen Zuge berichtet er in den Denkwürdigkeiten über den gallischen Krieg (Buch 6, Kap. 31), Katuvolkus, einer der Könige des Eburonenlandes 1), habe sich mit der Eibe umgebracht, da er seines hohen Alters wegen die Beschwerden des Krieges und der Flucht nicht habe ertragen können. Dann fügt er noch ausdrücklich hinzu, die Eibe sei in Gallien und Germanien in großer Menge vorhanden (taxo, cuius magna in Gallia Germanique copia est, se exanimavit). Die großen Wälder Deutschlands, von denen die römischen Schriftsteller berichten, blieben bis zur Völkerwanderung ziemlich erhalten. Erst unter der Herrschaft der Merowinger und Karolinger fing man an, die Wälder zu roden, um für neue Siedlungen Ackerland und Bauholz zu gewinnen. Viele Ortschaften, deren Namen mit Roden und Raden gebildet sind, stammen aus jener Zeit. Im 11., 12. und 13. Jahrhundert waren die Rodungen so stark, daß man im 14. Jahrhundert im westlichen Deutschland sogar über Holzmangel klagte. (H. S. 136.) Das andauernde Lichten der Wälder hatte besonders für die Eibe schlimme Folgen. Der langsam wachsende Baum war nämlich ohne Aufforstung nicht imstande, die vorhandenen Lücken wieder auszufüllen, da er durch die getrennten Geschlechter seiner Blüten im Kampf ums Dasein sehr benachteiligt ist. Es konnte daher nicht ausbleiben, daß Kahlhiebe in Verbindung mit Entwässerungen und den regelmäßigen Beschädigungen durch Wild und Vieh die allmähliche Vernichtung der Eibenwälder herbeiführten. (H. S. 240.) Im 16. Jahrhundert wurde noch ein schwunghafter Handel mit Eibenholz aus den österreichischen Alpenländern und den Karpathen über Danzig nach den Niederlanden und England betrieben. (H. S. 240.) Hieraus geht klar hervor, daß die Eibe zu jener Zeit im westlichen Deutschland schon selten geworden war, sonst hätte man das Holz nicht auf so weitem Umwege herbeigeschafft. Gegenwärtig findet sich die Eibe in den Wäldern Deutschlands nur noch an wenigen geschützten und entlegenen Stellen und zwar hauptsächlich in Gebirgswäldern. Das Bodetal im Harz birgt noch einen Bestand von etwa 600 Stämmen, und in der Tucheler Heide im Kreise Schwetz in Westpreußen gibt es sogar einen Eibenhorst von mehr als 1000 Bäumen. Kleinere Bestände sind noch im Thüringer Walde, in der Vorder-Rhön und im Bayrischen Jura vorhanden. (H. S. 241.) In den Wäldern der Eifel tritt der einst so häufige Baum nur noch als Seltenheit auf. (Otto Follmann: Die Eifel, Velhagen u. Klasing S. 10.) Das Holz der Eibe war wegen seiner Härte und Zähigkeit zu allen Zeiten sehr geschätzt und wurde von allen germanischen Völkern zu Waffen, Geräten und Gefäßen bearbeitet. Diese Verwertung wird durch Grabfunde und gelegentliche Bemerkungen in alten Schriften bezeugt. Henisch erwähnt einen Eibenschütz, der mit einem Armbrust scheußt und Ehingen spricht von Kriegern mit langen Armbrosten und Yben. Auch im Volksglauben hat die Eibe einst eine Rolle gespielt. So glaubte man, von schwerer Krankheit würde der in ihrem Schatten Ruhende befallen. Zur Blütezeit sollte ihre Ausdünstung sogar tödlich wirken; wahrscheinlich aus diesem Grunde wurde die Eibe auch Totenbaum genannt. Einem Stücklein Holz vom Eibenbaum, auf bloßem Leibe getragen, schrieb man die Kraft zu, gegen Hexerei und Verzauberung zu schützen. In Immermanns Münchhausen heißt es: Vor den Eiben die Zauber nicht bleiben. Gotter (1746-1797) schreibt: Wo die Ulme trauert, der Eibe Schatten schreckt. Dagegen sagt Gryphius (1616-1664): Gieb Ipen zum Zaubern! Mit den hier genannten Worten Yben und Ipen sind ohne Zweifel Eiben gemeint, was auch durch die Wörterbücher der deutschen Sprache von Sanders und Heyne bestätigt wird. Yben ist eine alte Schreibweise für die hochdeutsche Form Ibe, zu der die Nebenform Ebe gehört, und Ipe ist eines der niederdeutschen Wörter, auf die Cramer den Eifelnamen gründet. Wenn aber Ipe und damit auch Epe und Eipe die Eibe bezeichnet haben, so folgt daraus, daß die entsprechenden Worte Iffe, Effe und Eife ebenfalls ursprünglich diese Bedeutung hatten. Dies ergibt sich aus dem Gesetz der neuhochdeutschen Lautverschiebung (Übergang von p über f, v, w nach b), indem die für die Ableitung des Eifelnamens in Betracht kommenden Worte sich gleichsam zwangsläufig in die niederdeutschen und hochdeutschen Eibennamen einfügen. Aus nachstehender
