Ausgewählte Artikel aus:
650 Jahre Stadt Euskirchen
1302 - 1952
Festschrift zum Stadtjubiläum



Zur Erklärung der geographischen und historischen Lage von Woengede

Reiner Keller
Das Mechernicher Bergland, der Mittelpunkt des Bergbaus


Das Mechernicher Bergland besteht vorwiegend aus devonischen Schiefern. Grauwacken und Hauptbuntsandstein. Der quarzitige sandige und geröllreiche Hauptbuntsandstein ist für den Ackerbau zu trocken und daher häufig mit Kiefernwald bestanden. Die ozeanische Heide hat hier ihre Standorte mit Besenginster, Pfeifengras, Grasnelke und Heidekraut (Calluna vulgaris). Auch die devonischen Gesteine Schiefer und Grauwacken sind für die landwirtschaftliche Nutzung ungünstig; sie verwittern zu einem schweren Lehmboden, der, falls er nicht abgespült wird, bald zu naß und bald zu trocken ist. In den Agrargebieten des Wollersheimer Stufenländchens und des Vlattener Hügellandes ist die Waldfläche kleiner als die Ackerfläche. Demgegenüber ist das Mechernicher Bergland ein waldreiches Agrargebiet, in dem es mehr Waldland als Ackerland gibt.

Wie in vielen Landschaften Westdeutschlands haben auch hier die Nadelbäume vielfach die natürliche Vegetation verdrängt. Auf den flachgründigen armen Buntsandstein- und Schieferböden würde sich als natürliche Vegetation ein Eichenbirkenwald und auf tiefgründigeren Böden ein saurer Eichenhainbuchenwald behaupten. Rodung und Beweidung ließen aber aus der Eichen-Birkenwald-Vegetation vielerorts Heidelandschaften entstehen (Vgl. Waldeifel).

Im Hauptbuntsandstein von Kommern-Mechernich findet sich eine bekannte Bleierzlagerstätte in einem „Flöz“ von 31 m Mächtigkeit. Das Erz kommt in sogenannten Knotten vor, d.s. kleine 0,5 - 6 cm dicke Konkretionen von Quarzkörnern, die mit Bleiglanz verkittet sind. An der Oberfläche ist dieses sogenannte Knottenerz (vorwiegend Schwefelbleierz) häufig durch Zersetzung zu mehligem Weißbleierz verwittert. In groben Konglomeraten füllen stellenweise große Bleiglanznester die Hohlräume zwischen den Geröllen aus (E. Schröder u. A. Quaas 1938). Die erzführenden Sandsteinschichten heben sich durch eine helle weißgraue Farbe ab. Die Bleichung der sonst rotgefärbten Sandsteine geht vielleicht auf den Einfluß hydrothermaler Lösungen zurück. Der durchschnittliche Bleigehalt beträgt 1,5 - 2 % und pro Tonne sind 1 - 6 Gramm Silber beigemengt (nach E. Schröder).

Schon im 15. Jahrhundert wird nach M. Schneider (1948) das zu Tage tretende Bleierz gewonnen. Das Grundwasser in der Tiefe hemmte bald den Abbau, jedoch schon im 17. Jahrhundert werden ein planmäßiger Stollenbau und eine Grundwassersenkung eingeleitet. Der „Bleibach“ lieferte das Wasser, das zu Erzwäsche erforderlich ist. „In großen mit Wasser gefüllten Zubern wurden an einer Aufhängevorrichtung der aus Weidengeflecht und später aus Messinggewebe hergestellte Beutelkorb hin und her bewegt und so die Knotten vom Sand geschieden. Das anschließend unter der Wucht der Pochstempel zerstampfte Material floß in ein Schlemmgerinne, wo der Wäscher die Masse mit einem Holzgerät in dauernder Bewegung hielt, bis Sand und Letten vollends abgeschwemmt waren. Mit diesem Verfahren wurde ein hochwertiges Glasurerz gewonnen.

Wenn nun um das Jahr 1806 etwa 800 derartige Waschmulden und mehr als 20 Pochwerke den Bleibach umsäumten, so erhellt daraus das emsige und geschäftige Leben, das zu dieser Zeit am Mechernicher Bleiberg herrschte.“

Aus einer großen Zahl von Kleinbetrieben entstand durch die Initiative einer Bergmannsfamilie ein Großunternehmen, das zu Beginn des 19. Jahrhunderts 500 Bergleute und 50 Jahre später 4500 Bergleute beschäftigte bei einer Jahreserzeugung von ca. 35.000 to. Zur Regelung der Gasabfuhr von der Hochofenanlage wurde 1884 bei Mechernich der „Lange Emil“ erbaut, der mit 126 m Höhe lange Zeit hindurch der größte Schornstein Europas war.


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Edition H.K. September 2002


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