Durch das Wiesenthal nach
Weingarten (s. Wanderung II.). Von hier aus Chaussee bis
Münstereifel. Beim Austritt aus dem idyllischen Tale fällt
gleich der Blick auf zwei stumpfe, alte Burgtürme, die den
beiden Nachbardörfern Kirspenich und Arloff angehören.
Weithin sichtbar erscheint auch der lange stattliche Turmhelm der
Pfarrkirche in Kirspenich. In dem breiten Tale zur rechten winkt
aus dem Grün hervor das Wachendorfer Schloß, während
weit dahinter am Horizont der hochaufragende, rauchgeschwärzte
Mechernicher Bergwerks-Schlot, der dritthöchste Europas, sich
finster vom Himmel abhebt. Der betretene Talkessel ist als eine
Seemulde gleich zu erkennen; erwägt man noch den Umstand, daß
so gewaltige Tonlager jenseits Arloff und Antweiler sich hier
befinden, so wird man mit Recht auf den früheren Bestand
eines Sees an dieser Stelle der Voreifel schließen dürfen.
Schloß Wachendorf schräg gegenüber zeigt sich vor
dem Walde Haus Broich, leicht erkennbar durch das freundliche Weiß
seines Gemäuers und das Rot seines zierlichen Daches.
Bald
ist das glückliche, gemeindesteuerfreie Iversheim erreicht.
Die Eifelberge treten nun enger zusammen und bilden das
romantische Erfttal, an dessen rechter Talseite sich die Eisenbahn
hinzieht. Noch eine Biegung des Weges hinter Iversheim, und vor
uns tauchten die Dächer und Türme des alten
Eifelstädtchens Münstereifel auf. Bei blauem Himmel und
Sonnenschein ist es ein liebliches Bild. Tief unten im Talkessel
schmiegen sich die Häuser der Stadt an die rings steil
aufsteigenden, meist waldgekrönten Berghänge. Die im
Sonnenlicht glitzernden Dächer werden malerisch überragt
von den Türmen und Toren der alten Stadtbefestigung.
Dazwischen funkeln die vergoldeten Knäufe der dreitürmigen
Pfarrkirche und schimmert der schlanke, emporstrebende Dachreiter
der Gymnasialkirche. Seine wirkungsvollste Belebung aber erhält
das Bild durch die mächtigen Ruinen eines großen
Schlosses, die auf einem Vorsprunge der östlichen Berglehne
sich steil über dem Erftbett erheben und beherrschend auf die
Stadt herabschauen.
Wir gelangen zu dem außerhalb
der Stadtmauern geschmackvoll im Schweizerstil angelegten
Bahnhofsgebäude. Es ist ein seltsamer Gegensatz, der sich
hier dem Geiste aufdrängt. Hier der schrille Pfiff einer
Maschine, der gellend von den Bergwänden des engen
friedlichen Tales wiederhallt, ein Zeichen neuzeitlichen
Verkehrsfortschrittes, dort gerade vor uns stumm und ernst das
altersgraue Gemäuer einer mittelalterlichen Torburg und der
anstoßenden Stadtmauern. Sie stehen da, gleichsam
träumerisch in sich versunken, als gedächten sie
wehmütig der guten alten Zeit, da wehrhafte Bürger auf
den Wällen einherschritten, die Donnerbüchse richteten
und nach dem Waffenlärm des feindlichen Heerlagers
ausschauten. Die Münstereifeler Befestigung ist von allen
rheinischen Stadtummauerungen die besterhaltene. Von den übrigen
Eifelstädten: Nideggen, Ahrweiler, Zülpich hat
Münstereifel nicht nur den größeren Umfang der
Enceinte, sondern auch eine reichere einzelausbildung voraus. Die
Ringmauer gehört dem Anfang des 14. Jahrhunderts an und hatte
namentlich in den Kriegswirren des 17. Jahrhunderts viel zu
leiden. Eine viel schlimmere Wirkung hat aber die gänzliche
Vernachlässigung nach sich gezogen, der die Mauer
anheimgefallen ist. Sie folgt mit ihren Langseiten dem Zuge des
engen Tales, mit den Schmalseiten übersetzt sie es. In kurzen
Abständen war die Ringmauer durch Türme verstärkt
und trug auf der Innenseite einen Wehrgang. Sie setzt auch über
die Erft, welche die Stadt in der Richtung von Süden gegen
Norden durchströmt und war ursprünglich nur von vier
Toren durchbrochen: Im Norden vom Werthertor, im Osten vom
Johannestor und im Süden vom Orchheimer- und Heisterbacher
Tor. Die Westseite hat gar kein Tor, dagegen wurde an der
Nordseite vor mehreren Jahren die Mauer durch das Schachthaustor
durchbrochen. Vermutlich entstand die erste Anlage der ganzen
Stadtbefestigung schon am Ende des 13. Jahrhunderts in Verbindung
mit dem Schloßbau der Herzöge von Jülich.
