Am neuen Kirchhof vorüber
auf den Hohlweg, der vom Wegweiser ab als breiter Fahrweg die höhe
hinauf in die Hardt führt. 20 Minuten durchzieht er diese,
stets in gleicher Richtung wie beim Eintritte. Auf der anderen
Seite der Hardt angelangt, trete man zur rechten Seite auf die
kleine Anhöhe, von der man herrliche Aussicht auf den vor uns
liegenden Talkessel der Erft und die Eifelberge genießt. Der
Weg führt weiter als Feldweg bergab und mündet kurz vor
Kirspenich auf die von links herkommende Münsterstraße.
Kirspenich bildet mit Arloff eine Pfarrei; 870 Einwohner.
Kirspenich: (kelt.) Crispiniacum; Arloff: (altgerm.) Arlafa, nach
der vorbeifließenden Erft, der alten Arnefa, benannt.
Stationsort ist Arloff. Die Schule steht in Arloff, die Kirche
befindet sich in Kirspenich. Sie ist ein spätgotischer Bau
vom Ende des 15. Jahrhunderts. Ihr Turm wurde im Jahre 1789
repariert, was die Jahreszahl in Eisenankern auf zwei Seiten
desselben anzeigt. Der hoch aufragende Helm bildet ein imposantes
Wahrzeichen für diesen Talkessel; ein unentbehrliches Glied
in dieser schönen und furchtbaren Landschaft, gereicht er ihr
zu ganz besonderem Schmucke. Kirspenich gilt als eine der ältesten
Pfarreien der ganzen Gegend. Im Besitze der Kirche befinden sich
zwei wertvolle Pergamente aus dem ehemaligen Schweinheimer
Kloster.
Recht anziehend wirkt auch die stattliche Burg
Kirspenich. Die Dorfstraße wendet sich gegenüber der
hoch neben der Kirche gelegenen Pastorat nach rechts in die Ebene,
folgt der Erft unter dem Namen Schulweg auf ihrer rechten Seite
und bildet bald die Hauptstraße des Dorfes Arloff. Vor dem
auf Arloff zu gelegenen letzten Hause Kirspenichs geht ein Weg
links ab zur Burg Kirspenich, einem beliebten Sommer-Aufenthalt
und Ausflugsorte. Die weitläufige Burganlage ist von einem
mit Wasser angefüllten Graben umgeben. Über eine
Steinbrücke gelangt man an das Tor, den Rest einer ehemaligen
Vorburg. Neben dem Tore ein Stein mit einer Jahreszahl des 17.
Jahrhunderts. Die Wirtschaftsgebäude, welche sich links
zeigen, sind zum großen Teil neu; jedoch die Außenmauer
des sich an das Tor anschließenden Gebäudes sowie
teilweise der runde Eckausbau an der Gartenterrasse sind alt. Der
älteste Teil der ganzen Anlage ist der große, aus
Bruchstein aufgeführte Wohnturm mit drei Geschossen. Den
Abschluß bildet eine hohe Barockhaube, die mit derjenigen
der Arloffer Burg als charakteristisches Merkmal dieser Hälfte
des Talkessels in den Beschauungskreis tritt. Unter der sorgsamen
Verwaltung der jetzigen Besitzer der Burg, Geschwister Schumacher
und Wirtz, ist die Burg zu einem beliebten und angenehmen
Sommeraufenthalt geworden. Eine reizvolle, bequem geschaffene
Gartenanlage ermöglicht den Aufenthalt im Freien; Turn- und
Spielgeräte sowie Nachen und Wagen stehen zur Verfügung.
In einem Gastzimmer hängen drei unter Glasrahmen befindliche
wichtige Urkunden. Von der Burg bis zum Bahnhof Arloff
sind 5 Minuten.
Restauration und Gartenwirtschaft Burg
Kirspenich: eigene Fischerei und Jagdgelegenheit.
Geschichte der Burg Kirspenich
Im Jahre 1278 trug
Gerlach von Dollendorf nebst anderen Besitzungen auch Kirspenich
dem Kölner Erzbischof Siegfried zu Lehen auf. Der Ort stand
damals unter der Gerichtsbarkeit der Grafen von Arc; später
gehörte er zum Amte Hardt. Im Jahre 1301 tragen Gerhard
Alfter und Oda, seine Hausfrau, dem Grafen von Jülich ihr von
einem Graben umgebenen Haus als Offenhaus auf. Im Jahre 1570 wird
Wilhelm Spies von Bobbenheim vn Jülich mit Haus Kirspenich
belehnt. Später gehört Kirspenich dem kurmainzischen
Rate Johann Adam Werl. Durch Heirat mit dessen Enkelin Maria
Magdalena von Werl erwarb zu Anfang des 18. Jahrhunderts der
Besitzer der Arloffer Burg, Franz Heinrich von Friemersdorf,
genannt von Pützfeld, auch das Kirspenicher Haus. Ihm folgte
Herr Bresgen, diesem wiederum ein Oberstleutnant von Zschüchen.
Die jetzigen Beisitzer sind die Geschwister Schumacher und Wirtz.
In unmittelbarer Nähe der Burg Kirspenich liegen die
Tongruben der Arloffer Tonwerke. Schon vor 1870 wurde in Arloff
Ton gegraben, jedoch in kleinem Umfange. Der Bahnbau
Euskirchen-Münstereifel (1885-90) veranlaßte die
Unternehmer, die Herren Roth & Cie. größere
Ländereien zu erwerben und Tongruben aufzuschließen;
denn erst durch die billige Verfrachtung konnte der Ton mit
Aussicht auf Verdienst in den Handel gebracht werden. Gleichzeitig
erbaute die Firma eine Fabrik, die heute nur feuerfeste Produkte
und gewaschenen Porzellanton, genannt china-clay, herstellt. Die
feuerfesten Produkte finden Verwendung für Hochöfen,
Stahlwerke, Gießereien, Kalk- und Zementöfen, überhaupt
für alle Feuerungsanlagen, welche mit hohen Hitzegraden
arbeiten. Der Versand der Produkte geht, außer nach dem
Inlande, nach Belgien, Frankreich, Luxemburg, Rußland bis
Sibirien und auch schon nach Südafrika. Die Fabrik
beschäftigt 250 Arbeiter und hat einen Dampfbetrieb von
ungefähr 140 Pferdekräften. Es werden jährlich
fabriziert: 30 Millionen kg feuerfeste Produkte und 1.200.000 kg
Porzellanerde, welche von deutschen Porzellanfabriken verarbeitet
wird. Die Gruben fördern jährlich ungefähr 40
Millionen kg Ton. Der Ton wird gehauen und die Förderung mit
Dampfbetrieb besorgt. Es sind Tone vorhanden bis zu 37 % Al 2,5
(Alluminiumoxyd) Gehalt, in der Farbe von Schneeweiß bis zum
Dunkelrot. Der Ton besitzt stellenweise eine Mächtigkeit von
24 m. Die Lagen reichen bei flottem Betriebe für fast 100
Jahre aus. Die umfangreichen Fabrikgebäude befinden sich nahe
dem Bahnhofe Arloff.
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