Die Vordereifel |
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Geschichtliches und Wanderungen von Joseph Pesch - 1901 |
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Der Römerkanal |
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Das wichtigste Denkmal römischer Kultur ist jedoch der Eifelkanal, der mit einem großen Teile unserm Gebiete angehört. Der Kanal schöpft in der Gemeinde Nettersheim, am Fuße des Rosenbusches aus dem sog. "grönen Pütz", ungefähr 300 Schritte unterhalb der Rosentaler Mühle seine ersten Wasser. Er führt sodann über Dalbenden, Urft, Sötenich, Kallmuth, Urfey. Bei dem Dorfe Vussem ist der Kanal auf Bogenwölbungen über den nach Harzheim führenden Taleinschnitt geleitet worden. Gegenüber dem Dorfe Katzfey tritt er in den Kuhberg, geht um den Vorsprung des Katzensteins, durch schreitet den Fahrweg von Satzvey und macht gleich darauf eine große Biegung nach Südost, um auf dem Veybachtale über den Scheiderücken von Lessenich und Antweiler in das Gebiet des Erftflusses, somit in unseren Distrikt zu gelangen. Die Parzelle "An der Ader", welche er zunächst durchzieht, hat offenbar von ihm seine Benennung erhalten. Dann. tritt er in den Gemeindewald des Dorfes Satzvey, wo er an zwei Stellen den Seiffen, ein kleines, oberhalb Satzvey dem Veybache zufallendes Bächlein durchschneidet und erreicht unmittelbar darauf in der Lessenicher Heide die Bürgermeisterei Wachendorf. Die Strecke, welche er hier zuerst durchzieht, war früher Heide, ist aber nunmehr in fruchtbares Ackerland umgeschaffen worden. Weiterhin durchschneidet er den Fahrweg von Weiler nach Lessenich unter einem rechten Winkel, setzt durch ein kleines Tannenwäldchen, wo er an mehreren Punkten sichtbar ist und trifft unmittelbar hinter demselben auf den Weg von Rißdorf nach Satzvey. Von hier zieht er in südlicher Richtung durch das sog. "Paulfeld" und sucht nun in einem Bogen auf Rißdorf zu denjenigen Punkt des Kühlbachtales zu erreichen, dessen Höhenlage genügend ist, um auf die Ebene zwischen Lessenich und Antweiler gelangen zu können. An der "Feindshecke" ist dieser Punkt gefunden, hier kommt er am. linken Talrande des Kühlbaches wieder zum Vorschein, durchsetzt gleich darauf das Bachbett, schneidet den Weg von Rißdorf nach Lessenich, die Parzelle "Über den Bach", den Weg von Lessenich nach Wachendorf und gewinnt dann den Wasserteiler zwischen Veybach und Erft. Nachdem er nun noch den Fahrweg von Satzvey nach Antweiler durchschnitten und die Parzelle "Wasserfuhr" ihrer ganzen Länge nach durchzogen, erreicht er an der Buschgasse, südlich des Kreuzes, am obersten Hause das Dorf Antweiler. In gerader Richtung durchläuft er nun das "Heckenfeld", den "Ränzelforst", die Parzelle "Auf dem krummen Graben", durchschneidet sodann die "Eifeler Straße", den Ohlen Acker", die Elsiger Gasse" und durchstreicht hierauf die Gartenanlage des Hauses Broich, gelangt in den Broicher Busch, wo er an verschiedenen Punkten offen liegt und streckenweise sehr gut erhalten ist. Aus dem Broicher Busch geht er dann durch den südlichen Abhang der "Frühlingskuhle" und der "Wolfskaule", schneidet die "Weingartener Viehtrift" und hat gleich darauf in der "Pfaffenhardt", wo eine Waldparzelle nach ihm sogar den Namen "Auf dem Düffelsgraben" erhalten hat, gegenüber dem Dorfe Weingarten, das Erfttal erreicht. Von Weingarten anwärts folgt er nun der Straßenrichtung auf Rheder, durchzieht die stark bewaldeten Abhänge der linken Talwand, genannt Fahrweg nach Euskirchen. Weiterhin durchzieht er dann die neben der Straße gelegenen Ackerfelder, geht durch das oberste Haus des Dorfes Rheder, durch die Gärten der links der Hauptstraße gelegenen Häuserreihe und kommt am unteren Ausgang des Ortes, da, wo der Weg zum Kaiserstein abführt, in einer Scheune wieder zum Vorschein. Hier macht er plötzlich eine Biegung zur Rechten, geht durch den Hofraum und den Brunnen dieser Wohnung, durchschneidet die Chaussee nach Euskirchen und trifft hierauf in den sog. "Rheder Auel". Die unterhalb desselben gelegene Wiesenparzelle führt nach ihm den Namen "auf der Kalle"; er befindet sich hier bereits in der unmittelbaren Nähe des Flusses. In einer Wendung talaufwärts geht er dann noch einige hundert Schritte weiter bis zum sog. "Kaller Wehr" fort und setzt an diesem Punkte unter der Erft durch **) auf das rechte Ufer über. Hier durchzieht er zunächst die zwischen dem eigentlichen Flußbett und dem Obergraben der Liersmühle gelegenen Wiesengründe, "auf den Sprüngen" genannt. Unterhalb der Liermühle macht er einen kleinen Bogen nach Osten, indem er unter der Südecke