Die
Hauptstraße der Stadt wird betreten durch das wohlerhaltene,
früher am stärksten befestigte Werthertor. Es ist ein
gotischer Bau des 14. Jahrhunderts, der aus einem stattlichen
viereckigen Torturme und zwei auf der Feldseite kräftig
vortretenden Rundtürmen besteht, die den eigentlichen Torbau
flankieren. Die drei Geschosse desselben empfangen ihr Licht durch
Sandsteinfenster. Ein zierliches, auf Kragsteinen vortretendes
Kleeblattbogenfries unter dem Dachansatz gereicht dem Ganzen zum
besonderen Schmucke. Das nach beiden Seiten steil abgewalmte
Satteldach wurde nach dem Brand im Jahre 1892 erneuert. Die neben
dem Torturm heraustretenden massigen Rundtürme reichen einst
bis an das Gesims des Hauptturmes. Jetzt erheben sie sich nur
wenig über die Mauerhöhe. Der zur linken des
Eintretenden liegende Ostturm trägt wohl zum Zeichen seiner
Wiederherstellung zwischen zwei Gesimsstücken einen
Wappenstein mit der Inschrift: 1629 Consule Heinrico Schonaw. Die
Torhalle öffnet sich nach außen mit einem doppelten
Spitzbogen, zwischen dessen Teilen ein Fallgitter herabgelassen
werden konnte.
Unser erster Gang gilt der etwas abseits
der Hauptstraße gelegenen Hauptkirche der Stadt, der
Stiftskirche. Sie ist ein wohl beachtenswertes Baudenkmal. Der
interessanteste Teil, zugleich derjenige, der der Außenarchitektur
den besonderen Charakter gibt, ist der Westbau mit der malerischen
Turmgruppe. Wer erinnert sich nicht bei ihrem Anblicke der Kirche
St. Pantaleon in Köln! Die Verwandtschaft dieser mit der
Stiftskirche beruht aber hauptsächlich in den
Übereinstimmungen im Grundriß wie im Querschnitt,
besonders aber in der Gesamtanordnung des äußeren
Aufbaues, während uns die Erwägung des Umstandes, daß
bei der Wiederherstellung des ganz entstellten Westbaues von St.
Pantaleon durch Baumeister Wiethase die Kirche von Münstereifel
als Vorbild diente, die auffallende Parallele noch mehr erklärt.
Es war in den Tagen des schwachen Nachfolgers des großen
Karl, Ludwigs des Frommen, als um das Jahr 830 der dritte Abt von
Prüm, Markward, in dem damals sogenannten Peterstale am Ufer
der Erft eine Filiale seiner Abtei gründete, die anfangs
einfach Novum Monasterium hieß. Erst später wurde der
Name Monasterium Eifliae gebraucht. Es scheint, daß
ursprünglich der hl. Petrus Patron des Klosters war. Abt
Markward reiste 844 nach Rom und erlangte vom Papste Sergius II.
