Römerkanal-Sinter bis Dänemark gefunden

Aus Kalkablagerung wurde „Eifelmarmor“

Kölnische Rundschau vom 13. 8. 1981


IL. Bonn/Euskirchen. "Wo ist der Römerkanal geblieben?" fragte die Archäologen vor drei Monaten nicht nur sich selbst, sondern die Bewohner des Köln-Bonn-Euskirchener Raumes. Denn die Wissenschaftler suchten in diesem Gebiet nach Kirchen, Kapellen, Burgen, Schlössern oder Herrenhäusern, die aus Sinter - einer Kalkablagerung in den römischen Wasserleitungen - errichtet worden sind.

Von dem Ergebnis dieser großangelegten Suchaktion sind die Bonner Archäologen jetzt allerdings überwältigt. Klaus Greve, Vermessungsingenieur am Rheinischen Landesmuseum: Wir sind nicht nur von dem Echo auf unsere Aktion sehr überrascht, sondern wir hätten auch niemals gedacht, daß wir auf soviel Neues stoßen würden."

Auch im Euskirchener Raum waren die Hobby-Archäologen sehr erfolgreich. In der Hardtburg in Stotzheim wurden eifrige Sucher ebenso fündig wie in Mechernich. Klaus Greve: "In der südöstlichen Ecke des Turmes der Hardtburg haben wir ein Stück Sinter gefunden." Auf einem Friedhof bei Mechernich entdeckten Spaziergänger eine Grabplatte aus dem "Eifelmarmor".

Die Eifelwasserleitung nach Köln versorgte die Römer im zweiten und dritten Jahrhundert mit frischem Trinkwasser aus den Quellgebieten der Nordeifel. Nach dem Abzug der Römer wurden die Leitungen unbrauchbar, weil niemand in der Lage war, sie ordnungsgemäß zu warten. Die Kanäle verkamen, wurden aufgebrochen und als Steinbruch genutzt.

Dabei stieß man auf Kalkablagerungen, die eine Stärke von bis zu 30 Zentimetern erreichten. Der Sinter wurde herausgebrochen, poliert und im Mittelalter beim Bau von Kirchen und Burgen weiterverarbeitet.

Aber nicht nur im Köln-Bonner Raum, in Aachen oder Drolshagen fanden die Freizeitarchäologen den "Eifelmarmor" wieder. Auch in Dänemark und in Holland wurde man fündig. So erreichte das Landesmuseum in Bonn unter anderem der Hinweis, daß der Sinter auch beim Bau der Kathedrale von Deventer in den Niederlanden verwendet wurde.


Ein moderner Grabstein aus Sinter steht jetzt auf dem Grabe von Josef Schnichels in Kallmuth.


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