Die Vordereifel 

Geschichtliches und Wanderungen von Joseph Pesch - 1901 

Die Hauptstraßen

Die Hauptstraßen, welche von der niederrheinischen Ebene durch die Eifel nach dem Innern von Gallien führten, passierten den Distrikt. Den Hauptpaß durch den Osten des Gebietes nach dem jetzigen Frankreich und Luxemburg bot der Höhenrücken, welcher den Wasserteiler zwischen der Ahr einerseits und der Erft, sowie der Urft und der Kyll anderseits bildet. Es ist dies der Rücken, welcher sich vom Michelsberg an über Tondorf und Blankenheimerdorf bis nach Feusdorf = Birgel erstreckt. Nach der über diese führenden alten Straße liefen vom Rheine her viele mehr oder minder bedeutende und bequeme Straßen, die sich größtenteils schon nördlich von dem Michelsberge vereinigten. Diese sind jetzt fast alle nur noch stückweise vorhanden; einzelne Teile sind zu Fußpfaden, andere zu unwegsamen Hohlwegen und Schlünden geworden, wieder andere sind als solche verschwunden, und nur eine Steinader, vielfach Grenader genannt, und ein schlechteres Wachstum der Frucht und des Holzbestandes geben noch Kunde von ihnen; andere dagegen haben das moderne Gewand einer mit Kleinschlag gepflasterten Chaussee angelegt. 

Cäsar mied bei Anlage der Straßen wohlweislich auf das peinlichste die Längentäler. Denn zu damaligen Zeiten, wo man noch keine Schußwaffen hatte, bot der Kampf von oben bedeutende Vorteile. Den wichtigsten Wegvermittler zwischen Eifel und Ebene gab der Gebirgsrücken ab, welcher das Wassergebiet der Swist einerseits und des Houverather und Vischeler Baches anderseits scheidet.

Jede seiner vielen Abdachungen zeigt wenigstens Spuren eines durchgehenden alten Fahrweges, mehrere die Reste mächtiger Steinstraßen. Unter den letzteren treten als die bedeutendsten zwei hervor, die sich vom Rhein an verfolgen lassen, die höchsten Punkte des eben genannten Rückens, den Hahnenberg und die Höhe bei Todenfeld nehmen und dann über den Kamm desselben einander entgegen laufen. Die eine hat ihre Richtung von Köln über Sechtem, Dünstekoven, Oberdrees, Loch, Queckenberg, Hahnenberg. Die andere geht von Bonn über Endenich, Flerzheim, durch den Rheinbacher Wald, in dem sie an den Wieler Benden eintritt und sodann gut zu verfolgen ist. An der letzten Biegung des jetzigen Kommunalweges vor Todenfeld schwenkt sie in den Eckelsgrund ein und erreicht über den Rücken des Binnenberges die jetzige Hahnenberger Straße, wo diese nach Berscheidt abbiegt. Sie läuft nun in der Richtung dieser breiten Straße der von Köln herkommenden entgegen, vereinigt sich aber erst noch mit einer zwischen beiden sich einschiebenden ebenfalls bedeutenden Straße, dem Salzwege; dann wird das Tal des Houverather Baches genommen. In diesem Tal trifft in der Richtung von Hilberath her noch eine vierte, die sog. Ahrstraße, mit der Fortsetzung jener drei zusammen. Die beiden Hauptstraßen haben aber auch noch eine andere gerade Fortsetzung, und zwar läuft die der Kölner von der Höhe des Hahnenberg am Jannes =Kreuz vorbei auf das Dorf Scheuerheck zu. Die Weiterführung der Bonner geht von dem genannten Winkel der jetzigen Hahnenberger Straße über die Maulbacher Heide an Scheuren vorbei, läuft eine kurze Strecke zusammen mit der Ahrstraße, setzt dann über den Houverather Bach und ersteigt die Höhe der anderen Talseite, auf welcher sie sich ungefähr parallel zu der Ahrstraße fortsetzt. 

Von solchen Straßen, wie die beschriebenen, darf man wohl voraussetzen, daß sie schon in sehr früher Zeit den durchgehenden Verker vermittelt haben. Sollten auch römische Großhändler die Anregung zu ihrem Bau gegeben haben, so haben doch Gallier sie zuerst angelegt. Dies dürfte daraus hervorgehen, daß das Itinerarium Antonini bei der römischen Militärstraße von Trier nach Köln die Entfernungen nach einem gallischen Wegemaße, nach Leugen angiebt (1 Leuge = 1 1/2 Meile). Es schließt dies nicht aus, daß die Römer sie später weiter ausgebaut und vielleicht zuerst regelrecht mit Steinen nach ihrer Art gepflastert haben.

Eine andere Hauptstraße führte über Bitburg, Jünkerath, Marmagen und Zülpich von Trier nach Köln. Diesem Hauptzuge fast parallel führte der wichtige Verbindungsweg, der bei Wesseling die Köln = Bonner Straße verläßt, südlich von Merten ins Vorgebirge eintritt, dann über Metternich, Straßfeld, Billig, Holzheim in südöstlicher Richtung läuft, um hinter Königsfeld die genannte Hauptstraße zu erreichen. Von dem Verbindungsweg verzweigten sich eine Reihe von Nebenstraßen, sog. Bizinalwege. Eine solche führte von Blankenheimerdorf über Münstereifel, östlich von Iversheim und Arloff, durch die Hardt über Flamersheim gegen Buschhoven. Bei Billig hat man die Wahrnehmung einer dreifachen Straßenverbindung zwischen Metz = Trier und dem Rhein gemacht: Zülpich = Köln, nach Roitzheim = Buschhoven Bonn, nach Büllersheim = Straßfeld = Metternich = Wesseling. Der von Eicherscheid ausgehende Zweig der Trier = Bonner Hauptstraße ging über Münstereifel nach Iversheim und Bonn. Eine Römerstraße führt von Zülpich nach Rheder und von dort nach Mehlem an den Rhein. Aus der Eifel führt nach Wachendorf und Billig eine Römerstraße. Eine römische Seitenstraße führte das Erfttal entlang über Weingarten.

Die Anlage des Straßennetzes hatte vorwiegend militärische Zwecke; sie verbanden die Militärstationen miteinander. Eine solche von hoher Bedeutsamkeit hat unsere Gegend besessen in der zwischen Billig und Antweiler, nahe Haus Broich gelegener Station Belgica, die das Antoninische Etappenverzeichnis nennt als zwischen Marmagen und Zülpich gelegen. Die Inanspruchnahme des eben bezeichneten Platzes als Standort des römischen Lagers beruht jedoch nur auf Mutmaßung, die nach Auffindung des Belgica vicus ausgesprochen wurde.

Zurück zu Joseph Pesch: Die Vordereifel

Zurück zur Indexseite
© Copyright woengede