Die römische Wasserleitung aus der Eifel nach Köln
Von J. Freudenberg
Die römische
Wasserleitung aus der Eifel nach Köln, mit Rücksicht auf
die zunächst gelegenen römischen Niederlassungen,
Befestigungswerke und Heerstrassen. Ein Beitrag zur
Alterthumskunde im Rheinlande von C. A. Eick, auswärt.
Secretair des Vereins v. Alterthumsfr. im Rheinl. Mit einer Karte.
Bonn 1862. Max Cohen & Sohn. 189 S. (Preis 28 Sgr)
Als die grössten und bedeutendsten Werke der Römer, wodurch diese den kunstsinnigen Griechen den Vorrang abgewonnen, bezeichnet der weitgereiste Geograph Strabo in einer Beschreibung Roms zunächst die gepflasterten Straßen, welche von Rom aus nach den entferntesten Provinzen ausliefen und sodann die Wasserleitungen (aquaeductus), welche zum Theil aus weiter Entfernung her auf kühnen, über 100 Fuss hohen Bogenstellungen Ströme des trefflichsten Wassers der Hauptstadt zuführten. Jedoch nicht bloss die ewige Roma, sondern auch viele Provinzialstädte erfreuten sich dieser für die Gesundheit und Bequemlichkeit des Lebens so förderlichen Einrichtung, und noch heute erregen die in Spanien (Segovia) und Gallien (Nimes) wohlerhaltenen Reste solcher Leitungen über der Erde durch ihre Kühnheit und unzerstörbare Festigkeit unsre Bewunderung in hohem Grade. Minder bedeutend erscheint auf den ersten Blick der im Munde des Volkes unter dem Namen Düfelsader, Düfelskalle oder Düfelsgraben bekannte, oder auch schlechtweg Ader, Aderich, Aducht, Rinne oder Kalle genannte Kanal, welcher einst die Hauptstadt von Niedergermanien mit Wasser versorgte. Doch vernehmen wir, wie kunstvoll und zugleich praktisch diese Leitung von den Höhen der Vordereifel bis ins Rheinthal in den mannigfachsten Windungen geführt ist, so erscheint auch dieses Römerwerk unsrer Beachtung ganz besonders würdig.
Hr. Eick hat sich durch seine, in der oben näher bezeichneten Monographie niedergelegten, vieljährigen eifrigen und gründlichen Untersuchungen und Lokalforschungen ein um so grösseres Verdienst um die Alterthumskunde der Rheinlande erworben, als ungeachtet mancher schätzbaren Vorarbeiten von rheinischen Alterthumsforschern. - von denen nach dem gelehrten Verfasser der Luciliburgensia, Al Wiltheim, der (um die Mitte des 17. Jahrhunderts) zuerst eine einzige und ungetheilte Leitung von Trier bis Köln leugnete, dagegen aber zwei in entgegengesetzter Richtung nach Trier und Köln laufende Kanäle annahm, besonders der verstorbene Rentmeister Trimborn in Bonn, der um die Aufhellung der technischen Verhältnisse des Kanals mehrfach um die Aufhellung der technischen Verhältnisse des Kanals mehrfach verdiente Berghauptmann Prof. Nöggerath, der verstorbene Oberstlieutenant Senckler, der Prof. Dr. J. Schneider und vor allen der verstorbene Oberstlieutenant Fr. W. Schmidt zu erwähnen sind. - sowohl über die Quellen, über die Richtung und den Lauf des Kanals, als über die Bauart, die Dimensionsverhältnisse, die Bestimmung und das Alter desselben manche Fragen noch fast ganz unerledigt und im Einzelnen nicht weniges zu berichtigen und zu vervollständigen war.
Der Verf. Hat seine Untersuchungen über den Kanal folgender Massen gegliedert. Abschnitt I enthält die ältesten Nachrichten über den Kanal und die Literatur. Bekanntlich hat die mittelalterliche Sage den Römerkanal, der von Trier bis Köln geführt haben soll, zu einem Teufelswerke gemacht und mit dem grössten Bauwerk der Rheinlande, mit dem Kölner Dom, in eine räthselhafte Beziehung gebracht. Diese tiefsinnige Volksdichtung erzählt der Verf. in schlichter und ansprechender Form und gibt als Veranlassung zu derselben mit Recht den schon von Gelenius erwähnten und in Folge der jüngsten Ausgrabungen sich bestätigenden Umstand an, dass der Dom auf den Ruinen eines römischen Wasserkastells erbaut sei. Die zweite, vielleicht ältere, Trierer Sage,welche den Wassercanal von Trier nach Köln in einen Weincanal verwandelt, möchte uns doch nicht so fade und widersinnig erscheinen gegenüber dem treuherzigen und wundergläubigen Ton, der uns in der hier nach einem nicht ganz fehlerfreien Texte angeführten Stelle aus dem Loblied auf den h. Anno aus der Mitte des 11. Jahrhunderts entgegentritt. Sie lautet in verbesserter Gestalt:
Triere was ein Burg alt,
Si cirti Romere gewalt;
Dannin man unter dir erdin Den win sauti
verri
Mit steinin rinnin, Den Herrin al ci minnin,
Die ci
Kolne warin sedilhaft. Vili michil was diu iri craft.