Für das neu gegründete Stiftskloster die Reliquien der
hl. Martyrer Chrysanthus und Daria, die nach der Überlieferung
zur Zeit des Kaisers Numerianus im Jahre 288 den Tod durch
Steinigung erlitten hatten. Am 28. Oktober 844 wurden die
kostbaren Reste der Heiligen durch den Erzbischof Thageubertus von
Trier in der bereits erbauten Krypta feierlich beigesetzt. In den
Wirren der Reformationskriege wurden die Reliquienschätze auf
die feste Arburg geflüchtet und später wiederum vor den
ruchlosen Raubbanden Ludwigs XIV. in die freie Reichsstadt Köln
in Sicherheit gebracht, von wo sie 1698 in feierlicher Prozession
abgeholt wurden. Die über der Krypta erbauten, noch jetzt
stehende Stiftskirche, die nunmehr zum Pfarrgottesdienst benutzt
wird, stammt aus dem Beginne des 12. Jahrhunderts. Es ist ein
bemerkenswerter Bau, eine dreischiffige gewölbte
Pfeilerbasilika mit selbständig entwickeltem, dreitürmigem
Westbau und halbkreisförmig endigendem, beiderseits von
Anbauten begleitetem Chor. Die lichte Länge des ganzen
Innenraums beträgt 44,50 m, die lichte Breite 16,80 m. Der
Fußboden der Kirche liegt bedeutend tiefer als die
Oberfläche des umgebenden Erdreichs. Die Längenachse der
Kirche geht von Südwest nach Nordost.
Die Umwandlung
der Abtei in ein Stift dürfte sich wohl um 1200 vollzogen
haben. Im Jahre 1584 stürzte der südliche Frontturm ein,
wurde aber sofort wieder erneuert. Im 18. Jahrhundert scheinen die
Klostergebäude des Stiftes bereits Ruinen gewesen zu sein.
Die Stiftsherren wohnten jeder für sich in besonderen, meist
an der Berglehne gelegenen Kanonikerhäusern. Ein von ihnen
erbautes Kapitelhaus wurde 1803 wieder auf Abbruch verkauft. Zu
Beginn des 18. Jahrhunderts wurden die Wandflächen zwischen
den Chorfenstern mit Darstellungen aus der Legende der
Kirchenpatrone bemalt, die seither jedoch wieder unter der Tünche
verschwunden sind. In den Jahren 1876-1880 wurde mit der
systematischen Restauration der Kirche nach Plänen des
Oberbaurates Schneider begonnen. Beim Abbruche des Küsterhauses,
das sich an den nördlichen Flankenturm anlehnte, stürzte
dieser zusammen, so daß er vollkommen neu aufgebaut werden
muße. Im Innern wurde das Grab der hl. Märtyrer durch
Umgestaltung der Chortreppe freigelegt. In den Jahren 1888-1893
wurde die Restauration fortgesetzt und zu Ende geführt. Die
Ausmalung der Kirche geschah im Jahre 1893 durch den Maler Fischer
in Krefeld. Im Jahre 1897 sind zwei bei Gelegenheit der
Restauration zu Tage gekommene Pfeilerfiguren sorgfältig
restauriert und ergänzt worden. Es sind mehr als lebensgroße
Figuren, Petrus und einen anderen Apostel, wahrscheinlich Paulus
darstellend, und aus dem Anfange des 14. Jahrhunderts stammend.
Zwischen den beiden zum Hochchor führenden Treppen in
der Krypta liegt das Grab des hl. Chrysanthus und Daria. Der
ursprüngliche steinerne Sarg ist längst verschwunden, im
Jahre 1505 wurde bereits ein neuer kostbarer Behälter aus
Silber angefertigt. Jetzt ruhen die Leiber der Heiligen in einem
aus dem 18. Jahrhundert stammenden, stark vergoldeten
truhenförmigen Holzschrein, der in einem zweiten, eisernen
Behälter von Kastenform steht. Der Grabraum ist von einer
allseits geöffneten Pilasterarchitektur aus Marmor umgeben.
Die Türen wie die übrigen Öffnungen sind mit
prachtvollen schmiedeeisernen Gittern aus der ersten Hälfte
des 17. Jahrhunderts gefüllt. Besonders schön ist die
Osttür mit ihrem hübschen Rankenwerk.
