Die Vordereifel



Geschichtliches und Wanderungen von Joseph Pesch - 1901





Stotzheim - Kirchheim - Schweinheimer Kloster
(1 ¼ Stunde.)



Durch die Kreuzberger Gasse; in derselben Richtung weiter; nach 10 Min. erreicht man die Hardt; dem breiten Weg am Rande derselben nach auf den Bölzberg; dann hinunter nach Kirchheim, welchen Ort man von Stotzheim in ca. 1 Stunde erreicht. Kurz vor dem Orte macht der Weg eine Biegung nach links; hier benutzt man den nach rechts auf das Bruchsteinhaus an der Münstereifelerstraße führenden Fußpfad. Die Münstereifelerstraße überschreitend, gelangt man auf die Dorfstraße, welcher man folgt.

Kirchheim, ein altes Dorf mit verschiedenen Fachwerkbauten aus dem 18. Jahrhundert. (1100 Einw.). Das Dorf besteht aus drei Teilen, deren jeder im Volke einen besonderen Namen trägt: der nördliche Teil heißt „Ober Kastenholz“, der mittlere wird kurzweg „Dorf“ genannt, der südliche führt den Namen „Hockenbroich“; er ist der älteste Teil des Ortes. Im „Dorfe“ steht die kath. Pfarrkirche, an der Straße, die nach Hockenbroich führt. In ihrer Umgebung befinden sich auch die beiden Schulgebäude, ein älteres kleines und ein jüngeres großes, ferner die Pastorat. Die Kirche ist ein nach Plänen des Baumeisters Schubert in Bonn 1870 aufgeführter gotischer Hallenbau; sie wurde 1871 konsekriert. Die alte Kirche hat auf dem Kirchhof gestanden und wurde 1870 abgebrochen. Gegenüber dem in der Nähe der Kirche stehenden großen Steinkruzifixe erblickt man ein in rotem Sandstein aufgeführtes Tor; es stammt aus dem Schweinheimer Kloster.

Auf der rechten Seite der Hauptstraße, der wir bisher gefolgt, erhebt sich der umfangreiche Vogtshof, aus dem Ende des 17. Jahrhunderts stammend. Es ist ein zweigeschossiges, von einem flachen, vierseitigen Zeltdach bedecktes Gebäude, in der man von einer schmucken, hochgelegenen Vorhalle aus, von der zwei Treppen in den ehemals großen Hof führen, eintritt. Im Garten liegt das alte Gartenhaus, an dessen vier Giebelbalken man noch Malerei erkennt.

Von der Kirche wieder zur Hauptstraße zurück, folgen wir dieser nach. Gegenüber dem an der rechten Steinwand der breiten, aufwärts führenden Straße angebrachten Wegzeichen, benutzt man den dort abgehenden Seitenweg, welcher auf den kahlen Bergrücken hinaufführt. Von dort aus herrliche Aussicht in die Ebene. Sodann Abstieg ins idyllische Klostertal.

Einen so schönen Erdflecken wie das Klostertal sollte man hinter den dürftig bewaldeten Bergrücken nicht vermuten. Es ist eine überaus anziehende Gruppe; das liebliche Tal mit den ehrwürdigen Resten des ehemals sehr ausgedehnten Schweinheimer Klosters. Ruhe und Friede, die alles hier atmet, wirkt wohltuend auf Gemüt und Nerven des abgespannten Weltkindes. Vom Kloster sind nur noch das Priorat und die Wohnung der Äbtissin erhalten. Sie gruppierten sich mit der Kirche und den Wohnräumen der Nonnen in regelmäßiger Anordnung um das ziemlich große Quadrum. Das Priorat ist ein rechteckiger, einstöckiger Bruchsteinbau mit einem neuerdings geschieferten Satteldach. Die vortretende Schmalseite krönt ein Treppengiebel. An der Westseite des Kreuzganges liegt das große zweigeschossige Gebäude, welches ehedem die Äbtissin bewohnte. In der Mitte der Fassade erblickt man das in rotem Sandstein aufgeführte Portal. Zwischen zwei pyramidenförmigen Filialen zeigt sich ein Wappen mit der Jahreszahl 1726. Eine darüber befindliche Nische trägt die Inschrift: Regina coeli. An der Innenseite der Gebäude sind noch die Reste des flachgedeckten Kreuzganges zu erkennen. Ebenso sind an der Kirche noch einige spärliche Mauerreste erhalten. Die den ganzen Klosterbereich einschließende Mauer besteht nur noch stellenweise. Am Klosterbach (Steinbach), der an der Ostseite des Tales dahinzieht, ist sie noch ziemlich gut erhalten. Hier liest man auf einem Steine die Jahreszahl 1784 (?) und das Datum: 14. August. An diesem Tage ist das ganze Tal durch wolkenbruchartigen Regen vollständig überschwemmt worden und der Bach stark 2 ½ m über seine Normalhöhe gestiegen.

Geschichte des Schweinheimer Klosters

Die Stiftung des Klosters erfolgte wahrscheinlich im Jahre 1238 unter dem Namen Porta coeli. In einer Urkunde dieses Jahres bestätigt Erzbischof Konrad von Hochstaden, daß Ritter Gottfried von Tomberg ein Frauenkloster bei Schweinheim gegründet und mit Nonnen des Zisterzienserordens besetzt habe. Die Kirche wurde zu Beginn des 17. Jahrhunderts neu aufgeführt. Zu Anfang des 18. jahrhunderts waren die Klostergebäude vollkommender Zerstörung anheimgefallen. Im jahre 1726 wurden sie vollständig erneuert. Infolge der Säkularisation wurde das Kloster aufgehoben, die Gebäude wurden verkauft. Ein Teil von ihnen, darunter auch die Kirche, wurde in den 30er Jahren des vorigen Jahrhunderts niedergerissen. Die noch immer ansehnlichen Reste befinden sich gegenwärtig in Händen mehrerer Besitzer.

Gasthaus: Mertens (Kirchheim-Hockenbroich). Sehr schöne Zimmer; gute Kost.



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