Übersicht ist dieser Zusammenhang leicht zu erkennen: Außerdem gibt es noch einen mittelhochdeutschen Eibennamen Iwe, der althochdeutsch Iwa lautet; beide stimmen mit dem mittelfränkischen Iffe nahezu überein. Diese Form des Eibennamens ist fast allen europäischen Sprachen gemeinsam. Die lautet französisch If, spanisch und portugiesisch Iva, altenglisch Iw kymrisch (Zweig der keltischen Sprache) Yv, altnordisch Yr und altpreußisch Invis. selbst jenseits der östlichen Eibengrenze, die fast mit der Westgrenze Rußlands zusammenfällt, findet sich ihr Name, der aber von den Slaven in der Form Iva für Weide und von den Litauern in der Form Jewa für Faulbaum gebraucht wird. (H. S. 127.) Die Eibe bekundet
ihre ehemalige Verbreitung auch noch in vielen Orts- und
Flurnamen, die bekanntlich einmal Dagewesenes oft auf
bewundernswerte Weise in treuem Andenken bewahren. Diese Namen
bestätigen einerseits die Mannigfaltigkeit der in
vorstehender Übersicht angegebenen Eibennamen und sind
anderseits ein weiterer Beweis dafür, daß die Worte
Eifel, Effe, Iffe tatsächlich
zu den Eibennamen gehören. Nach E. von Berg (Geschichte der
deutschen Wälder S. 144) ist die Eibe unter den deutschen
Ortsnamen 62 mal vertreten. Hoops verzeichnet aus dem Schwarzwald
folgende auf die Eibe zurückgehende Namen: Die Namen Ibach
(Ib-bach), Iberg (Ib-berg) und Yburg (Jb-burg) kommen auch in
anderen Gegenden Deutschlands vor. Für die übrigen oben
genannten Gegenden Wortstämme seien folgende Orts- und
Städtenamen angeführt: In dem Wörterbuch der deutschen Sprache von Wasserzieher sind unter Eibe noch die Ortsnamen Eyb, Eyba, Eybach und Eyburg verzeichnet. Auch Personennamen wie Eben, Eybel, Eybler, Ewald und Iffland liegen die genannten Stämme zu Grunde. Mannigfache Belege liefert noch das Rheinland, wo seit altersher Völker und Sprachen sich mischten: 1. Ipebach in Brühl
bei Köln, Ippendorf bei Bonn, Ippenschied bei Sobernheim. -
Eppenberg bei Kochem, Eppenich bei Düren, Epprath bei Harff;
Lennep (alt Linnepe, Lennephe) im Bergischen. - Mühleip bei
Eitorf a. d. Sieg. Die Zahl dieser Namen wäre leicht zu vermehren, wenn außer Landkarten noch Flurkarten der verschiedenen Gemarkungen zur Verfügung ständen. Doch dürften die angeführten Beispiele für den vorliegenden Zweck genügen. Dem Namen der Eifel stehen am nächsten die Städtenamen Eipel in Schlesien und Eibelstadt in Unterfranken a. Main. Sie zeigen übereinstimmend das auslautende l, das auch in den Namen Eppelborn, Ebelsbach und Eibelshausen vorkommt. Das l ist eine auch sonst häufig vorkommende Umbildung aus n. Der Übergang ist urkundlich belegt bei dem von Hoops verzeichneten Namen Eschelbronn im Schwarzwald, der noch im Jahr 789 Aschinbrunn (Asch = Esche) lautete, während der Ortsname Eschelbach daselbst schon i. J. 1071 als Eschilbach verzeichnet ist. Häufig ist die Umbildung bei den mit dem Worte Eiche zusammengelegten Ortsnamen, z. B. Eichelbach und Eichelscheid, Ortschaften bei Prüm, Eichelhütte, Mühle und Spinnerei bei Eisenschmitt in der Eifel. Aus dem übrigen Rheinland seien noch erwähnt: Eichelhardt, Häusergruppe bei Altenkirchen: Eichelkamp, Häuser bei Düsseldorf; Eichelrath, Häuser im Kreise Mörs; Eckelscheid, Bauerschaft bei Ratingen; Eickelnberg, Weiler bei Rheydt u. v. a. Auch bei anderen Baumnamen