Grimmig schleuderte er den Stein
In der Sagenwelt hat der Teufel oft seine Hand im Spiel
Von Sophie Lange

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Zahlreiche Flurbezeichnungen enthalten das Grundwort Teufel und sind mit Sagen verknüpft; so zum Beispiel die kleine Höhle Teufelsloch im Hirnberg/Eschweilertal oder das Teufelsmaar zwischen Linzenich und Enzen. Ein Felsvorsprung im Kartsteinfelsen der Kakushöhle mit krallenartigen Aushöhlungen wird Teufelskanzel genannt. Oftmals kennzeichnen Teufelsnamen Plätze, an denen es der Volksmeinung nach nicht ganz geheuer ist. Da der Römerkanal unseren Vorfahren stets unheimlich vorkam, betrachtete man ihn als Teufelswerk und nannte ihn Teufelsader, Teufelskalle oder Teufelsgraben. Am Quellgebiet Grüner Pütz zwischen Nettersheim und Urft soll man die Fußspuren des Leibhaftigen noch entdecken können.

Eine besondere Bedeutung haben Teufelsteine, die in der Sagenwelt mit uralten Kirchen in Verbindung stehen. Diese Steine sind oftmals erratische Blöcke, also Findlinge, die während der Eiszeit von Gletschern sehr weit transportiert wurden und somit in einer geologisch fremden Umgebung liegen. Sie fanden beim Volk stets Beachtung. Aushöhlungen und Rillen im Stein werden als Näpfchen und Schälchen gesehen und mit kultischer Verehrung innerhalb der Naturreligionen in Beziehung gebracht.

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Von Steinfeld nach Diefenbach

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Der Sage nach hatte der Teufel beim Bau der Steinfelder Basilika seine Hand im Spiel. Die Geschichte führt bis ins Jahr 912 n. Chr. zurück. Graf Sibodo von Hochsteden, Herr von Altenahr, nimmt einen Knappen mit Namen Bonschariant in seine Dienste auf. Dieser ist ein gewandter und starker Diener, der jeden Kampf zum Siege führt, seinen Herrn vor allen Gefahren schützt und weder Tod noch Teufel fürchtet. Er kann sich in die Lüfte erheben und fliegend weite Entfernungen zurücklegen. Als die Gräfin auf den Tod erkrankt, besorgt Bronschariant innerhalb einer Stunde aus dem fernen Orient die lebensrettende Medizin: Milch von Löwinnen vermischt mit Drachenblut. Doch nun ist die Gräfin misstrauisch geworden und vermutet, dass der Diener der Satan persönlich ist und fürchtet um das Seelenheil ihres Gatten. Dieser muss ihr versprechen, zur Ehre Gottes eine Kirche zu erbauen. Als Bauplatz wählt der Graf im dichten Ardennenwald "eine öde Anhöhe, welche man das Steinfeld nannte, weil der Boden felsig war und nur weniges Gras und Gestrüpp fortkam." 1 Hier ging der Graf gerne zur Jagd.

Der „Weiße Stein“ im Bocksvenn gab dem Wintersportgebiet bei Udenbreth seinen Namen

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Der Römerkanal wurde in der Vergangenheit als Teufelswerk angesehen

Beim Bau des Gotteshauses will man jedoch nicht auf die übernatürlichen Kräfte von Bronschariant verzichten, und so erzählt man diesem, dass hier ein Jagdschloss entstehen soll. Der menschengestaltige Teufel erkennt den Betrug nicht, da er nicht allwissend ist. Das ist nur Gott allein. So ist der Diener gerne zur Hilfe bereit und schleppt auf Teufel komm raus Steine herbei, so dass das Gebäude in kürzester Zeit fertig ist. Erst als auf dem Turm ein Kreuz prangt, merkt der Teufel, dass die Sache einen Pferdefuß hat und dass er hintergangen wurde. Obwohl der Böse sich um Gotteslohn abgerackert hat, erhält er nun den sprichwörtlichen Teufelslohn (Undank). Die Menschen haben das Böse überlistet.

