Die Vordereifel



Geschichtliches und Wanderungen von Joseph Pesch - 1901





Flamersheim - Tomburg - Rheinbach.
(3 Stunden.)



Durch Schweinheim auf den Schweinheimer Pfad, der links von der Chaussee abgeht und in den Schornbusch führt. An der Südseite des Speckelstein vorbei, durchschneidet der Schweinheimer Pfad den Schornbusch in schnurgerader Linie. Nach drei Viertelstunden hört rechts der Wald auf. Links der Beuelskopf (296 m). Vor Merzbach, das man rechts erblickt, berührt der Rheinbacher Stadtwald die linke Seite der Straße. Dieselbe mündet nördlich Merzbach auf die Chaussee, die über Merzbach nach Rheinbach führt. Ihr links folgend, gelangt man nach einer Viertelstunde an den beliebten Ausflugsort der Rhenbacher, das Wald-Hotel. Es ist ein modern aufgeführtes Gebäude mit komfortabler Einrichtung. In dem Teile des Waldes, der es umgibt, sind Tische und Bänke aufgerichtet, an denen die Sommergäste in erquickender Waldluft das köstliche Naß aus Krügen schlürfen. Ein Besuch der in der Nähe liegenden kleinen Seen und der in malerischer Anlage sprudelnden Quelle ist lohnend. An der östlichen Seite der Hotelanlage führt die Straße, welche von Todenfeld kommt, vorbei und mündet unterhalb des Wald-Hotels aufdie oben erwähnte Chaussee.

An einer Biegung der Todenfelder Straße liegt die Hubertuskapelle in einer Waldlichtung inmitten hübscher Anlagen.

Ein Wegweiser, der in der Nähe der Kapelle steht, gibt den Weg an, der zum Tomberg durch den Hochwald führt. In einer halben Stunde ist dieser zu erreichen. Der bezeichnete Weg mündet am sülichen Abhange des Tomberges auf die nach Ippendorf führende Straße. Von dieser führt rechts ein Weg ab zum Forsthaus Tombergerhof, das der mit der Aufsicht des Kottenforst betraute kgl. Förster wohnt. Der Ippendorfer Straße folgend, gelangt man nach 5 Minuten an den Fuß des Tomberges. Ein bequemer Weg führt auf die Spitze zu der weithin sichtbaren Ruine Tomburg.

Als Balaltkegel ragt bis zu einer Höhe von 316 m der sagenumwogene Tomberg aus dem umgebenden Lande hervor, auf seinem Gipfel die klafffenden Trümmer der ehemals stolzen Veste tragend. (Tomburg, alt Tonaburg: (kelt.) dunum (Synonym von durum) = Burg, befestigte Anhöhe.) Von den sehr weitläufigen Burggebäuden ist nur noch eine Hälfte des aus dem 13. oder 14. Jahrhundert stammenden Bergfriedes erhalten. Die im Innern befindlichen Ansätze zweier kuppelähnlichen Tuffsteingewölbe lassen drei Stockwerke deutlich erkennen Zum Bau des kolossalen Turmes ist Basalt verwandt worden, den man am Berge selbst gebrochen. Am Fuße des aufrecht stehenden Teiles des Bergfriedes liegen die riesigen Trümmer der anderen Hälfte, deren Mauerverband selbst die Gewalt des Sturzes nicht zu lösen vermochte. Das einzige was eine Restauration, und zwar eine recht hübsche, erfahren hat, ist der inder Nähe stehende breite Burgbrunnen mit runder Steinbrüstung. Aus der Schloßkirche bewahrt das Bürgermeisteramt Rheinbach eien bronzenen Weihwasserkessel. Die Spuren römischen Mauerwerks, die sich hier zeigen, der Fund römischer Münzen unterstützen die Annahme, daß die Tomburg ihren Ursprung einer hier bestandenen römischen Warte verdankt.

