Die Vordereifel 

Geschichtliches und Wanderungen von Joseph Pesch - 1901 

Der Name „Eifel“ 

Der Name der Eifel tritt zuerst als adjektivische Form bei der Benennung eines Gaues (pagus) auf; so im Jahre 762 in pago eflinse, im Jahre 772 in pago efflinse. Erst 838 erscheint die älteste Form des Substantivs „Eifel“ in der Bezeichnung in pago Eifla, also mit anlautendem ei. Auch eiflinsis oder eiflensis, mitunter aiflensis findet sich in Urkunden der folgenden Jahre. Im Jahre 1051 liest man statt Eifla Eiffila. Das der neueren Zeit angehörige Eiflia weist zum erstenmal eine Urkunde des Jahres 1114 auf. 

Das in den ältesten Urkunden unter dem Namen „Eifelgau“ bezeichnete Gebiet hat man sich aber durchaus nicht in der weiten Ausdehnung der von uns „Eifel“ benannten Gebirgslandschaft zu denken. Diese wurde vielmehr noch lange zu den Ardennen gerechnet. Der Eifelgau erscheint in den Urkunden immer nur als ein Gau neben anderen seinesgleichen innerhalb des heutigen Eifelgebietes. Aus den Ortschaften, welche in den Urkunden als zum pagus eflinsis gehörig bezeichnet werden, läßt sich der Umfang desselben genau feststellen. In den Urkunden der karolingischen Zeit kommen folgende Ortschaften vor: 762 Sarresdorf bei Gerolstein, Kreis Daun; 772 Adenau; 804 Wiesbaum; 838 Lendersdorf, Kreis Daun; 845 Bettingen, Kreis Daun; 846 Gilsdorf, Kreis Schleiden; 855 Barweiler und Hoffeld, Kreis Adenau; 865 Weibern bei Kempenich, Kreis Adenau; 867 Dahlem; Schmidtheim; Baasem, Kreis Schleiden; Satzvey, Kreis Euskirchen; 898 Tondorf, Kreis Schleiden. 

Eine in der Abtei Prüm, dem beherrschenden Mittelpunkte des Eifeler Lebens zur Zeit Karls des Großen, im Jahre 804 ausgestellte Urkunde weist eine sehr alte, von der sonst überlieferten Namensform scheinbar ganz abweichende Bezeichnung „in pago aquilinse“ auf. Aus diesem Gaue wird die Ortschaft Wiesbaum zugleich genannt. Aquilinsis gilt als die etymologisch ältere, eflinsis dagegen als die jüngere Lautform. Wie ist nun aber eine Lautverschiebung des lateinischen qu zu f zu denken? Wundern wird uns diese Erscheinung jedoch nicht, nach dem wir uns erinnern, daß gerade in der Eifel Germanisches und Keltoromanisches sich so innig durchdrungen haben. Unter diesem Gesichtspunkte erscheint es uns natürlich, daß wir hier einen Eigennamen antreffen, der in seiner Lautentwicklung mehr romanische als germanische Analogien bietet. Bei der analogen Lautentwicklung von equilensis zu efflinsis kommt uns eine Urkunde der Abtei Prüm aus der Zeit 861 - 884 zu Hilfe; sie nennt eine villa agflensis. Diese Form ist die durchaus lautgerechte Zwischenstufe zwischen aquilinsis und Efflinsis. Berücksichtigen wir ferner, daß das lat. Aqua die phonetische Geltung von akva hat, daß ef mit der Zeit zum doppelten eff wird, wie dies das lat. efferre (aus ecferre entstanden) zeigt, so ergibt sich in natürlicher Entwicklung folgende Stufenreihe: 

Aquilensis (Akrilensis) Agflensis Afflensis Efflinsis (Eflinsis). Das Adjektiv aquilinsis geht auf einen Flußnamen Aquila zurück, der mehrfach bezeugt ist. Die Spur dieser Aquila ist noch erkennbar. Sie wird natürlich nur im ursprünglichen Kern des Eifelgaues zu suchen sein und als solcher erscheint uns die Umgebung des Ortes Wiesbaum, das als zum pagis aquilinsis gehörig in der Prümer Urkunde von 804 genannt wird. 

Die ursprünglich dem Eifelgau zugeschriebenen Ortschaften drängen sich in dieser Gegend am dichtesten zusammen. Es ist ein Kreis, dessen Mittelpunkt etwa Jünkerath bildet. In ihm liegt auch Auel an einem rechten Zuflusse der Kyll, der heute keinen besonderen Namen hat. Im Jahre 1222 jedoch führte er den Namen Ovele, später Awell. Ovele ist verdunkelt aus Avele, dessen Urform Aquila ist. So ist der erwähnte Bach die alte Aquila, welche dem pagus aquilinsis (dem Eifelgau) den Namen gegeben. Der Bach führt keinen Namen mehr; jedoch er ist uns erhalten in den Namen des von ihm durchflossenen und von der alten Römerstraße Trier - Köln berührten Ortes Auel. Das konsonatische v aus Avela erscheint hier zu dem entsprechenden vokalischen Laut u erweicht. 

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