In einem 404-zeiligen Gedicht, dessen lateinische Fassung aus dem Jahre 1523 stammen soll, wird die Geschichte folgendermaßen erzählt:

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„Wirkt in einem Atem fast,
Tag und Nacht behände,
nimmt sich weder Ruh noch Rast,
bis er's Werk vollende.
Gründet nun das Erdgeschoss,
ist nun bald am Dache,
dass er seines Grafen Schloss
eilend fertig mache.

Eben ist die höchste Schicht
ernstlich angefangen,
da vermerkt der böse Wicht,
dass er hintergangen.
Grimmig schleudert er den Stein,
den er just zum Bau fügt,
weit ins hohe Tal hinein,
wo er noch zur Schau liegt." 2

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Eine genauere Platzbezeichnung des Steins finden wir in einer Sagensammlung von 1888. Auch hier erkennt der böse Wicht plötzlich das teuflische Spiel der Menschen: "Der Teufel geriet darüber in Wut, so dass er den Felsblock weit von sich schleuderte. Dieser liegt noch in der Gegend von Tiefenbach (Diefenbach). Deutlich kann man darin Spuren erkennen, welche des Teufels Kopf und Klauen ihm eingedrückt haben." 3 Diefenbach ist allerdings etwas mehr als einen Steinwurf von Steinfeld entfernt - mit menschlichen Maßstäben gemessen. Soweit ein Stein fliegt war als allgemeines Maß üblich, als noch nicht mit der Messlatte umgegangen wurde. In alten Urkunden wird mit einem Steinwurf eine Strecke von 40 bis 50 Metern gekennzeichnet. Ein teuflischer, grimmiger Steinwurf konnte diesen Rekord natürlich mit Leichtigkeit überbieten. Der Teufelstein von Diefenbach ist heute nicht mehr zu sehen, denn beim Bau der Straße von Diefenbach nach Steinfelderheistert wurde er mit Erde zugedeckt.

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Sind Teufelsteine alte Kultsteine?

In der Steinfelder Sage fragt der Graf seinen Diener nicht nach seiner Herkunft. Das geschieht jedoch in einer anderen, ähnlichen Sage, die auf der Löwenburg im Siebengebirge beheimatet ist und aus dem Anfang des 13. Jahrhunderts überliefert ist. In dieser Erzählung fragt der Herr den Jüngling, der ihm treue Dienste erweist: "Wenn du ein Teufel bist, wie kommt es denn, dass du einem Menschen also treu dientest ohne Falsch und allen wohl tatst, die deiner Hilfe und deines Rates bedurften?" Der Jüngling antwortet darauf, dass er kein sterblicher Mensch ist, sondern der germanische Licht- und Sonnengott: "Ich bin Baldur, der schönste aller deutscher Götter, einst Freund aller Götter und Menschen sowie Mittler zwischen ihnen, es ist mir nichts Tröstlicheres als unter guten Menschen wie unter meines Gleichen zu weilen. Wo ich bin, da bringe ich Heil und Glück, Liebe und Frieden." 4

