Kölner Stadtanzeiger vom 16./17.11.1966 |
Von Eva G. Twirdy |
Forscher schütten Fundstelle zu - Reste einer "Villa rustica" entdeckt |
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Niederkastenholz (ht) - Der kleine Ort führt - wie die umliegenden Nachbargemeinden - seine Entstehung auf ein römisches Kastell zurück. Einen weiteren Beweis für eine Besiedlung in römischer Zeit fanden Archäologen jetzt, als sie nördlich der Niederkastenholzer Kirche ihre Spaten ansetzten. Seit etwa zehn Jahren schon ist dieses Terrain "verdächtig". Damals kam Heimatpfleger Toni Hürten dazu, als beim Verlegen von Leitungen Mauerwerk und Scherben zutage tragen. Hürten gab seine Entdeckungen weiter an das Landesmuseum. Aber erst in diesen Wochen konnte mit dem Grabungen begonnen werden, weil Straßenbauarbeiten (Verbreiterung) Unwiederbringliches zu zerstören drohten. Fundstellen, die bedroht sind, werden nämlich bevorzugt untersucht. Eisenverhüttung Knapp unter der Erdoberfläche legten die Archäologen umfangreiches Mauerwerk frei. Es gehört zu einer sogenannten "Villa rustica" (Landgut). Bei weiteren Stichgrabungen wurden Reste von Stallungen, Scheunen und eine unmittelbar neben dem Wohngebäude gelegene Eisenverhüttungsstelle gefunden. Das Anwesen muß einem gutsituierten Römer gehört haben. Zahlreiche Marmorstücke deuten darauf hin. Tonscherben, Keramikfragmente, Ziegelbrocken und Teile eines Estrichs sind weitere Mosaiksteinchen, die einmal darüber Aufschluß geben sollen, wer und was im 3. Jahrhundert n. Chr. im "castellum in silva" gelebt hat. Kein Anschluß an Kanal Mit dem nördlich der Straße Stotzheim / Flamersheim etwa 100 m vom Dorf entfernt vorbeiführende Römerkanal hat die "villa rustica" mit Sicherheit nichts zu tun gehabt. Die Leitung, die bereits um 150 n. Chr. gebaut worden ist, verläuft auf der ganzen diesseitigen Erftseite unterirdisch. Genau wie die übrigen, in Kanalnähe gefundenen römischen Landhäuser besaß auch diese "villa" keine Anschlußstelle an den Kanal. Aus dem Brunnen Ihr Wasser scheinen die Bewohner des Landgutes von dem in der Nähe liegenden, heute versiegten Brunnen bezogen zu haben, dessen Fassung römischen Ursprungs ist. Das große Auffangbecken dieses Brunnens - der später Laurentiusbrunnen genannt wurde - datiert dagegen aus dem Mittelalter; das Gußmauerwerk besteht aus sehr festem Mörtel, mit kleingeschlagenen Kalksteinen durchsetzt. Dieser Kalkstein wurde aus dem Römerkanal gebrochen, der zu der Zeit seinen Zweck schon längst nicht mehr erfüllte. Weiter im Frühjahr Der fortgeschrittenen Jahreszeit wegen stellt Dr. Sölter mit seinem Team die Arbeit an der als bedeutend bezeichneten Anlage bis zum Frühjahr ein. Um die dicht unter der Erdoberfläche liegende archäologische Kostbarkeit nicht dem Frost auszusetzen werden sämtliche Schnitt- und Schürfgräben wieder zugeschüttet. |
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