Sibylle Mertens-Schaaffhausen
Die Kölner „principessa“ in Weingarten und Zülpich / Von Paul Hubert Pesch (Zülpich)

Sibylle Mertens-Schaaffhausen, Tochter des Begründers des Schaaffhausenschen Bankvereins, 1797 in Köln geboren, lange Jahre im Bonner Kunstleben des 19. Jahrhunderts hervorragende Persönlichkeit, hat zweimal das Euskirchener Land besucht, um sich die Bodenfunde anzusehen, welche beim Bau neuer Straßen in Weingarten und Zülpich zutage tragen.

Am 17. Juni 1839 reiste sie mit dem Kölner Anton von Steinbüchel, Direktor des Wiener Münzkabinetts und dem Bibliothekar Dr. Krosch, mit der Familie Schaaffhausen beide befreundet, im Wagen nach Weingarten, wo beim Straßenbau „die Umfassungsmauern einer römischen Villa, Wandbekleidungen von weißen und grünen afrikanischen Marmoren und Fußböden aus schönster Mosaik“ (Tagebuch d. S. M-Sch.) freigelegt waren. Durch das bei Zülpich gelegene Kloster Füssenich, von 1817-1833 im Besitz der Familie Schaaffhausen, wird Sibylle wohl mit unserem Gebiet vertraut gewesen sein.

Schon 58jährig, unternahm sie am 2. November 1855 nochmals eine drei Stunden lange Fahrt nach Zülpich, um die dortigen Ausgrabungen in der heutigen Nideggener Straße und am Markt zu besichtigen, wo durch Tieferlegung der den Markt umziehenden Straßen an der Nordseite das Gräberfeld eines fränkischen Friedhofes aufgedeckt war. Eine Menge als Grabumstellung benutzter Matronensteine aus römischer Zeit wurden hierbei geborgen und nach Bonn transportiert. Von dieser Fahrt kehrte Sibylle schwer erkrankt nach Godesberg zurück, wo sie in jenen Jahren wohnte. Ihre Schaffens- und Forscherlust trieb sie dann nochmals zu den Ausgrabungen im Römerlager bei Xanten. Doch schon ein Jahr nach dem Besuch in Zülpich flüchtet die „Rheingräfin“, wie sie im Berliner Freundeskreis genannt wurde, nach Italien, zu ihren alten Bekannten, welche ihre „principessa tedesca“ bis zum Lebensende umsorgten und sie nach zwei Jahren im Campo-Santo bei der Peterskirche bestatteten.

Durch die Besitzungen der Familie Schaaffhausen in Plittersdorf, Unkel und Bonn wurde das Bonner Haus der Sibylle Schaaffhausens-Mertens Mittelpunkt des rheinischen Kulturschaffens. Ottilie Goethe, die Droste, Johanna und Adele Schopenhauer gehörten zu den ständigen Gästen, und Arndt schreibt in seinen „Wanderungen um Godesberg“ 1844: „Wer den Silberblick Gottes aus der Natur versteht, der setze sich in den Park der Frau Mertens und lasse die Herrlichkeit und Schönheit dieser irdischen Welt ruhig auf sich spielen. Ich wüßte dieser Stelle am ganzen Rhein nichts zu vergleichen.“

In ihrem Bonner Heim sammelte Sibylle, die eine gute Pianistin war, die Musikfreunde und übte mit ihnen Oratorienchöre, welche sie selbst dirigierte, bereitete deren Aufführungen vor und legte in ihrer „Vereinigung für alte Musik“ den Grund für die „Niederrheinischen Musikfeste“. Dem Kölner Vaterhaus, in welchem der Museumsgründer Wallraf verkehrte, verdankte sie die Freude an den Erzeugnissen alter Kulturen. Ihre Gemmensammlung, welche sie in Italien bedeutend vermehrt hatte, wurde in ganz Europa beachtet.

Aus: Zwischen Eifel und Ville, Nr. 1, Heimatblätter für die Kreise Euskirchen und Schleiden, Beilage der Kölnischen Rundschau, Januar 1956,

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