Die „Weißen Steine“ zwischen Eicherscheid und Holzmülheim

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Die alten Götter konnten sowohl Gutes als auch Böses tun, denn der Gott eines Menschen war gleichzeitig der Teufel seines Feindes. Und auch im menschlichen Miteinander galt die Feststellung: "Jeder ist des anderen Teufel." 5 Bei der Christianisierung waren die heidnischen Götter besiegt worden; das bedeutete jedoch nicht, dass sie nun keine Macht mehr besaßen. Man glaubte fest daran, dass diese Urkräfte weiterhin bestanden, aber nur noch das Böse wirken konnte. Der Teufel stand nun ausschließlich für das Schlechte und Niedrige. Er und seine diabolischen Kumpanen wurden mit gefallenen Engeln gleichgesetzt. Diese sind allerdings älter als die Menschheit selbst: "Tatsächlich fand nach alttestamentarischer wie nach apokrypher Überlieferung der Himmelsturz Satanels noch vor dem triumphalen Einzug Adams in den Garten Eden statt." 6 Der Teufel wurde als Feind Gottes und göttlicher Widersacher verdammt. Das Schwarz-Weiß-Denken und die Unterscheidung von Gut und Böse waren jedoch vielen alten Völkern fremd, so zum Beispiel den Griechen und Römern sowie den keltischen Stämmen. In christlicher Zeit musste das Böse in Ketten gelegt werden. Würde es weiter frei herrschen können, so wäre das Seelenheil der Menschen in Gefahr. Dann war echt der Teufel los. Man durfte nicht einmal von dem Bösen reden, denn allein die Nennung seines Namens zog den Höllenfürsten magisch an. "Wenn man den Teufel nennt, dann kommt er schon gerennt", sagt der Volksmund bis heute. In drei Teufels Namen anrufen durfte man das Böse erst recht nicht. Selbst wenn man nur des Teufels Bild an die Wand malte - schon hatte der Böse sich aus seinen Ketten befreit und konnte wieder sein teuflisches Spiel treiben, das Böse verbreiten und möglichst viele armen Seelen in seine Gewalt bekommen. In den Sagen von Teufelsteinen wird das Böse besiegt und die Kirche feiert den sieghaften, wenn auch durch List errungenen Triumph über den Satan.

Teufelsteine werden häufig als Kultsteine und Opferaltäre aus vorchristlicher Zeit gesehen. Bei den Naturreligionen wurden Steine als Ewigkeitssymbole verehrt. Felsblöcke, die durch Markierungen auffielen, waren besonders verehrungswürdig und galten als göttlich. Hier war man den Naturgottheiten besonders nahe. In Vertiefungen legte man Opfergaben oder entzündete darin Feuer. Dem Wasser, das sich in den Aushöhlungen sammelte, sprach man heilende Kräfte zu. Der Altertumsforscher und Märchensammler Jacob Grimm (1784-1863) gab den Teufelsteinen allerdings keine heilige Bedeutung: "Eine Menge von Steinen, die der Riese oder Teufel geworfen hat, denen der Eindruck seiner Hand, seines Fußstapfens geblieben ist, werden in der Volkssage ausgezeichnet, doch ohne dass ihnen eine heilige Bedeutung dadurch verliehen wäre." 7 Im Christentum sah man einen alten Kultstein als Hort des Bösen an.



Vom Michelsberg zum Weißenstein

Dass auffallende Steinformationen den Ausgangspunkt von Sagen bilden, wird an den Steinen deutlich, die am Weißenstein zwischen Eicherscheid/Münstereifel und Holzmülheim liegen. Hier in einer Wiese in dem kleinen Dorf Witscheiderhof liegen mehrere Steinbrocken, die natürliche Aushöhlungen oder auch künstliche Einritzungen aufweisen. Auch diese Steine sind der Sage nach Teufelsteine. Der geprellte Teufel hat sie "us Iefe" (aus Eifer) weggeschleudert, als er erfuhr, dass seine Dienste beim Bau eines Gebäudes auf dem Michelsberg missbraucht worden waren. Der Michelsberg, ein alter Kult- oder Thingplatz, ist zwar gut von dem Steinplatz aus zu sehen, aber ebenfalls mehr als einen Steinwurf von Weißenstein entfernt. Nach mündlicher Überlieferung ist die Sage folgendermaßen aufgeschrieben: "Ich hann dat va Hüresage; of dat wohr ös, kann ich net sage: Als om Mechelsberg en Kerch jebout ös wore, hät dr Düvel die Steen op sengem Buckel zosammen jedrage. Me hatt em jesaht, dat soll en Kaathuus (Kartenhaus) wärde, darövve hatt ä Freud on drog düchtig Steen beeneen (zusammen). Wie de Kerch baal fäedig wied, du sitt eä, dat dat en Kerch wied. Us Iefe werp eä die Steen fott, on die fale do, wo et de wisse Steen heesch. Do leje mehrere schwere Steenblöck. Me sitt de Klaue en de Steen afjezeichnet." 8

