- Kreuz-Weingarten ist
besonders bekannt geworden und wird viel besucht, weil in
unmittelbarer Nähe, auf der sogenannten "Pfaffenhardt",
der Römerkanal, im Volksmund "Teufelsgraben"
genannt, zu sehen ist. Es war bekanntlich die römische
Wasserleitung, die in der Eifel (unweit der Kakushöhle sagen
die einen, im "Grönen Pötz" bei Nettersheim
die andern) ihren Ursprung hatte und sich in staunenswerten
Windungen, unter Umgehung aller ungünstigen
Bodenverhältnisse, nach Köln hinschlängelte.
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- Über die Bauart des
Kanals ist schon viel diskutiert und geschrieben worden;
insbesondere über die Art und Zusammensetzung des Mörtels
finden sich die verschiedensten Ansichten.
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- Bei einer gewissenhaften
Untersuchung der baulichen Verhältnisse des Kanals, die ich
als grundlegende Vorarbeit für die mir (vom Eifelverein und
der Pädagogischen Akademie in Bonn) in Auftrag gegebene
Herstellung von Modellen des gediegenen Bauwerks zu tätigen
hatte, hat sich mir der Gedanke aufgeprägt, daß man
die Lösung der zur Diskussion stehenden Fragen viel zu weit
sucht.
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- Die nachstehenden
Ausführungen, die immer nur den Römerkanal bei
Kreuz-Weingarten betreffen, sollen das Interesse an dem stolzen
Bauwerk wachhalten.
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- Der Kanal ist aus
bodenständigem Material, aus Bruchstein, hergestellt. Die
Art der Arbeit der Römer ist im allgemeinen dieselbe, wie
sie auch heute noch bei ähnlichen Bauwerken üblich ist.
Nach den Ausschachtungsarbeiten wurde zuerst die etwa 0,35 Meter
hohe Kanalsohle hergerichtet. Dieselbe besteht aus "wildem"
Mauerwerk, d. h. die Steine sind ohne Bearbeitung kunterbund
durcheinandergesetzt. Es ist ganz einfach zu begreifen, daß
an verschiedenen Stellen zwei Lagen festgestellt werden können:
zuerst wurde der Abfall von dem vorher fertiggestellten Stück
als unterste Lage verwendet, dann wurde die Sohle bis auf 0,35
Meter hochgeführt. Durch das ständige Niedertreten
während der Arbeit und die Unfähigkeit des Bruchsteins,
Wasser aufzufangen, verlief das Ganze mit dem dünnen Mörtel
gußähnlich. Danach wurden die Seitenwände
ausgeführt. In Kreuz-Weingarten sind sei an den inneren
Werkseiten hammerrecht in Lagen (Kopfschichten), durchschnittlich
von 0,07 Meter Schichthöhe, ausgeführt bis zu einer
Gesamthöhe von 1,15 Meter. Die Außenseiten sind
einfach "wild" gegen die Erde gearbeitet, um weniger
lagerhafte Steine und Abfälle zu verbrauchen. Die
Halbkreiswölbung - Radius 0,4 Meter, Stärke 0,30 Meter
- wurde, genau wie bei der heutigen Bautechnik, über vorher
aufgestützte Bogen, die mit Brettern (Verschalung) überlegt
wurden, ausgeführt. Für die Wölbung nahm man
möglichst lagerhafte Steine (Platten), wie sie ja der
Weingartener Bruchstein massenhaft bot und noch bietet. Noch sind
ganz genau Zahl und Stärke der gebrauchten Bretter
festzustellen, da innerhalb der Wölbung nur Mörtel zum
Vorschein kommt, in dem die einzelnen Bretter abgedrückt
sind und die Seitenwände um Bretterdicke vorstehen. War eine
gewisse Kanallänge fertig und hatte das Mauerwerk genügend
"abgebunden", so wurden Stützen und Bogen
herausgenommen. Zum Schluß wurde der Kanal gereinigt und
die Sohle ausgerichtet - beiderseits gleichmäßig ca.
0,10 Meter nach den Seitenwänden hin ansteigend - und
verdichtet. Dadurch war ein ruhigerer Lauf des Wassers
sichergestellt und ein Ausspülen des Mauerwerkes verhindert.
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- Die Wasserleitung liegt
unterirdisch, einmal um das Wasser besonders im Sommer frisch zu
erhalten, dann auch, um Veränderungen des Aggregatzustandes
des Wassers durch Klimawechsel zu verhindern, ferner um das
Bauwerk vor dem Verfall zu bewahren und zum Schutze gegen
gewaltsame Zerstörung durch Feinde.
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- In gewissen Abständen
befinden sich oben auf der Wölbung Luft- und
Einsteigeschächte, dann aber auch seitlich sogenannte
Überläufe. Eine geschlossene Leitung aus Mauerwerk
wurde bei dem eigenartigen Lauf und der Länge des Kanals
durch den starken Luftdruck auseinandergeplatzt sein. Auch hätte
das Wasser ohne frische Luftzufuhr einen üblen Geruch und
Geschmack bekommen. Schließlich mußten zur
Beseitigung entstehender Hemmungen, für Reinigungs- und
Reparaturzwecke solche Schächte vorhanden sein, um das
Wasser durch eine schleusenartige Vorrichtung abdämmen zu
können. Dann dienten die seitlichen Überläufe zum
Abfließen des sich stauenden Wassers. Um ein Freibleiben
dieser Überläufe (ca. 0,70 Meter von der Oberkante des
Gewölbes) und ein Ausspülen der Seitenwände des
Kanals zu verhindern, führten von ihnen kleine unterirdische
Abflußkanäle nach außen.
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- In den Mittelpunkt der
vielfach umstrittenen Fragen über den Römerkanal stellt
man meistens die nach den Ursachen der Festigkeit des Mörtels.
