Die Vordereifel



Geschichtliches und Wanderungen von Joseph Pesch - 1901





Flamersheim - Winterburg.
(1 ½ Stunde.)



Chaussee in 20 Minuten nach Schweinheim. 250 Einwohner. In der Richtung von Süden nach Norden durchfließt der Ohrbach (Ohr: (kelt.) ar=Fluß) den Ort. An der Schule überschreiten wir ihn. Am Ende des Dorfes erblickt man rechts ein altes Gebäude mit kleinen Eckturm; es ist der Rest der ehemals sehr ausgedehnten Burg Schweinheim.

Geschichte der Burg Schweinheim:

Schweinheim scheint zur Herrschaft Tomburg gehört zu haben. Im Jahre 1385 kamen durch Verkauf Burg und Dorf an Frambach Nyt von Birgell und seine Frau. Beides kam durch Maria, die Tochter des Johann Frambach von Weyer, der im Jahre 1402 die Belehung empfangen hatte, an Wilhelm Spieß von Büllesheim. Seit dem 16. Jahrhundert finden wir Burg Schweinheim als jülich'sche Unterherrschaft. Mit dem Ende des 17. Jahrhunderts treten an Stelle der Spieß von Büllersheim die von Bersau. Von ihnen kam der Besitz im 18. Jahrhundert durch Heirat an Johann Wolfgang Wilhelm von Steinen zu Schwerfen, von dessen Tochter an Clemens August von Weichs. Im Jahre 1897 gelangte die Burg von Herrn Hugo Fischernich an Herrn Landrat Freiherrn Clemens von Schorlemer in Neuß.

Die als gothischer Bruchsteinbau des 15. Jahrhunderts sich darstellende kath. Kapelle besitzt einige sehr bemerkenswerte, kostbare Tafeln des 15. Jahrhunderts. Dieselben stammen aus dem ehemaligen Schweinheimer Kloster.

Auf schönem Kommunalweg, den hinter Schweinheim bis Loch Wald begleitet, schreiten wir weiter. An einigen Stellen dieser Strecke bietet sich prachtvolle Aussicht. In Loch: Wirtschaft von Felbach. Hinter Loch erblickt man rechts auf der Höhe den Ort Queckenberg. Von Loch durch das schöne Tal des Schiefels-Bach zu den Weilern Harth und Sürst. (Sürst: (althochd.) sortrocken). Fünf Minuten von Harth befindet sich links von der Straße ein Blei- und Kupferbergwerk, welches nach langer Unterbrechung seit vorigem Jahre wieder den Betrieb aufgenommen hat.

Von Harth noch 5 Minuten bis zu Winterburg, der Perle der Sürst.

Links steigt vom Hochwald bestanden, die Talwand zur Münchhardt beinahe steil empor. Von der rechten Berglehne fällt ein Wiesenteppich in den kühlen Grund und legt sich bis an das Gemäuer der Winterburg. Diese, wie eine Spange von bescheidenem Glanze, schließt sich Halde und Anger. Erquickende Ruhe und Frieden lagern über diesem Bilde von Liebreiz. Die Burggebäude sind in dreiflügeliger, regelmäßiger Anlage um einen Hof gruppiert. Den Norden schließt eine Bruchsteinmauer mit dem eingang ab. Den mittleren Flügel bildet das schlichte Wohnhaus, über dessen mittlerer Türe das Geyr-Beckersche Allianzwappen angebracht ist. Der Türsturz zeigt die Jahreszahl 1771. Die beiden Seitenflügel dienen gegenwärtig Ökonomiezwecken. Aus der nordöstlichen Ecke tritt ein kleines, viereckiges Bruchsteintürmchen heraus. Eine achteckige, oben kugelig erweiterte haube deckt es.

Geschichte der Winterburg:

Die älteste Nachricht über die Winterburg datiert aus dem Jahre 1342. Die Urkunde besagt, daß Lambert von Rheinbach die Erbrechte, die er an Rheinbach und er Winterburg besaß, an Erzbischof Walram von Köln abtrat. Im jahre 1415 trug Rorich, Herr zu Rennenberg, die Burg dem Herzog von Jülich als Offenhaus auf. Hermann von Rennenberg wies sie im Jahre 1456 seiner Gemahlin als Wintersitz zu. In den folgenden Jahrhunderten erscheinen rasch wechselnd die Besitzer der Burg. Im Jahre 1718 war Adolf von Geyr Burgherr. Dessen Erben erbauten die jetzige Burg im Jahre 1771. Im Jahre 1812 erwarb Herr von Vincke den Besitz, von diesem herr Franz Georg Weckbecker. Die gegenwärtige Eigentümerin ist Feifrau von Brauchitsch. Von der Winterburg durch Schiefels-Tal erreicht man, stets dem linken Talrand entlang folgend, in einer Viertelstunde den ort Kurtenberg.

Gute Wirtschaft von Nolden, mit schöner Kegelbahn, gleicher Weg zurück.



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