Die weißen Steine von Weißenstein sind grau, zwar hellgrau, aber nicht weiß, und auch die zahlreichen anderen Weißensteine, die es überall in Deutschland gibt, sind nicht weiß und haben wahrscheinlich nichts mit der Farbe weiß zu tun. Sie sind viel eher ehemalige weise Steine. Es können sogenannte Hünensteine aus vor- und frühgeschichtlicher Zeit gemeint sein. So ist der Weiße Stein in Prüm ein Menhir. Plätze mit besonderen Steinblöcken dienten bei Wallfahrtswegen als Stationen. Beim Weißenstein bei Witscheiderhof kann es sich um einen solchen Rastplatz auf einem uralten Pilgerpfad gehandelt haben, denn die Stelle ist nicht nur einen Steinwurf vom Michelsberg entfernt, sondern genauso weit von dem Matronentempel auf dem Addig zwischen Nöthen und Pesch. Da dieses zunächst ländliche Heiligtum der vacallinehischen Schutzgöttinnen um 330. n.Chr. zu einer Prachtanlage ausgebaut wurde, ist mit Sicherheit anzunehmen, dass der Matronentempel als Wallfahrtsort große Bedeutung hatte. Der Pilgerweg aus östlicher Richtung führte über den Michelsberg am Weißenstein vorbei. 9

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Auch der klobige Felsbrocken im belgischen Bocksvenn, der dem Udenbrether Wintersportgebiet den Namen Am weißen Stein verliehen hat, ist kein weißer, sondern ein grauer Stein. In der Ferraris-Karte von 1770 ist er als Wieserstein 10 eingetragen. Auch dieser Stein der Weisen soll der Volksmeinung nach ein keltisch-germanischer Kultstein gewesen sein. Man sieht in ihm aber auch als einen aus dem Weltraum gestürzten Meteoriten, Ob der Name seiner Lagerstätte, das Bocksvenn, noch an den Leibhaftigen in Bocksgestalt erinnert? Mittlerweile versinkt der Weiße Stein immer mehr in die dunklen Tiefen des Bockvenns.

Wie die weißen Steine so können auch sogenannte Drehsteine ursprünglich Teufelsteine gewesen sein: "An manche Teufelsteine knüpft sich die Sage, sie können sich bei bestimmten Zeiten, z.B. beim Mittagsläuten, bewegen. So dreht sich in der Kirche von Malmedy der Teufelstein dreimal während des Mittagläutens. Auch Findlinge, die sich umdrehen, wenn sie Glockenklang oder Hahnenkrähen hören, dürfen zu den Teufelsteinen gezählt werden." 11 Auch an den Teufelstein von Malmedy knüpft sich eine Sage, bei welcher der Teufel ähnlich wie in Steinfeld geprellt wurde und den Schlussstein wütend wegwarf.

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Bei Antweiler/Mechernich sollen früher zwei Drehsteine gelegen haben: "Im Antweiler Busche zwischen Antweiler, Lessenich und Billig liegen am Wege nach Münstereifel zwei gewaltige Steine, von denen die alten Leute sagen: Die aal Heede hann die ligge loße. Auch behauptete man allgemein: Wenn die Steine Mittag läuten hören, drehen sie sich auf die andere Seite." 12 Diese Teufelsteine sind inzwischen verschwunden. Ob sie in einer Sage mit der Johanneskirche in Antweiler, die eine der ältesten Kirche im Euskirchener Raum ist, verbunden waren, ist nicht überliefert. Auch der Ursprung einer dortigen Flurbezeichnung Bocksloch ist nicht bekannt.

Auch der Stein vor dem Trierer Dom ist der Sage nach ein „Teufelsstein“

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Das Drehen der Steine deutet man damit, dass Steine nach altem Glauben lebende Wesen sind. Man sieht die Überlieferung aber auch als Erinnerung an keltische Opferpraktiken, denn die Kelten umschritten dreimal einen Stein, bevor sie ihre Opfergaben niederlegten.