Die Härte wird zunächst bedingt durch die
Bodenfeuchtigkeit und durch die Anlagen unter der Erdoberfläche,
die alle Witterungseinflüsse unmöglich machte. Das kann
man in Kreuz-Weingarten genau feststellen: Alle freiliegenden
Stellen sind stark gefährdet und dem Verfall preisgegeben.
An diesen Stellen kann man mit dem Finger den Mörtel
abkratzen. Die Römer waren Meister in der Zusammenstellung
der einzelnen Bestandteile des Mörtels. Nach meiner
Feststellung haben die Erbauer hiesigen Sand und Wasserkalk, der
nicht gelöscht, sondern "gedämpft" und in
möglichst frisch gebranntem Zustande verarbeitet wurde,
gebraucht. Jedem Fachmann ist bekannt, daß der Kalk, der
dann wenn der Kalkofen frisch "gezogen" d.h. entleert
worden ist, verarbeitet wird, dem Mörtel die größte
Härte verleiht. Die heutige Bautechnik rechnet
durchschnittlich bei Bruchsteinmauerwerk mit dem
Mischungsverhältnis 1:2, d. h. 1 Teil Kalk und 2 Teile Sand.
Starker Fettgehalt des Mörtels ist unbedingte Forderung, da
dieser dann bei den glatten Bruchsteinen besser angreift und ein
Auseinander-"schwimmen" des Mauerwerks noch während
der Arbeit verhindert. Bei Abbrucharbeiten an alten Bauwerken
fand ich stets bei den den Witterungseinflüssen nicht
ausgesetzten Mauern dasselbe harte Bindemittel, sodaß die
Bruchsteine zu Staub geschlagen werden mußten, ums sie vom
Mörtel zu lösen. Das hochgehende Mauerwerk war bei
weitem nicht so fest, obschon doch sicher Mörtel von
derselben Zusammensetzung gebraucht worden war. Dann spielt bei
Bruchsteinmauerwerk der langsame "Bindeprozeß"
eine nicht geringe Rolle. Bekannt ist es z.B., daß
Ziegelsteine oft vor dem Gebrauch gründlich naß
gemacht werden. (Bei staatlichen Bauten wird es verlangt.)
Dadurch wir ein zu plötzliches Antrocknen der Mauerspeise,
das ihre Härte beeinträchtigt, verhindert. Nicht
unwahrscheinlich ist es auch, daß der mit Holzkohle
gebrannte Kalk gegenüber dem mit Steinkohle gebrannten
erhebliche Vorzüge hatte und ein günstigeres Abbinden
des Mörtels bewerkstelligen mußte.
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- Es ist kaum zu glauben, daß
hier in Kreuz-Weingarten Sötenicher Kalk verwendet wurde, da
ganz in der Nähe, auf dem sogenannten Münsterberge,
sowie in Wachendorf, Iversheim und Kirchheim Kalk vorhanden war.
Ich bestreite ganz entschieden, daß Traß gebraucht
worden ist; in dem von mir untersuchten Stücke findet sich
nirgends ein Anhaltspunkt dafür. Seine Anwendung wäre
bei diesem Bauwerk auch überflüssig gewesen.
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- Zum Ausgleichen und
Verdichten der Sohle des Kanals haben die römischen
Wasserbautechniker eine Masse von Ziegelstücken, Ziegelmehl
und getrocknetem, gemahlenem Ton, als gutes Verdichtungsmittel
bekannt, gebraucht, die deutlich festzustellen ist und die eine
ideale Mischung darstellt, um ein Reißen des Tones vor
Eröffnung des Kanals zu verhindern.
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- Unsere Heimat war von jeher
stolz auf dieses Kulturdenkmal aus der römischen Blütezeit
Niedergermaniens. An alle maßgebenden Instanzen ergeht die
dringende Bitte, dieses "Herzstück" unter den
römischen Baudenkmälern unserer Heimat zu hüten.
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Anmerkung der Redaktion:
Vorliegende Ausführungen eines alten Praktikers verdienen
volle Beachtung. Gerne werden auch die Archäologen von
denselben Notiz nehmen. Harren ja noch so viele Rätsel, die
dieses Wunderwerk alter Zeit dem sinnenden und forschenden Geiste
aufgibt, ihrer Lösung; um nur einige, die sich gerade in
Kreuz-Weingarten aufdrängen, zu nennen: die Frage des
Doppelkanals den Hang der Pfaffenhart hinunter zum Düffelsgraben
(1453 duyffenbach genannt und erst später im Volksmunde zum
"Teufelsgraben" geworden und mit dem Römerkanal
verwechselt!), die am Fuße des Abhanges vermuteten
Klärbassins, die Überführung über den
Düffelsgraben und vor allem bei Rheder über die Erft
u.m. Fragen, die nur durch sorgfältige Untersuchung mit dem
Spaten gelöst werden können. Betreffs der vom Verfasser
mit Recht geforderten Hut des kostbaren Denkmals, kann mitgeteilt
werden, daß es vielem Bemühen gelungen ist, dafür
erforderliche Mittel bereitzustellen. Nachdem bereits die
Kanalrinne vom Schutt und eindringenden Wurzelwerk gereinigt,
werden in allernächster Zeit unter Leitung der
Provinzial-Denkmalpflege die Arbeiten zur Sicherung des Kanals
durch Festigung des bröckelnden Gesteins und Rasenbedeckung
freistehen der Teile systematisch in Angriff genommen werden. Dem
Verein für Denkmalpflege, dem Kreisausschusse, den
Ortsgruppen des Eifelvereins Köln, Euskirchen,
Satzvey-Wachendorf sei auch an dieser Stelle für die
bewilligten Beihilfen herzlich gedankt! |