Die Vordereifel



Geschichtliches und Wanderungen von Joseph Pesch - 1901





Stotzheim - Weingarten.
(½ Stunde.)



Schöner Weg durchs Wiesental. An de Pergamentfabrik vorbei, über das Bahngleis, dem Erft-Mühlenbach entlang bis zur Liersmühle. Von dort guter Pfad an der Verbandwatte-Fabrik von Teusch vorüber, dem Erftmühlenbach noch eine kurze Strecke links folgend. Hier sieht man zur Rechten die Häuser des an der Chaussee von Euskirchen nach Münstereifel liegenden Dorfes Rheder. (Rheder: keltisch) Rigodurum=Königsburg), 178 Einwohner, Wirtschaft und Posthilfsstelle von Gilles. Am Südende des Ortes lugt über die Gipfel der Weiden und Pappeln das Türmchen der in diesem Jahre errichteten kath. Kapelle hervor. Viele römische Altertümer wurden hier und in der auf Billig zu sich erstreckenden Flur gefunden, die auf ausgedehnte Ansiedlungen der Römer schließen lassen.

Weiter durch üppige Wiesen, die mit Obstbäumen reich bestanden sind, führt der Werg, bald einen Bogen der Erft berührend, zuletzt zwischen wogenden Getreidefeldern hindurch. Links zeigt sich am Waldrande die einfache Stationsanlage des Haltepunktes Kreuz-Weingarten. (Fahrscheine zur Benutzung der Eisenbahn können beim Ortsvorsteher, Wirtschaft Wolfgarten, wo auch Posthilfsstelle, gelöst werden.) An der Haltestation vorbei führt der Weg hinauf zur Hardtburg durch den Wald (25 Min.)

Über eine Holzbrücke betritt man den anmutig gelegenen Ort Kreuz-Weingarten. Von einer Anhöhe hinab grüßt freundlich die alte Pfarrkirche, die einige Partikel vom hl. Kreuze bewahrt, die dem Ortsnamen den Zusatz „Kreuz“ gegeben haben. Auf der linken Seite der hier betretenen Straße lenkt ein durch seine reich verzierte Fassade auffallendes, zweigeschossiges Fachwerkhaus unsere Aufmerksamkeit auf sich. In zwei über der haustüre befindlichen Kränzen ist die Jahreszahl 1659, also das Jahr der Erbauung des Hauses zu lesen. „Weingarten“ heißt das Dorf deshalb, weil seine Flur bis in 17. Jahrhundert wirklich war, was jetzt der schöne Name andeutet. 226 Einwohner. Pfarrort mit den Filialen: Rheder, Kalkar, Haus Broich. Die ältesten Teile der Kirche entstammen dem 14. Jahrhundert; es sind der Turm und das Chor. Im 17. und 18. Jahrhundert wurde das Langhaus teils umgebaut, teils neugebaut. Die Weingartener Kirche besitzt die älteste Glocke unserer Gegend; sie stammt aus dem Jahre 1898 und trägt die Inschrift: In honore sancte crucis Anno Domini MCCCXLVIII. Von den drei Glocken ist sie die kleinste. Eine römische Villa hat in Weingarten in der Nähe der Schule gestanden. Von dieser bewahrt das Provinzial-Museum in Bonn einen im Jahre 1839 aufgefundenen Mosaik-Fußboden. Auf dem östlich liegenden Bergvorsprung ragt aus dem Gebüsch das sog. Weingartener Kreuz hervor. Dort schöner Aussichtspunkt. (Aufstieg zu demselben vom Tale aus: 5 Minuten dem Waldweg zur Hardtburg folgend bis zum ersten Wegzeichen, wo man rechts abgeht; nach kurzer Strecke wieder rechts ab und diesem Wege nach bis zum Weingartener Kreuz.)

An der Westseite des Dorfes, im sog. Broicher Busch, ist der Römerkanal offengelegt. Der Weg dahin und zum Weingartener Kreuz ist bezeichnet.



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