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Weitere Orte mit Teufelsteinen

Teufelsteine, die mit einem Steinwurf zu tun haben, kommen recht häufig vor. Oft sind sie mit Kirchen oder Klöstern verbunden, die ein hohes Alter haben und manchmal auf vorchristlichen Kultplätzen stehen. So soll auch am Kölner Dom früher ein Teufelstein gelegen haben, der Krallenspuren des Teufels zeigte. Mit diesem Stein wollte der Teufel den Schrein, der die Gebeine der drei Weisen aus dem Morgenland enthält, zerschmettern. Doch der kostbare Schrein wich dem Steinwurf aus und blieb unversehrt. Auch der Domstein vor dem Trierer Dom ist ein Teufelstein. Der Böse hat ihn grimmig weggeschleudert, als er bemerkte, dass der Bau, bei dem er tüchtig mitgeholfen hatte, nicht als Wirtshaus, sondern als Gotteshaus dienen sollte. Beim Bau der ehemaligen Simeonskirche von Trier hatte der Böse ebenfalls seine Hand im Spiel.

Der bekannte schiefe Turm von Mayen soll gleichfalls Teufelswerk sein. In der entsprechenden Sage merkt der Teufel erst bei der Einweihung, dass er hintergangen wurde. Einen Stein kann er nun nicht werfen, doch er rächt sich auf andere Art: "Beim Bau der Clemenskirche zu Mayen kam auch der Teufel dazu, und als man ihm sagte, es gäbe ein Wirtshaus, da gab er gehörig was zum Besten und die Maurer und Zimmerleute hatten gute Tage. Wie er aber dann die Einweihung sah, da packte er wütend den Turm und wollte die ganze Kirche um und um drehen; das gelang ihm nicht, aber der Turm blieb gewunden und schief und steht noch heute so." 13

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Als die Burg Reichenstein bei Monschau in ein Kloster umgewandelt wurde, wollte der Teufel das Gotteshaus mit großen Felsbrocken aus den Alpen zerstören: "Doch auf dem Weg in die Eifel wurden ihm die Steine schwerer und schwerer. Als er einen Kalterherberger Bauern traf und fragte, wie weit es noch bis zur Burg Reichenstein sei, antwortete dieser listig: "Seht euch meine Schuhe an! Ganz neu waren sie noch in Reichenstein und jetzt sind es nur noch zerfetzte Latschen." Da schien dem Teufel der Weg noch so weit, dass er die Steine einfach fallen ließ. Und dort liegen die Teufelsteine heute noch, hoch oben auf der Richelsley, dem Felsen, der das bekannte Kreuz im Venn trägt." 14

In Vlatten hat der Teufel mächtige Felsblöcke von den Rurbergen auf die Michaelskapelle schleudern wollen. Doch hier griff der Erzengel Michael persönlich ein und lenkte den Flug der Steine um (was ansonsten nur der Teufel kann). Des Teufels Spuren sind noch zu sehen: "Der Schlamm met ner lange on ner ronge Foßspoer es domols gedrüch on met de Johre versteent. (Der Schlamm mit einer langen und mit einer runden Fußspur ist damals getrocknet und mit den Jahren versteinert.) Düvelstratsch sagen die Vlattener Löck och höck nauch." 15

Harmlos aber „ziemlich widerlich“:
Teufel an der Pfarrkirche Marmagen - Foto: Willi Schillings

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Auch die ehrwürdige, kunstreiche Gnadenkirche in Klausen (Wittlich) ist mit teuflischer Hilfe erbaut worden. Hier wurde dem Teufel erzählt, dass ein Freudenhaus entstehen solle und eifrig schleppte daraufhin der "Lügen-Vater viele Steine groß und schwer" herbei. Erst der Klang der Glocken lässt den Bösen hellhörig werden. Der Eifeldichter Peter Zirbes hat die Erzählung in Verse gesetzt. In dem Gedicht heißt es:

"Wie stutze da Herr Luzifer,
vom Quaderhut bekrönt.