Der Abschnitt II, Ursprung und Lauf des Kanals in 13 Paragaphen bildet den Kern und Mittelpunkt der tüchtigen, mit Mühen und Beschwerden und einem nicht geringen Aufwand von Kosten verbundenen Untersuchungen, welche der auf seine eignen Mittel beschränkte Verf. nur durch seine warme und treue Liebe zur Wissenschaft nach vielfachen Unterbrechungen und nach Überwindung mancher unvorhergesehener Hemmnisse zu einem befriedigenden Abschluß bringen und veröffentlichen konnte. Zunächst galt es die Quellen des Kanals aufzufinden, dessen letzte Spuren sich bis in die Gegend von Dalbenden im Urfthale verfolgen liessen. Durch die sorgfältigsten Nachforschungen bei ortskundigen Umwohnern der Gegend so wie durch Beachtung der Terrainverhältnisse und vielfache Nachgrabung ist Hr. Eick zu dem sichern Resultat gelangt, dass der Kanal in der Gemeinde Nettersheim, am Fusse des Rosenbusches aus dem sogenannten groenen Pütz, ungefähr 300 Schritt unterhalb der Rosenthaler Mühle, seine ersten Wasser schöpfte und dass er kaum zwei Minuten weiter die sogenannten sieben Sprünge bei Rickerfuhr aufnahm.
Der hier geöffnete Kanal zeigte kaum noch einen Anflug von Sinterbildung. Bei einer lichten Weite von 20 Zoll beträgt die Höhe der Gussmauern von der Sohle bis zum Anfang der Wölbung 26 Zoll, die Höhe der Wölbung selbst 8 Zoll. Von dem hier gefundenen Ursprung an verfolgt nun der Verf. den Kanal Schritt für Schritt, welcher unter dem Bache auf das rechte Urftufer übergeht und zunächst den Krümmungen dieses von üppigen Wiesenteppichen bekränzten Flüsschens bis zum Dorfe Kall folgt. Hier wendet er sich plötzlich, damit sowohl ein Heraustreten desselben aus der Oberfläche als auch ein zu tiefes Versenken unter den Boden vermieden würde, plötzlich nach Nordosten, um nach einem langen Umwege durch das Dorf Kalmuth, wo er in einer Scheune aufgedeckt und ausgebrochen ist, bei dem Dorfe Vollem nach dem Feybachthal zu gelangen. Nicht weit von da, nachdem er in das Eiserfeyer Thal getreten, erhält er durch einen Nebenarm, der von Dreimühlen herabkömmt, einen bedeutenden Zuwachs. Wir müssen es uns versagen, mit dem Verf. den Ursprung dieses Seitenarms, welcher aus einem wildromantischen, sagenberühmten Thale herabkömmt, zu verfolgen. Wenn er aber die an die sogenannte Kakushöhle bei Eiserfey, welche welche mit ihren gewaltigen zerstreuten Felsblöcken und schroffen Wänden einen grossartigen Eindruck hervorruft, sich knüpfende Sage von dem Kampfe des auf den nahen Herkelstein wohnenden Riesen Herkules mit dem räuberischen Höhlenbewohner Kakus, als unzweideutigen Beweis für den frühern Aufenthalt der Römer ansehen will, so möchten wir ihm nicht beipflichten, sondern die Entstehung der Sage vielmehr der Zeit der wiederauflebenden Humanitätsstudien zuschrieben. Damals mag ein Gelehrter aus der Nachbarschaft der merkwürdigen, an die Beschreibung des Virgil erinnernde Höhle diesen Namen gegeben haben, woraus sich dann die entsprechende Sage mit kleinen Abweichungen von selbst bildete und weiter fortpflanzte.