zeigt sich der Übergang des auslautenden n in l, z.B. in dem Namen Fichtelgebirge und dem von der Buche abgeleiteten Namen Büchel, der im Rheinland 19 mal als Ortsname vorkommt und in der Form Buchel für Buchecker gebraucht wird. Das Holz der Espe wird in der Eifel Aspelholz genannt, entsprechend heißt nach Cramer eine Flur bei Niederbachem im Landkreis Bonn In der Aspel. Also hat der Eifelname in den Baumnamen Aspel, Buchel, Büchel, Eichel, Eschel und Fichtel nahe Verwandte und in den Städtenamen Eibelstadt und Eipel gleichsam Geschwister, die mit ihm gleichen Ursprungs sind. Der alte Eifelgau war demnach ein Eibel- oder Eibengau und der heutigen Eifel gebührt mit Recht der Name Eibenland. Wenn es nach diesen Erörterungen auch nicht mehr zweifelhaft sein kann, daß neben dem Namen Eifel auch die Worte Iffe und Effe ursprünglich die Eibe bezeichnet haben, so bedarf doch die merkwürdige Tatsache, daß mit diesen Worten heute die Ulme bezeichnet wird, noch einer besonderen Erklärung. Ein Wechsel in der Bedeutung von Pflanzennamen ist nichts Außergewöhnliches. Es wurde schon erwähnt, daß der Name der Eibe jenseits der östlichen Grenze ihres Vorkommens von den Slaven auf die Weide und von den Litauern auf den Faulbaum übertragen worden ist. In ähnlicher Weise ist bei gewissen indogermanischen Völkern der Name der Eiche auf die Föhre und der Name der Buche auf den Holunder übergegangen (H. S. 119 u. 126.) Solche Namensübertragungen sind auch bei uns üblich. So nannte man das Tannengrün, mit dem man früher bei Begräbnissen die Straße zu bestreuen pflegt, allgemein Tax (taxus = Eibe), offenbar eine Erinnerung an jene Zeit, da für diesen Zweck noch Eibenzweige zur Verfügung standen. Auf verschiedene, meist immergrüne Gewächse ist, um noch ein Beispiel anzuführen, der Name der Palme übergegangen. Am Palmsonntag bringt man die zweige des Buxbaums oder, wo diese fehlen, die Zweige der eben erblühten Sahlweide zum Einsegnen in die Kirche und nennt daher diese Pflanzenarten Palm bezw. Palmweide. Ferner wird die immergrüne Walddistel (Ilex) Stechpalme, und das Sinngrün (Vinca minor), dessen Blätter am Hochzeitstage vor die Wohnung der Braut gestreut werden, Mädpalm genannt. Die Übertragung des Eibennamens auf die Ulme ist noch aus einem besonderen Grunde leicht erklärlich. Das Ulmenholz ist nämlich wegen seiner Festigkeit und Zähigkeit als Werkholz ebenso geschätzt wie ehedem das Eibenholz. Außerdem stimmen beide Holzarten im Alter in der rötlich braunen Färbung überein. Die Ulme scheint jedoch niemals im Rheinland als herrschende Baumart aufgetreten zu sein, den es gibt hier nur einen einzigen nach diesem Baume benannten Ort, nämlich Ulmen i. d. Eifel. Wir finden sie jetzt fast nur in Parkanlagen und an Landstraßen angepflanzt. Wann die Übertragung stattgefunden hat, ist schwer zu sagen. Um 1500 scheint man mit dem Namen Iffe noch die Eibe bezeichnet zu haben; denn die bischöflichen Waldordnungen von Speier aus den Jahren 1466, 1482 und 1528 enthalten ein Verzeichnis aller dort vorkommenden Holzarten und als Bauhölzer und fruchtbare Bäume werden angeführt Eiche, Buche, Wildapfel und Wildbirne, als Unhölzer dagegen Erle, Esche, Linde, Weide, Salle (Sahlweide), Belle (Pappel), Rüster, Iffe, Hainbuche, Maßholder, Hartriegel, Faulbaum, Schlehdorn, Hagedorn und Hasel. (H. S. 168.) Dazu wird zwar von Hoops in einer Fußnote die Bemerkung gemacht: Die Bedeutung der volkstümlichen Namen Rüstern und Iffe oder niederdeutsch Iper schwankt zwischen den verschiedenen Ulmenarten, doch haben wir schon in anderem Zusammenhang gezeigt, daß Iper ursprünglich die Eibe bezeichnet hat (Gieb Ipen zum Zaubern!). Außerdem heißt es in der großen Ausgabe des Lehrbuchs der Pflanzenkunde von Smalian (G. Freitag, Leipzig 1903, S. 266), die zu Deutschland