Geschichte der Tomburg:

Die Gründung der Tomburg fällt in die Zeit der Hunnenkriege. Von 950 bis 1156 residierten hier die Pfalzgrafen. Unter diesen wird besonders Ezo erwähnt, der nach dem Tode Otto II. Reichsverweser war. Als solcher erhielt er vom Erzbischof Heribert von Kön die Reichskleinodien, um sie auf dem Schlosse Tomburg aufzubewahren. Nach der Schlacht bei Oggersheim im Jahre 1024 hielt er dort den Herzog Dietrich von Lothringen gefangen. Erzbischof Hermann II. (gest. 1056), Sohn des Pfalzgrafen Ezo, schenkte seiner Kirche im Jahre 1052 das castrum nomine Toneburg. Von nun an wurde das Schloß von Lehenmannen bewohnt, welche dessen Namen führten. In den Fehden zwischen dem Kölner Erzbischof Konrad von Hochstaden und Grafen Wilhelm von Jülich belagerte 1251 der Erzbischof die damals im Besitzes des Jülicher Grafen befindliche Burg. Unter anderen wechselseitigen Ausgleichungen versprach der Erzbischof dem Grafen eine Entschädigung für die Verluste, welche seine Leute bei der Belagerung erlitten hatten. Im Jahre 1253 verlieh Graf Dietrich von Kleve dem Konrad von Müllenark die Burggrafschaft, behielt sich jedoch das Recht vor, seinen Palas selbst zu bewohnen. Im Jahre 1303 verkaufte Dietrich Luf von Kleve die Tomburg an den Erzbischof Wickbold. Der Sohn Konrad von Müllenark, Werner, Herr zu Tomberg, übertrug im Jahre 1339 gegen Empfang von 1000 Gulden dem Erzbischof Walram von Köln die Burg und erkennt dieselbe als kölnisches Offenhaus und Mannlehen an. Doch auf Grund der immerwährenden Fehden mit seinen Nachbarn ward Werner durch Arnold von Blankenheim aus der Burg verdrängt.

Dieser setzte sich sodann in den Besitz des Schlosses. Erst nach dessen Tode konnte Erzbischof Wilhelm von Köln als Lehnherr die Burg wieder für sein Erzstift erobern, die er dann als heimgefallenes Lehen an sich zog. Ein Gesuch der Söhne Werners um Wiedereinsetzung ihrer Familie in die Belehnung von Tomburg wurde im Jahre 1360 von dem Erzbischof Wilhelm erhört. Im Jahre 1372 kommt dann auch ein Sohn Werners, Friedrich, als Herr zum Tomberg vor. Durch Heirat kam die Tomburg im jahre 1404 an Krafft von Sassenberg. Nach dem Tode des jüngeren Friedrich im jahre 1418 teilten sich die Burggrafen Johann und Heinrich von Rheineck mit ihm in den Besitz. Zu ihm trat im Jahre 1422 noch Frambach von Birgel. Eine Urkunde aus dem jahre 1435 spricht von dem um diese Zeit auftretenden starken Verfall der Burg. Nach des letzten männichen Sassenberg Tode, um das Jahr 1450 wurde Burg und Herrschaft Tomberg unter die drei Familien Smbres, Quadt und Rheineck geteilt. Friedrich von Sombres, Herr zu Kerpen, beunruhigte von Tomberg aus die Landstraßen und die ganze Umgegend durch Raubzüge. Herzog Gerhard I. Von Jülich wurde deshalf um Beistand angerufen. Er belagerte die Burg und zerstörte sie im Jahre 1470. Bei der Belagerung, die sich lange hinzog, ist Gerhards jüngster Sohn Adolph erschlagen worden. Infolge dieses Sieges hat der Herzog den Sombres'schen Anteil im Jahre 1473 in Besitz genommen. Seitdem liegt die eigentliche Burg in Trümmern. Im Jahre 1537 erwarb Johann Quadt den Anteil der Burggrafen von Rheineck. Durch Heirat mit Johanna Christina von Quadt brachte Johann Otto Ferdinand von Dalwigk-Lichtenfels diese beiden Anteile an sich. Eine Tochter des Freiherrn Friedrich Wilhelm von Dalwigk heiratete einen Freiherrn von Vincke, welcher bis zu Ankunft der Franzosen im Besitze des Tomberges war und die Ruinen durch Kunsteinlagen einigermaßen verschönerte. Dessen Tochter verkaufte die Tomburg an Herrn von Bemberg in Flamersheim. Die gegenwärtige Eigentürmerin ist die Stadt Rheinbach.

Rückkehr zum Waldhotel. Von hier Chaussee nach Rheinbach. (¾ Stunden bis Bahnhof).



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