der Pergamentpapierfabrik herläuft und zwischen dem neuen Kirchhof und der Kapelle an der Ostseite des Dorfes Stotzheim bis zum Bruchbaume sich weiterzieht. Von hier geht er als "grüner Weg" in schnurgerader Linie, Niederkasenholz und Flamersheim zur Rechten lassend, auf Palmersheim, wo er in einer Entfernung von etwa 200 Schritten oberhalb des Ortes die Flamersheimer Straße schneidet. Sodann wendet er sich ein wenig rechts, durchkreuzt die Wege nach Ringsheim und Rheinbach, setzt unterhalb der Lappermühle durch den von Schweinheim kommenden Ohrbach und zieht nun eine Strecke weit am Fuße des Schornbusches vorüber, um bald in diese Waldparzelle selbst einzutreten. Die Richtung nach Osten durchwegs einhaltend, erreicht er den untern Ausgang der Stadt Rheinbach nach Oberdrees zu. Bis zum Swistbache behält er die östliche Richtung bei. Bei Lüftelberg erreicht der Kanal das Vorgebirge. Er wendet sich dort in scharfem Buge gegen Norden, zieht Über das Vorgebirge und dessen Obstabhang entlang bis Hermülheim und endet bei Neuß, Köln durch einen rechten Seitenarm mit sich verbindend. Daß der Weg des Kanals sich so verfolgen läßt, verdankt man den zahlreichen Mauerresten, die sich von diesem Meisterwerke römischer Wasserbaukunst trotz der zerstörenden Einflüsse der Zeit erhalten haben. Die Festigkeit des Materials sowie die ganze Bauart trägt zur Erhaltung des Kanals wesentlich bei. Der Kanal besteht aus einer Sohle, zwei Seitenmauern und einem halbkreisförmigen Gewölbe. Die Dimensionsverhältnisse des Kanals weisen auf der ganzen Strecke von 79 km (bis in die Nähe Kölns) große Unterschiede auf. Bis Stotzheim, also bis zum Eintritt in die Niederung, wachsen die Größenverhältnisse allmählich. Die durch Zuflüsse vermehrte Wassermenge bedingt dieselben. Das Profil ergibt an dem bloßgelegten Teile bei Weingarten folgende Größen: Lichte Weite des Kanals 78 cm, Höhe der Steinmauern 99 cm, Gewölbeshöhe 44 cm. Also beträgt die ganze Höhe von der Sohle bis zur Wölbung 1,44 m. Von dieser Stelle an werden die Dimensionsverhältnisse des Kanals nicht geringer. In Wirklichkeit kommt die angegebene Höhe wegen der stärkeren oder geringeren Sinterschicht nirgendwo vollständig heraus. Die an Ort und Stelle lagernde Steinart bedingte auch die Art des von den Römern verwandten Materials beim Kanalbau. Der Sinter im Kanal ist ein krystallinisches Gebilde aus den vom Wasser ausgeschiedenen Kalkstoffen, die dasselbe am Boden und an den Wänden, soweit sie vom Wasser bestrichen wurden, angesetzt hat. Das Wort "Sinter" kommt her von sintern" = tröpfeln. Bei genauer Besichtigung zeigt der Sinter wellenförmige Linien, welche, den Wolken ähnlich, die mannigfaltigsten Formbildungen erkennen lassen. Sie tragen das Gepräge des Volumenwechsels, dem das Wasser naturgemäß unterworfen war. Aus der Nähe der quellen erklärt sich leicht, daß die Sintermassen in der Eifel viel bedeutender sind, als am Vorgebirge. Bei Weingarten beträgt die Grundbreite des seitlich angesetzten Sinters 28 cm, sodaß sich die Kanalsohle in einer Breite von nur 21 cm erhält. Und diese bildet auch nicht mehr die ursprüngliche Steinsohle, sondern eine sich auf diese abgelagerte Sinterschicht von einem Fuß Stärke. Der Ansatz des Sinters an den Seitenmauern beschreibt von der untern Fläche aus einen Bogen, so daß die Masse desselben nach oben allmählich abnimmt und ungefähr 10 cm unterhalb des Gewölbes endigt. Der Sinter hat mit dem Mauerwerk eine nicht zu lösende Verbindung eingegangen. Gegen das Vorgebirge besitzt er bei Weingarten wohl die sechs- bis achtfache Stärke. In der Bildhauerkunst ist der Sinter ein hoch geschätztes Material. Unter der Hand des Künstlers nimmt das graue Einerlei die verschiedensten Farben an, welche durch ihre Pracht an die Schönheit der Edelsteine erinnern. So viele Schichten sich zu einem Ganzen verbinden, so viele Schattierungen fügen sich in den verschiedensten Übergängen zu einem bunten Gesamtbilde. Die glatte Politur gibt dem toten Körper Glanz und Leben. Kein Wunder drum, daß man zu ihm statt zum Marmor vielfach gegriffen, um ihn zu monumentalen Zierraten zu verwenden. So haben in der Stiftskirche zu Steinsarkophage der hl. Lüftildis in der Kirche zu Lüftelberg liegt eine Deckplatte von poliertem rötlichen Kalksinter. Briefbeschwerer aus Kalksinter sind auch nicht selten. Die weit verbreitetste Ansicht über das Alter des Kanals setzt den Beginn seiner Erbauung in die Mitte des 1. Jahrhunderts nach Christus und seine Vollendung in den Anfang des 2., spätestens um die Zeit Hadrians. |
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