Zum Bahnhof Arloff. An diesem
vorbei auf die Chaussee, der man eine kleine Strecke nach rechts
folgt bis zu einem Fahrweg, der links abgeht. Diesem folgend
gelangt man nach einer kleinen Viertelstunde an den Broicher Hof,
einem großen zum Hause Broich gehörigen Gutshof. Er
liegt am Mersbache und ist von Wasser umgeben. Ehemals war er ein
zum Kölnischen Landtag qualifizierter Rittersitz, der bereits
im Jahre 1669 als der Jesuiten Eigentum vorkommt und ihnen als
Tuskulanum (Musensitz) wurde. Nach Aufhebung des Ordens zog der
Kurfürst von der Pfalz das Gut als Domäne ein. Die
französische Regierung verkaufte dasselbe als
Nationaleigentum für 10.300 Franken an den General von Ritz
zu Wachendorf. Seitdem blieb das Gut bei Wachendorf. Im vorigen
Jahre baute der Bruder des Herrn Dr. jur. Paul Mallinckrodt, Herr
Max Mallinckrodt, am Waldrande, nahe dem Broicher Hof ein schmucke
zweigeschossige Villa. In der Mitte der Fassade ist ein breiter
Erker vorgebaut, zu dem ein Treppenaufgang führt. Die weiße
Schauseite und das rote Ziegeldach machen das Gebäude schon
aus weiter Ferne bald sichtbar. Hübsche Anlagen zieren den
Platz vor der Villa. Von Haus Broich führt der Weg durch
Wiesen und Felder nach Antweiler, das in 20 Minuten erreichbar.
Zur linken erblickt man die kath. Pfarrkirche von
Antweiler-Wachendorf. Etwas erhöht stehend, von einem
Kirchhof, den eine Mauer einfriedigt, umgeben, beherrscht sie den
ganzen Westen des Talkessels. Turm und Langhaus gehören
bezüglich ihrer Erbauung nicht derselben Zeit an. Denn eine
schon im 10. Jahrhundert bestandene Kirche hat an ihrer Stelle
gestanden. Im Jahre 1852 wurde sie mit Ausnahme des Turmes
niedergelegt und durch einen romanischen Bruchsteinbau nach den
Plänen des Dombaumeisters Zwirner in Köln ersetzt. Im
Jahre 1894 wurde der Turm um ein Geschoß und ein plumpes
einseitiges Pyramidendach erhöht. Einen wertvollen Taufstein
aus dem 12. Jahrhundert besitzt die Kirche in Antweiler. Derselbe
ist aus Blaustein verfertigt und hat die Form einer breiten
flachen Schale, die ein moderner auf einer Fußplatte
aufgesetzter Schaft trägt. Am Rande der Schale treten vier
rohe Eckköpfe kräftig vor. Die Felder zwischen ihnen
sind mit Wasserungetümen in flachem Relief ausgefüllt.
Zwischen Kirche und Dorf liegt die Fabrikanlage der
Antweiler Thonwerke. Das früher dem Freiherrn A. Von
Solemacher gehörige Werk besteht unter der jetzigen Firma,
die eine GmbH ist, seit 1894. Die Werke wurden im Sommer 1897
bedeutend vergrößert und arbeiten heute mit einer
Dampfmaschine von 60 Pferdekräften; der Dampfkessel hat etwa
135 qm Heizfläche. An 16 Arbeitsmaschinen sind 75 Arbeiter
beschäftigt. Das Absatzgebiet ist hauptsächlich
Rheinland, Westfalen und Rheinhessen. Die Fabrik besitzt einige
Tongruben in Antweiler und Arloff, sowie ein Anschlußgleis
an die Euskirchener Kreisbahn. Es werden fabriziert: a)
hochfeuerfeste Produkte und Chamotte (Steine) in allen Größen
und Formen, Radial-Formsteine für runde Kamine, feuerfeste
Mörtel; b) hochgesinterte stahlharte Tonplatten für
Fußböden, Stallungen, Durchfahrten, Trottoire und
Fabriken.
Antweiler besitzt zwei Burgen: eine obere, die
jenseits der Bahn, und eine untere Burg, die im Dorfe liegt. Die
untere Burg ist ein schmucker Bau, aus Vor- und Hauptburg
bestehend. Beide trennt ein breiter Wassergraben. Das Herrenhaus
der Hauptburg ist ein zweiflügeliger Bau von zwei Geschossen
mit einem kräftigen Eckturm. Dieser entstammt noch mit einem
Teile der Umfassungsmauer der mittelalterlichen Anlage, in welcher
er viel höher war. Durch den Ostflügel führt ein
breiter Torweg an einem kleinen Kapellenraum vorbei. Das
rundbogige Tor mit den Rollen für die Zugbrücke gehört
wahrscheinlich dem 16. Jahrhundert an. Im vorigen Jahrhundert hat
der Bau weitgehende Veränderungen erfahren. Die von
zahlreichen Ecktürmen unterbrochenen Umfassungsmauern sind
durchweg noch in der Höhe von 4 - 6 m erhalten. Die Ostecke
zeigt eine große, rechteckige Bastion, deren Mauern jedoch
nur in Brüstungshöhe erhalten sind. An der Nordseite vor
dem Herrenhaus liegt die einfache Vorburg mit Bauten aus dem 18.