In der
Krypta befindet sich ferner das Grabmal des 1335 verstorbenen
Ritters Gottfried von Bergheim. Auf einem hohen Unterbau liegt die
überlebensgroße, würdevolle Gestalt des
Verstorbenen in voller Rüstung. Über dem auf zwei Kissen
gebetteten Haupte erhebt sich ein großer Baldachin. Die Füße
ruhen auf dem Rücken eines Löwen, der ein Hündchen
in seinen Klauen hält. In den den Unterbau belebenden Nischen
stehen siebzehn Figuren, die wahrscheinlich Familienmitglieder
darstellen. Am oberen Rande zieht sich eine noch teilweise
erkennbare Inschrift entlang, die uns den Tod des Ritters meldet.
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Einen Hauptschmuck des
Kirchenschiffes bilden die vier großen marmorepitaphe. An
der Nordseite des Mittelschiffes am Obergaden befindet sich das
Epitaph des 1587 verstorbenen Ritters Johann Wilhelm von Gertzen,
genannt Sintzich. In dem unteren Ende ruht der Schädel des
Ritters. Diesem Epitaph gegenüber hängt das in schwarzem
und weißem Marmor gearbeitete Epitaph des Johann Salentin
Syntzich, der im Jahre 1600 gestorben. Zwei ähnliche, nur
bedeutend kleinere Epitaphe zeigen die Wände des Chores. An
der Nordseite erblicken wir das der Brüder Arnold und
Gottfried Metternich, von denen ersterer 1567 und letzterer 1602
gestorben. Die Südseite des Chores schmückt das Epithaph
des Johann Wilhelm von Gertzen, der 1597 gestorben.
Außer
diesen Denkmälern, reichgestickten aus dem 16. Jahrhundert
stammenden Paramenten, einem Triptychon des 15. Jahrhunderts, das
im Pfarrhause sich jetzt befindet, sind besonders bemerkenswert
ein spätgothisches Sakramentenhäuschen vom Jahre 1480,
ein Dreisitz (eine Arbeit des 14. Jahrhunderts mit vorzüglichen
Schnitzereien), der einen großen, truhenförmigen
Reliquienkasten aus dem Anfange des 16. Jahrhunderts trägt,
sowie der vor dem Hochaltar sich befindende Bodenbelag des 12.
Jahrhunderts (Opus Alexandrinum.) Reiche Verwendung hat der aus
dem Römerkanal gebrochene Kalksinter zu Säulen in der
Kirche gefunden.
Wenige Schritte bringen uns von dieser
ältesten Kirche zur Hauptstraße und zu der in tiefem
Bette fließenden, im Frühjahr und Herbst oft hoch
anschwellenden Erft; vor uns liegt eine andere stattliche Kirche
mit anstoßenden weitläufigen Gebäuden. Gerade sind
sie es, die den Namen des kleinen Städtchens in weitere
Kreise trugen und noch tragen; es ist die alte Kirche der jesuiten
und ihr Kollegium, das jetzige Gymnasium. Die Kirche zeigt, wie
soviele Jesuitenkirchen, eine mächtige, hohe Stirnseite, in
deren oberen Giebel eine Nische die Statue des hl. Donatus
enthält, des Schutzpatrons der Kirche. Die Überreste
dieses hl. Märtyrers wurden im Jahre 1652 von Rom aus nach
Münstereifel überbracht. Weit verbreitet ist die
Verehrung des Heiligen zur Abwendung von Blitzgefahr. Sobald die
Blitze zucken und der Donner in den Talgründen widerhallt,
erschallt vom Turm der Kirche der Ton eines silberhellen
Glöckleins, das die Gläubigen einladet, die Fürsprache
des Heiligen zu erflehen. Am Festtage des hl. Donatus, Anfang
Juli, ist die Stadt, besonders der der Kirche gegenüberliegende
Markt der Schauplatz buntbewegten Lebens. Von allen Seiten zeihen
unter lautem Gesang und Gebet die Scharen frommer Wallfahrer
herein; viele kommen weither, z.B. aus Plittersdorf am Rhein.