Plumps warf den Stein zu Boden er,
dass weit die Erde dröhnt." 16

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Irgendwann hat der Teufel die Hinterlistigkeit der Menschen durchschaut und sich bereits eine Seele gesichert, bevor er seine Baukünste einsetzte. Doch zum Schluss war er dann doch der Dumme, so zum Beispiel in Aachen. Hier hatte der Baumeister dem Teufel als Dank für seine Hilfe beim Bau des Münsters die erste Seele versprochen, die das Gotteshaus betreten würde: "Doch wie so oft in der Geschichte wurde das Böse betrogen, betrogen durch den Witz und Einfallsreichtum des Menschen. Denn es war ein Aachener Wolf, der vor der andrängenden Menge in den Dom getrieben wurde. Voller Wut riss der karolingische Mephisto dem Wolf die Seele aus dem Leib, stürmte übertölpelt aus dem Dom und schlug zugleich mit Wucht die riesige Tür zu." 17

Harmlos war der Teufel in Euskirchen. Dort spukte er möt der Schörreskar durch die Straßen und erschreckte die Kinder. Ebenfalls harmlos, aber ziemlich widerlich, sind zwei kleine Teufelchen neuerer Zeit, die an der Marmagener Kirche angebracht sind. Erich Froitzheim, von 1954 bis 1980 Pfarrer in Marmagen, war der Initiator der Teufelsplastik. Er schreibt darüber: "Draußen sollten wir den Blick nach oben richten, auf das Rundfenster über dem Haupteingang. Dort hocken auf dem Fensterbord zwei ziemlich widerliche Teufelchen. Das eine starrt in die Kirche, das andere wendet seine Fratze den Kirchenbesuchern zu. Sie sollen den Kirchenbesucher darauf aufmerksam machen, wie nahegerückt der Kirche Gottes heute zynischer Ungeist ist." 18

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Quellenangaben

1 Albert Reumont: Die Gründung der Abtei Steinfeld. In: E. Trog: Rheinlands Wunderhorn, Zweiter Band, Essen und Leipzig, o. J., Seite 69
2 Jakob Katzvey. Geschichte der Stadt Münstereifel und nachbarlichen Ortschaften, zweiter Teil, Köln 1855, Seite 214
3 P. Stolz: Die Sagen der Eifel nebst anderen deutschen Sagen und Märchen, Aachen 1888, Seite 36
4 Montanus: Der seltsame Schildknappe. In: E, Trog: Rheinlands Wunderhorn, Essen und Leipzig, o. J. Seite 112
5 Gerald Messadié: Teufel, Satan, Luzifer. Universalgeschichte des Bösen, Frankfurt am Main 1995, Seite 11
6 Pietro Bandini: Die Rückkehr der Engel, Bern 1995, Seite 65
7 Jacob Grimm: Deutsche Mythologie, Berlin 1875-78. Nachdruck 1968, Band I, Seite 537
8 Gottfried Henßen: Sagen, Märchen und Schwänke des Jülicher Landes, Bonn 1955, Seite 70, Nr. 78
9 Vgl. Sophie Lange: Wo Göttinnen das Land beschützten. Matronen und ihre Kultplätze zwischen Eifel und Rhein, Bad Münstereifel 1995
10 Günter Metz: Das Hohe Venn von A - Z, Eupen 1995, Seite 170
11 Ernst Schneider: Teufels - Flurnamen. Ein Beitrag zur volkskundlichen Flurnamenforschung. In: Rheinisches Jahrbuch für Volkskunde, Bonn 1954, Seite 112
12 Henßen, a.a.O., S. 179, Nr. 304
13 Paul Zaunert: Rhein-Sagen, Erstausgabe 1924, Nachdruck Düsseldorf - Köln 1969, Seite 107
14 Karl Guthausen: Sagen und Legenden aus Eifel und Ardennen, Band 1, Aachen 1992, Seite 183 - 185
15 Franz Peter Kürten: Der Düvelstratsch, eine Sage aus Vlatten. In: Eifel Kalender 1950, Seite 55
16 Peter Zirbes: Eberhardsklausen und der Teufelstein. In: Eifelvereinsschrift Nr. 10, 1931, Seite 133
17 Hermann Weisweiler: Das Geheimnis Karls des Großem. Astronomie in Stein: Der Aachener Dom, München 1981, Seite 81
18 Erich Froitzheim: Marmagen, Schnell-Kunstführer Nr. 1478, München 1984, Seite 22

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Kreis Euskirchen Jahrbuch 1997


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Veröffentlichungen von Sophie Lange




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