verbreiteten Rüstern gehörten zwar mindestens zu 2 Arten, nämlich Feldrüster (Ulmus campestris) und Bergrüster (Ulmus montana), aber ihre Unterscheidung sei auf so untergeordnete Merkmale gegründet, daß die Bestimmung selbst den Gelehrten oft schwer falle. Nun ist aber kaum anzunehmen, daß man bei der Aufzählung jener wertlosen Holzarten eine so feine Unterscheidung hat machen wollen oder können, es bleibt daher nur die Annahme übrig, daß die neben den Rüstern genannten Iffen unterdrückte und verkümmerte Eiben gewesen sind. Der Eifelnamen ist noch nicht so lange, wie mancher glauben mag, auf das heutige Eifelgebiet übergegangen. Vor 100 Jahren und noch um die Mitte des vorigen Jahrhunderts rechnete man in Trier und Koblenz, wie Generalmajor von Voigt, der frühere Vorsitzende des Eifelvereins, im Eifelvereinsblatt 1906, S. 17 berichtet, die Eifelberge noch zu den Ardennen. Der Eifelname haftete ja zunächst an dem alten Eifelgau, der zuerst i. J. 762 urkundlich erwähnt wird und sich etwa von Gerolstein bis Münstereifel und von Baasem bis Weibern erstreckte. Er umfaßte also ziemlich die hohe Eifel und grenzte im Norden an den Rupuariergau, im Osten an den Ahr- und Meinfeldtgau (Mayen), im Süden an den Moselgau, im Westen an den Bedagau (Bitburg) und den Karosgau (Prüm). Als die Gaueinteilung infolge der Lehnsherrschaft verschwand, breitete sich ganz allmählich der Eifelname auch auf die übrigen Gaue aus. Diesem Namen mußte also eine besondere Kraft innewohnen, und das lag vor allem daran, daß der Name bodenständig war. Im alten Eifelgau hatte sich entweder ein großer oder eine Reihe kleinerer Eibenhorste befunden, deren unvergängliche Spuren die heute noch vorhandenen Flurbezeichnungen sind. Dann war es die alte Klosterstadt Münstereifel, die durch ihren Namen wenigstens im nördlichen Teile der Eifel die Erinnerung an die Eibenbestände wachhielt. Ferner trat im Mittelalter an die Stelle des Eifelgaues das Eifeldekanat, das bis zur Auflösung der Klöster nach Ausbruch der französischen Revolution fortbestanden hat. Es war also keine Überhebung, wenn ehedem Bewohner außerhalb des alten Eifelgaues sagten, sie wohnten nicht in der Eifel. Auch war es nicht Mangel an Heimatgefühl oder die Scham, in einem armen Lande zu wohnen, sondern die auf alter Überlieferung beruhende dunkle Erinnerung, daß der Eifelname etwas Besonderes bezeichnet, das für die betreffenden Orte nicht zutraf. Mit dieser Ehrenerklärung, daß sich von selbst aus vorstehende Untersuchung ergibt, schließen wir die Abhandlung über die Bedeutung des Eifelnamens und bemerken nur noch, daß infolge einer früheren Unterredung auch Geheimrat Cramer sich zu unserer Ansicht bekannt hat, wie aus einem Artikel in der Kölnischen Volkszeitung betitelt: Zur Eifeler Volkskunde, in nr. 770 vom 8. 10. 22 hervorgeht, der aber erst nach Vollendung vorstehender Zeilen zu unserer Kenntnis gelangt ist. Er sagt dort: Der Kern der Frage liegt in dem Ausgehen von dem deutschen, und zwar fränkischen Wortstamm ef, eif, bzw. efl, eifl und ef, eif bedeutete ursprünglich die Eibe. In seinem früheren Aufsatz wurde er durch gewisse sprachliche Schwierigkeiten noch von der Aufstellung dieser Gleichung abgehalten; aber inzwischen seien die Belege und Nachweise zwingend geworden; Cramer schreibt wörtlich: Das Eibenholz wird mehrmals in der Form Effgenholz erwähnt, so 1613 und 1790. Daneben erscheint auch die Form Iffenbaum = Eibenbaum (15. Jahrh.) und iften = von Eibenholz. Anmerkungen 1) Zwischen Rhein
und Maas nördlich der Ahr. |
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Aus: Eifelvereinsblatt Nr. 3, Juni 1923, S. 17-20, herausgegeben vom Eifelverein 24. Jahrgang, Selbstverlag des Eifelvereins, Schriftleitung Rektor Zender in Bonn. |
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