Jahrhundert.
Geschichte der Unteren Burg:
In den
frühesten Nachrichten erscheinen die beiden Burgen als ein
Besitztum unter dem Namen Antweiler. Antweiler war eine
Unterherrschaft, deren Zugehörigkeit zwischen Kurköln
und Jülich strittig war. Im Jahre 1345 wird ein Dietrich von
Antwylre Ledigmann des Grafen von Jülich. Im 15. Jahrhundert
erscheint die Herrschaft im Besitz einer Linie der von Ahr. Die
Trennung des Grundbesitzes in Ober- und Niederburg datiert aus dem
Anfang des 16. Jahrhunderts. Die Tochter Johannes von Ahr brachte
die Niederburg an Michael von Zynatten. Durch Erbschaft gelangte
sie später an die Linie der von Zynatten zu Reimersdäl.
Der jetzige Besitzer ist Se. Exzellenz, Friedrich Freiherr von
Solemacher-Antweiler, Kgl. Kammerherr und Schloßhauptmann zu
Brühl, in Bonn. Die Familie von Solemacher, welche früher
die Erbvogtei zu Antweiler als kurkölnisches Lehen besaß,
besitzt das Gut schon seit 1765. Vom Vater wurde es stets auf den
Sohn vererbt. Es ist ein zum preußischen Herrenhaus
befähigter Grundbesitz.
Die obere Burg umschließt
einen ungefähr quadratischen Raum, an dessen Südostecke
das zweiflügelige Herrenhaus liegt. Die Schmalseiten des
dreigeschossigen Hauptflügels gehen nach oben in große
Treppengiebel über. Er entstammt wahrscheinlich dem
Mittelalter und erhielt bei der im 16. Jahrhundert erfolgten
Erbauung des zweigeschossigen Seitenflügels seine jetzige
Gestalt. An der Nordseite des Burghofes liegt das rundbogige Tor
des 16. Jahrhunderts. Ein kleiner runder Turm mit schlanker
Schieferhaube flankiert es. Die an drei Seiten erhaltenen
Umfassungsmauern zeigen, unregelmäßig verteilt, eine
große Anzahl von Schießscharten. Von der die Burg
ehedem umgebenden Wassergräben ist an der Nordseite ein
kleiner Teil erhalten. Sehenswert sind die in den beiden
obergeschossen des Hauptflügels befindlichen
Renaissance-Kamine aus der Mitte des 17. Jahrhunderts. Sie sind
vortrefflich erhalten und übereinstimmend in Stein errichtet.
Die Wangenstücke und Konsole sind mit Schuppen und
Rosettenbändern verziert. An dem breiten Sturz liegen in vier
hochovalen Feldern Wappen. Als Rauchschutz hängt unter dem
Sturz ein entsprechend mit vier Wappen geschnitztes Brett. Am
Kamin des zweiten Obergeschosses ist der aus Kieselmosaik im
geometrischem Muster hergestellte Feuerboden noch erhalten. Die
acht Wappen eines jeden Kamins sind (bei dem im ersten Obergeschoß
in anderer Reihenfolge): Metternich, Ahr, Efferen, von der Heyden
zu Nechtesheim, Beißel-Gymnich, Merkesbach gen. Alner,
Metternich und Sieberich von der Neuerburg.
Geschichte der
oberen Burg:
Die Oberburg entstand durch die Teilung der
von Ahrschen Güter in Antweiler am Anfang des 16.
Jahrhunderts. Herrenhaus und Umfassungsmauern gehören im
wesentlichen dieser Zeit an. Bis zum Jahre 1716 blieben die von
Ahr im Besitze der Burg. Burg und Grundbesitz kamen dann durch
Kauf an die Kölner Jesuiten. Mit dem Vermögen des Kölner
Jesuiten-Kollegiums fiel die Oberburg an die Schulverwaltung in
Köln, die noch jetzt Eigentümer ist.
Gastwirtschaft
von Paul Esser.
Von Antweiler führt der Weg an Burg
Zievel vorbei in einer halben Stunde nach Satzvey. Der Ort, den
man links vom Wege gegenüber Burg Zievel sieht, ist
Lessenich.