Die Jesuiten begannen ihre Tätigkeit zu Münstereifel,
anfangs unter vielen Anfeindungen, im Jahre 1625. Es wandten sich
damals einige Stiftsherrn und der Magistrat an die Kölner
Jesuiten mit der Bitte, in Münstereifel ein Jesuitenkollegium
zu errichten. Der Grundstein der Kirche wurde jedoch erst im Jahre
1652 gelegt, im Jahre 1670 nahm der Kölnische Weihbischof von
Walenburg die Konsekration vor. Das Gebäude des Kollegiums
wurde im Jahre 1659 begonnen und im Jahre 1674 in der
gegenwärtigen Form fertiggestellt. Das Gymnasialgebäude
wurde erst 1724 in Angriff genommen und drei Jahre später
vollendet.
Bewunderung erregt auch das Innere dieser
Kirche durch die kühnen stattlichen Verhältnisse des
sehr geräumigen Saalbaues mit den hängenden Galerien.
Die großen Barockaltäre gehören der
Entstehungszeit der Kirche an.
Unmittelbar an die Kirche
schließen sich die weitläufigen Klostergebäude an,
die zwei große viereckige Höfe umschließen.
Zunächst der Kirche liegt das Kollegium. An der
Treppenbrüstung der ersten Türe lesen wir ein Chronikon
mit der Jahreszahl 1818; das an dem Dreieckgiebel der Türe
angebrachte Chronikon gibt die Entstehungszeit des Kollegiums,
1659 an. Südlich an das Kollegium stößt das
Gymnasialgebäude an mit dem kleinen Dachreiter auf dem
Satteldach. Erwähnenswert ist das ehemalige Resektorium, das
jetzt als Aula dient und dessen Wände mit Holzgetäfel
vom Anfang des 18. Jahrhunderts bekleidet sind.
Doch nun
hinauf zur Burgruine. Malerisch baut sie sich auf einem Absatz des
Radberges auf, der die Erft am rechten Ufer begleitet. 1)
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Zeit und Roheit haben die
Trümmer getrotzt, und so bewiesen, um wieviel gewaltiger
ursprünglich der Bau des Schlosses gewesen. Es bildete den
Sützpunkt der ganzen Befestigung und ist wahrscheinlich noch
älter als die Ringmauer mit ihren Türmen, die die Stadt
umzieht. Ein bequemer, neuerdings angelegter Aufstieg bringt uns
in wenigen Minuten zur Ruine. Am Erftufer treten wir zunächst
durch ein von anderer Stelle hierher versetztes Tor, das aus dem
16. Jahrhundert stammt. In seinem dreieckigen Giebel schauen wir
das Jülich-Ravensberger Wappen. Unterwegs machen wir uns mit
der kurzen Geschichte des Schlosses bekannt. Wahrscheinlich wurde
es bald nach dem Übergange der Stadt in die Herrschaft der
Grafen, später Herzöge von Jülich um 1270, erbaut.
Es residierten hier die Amtmänner derselben. Sie bewohnten
das Schloß bis zum Jahre 1689, in welchem Jahre die Werke
wälschem Vandalismus zum Opfer fielen. Die Ruinen wurden zu
Anfang unseres Jahrhunderts von der französischen
Domänenverwaltung einem Herrn de Requile verkauft. Im Jahre
1854 befanden sie sich im Besitze eines Herrn Frank. Der jetzige
Eigentümer ist Herr Marin Daniels.
Die vier noch
stehenden, stattlichen Türme suchte man gegen Ende der 80er
Jahre des vorigen Jahrhunderts vor weiterem Verfall zu schützen;
leider sind die Arbeiten in ganz stilwidriger Weise ausgeführt,
so daß man nicht mit Unrecht von einer ruinierten
Ruine sprechen konnte. In einer Ecke hat der Besitzer einen
Tanzsaal angebracht, ein Backsteinbau, der leider auch nicht im
Anschluß an die Formen der Burg aufgeführt ist. Der
daranstoßende Eckturm von 12m Höhe läßt sich
besteigen. Besonders zur Zeit der Baumblüte lohnt den
Besucher ein herrlicher Blick auf das Tal und die inmitten
zahlreicher Obstgärten liegende Stadt. Wie stattlich muß
in alter Zeit der Anblick gewesen sein, ehe das Schloß und
so viele andere Denkmäler unter den Stürmen der
Raubkriege Ludwigs XIV. von Frankreich in Trümmer gesunken,
als noch manche andere Kirchen und Klöster, die
mittelalterlicher Glaubenseifer geschaffen, z.B. die Johannes- und
Kapuzinerkirche, das Stadtbild belebten und verschönerten.