Wenn der Kanal bis jetzt vorsichtig alle Einschnitte und Schluchten vermied und meist den Gehängen der Thäler entlang hinlief, so hat der Verf. bei dem Dorfe Vussem Reste von Pfeilern und Substructionen entdeckt, welche unzweifelhaft, darthun, dass der Kanal in einem 230 Fuss breiten Thale durch Bogenwölbungen von dem einen wegen seiner Zerrissenheit zur Weiterführung ungeeigneten Gehänge nach dem gegenüberliegenden geführt worden ist. Bei den anstehenden Nachgrabungen fanden sich noch Spuren eines kleinen römischen Gebäudes, das wahrscheinlich für den hier stationirten Aufseher (circitor) bestimmt war. Die Breite dieses Viaducts, des einzigen, der auf der ganzen ungefähr 17 Meilen langen Strecke der Leitung nachweislich vorhanden war, betrug 6' 2'' und bestand aus zwei grossen Bogen, indem ein Hauptpfeiler in der Mitte des Thals stand und die beiden andern sich an die eigentliche substruction der Gehänge legten. Der Kanal streicht nun an Burgfey, ferner an Satzfey, wo er in grosser Ausdehnung offen gelegt ist, vorbei, wendet sich dann nach Osten an Antweiler vorbei in das Gebiet der Erft, wo er Weingarten und Rheder berührt. Der auffallende Umstand, dass der Kanal bei Weingarten 84' höher als der Wasserspiegel der Erft liegt und doch kaum 30 Minuten weiter das rechte Gehänge erreichen musste, hat viele Antiquare veranlasst, hier entweder eine zweite Bogenwölbung oder einen zweiten Kanal anzunehmen. Überzeugend weist der Verf. nach, dass der Grund dieser Erscheinung allein in der Lage des bedeutenden römischen Stationsortes Belgica, der in dem Itenerarium Antonini erwähnt wird und ohne Zweifel zwischen den Dörfern Rheder und Billig am Kaiserstein gestanden hat, zu suchen ist, wohin die Leitung das nöthige Wasser abgeben musste.
Wir müssen es unterlassen, den Spuren des Kanals weiter zu folgen, welcher jetzt in die zwischen der Erft und dem Swistbach sich ausbreitende Ebene eintritt, hinter Rheinbach nach Überschreitung des Swistbachs seine östliche Richtung in eine nordwestliche verändert und dann längst der Ville und dem Vorgebirg bis Walbergberg bei Brühl streicht. Nur bis zu diesem Punkte stützen sich die Untersuchungen über den Lauf der Wasserleitung auf Autopsie und eigne Nachgrabungen; der Verf. musste sich daher von da ab auf die Resultate seiner Vorgänger und die Ermittlungen lokalkundiger Freunde der Umgegend verlassen, da der Kanal hier schon in sehr alter Zeit fast gänzlich zur Gewinnung des Kalksinters ausgebrochen worden ist, welcher vielfach zu Säulen an romanischen Kirchen des Niederrheins verwandt wurde. Was die Frage betrifft, ob der Kanal nach der Ansicht des Gelenius und seiner Nachfolger links von Vochem über Fischenich, Hermühlheim und Effern bis zum Weiherthor in Köln seinen Lauf genommen, oder wie zuerst der sel. Trimborn aufgestellt hat, rechtshin zwischen Hünningen und Rodderhof hinziehend die sog. Alte Burg diesseits Köln zum Ausgangspunkt gehabt habe, so bleibt die endgültige Beantwortung noch weiteren speziellen Lokalforschungen vorbehalten; doch ist Hr. Eick aus triftigen Gründen geneigt, sich der Meinung der Neuern, zu denen auch F. W. Schmidt gehört, anzuschliessen.
Der II. Abschnitt des Werkchens, dessen auf den Lauf des Kanals bezüglichen Theil wir im Vorstehenden der Hauptsache nach besprochen haben, enthält in den passend einverwebten geschichtlichen und antiquarischen Mittheilungen über die in der Nähe des Kanals gelegenen römischen Niederlassungen, Befestigungswerke und Heerstrassen eine so reiche und werthvolle Beigaben, dass wir wenigstens auf das Wichtigste, was dem Alterthumsfreunde hier geboten wird, aufmerksam machen wollen.