Mit dem Eintritt in Satzvey haben wir das
Veybachtal betreten. Kurz vor dem Dorfe überschreiten wir
zunächst das Gleis der Eisenbahnstrecke Euskirchen-Trier,
sodann den Veybach. An demselben erblicken wir die Standfigur des
hl. Johannes von Nepomuk. Auf dem Sockel das Allianzwappen Gymnich
und Blankart zu Lautersbach, der Eltern des Karl Kaspar von
Gymnich, der 1747 die Burg Satzvey erwarb. Eine besondere Zierde
besitzt der hübsch gelegene Ort in dem Schlosse mit seinen
herrlichen Anlagen. Der wirkungsvollste Teil ist das Herrenhaus,
das, sich spiegelnd im Schloßweiher, aus tiefem Grün
emporsteigt. Zur Rechten des Weihers steht die gut erhaltene
Torburg aus dem 15. Jahrhundert. Durch sie führt der Weg zum
Schlosse. Zwei Rundtürme flankieren den Torbau. Am Weiher
entlang führt von ihm aus eine kurze Mauer mit den
Konsolsteinen des Wehrganges. Das schmucke Herrenhaus, in
Bruchsteinmauerwerk aufgeführt, war ehedem wohl von einer
Zwingermauer mit runden Ecktürmen umgeben, von denen ein Rest
noch an der Südostecke steht. Mittels zweier kleiner Anbauten
lehnt sich der 1880 zur jetzigen Höhe und Gestalt ausgebaute
ehemalige Mauerturm an die Ecke des Herrenhauses. Das Obergeschoß
besteht aus Fachwerk. Bei der im Jahre 1880 erfolgten
Wiederherstellung des stark verfallenen Schlosses wurde der auf
einem Spitzbogenfries vorragender Gang zu einem dritten Geschoß
ausgebaut und das steile Walmdach erneuert. Die Ecken zieren
schlanke, auf Konsolen vorragende Ecktürmchen mit kurzen
Hauben.
Geschichte der Burg Satzvey:
Satzvey war
eine dem Stift Dietkirchen in Deutz gehörige Herrschaft, die
der Erzbischof als Obervogt zu Lehen gab. Ursprünglich war
sie Besitztum des Geschlechtes von Vey, von dem Otto von Vey 1368
belehnt wurde. Nach dem Tode Reinhards von Vey (1391) kam die Burg
an seinen Schwiegersohn Heinrich von Krauthausen. Der jetzige Bau
entstand um die Mitte des 15. Jahrhunderts. Seit 1485 war die
Herrschaft im Besitze der von Meller. 1561 erhielt Heinrich Spieß
von Büllesheim durch einen Vertrag das Lehen. Dessen Sohn
suchte vergeblich Satzvey zur Allodialherrschaft zu machen.
Infolge dieses Streites hielt der Herzog von Jülich 1578 -
1581 die Burg besetzt. Im Jahre 1747 erwarb der Domherr Karl
Kaspar von Gymnich durch Kauf die Herrschaft. Ihn beerbte Karl
Otto Theodor von Gymnich zu Gymnich. 1825 fiel Satzvey an den
Grafen Max Felix Wolff-Metternich zur Gracht. Im Jahre 1882 kam
die Burg an den jetzigen Eigentümer, Herrn Grafen Dietrich
Wolff-Metternich, Kgl. Kammerherr.
Westlich von der Burg
befindet sich die kath. Pfarrkirche, ein einfacher Bau. Ihr
ältester Teil ist der viergeschossige Turm; er gehört
der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts an. Das Langhaus wurde
1806 erbaut.
Satzvey, im reizenden Tale des Veybaches
gelegen und von schönen Waldungen umgeben, ist Stationsort
der Eisenbahnstrecke: Köln - Euskirchen - Trier. (Vom Bahnhof
drei Minuten entfernt.) Zugleich Stationsort der Euskirchener
Kreisbahn: Mülheim - Wichterich - Zülpich - Satzvey -
Arloff. 363 Einwohner.
Gasthaus: P. J. Esser am Bahnhof.
In der Nähe des Bahnhofes, östlich der
Bahnstrecke, liegen die Tonwerke Satzvey. Das Werk,
welches im Jahre 1871 gegründet wurde, hat verschiedentlich
seine Besitzer gewechselt, war eine Reihe von Jahren
Aktien-Gesellschaft, und ging im Jahre 1892 in den Besitz des
Herrn Alphons Kustodis zu Düsseldorf über. Im Laufe der
Jahre wurde es bedeutend vergrößert. Über 100
Arbeiter beschädigen sich heute mit der Herstellung
glasierter Tonrohre. Der Betrieb wird das ganze Jahr hindurch in
vollem Maße aufrechterhalten. Die Dampfmaschine entwickelt
ca. 100 Pferdekräfte und wird durch zwei Dampfkessel
gespeist. Es werden jährlich 4200 t fabriziert. Das
Absatzgebiet erstreckt sich bis nach Nord- und Südamerika.
Von Antweiler läßt sich ein lohnender Abstecher
zum Aussichtspunkt im Billiger Wald unternehmen. (20 Minuten) |