Heute noch steht am Markt die Klosterkirche der Karmelitessen, die
von diesen im Jahr 1770, nachdem sie schon 113 Jahre in
Münstereifel gewirkt, erbaut worden ist. Infolge der
Säkularisation wurde die Kirche im Jahr 802 außer
Gebrauch gesetzt, im Jahr 1838 jedoch von den Salvatorschwestern
restauriert und wieder der Benutzung zugänglich gemacht. Ein
Brand zerstörte im Jahre 1879 Kloster und Kirche. Doch schon
im folgenden Jahre wurden sie wieder hergestellt. Gegenwärtig
dient sie den Zwecken der in den Klostergebäuden
untergebrachten Lehrerinnenbildungsanstalt. Gleich in der Nähe
fällt uns ein anderes altertümliches, hochgiebeliges
Gebäude auf: es ist das ehemalige Rathaus, aus dem 15.
Jahrhundert stammend. Das Wappen Münstereifels, ein Stern und
ein auftauchender Löwe sowie das den Herzogtums Jülich,
prangen noch auf der ehemals gewiß wirkungsvollen Fassade.
Im Innern aber hat eine Bierbrauerei ihren Stapelplatz
aufgeschlagen. Auch ein Bild irdischer Vergänglichkeit! Unter
den wenigen gotischen Rathäusern, die der Niederrhein noch
besitzt, wäre das Münstereifeler eines der
ansprechendsten, wenn nicht trauriger Vernachlässigung
anheimgefallen wäre.
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Außer dem altehrwürdigen
Bau des Rathauses bestehen noch viele andere Privathäuser des
17. und 18. Jahrhunderts, welche der Stadt das Gepräge des
Alten verleihen. Dem Ausgange des 12. Jahrhunderts gehört ein
in seinem Kerne romanischen Haus, Lange Hecke Nr. 49 an. Von
spätgotischen Häusern ist erwähnenswert der
Steinfelder Hof, der in den ersten Jahrzehnten des 16.
Jahrhunderts von dem Steinfelder Abt Johann von Ahrweiler erbaut
wurde. Einen eigenartigen Reiz bieten die Häuser der oberen
Hauptstraße, Orchheimer Straße genannt, mit ihren
vorspringenden Obergeschossen und altertümlichen Giebeln.
Unter ihnen zieht das nach dem früheren Besitzer genannte
Windeck's haus, ein Fachwerk aus dem Anfang des 17. Jahrhunderts,
unsere Aufmerksamkeit auf sich durch die reichen Schnitzereien der
Front.
Wir setzen unseren Weg in die Richtung zum
Orchheimer Tore fort und treten durch diese einfache gotische
Torburg vor die Stadt auf die Straße, welch nach
Eicherscheid führt. Auf der rechten Seite der Straße
liegen in geringer Entfernung von der Stadtmauer die beiden Bauten
des Erzbischöflichen Konviktes. Im ersten Gebäude, dem
älteren, (im Jahre 1896 errichtet) finden Schüler der
mittleren und oberen Klassen des Gymnasiums Aufnahme. Auch die
hübsch bemalte Kapelle befindet sich in diesem Flügel.
Südlich setzt sich an diesen, mit ihm durch einen Gang
verbunden, der im vorigen Jahre errichtete neue Flügel des
Konviktes an. In ihm wohnen Schüler der unteren Klassen des
Gymnasiums. Ein Vorgarten trennt beide Gebäude von der
Straße. Nach den von Baumeister Statz entworfenen Plänen
erbaut, gereicht der doppelflügelige Bau mit seiner schmucken
hohen Fassade dem Tale zur besonderen Zierde.
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