Zunächst rechnen wir hierin die belehrenden und interessanten Bemerkungen über den schon von den Römern und früher schon von den Kelten betriebenen Bleierzbergbau, der sich übrigens auf Tagebau beschränkte, woher auch die vielen alten Halden sich erklären lassen, durch welche an einer Stelle der Kanal mitten durchgeführt ist, so dass die Sohle desselben nicht im natürlichen Boden, sondern auf dem ausgewaschenen Bleisande ruht. Für die zahlreichen römischen Niederlassungen am Bleiberge zeugen die bedeutenden Funde von Alterthümern und besonders von Münzen am Tanzberge, bei Keldenich und Strempt. Im J. 1849 wurde in einem grossen Topfe nicht weniger als 20 Pfund römischer Silbermünzen gefunden, von denen dem Verf. 1000 Stück, die dem Zeitraum von Vespasianus bis Severus Alexander angehörten, zu Gesicht gekommen sind und worunter sich ein Antoninus Pius mit dem seltenen Attribut des Jupiter mit dem Löwen befand. Beachtenswerth ist ferner die Besprechung von fünf bei Rheder gefundenen, nach Belgica gehörenden inschrifltichen Denkmälern, welche sämmtlich in das Museum vaterländischer Alterthümer zu Bonn gekommen sind. In Beziehung auf den Weihestein bei Overbeck (Katalog Nr. 144) bringt der Verf. die willkommene Berichtigung, dass derselbe nicht aus Brohl oder Andernach stamme, sondern von ihm selbst gleich nach der Auffindung an Ort und Stelle eingesehen worden sei. Wichtiger noch sind die ausführlichen Notizen über die vielen Steindenkmäler, welche in dem sowohl zur Römerzeit, als auch im Mittelalter so wichtigen Tolbiacum zu Tage gefördert worden sind. S. 97 wird ein noch unedirter, leider sehr verstümmelter, mit Bildwerk gezierter Inschriftenstein mitgetheilt und mit Scharfsinn folgendermassen ergänzt: Iovi optimo maximo et genio loci d(I(s) DE(abusque omnibus et ma)TR(onis Au) FANI(abus) .... Vitealis ... (Mess a)LAE (t Sabino) C(onsulibus). Nach Zülpich gehört noch die zu Ende des 16. Jahrh. In der Nähe von Hofen gefundene Statue des Baccus, welche von der Aebtissin jenes Klosters dem kunstliebenden Grafen Hermann von Manderscheidt geschenkt wurde, wofür dieser nach dem Original eine Copie in Eisen anfertigen und nebst einer Gedenktafel im Garten des Klosters aufstellen liess. Letztere befindet sich noch in der Kirchenmauer, während die Copie in Privatbesitz gekommen ist.
Indem wir viele nicht unwichtige Einzelheiten über römische Heer- und Nebenstrassen, welche der Kanal berührt, und dahin gehörende Alterthümer, welche zum Theil als Berichtigungen angesehen werden können übergehen, heben wir noch einen eingehenden Bericht über einen in den Jahrbüchern unseres Vereins nicht erwähnten beachtenswerthen Fund verschiedener Anticaglien hervor, welche aus einem aufgedeckten römischen Brunnen ausgehoben wurden, und worunter ausser Schalen, Töpfen und eisernen Werkzeugen auch ein wohlerhaltener römischer Schuh, oder vielmehr eine Sandale (solea) zu Tage kam. Endlich erwähnen wir noch ein in der alten Kapelle in der Ahr bei Nettesheim gefundenes, durch die Vermittlung des Unterzeichneten in Brambach's Corp. Inscr. Rhenan. p. XXIX, nebst der unedirten Inschrift von Zülpich, aufgenommenes Bruchstück einer Inschrifttafel, worauf nur der Name ET AEMILIAE mit Wahrscheinlichkeit zulesen ist.
Es folgen noch drei kürzere Kapitel, von denen III. das Material, die Bauart und Grössenverhältnisse des Kanales behandelt 1). Da der Verf. technische Kenntnisse des Bergwesens mit philologischer Bildung verbindet, so bietet diese Partie der Schrift sowohl für den Techniker wie für den Alterthumsfreund viel Interessantes und Wissenswerthes, indem die in den Werken des Vitruvius, Frontius und Plinius aufgestellten Regeln der Baukunst herangezogen und im Einzelnen auf die noch nachweisbaren Verhältnisse unseres Eifelkanals angewendet und geprüft werden. Wir erwähnen hier nur die Luftschächte oder Luftlöcher, die in bestimmter Entfernung auf der Wölbung der Wasserleitungen angebracht waren, um den Lauf des Wassers zu beschleunigen; diese hiessen bei Wasserleitungen oder der Erde lumina, spiramina, bei unterirdischen Kanälen dagegen hiessen sie putei (Brunnen) und ragten gewöhnlich etwas über die Erde hervor, da sie auch zum Wasserschöpfen benutzt wurden. Ob auch Klär- und Sammelteiche (piscinae oder piscinae limariae genannt), welche in starker Mauerung angelegt waren, im Eifelkanal sich befanden, will der Verf. nicht mit Bestimmheit entscheiden, hält es aber für wahrscheinlich und nimmt deren drei an.
