Durch die Kreuzberger Gasse; in
derselben Richtung weiter; nach 10 Min. erreicht man die Hardt;
dem breiten Weg am Rande derselben nach auf den Bölzberg;
dann hinunter nach Kirchheim, welchen Ort man von Stotzheim in ca.
1 Stunde erreicht. Kurz vor dem Orte macht der Weg eine Biegung
nach links; hier benutzt man den nach rechts auf das
Bruchsteinhaus an der Münstereifelerstraße führenden
Fußpfad. Die Münstereifelerstraße überschreitend,
gelangt man auf die Dorfstraße, welcher man folgt.
Kirchheim, ein altes Dorf mit verschiedenen Fachwerkbauten
aus dem 18. Jahrhundert. (1100 Einw.). Das Dorf besteht aus drei
Teilen, deren jeder im Volke einen besonderen Namen trägt:
der nördliche Teil heißt Ober Kastenholz,
der mittlere wird kurzweg Dorf genannt, der südliche
führt den Namen Hockenbroich; er ist der älteste
Teil des Ortes. Im Dorfe steht die kath. Pfarrkirche,
an der Straße, die nach Hockenbroich führt. In ihrer
Umgebung befinden sich auch die beiden Schulgebäude, ein
älteres kleines und ein jüngeres großes, ferner
die Pastorat. Die Kirche ist ein nach Plänen des Baumeisters
Schubert in Bonn 1870 aufgeführter gotischer Hallenbau; sie
wurde 1871 konsekriert. Die alte Kirche hat auf dem Kirchhof
gestanden und wurde 1870 abgebrochen. Gegenüber dem in der
Nähe der Kirche stehenden großen Steinkruzifixe
erblickt man ein in rotem Sandstein aufgeführtes Tor; es
stammt aus dem Schweinheimer Kloster.
Auf der rechten Seite
der Hauptstraße, der wir bisher gefolgt, erhebt sich der
umfangreiche Vogtshof, aus dem Ende des 17. Jahrhunderts stammend.
Es ist ein zweigeschossiges, von einem flachen, vierseitigen
Zeltdach bedecktes Gebäude, in der man von einer schmucken,
hochgelegenen Vorhalle aus, von der zwei Treppen in den ehemals
großen Hof führen, eintritt. Im Garten liegt das alte
Gartenhaus, an dessen vier Giebelbalken man noch Malerei erkennt.
Von der Kirche wieder zur Hauptstraße zurück,
folgen wir dieser nach. Gegenüber dem an der rechten
Steinwand der breiten, aufwärts führenden Straße
angebrachten Wegzeichen, benutzt man den dort abgehenden
Seitenweg, welcher auf den kahlen Bergrücken hinaufführt.
Von dort aus herrliche Aussicht in die Ebene. Sodann Abstieg ins
idyllische Klostertal.
Einen so schönen Erdflecken
wie das Klostertal sollte man hinter den dürftig bewaldeten
Bergrücken nicht vermuten. Es ist eine überaus
anziehende Gruppe; das liebliche Tal mit den ehrwürdigen
Resten des ehemals sehr ausgedehnten Schweinheimer Klosters. Ruhe
und Friede, die alles hier atmet, wirkt wohltuend auf Gemüt
und Nerven des abgespannten Weltkindes. Vom Kloster sind nur noch
das Priorat und die Wohnung der Äbtissin erhalten. Sie
gruppierten sich mit der Kirche und den Wohnräumen der Nonnen
in regelmäßiger Anordnung um das ziemlich große
Quadrum. Das Priorat ist ein rechteckiger, einstöckiger
Bruchsteinbau mit einem neuerdings geschieferten Satteldach. Die
vortretende Schmalseite krönt ein Treppengiebel. An der
Westseite des Kreuzganges liegt das große zweigeschossige
Gebäude, welches ehedem die Äbtissin bewohnte. In der
Mitte der Fassade erblickt man das in rotem Sandstein aufgeführte
Portal. Zwischen zwei pyramidenförmigen Filialen zeigt sich
ein Wappen mit der Jahreszahl 1726. Eine darüber befindliche
Nische trägt die Inschrift: Regina coeli. An der Innenseite
der Gebäude sind noch die Reste des flachgedeckten
Kreuzganges zu erkennen. Ebenso sind an der Kirche noch einige
spärliche Mauerreste erhalten. Die den ganzen Klosterbereich
einschließende Mauer besteht nur noch stellenweise. Am
Klosterbach (Steinbach), der an der Ostseite des Tales dahinzieht,
ist sie noch ziemlich gut erhalten. Hier liest man auf einem
Steine die Jahreszahl 1784 (?) und das Datum: 14. August. An
diesem Tage ist das ganze Tal durch wolkenbruchartigen Regen
vollständig überschwemmt worden und der Bach stark 2 ½
m über seine Normalhöhe gestiegen.
Geschichte
des Schweinheimer Klosters
Die Stiftung des Klosters
erfolgte wahrscheinlich im Jahre 1238 unter dem Namen Porta coeli.
In einer Urkunde dieses Jahres bestätigt Erzbischof Konrad
von Hochstaden, daß Ritter Gottfried von Tomberg ein
Frauenkloster bei Schweinheim gegründet und mit Nonnen des
Zisterzienserordens besetzt habe. Die Kirche wurde zu Beginn des
17. Jahrhunderts neu aufgeführt. Zu Anfang des 18.
jahrhunderts waren die Klostergebäude vollkommender
Zerstörung anheimgefallen. Im jahre 1726 wurden sie
vollständig erneuert. Infolge der Säkularisation wurde
das Kloster aufgehoben, die Gebäude wurden verkauft. Ein Teil
von ihnen, darunter auch die Kirche, wurde in den 30er Jahren des
vorigen Jahrhunderts niedergerissen. Die noch immer ansehnlichen
Reste befinden sich gegenwärtig in Händen mehrerer
Besitzer.
Gasthaus: Mertens (Kirchheim-Hockenbroich). Sehr
schöne Zimmer; gute Kost.
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