Die Vordereifel |
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Geschichtliches und Wanderungen von Joseph Pesch - 1901 |
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Vom dreißigjährigen Krieg bis zum Besitztum des preußischen Forstfiskus. |
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Die Wirren des dreißigjährigen Krieges sind an der Hardtburg auch nicht spurlos vorübergegangen. Wenn uns aus dieser Zeit auch keine Aufzeichnungen zu Gesicht gekommen sind, so ist mit Sicherheit anzunehmen, daß die kriegerischen Operationen in mehr oder weniger empfindlicher Weise auch unsre Hardtburg berührt haben. Aus der Zeit des Erbfolgekrieges im Anfang des 18. Jahrhunderts ist uns jedoch die Schilderung eines Ereignisses bewahrt, dessen Schauplatz die Hardtburg war. Noch keine fünf Jahre waren vergangen, seit unter der Geißel Ludwigs XIV. unsere Gegend geblutet, da kehrten im Jahre 17o2 die schrecklichen Tage des dritten französischen Raubkrieges am Rheine wieder. Karl II., König von Spanien und letzter Nachkomme des spanisch - östereichischen Hauses war ohne Kinder gestorben. Der hierdurch erledigte Thron wurde nun bald der Gegenstand eines Krieges zwischen Frankreich und Österreich, der unter dem Namen des spanischen Erbfolgekrieges bekannt ist. Joseph Klemens, Kurfürst von Köln, hatte sich nebst seinem Bruder, dem Kurfürsten von Bayern, mit Frankreich verbündet, und nun überschwemmte ein französisches Heer von 16 000 Mann von neuem Jülich und Kurköln. Am 8. Oktober 17o2, spät am Abend, drang der französische Oberst Lacroy mit etwa 500 Mann in die zum Jülichschen Terretorium gehörige Stadt Euskirchen ein, ließ sofort alle Tore, Türme und Mauern besetzen und schlug auf den freien Plätzen sein Lager auf. Am anderen Tage zwang er die Einwohner, selbst Hand anzulegen bei der Zerstörung der Befestigungen und zog dann wieder ab. Als nun am 16. November der Kommandant, Major von Dannenberg die zerstörte Stadt betrat, befahl er sogleich, dieselbe wieder in Verteidigungszustand zu versetzen und zu dem Zwecke vornehmlich Pallisaden zu besorgen. Da aber die Stadt angeblich keine 'Waldungen besaß, um Holz für den Bau der Pallisaden zu bekommen, so kommandierte er die Bürger unter Aufsicht seiner Soldaten, in der benachbarten Hardt die aber Eigentum des Erzstifts Köln wir, das nötige Holz auf Karren und Wagen zu holen. Am 17., 18. und 2o. November geschah dies und jedesmal ging eine Eskorte von 1o bis 2o Dragonern mit. Hier aber, im Gebiet des ihnen wegen seines Bündnisses mit dem raublustigen Ludwig XIV. verhaßten kölnischen Kurfürsten, ließen die Jülichschen Untertanen, die Bütger von Euskirchen, ihren Unmut an dem Busche in freventlicher Weise los. Der Busch wurde gänzlich verdorben. Am dritten Tage des mutwilligen Treibens ließ der kurkölnische Amtmann Franz von Qentel ungefähr 2o Pferde der Übeltäter anspannen und auf die Hardtburg bringen. Am 23. November nahmen dann auf amtlichen Befehl hin Schultheiß Wilhelm Momeßheim, Mathias Eschweiler und Anton Bilß, Scheffen des Dingstuhls in Stotzheim des Amtes Hardt, mit Zuziehung des amtlichen Gerichtsschreibers Everhard Tils eine Aufstellung des von der Euskirchener Bürgerschaft verübten Schaden im Hardter Busch vor. Es fand sich, daß der Schaden an geraubten Bäumen auf rund 189o Ruther sich belaufe. Den Hergang der mutwilligen Tat teilte der Amtmann dem Kurfürsten von Köln sogleich mit unter Beilegung des gerichtlichen Attestes. Daraufhin erstattete das Erzstift durch den Dechanten und Kapitular Gerard Rensing dem Kurfürsten von der Pfalz über das Ereignis Bericht unterm 26. November 17o2. In demselben wird in der verbindlichsten Form der Kurfürst von der Pfalz ersucht, völlige Instandsetzung des beschädigten Busches zu befehlen, durch ein Edikt seinen Untertanen jeden weiteren Einfall unter namhafter Strafe zu verbieten und eine Kommission zu bilden, welche den Schadensersatz reguliert. Die Bürger Euskirchens ließen sich jedoch so leichten Kaufes ihre Pferde und ihre Karren vom Amtmann nicht wegnehmen. In der Frühe des 25. Oktober sprengte ein Dragoner von der Euskirchener Garnison vor das Tor der Hardtburg und verlangte die Herausgabe der weggenommenen Bauernpferde, widrigenfalls Gewalt gebraucht würde. Man antwortete ihm, daß solches auf Grund der Instruktion nicht erfolgen könne. Die Antwort war kaum gegeben, als an 5o Bauern sowie auch Dragoner vor der Burg erschienen. Mit Äxten und Gabeln bewaffnet rückten die Bauern mit den Dragonern gegen das Tor und bemächtigten sich desselben. Unter dem Rufe: Wo seid ihr französische Hund, ihr Räuber und Dieb drangen sie mit Gewalt hinein. Nun ging ein wüstes Treiben los. Bald hier, bald dort schlugen sie mit Gabeln und Äxten einen kölnischen Mannen jämmerlich zu Boden. Der am gleichen Morgen auf die Burg gekommene Gerichtsschreiber des Amtes entwicht glücklicherweise mit dem Buschhüter Jakob den verzweifelten Streichen. Die Bauern nahmen ihre Pferde und Karren auch Ketten und andere Sachen, die dem Jakob gehörten, nahmen sie weg. Unter großem Geschrei und Scheltworten gings dann wieder hinaus. Der Gerichtsschreiber teilte das Ereignis selbst dem Amtmann mit und schloß seinen Bericht mit den Worten: "Ew. gnaden werden wissen, waß den dieser sachen weiters zu tun, um somehr, in dem ich für die empfangene harte Schläg der gabelen, so sehr scharff hergangen, ein vergnügen prätendire." Im Jahre 1721 wurde nahe dem Tore der Burg ein Fachwerkbau errichtet, der später als Forsthaus diente. Der letzte Amtmann zu Hardt war Graf Karl Leopold von Belderbusch. Als dessen Unterbeamten werden 1789 genannt: Johann Tils, Amtsverwalter und Schultheiß zu Weidesheim, Mutscheid und Rupperath, auch Kellner; Markus Engelbert Tils, Schultheiß zu Arloff und Weingarten; Heinrich Jodokus Eilerz, Unterbergmeister zu Hardt und Schutheiß zu Zingsheim und Weyer; Johann Heinrich Deuster, Schultheiß zu Kuchenheim, Stotzheim und Antweiler; Clemens Weyh, Amtsschreiber Loth, Landbot. Im Jahre 1759 da im
Separatfrieden zu Basel, Preußen das linke Rheinufer an
Frankreich abtreten mußte, besetzten die Franzosen auch die
Hardtburg und hoben das Amt auf. |
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