Sehr beachtenswert ist das folgende IV. Kapitel über die Bestimmung und das wahrscheinliche Alter des Kanales, sowie über die Sintherbildung in demselben. Über den letzten Punkt folgt der Verf. im Wesentlichen den in der ausführlichen Abhandlung des Berghauptmanns und Prof. Nöggerath in Westermann's illustrirter deutscher Monatsschrift vom J. 1858 über Sinter-(Marmor-) Bildung vorgetragene Ansichten 2). In Bezug auf das Alter des Kanales gelangt derselbe durch scharfsinnige Abwägung der geschichtlichen, besonders die von Claudius zur Colonie erhobene Ubierstadt berührenden Momente zu der ansprechenden Vermuthung, dass der Plan zu dieser Wasserleitung, vielleicht auch der Beginn des Baues dem Kaiser Trajan, der in Köln als Statthalter von Untergermanien den Purpur empfing, zuzuschreiben, die Vollendung aber dem Kaiser Hadrianus, welcher nach dem Zeugnis des Spartianus eine unendliche Zahl von Wasserleitungen erbaut haben soll, zu verdanken sein.
Die im V. Kapitel behandelten Fall-Verhältnisse und Längenmasse des Kanales stützen sich auf die ausgezeichneten Höhenmessungen des Ober-Berghauptmannes von Dechen und theilweise auf spezielle Nivellements von Markscheidern und liefern den Beweis, wie die ausserordentlichen Schwierigkeiten, welche dem Kanal in seiner mindestens 17 Pr. Meilen betragenden Längenstreckung Flüsse, Thäler und Bergrücken entgegenstellten, durch Herstellung eines kunstgerechten und regelmässigen Gefälles vom Ursprung bis nach Köln überwunden werden konnten.
Nach dem über den reichen und anregenden Inhalt der Monographie Gesagten bedarf es keiner weiteren Empfehlung derselben; sie wird jedem Freunde der vaterländischen Geschichte und Alterthümer um so willkommener sein, als sie sich auch durch eine schöne und gefällige Darstellung auszeichnet. Wir schliessen diese Anzeige mit dem aufrichtigen Wunsche, dass dem Verf. zum Lohne für seine vielen Mühen und Opfer recht bald die erforderlichen Mittel geboten werden möchten, um durch weitere Nachgrabungen und Lokalforschungen, namentlich in Bezug auf die letzte Strecke des Kanals, Manches was noch zweifelhaft ist, aufzuklären und so seine meisterhaft ausgeführte Untersuchung über das merkwürdigste Römerwerk in den Rheinlanden zu völligem Abschluss zu bringen.
J. Freudenberg.
Hier erfahren wir, dass der Kanal bei seinem Anfang und Ende in den Seitenmauern ganz aus Gusswerk bestand, der mittlere Theil dagegen aus Grauwackenschiefern aufgeführt ist. Die Sohle ist überall aus Guss dargestellt, die Wölbung dagegen meist gemauert. Die beigegebene Karte enthält 2 Durchschnitte des Kanals, I. bei Sötenich, II. bei Burgfey, welche zur Verdeutlichung des Baues und der Grössenverhältnisse dienen. Bei Sötenich beträgt die lichte Weite des Kanals 22 Zoll, die Höhe der Seitenwände 30 Zoll; also die ganze Höhe von der Sohle bis zum äussersten Punkt des Gewölbes 40 Zoll. Dagegen ergibt das Profil II als lichte Weite des Kanals 30 Zoll, die Höhe der Seitenmauern beträgt 38 Zoll. Gewölbeshöhe 17 Zoll, also die ganze Höhe 55 Zoll oder 4 Fuss 7 Zoll. Die Stärke der Seitenmauern misst hier 18 Zoll, die Dicke des Gewölbes 12 Zoll.
Doch hat er selbst zur Unterstützung derselben verschiedene lokale Erscheinungen über die abweichende Textur des Sinters, über die Farbe desselben, die bald lichtbraun oder weisslich und ohne Farbenstreifungen, bald dunkelbraun mit stark hervortretender Schichtenbildung erscheint, über die Dicke und den regelmässigen Bruch desselben hervorgehoben. Da der Sinter eine schöne Politur annimmt, so fertigte man aus ihm Kapitelle, besonders aber Säulchen, selten über 8 Zoll dick. Dergleichen finden sich an der Taufkapelle der Gereonskirche zu Köln, an der Münsterkirche zu Bonn, an den Kirchen zu Siegburg, zu Kloster Laach, Münstereifel, Altenahr, Flamersheim und Lüftelberg.
Sammlung Hans Regh
Edition
Wingarden.de 23. 2. 2003 - H.K.
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