Die Vordereifel



Geschichtliches und Wanderungen von Joseph Pesch - 1901





Burg Kirspenich - Wachendorf
(1 Stunde.)



Zum Bahnhof „Arloff“. Von dort folgt man dem Gleis der Euskirchener Kleinbahn nach Kalkar. (Kalkar: (lat.) calcaria-Kalksteingruben) 78 Einwohner. Man durchschreitet den Ort, um bald wieder das Gleis zu überschreiten. Rechts erblickt man, die dem 17. Jahrhundert angehörende, hübsche Kapelle von Kalkar mit einem schlanken Turme. Die alte, dem hl. Ludgerus geweihte Glocke der Kapelle vom Jahre 1420 bezeugt, daß an Stelle des jetzigen Baues schon ein älterer Bau gestanden hat. Eine prächtige Linde, die wegen ihres hohen Alters und schönen Wuchses von Bedeutung ist, beschattet den Platz vor der Kirche. Kalkar gehörte zur Pfarrei Kirspenich, wurde aber an Sonn- und Feiertagen durch einen Stiftsvikar von Münstereifel bedient. Bei der französischen Organisation von 1803 ist Kalkar zur Pfarre Weingarten gekommen.

Von weitem schon leuchtet die helle Masse von Schloß Wachendorf mit seinem hohen Turm aus Laubgrün hervor. Einige Minuten vor Wachendorf folgt die Kreisbahn dem nach Antweiler führenden Kommunalweg. In dieser Richtung erblickt man auf der rechten Seite der Bahnstrecke den im vorigen Jahre neuerrichteten Gutshof, der zum Schlosse gehört und bedeutende Ausdehnung besitzt. Mit allen neueren landwirtschaftlichen Einrichtungen ist er versehen. Ihm gegenüber breitet sich auf das Schloß zu der herrliche Schloßpark von ca. 50 Morgen aus. Vom jetzigen Besitzer des Schlosses wurde er großartig nach englischem Stile neu bepflanzt.

Wir kommen bald an den Obstanlagen des Schlosses vorüber, die wahrhaft sehenswert sind und sich über ca. 40 Morgen erstrecken. Für jeden Promologen und Obstfreund sind sie zum Ausfluge lohnend, weil sie nach Form und Schnitt, nach Sorten das beste bieten. Durch die nach rechts sich erstreckende Häuserreihe gelangt man nun nach abermaliger Wendung nach rechts vor das schöne, wirkungsvoll sich präsentierende Schloß. Inmitten hübscher Anlagen, die sorgfältig gepflegt erscheinen, macht das Ganze einen vornehmen Eindruck. Das Herrenhaus war in seiner ursprünglichen Gestalt vom Jahre 1780 ein zweigeschossiger Barockbau. In der Mitte der Fassade erhob sich ein großer viereckiger Turm, der noch einer älteren Anlage gehörte. Zu Anfang der 80er Jahre des vorigen Jahrhunderts erfuhren das Haus und der Turm eine Erhöhung um ein Geschoß, sowie eine reichere Ausstattung sowohl im Äußeren wie im Inneren. Drei wohlerhaltene Eckbastionen erinnern noch an die große äußere Befestigung, mit der das Herrenhaus und der ehemalige Wirtschaftshof im 16. und 17. Jahrhundert umzogen wurden. Die Verbindungsmauern an der Nord- und Ostseite sind bei den Umbauten der 80er Jahre des vorigen Jahrhunderts zum Teil verkürzt und mit Zinnen versehen worden. Vor dem Schlosse steht eine kleine Kapelle, deren östlicher Teil noch dem 15. Jahrhundert angehört. Der einfache Barockaltar stammt aus der alten abgebrochenen Pfarrkirche in Antweiler.

Geschichte des Schlosses Wachendorf:

Ein Geschlecht von Wachendorf kommt schon im jahre 1287 vor und blieb im Besitze des Schlosses bis 1434. Im Jahre 1513 kam Wachendorf an Johann von Palant. Im Besitze dieser Familie blieb es bis 1687. Bei der dann erfolgten Teilung kam die Hälfte an Werner Adolf von Palant, die andere an Adolf Alex von Hatzfeld. 1712 erwarb Edmund von Hatzfeld auch die Palantsche Hälfte; unter ihm wurde in der Mitte des 18. Jahrhunderts der voriges Jahr niedergerissene Wirtschaftshof neugebaut. Im Jahre 1780 erlangte Freiherr Adolph von Ritz durch Heirat und Kauf das Schloß und erneuerte das Wohnhaus. Nach dessen Tode kam es 1843 an den Landrat von Schröder. Von den Erben Schröder erwarb 1877 Frhr. Friedrich von Solemacher Wachendorf. Dessen Sohn Arnold verkaufte das Schloß an den jetzigen Inhaber, Herr Dr. jur. Paul Mallinckrodt. Unter diesem Besitzer vollzogen sich die neueren Veränderungen.

(Wachendorf: (kelt.) Matronae Fachinehae) 322 Einwohner.

Gasthaus: Gebrüder Queins.



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