Text und
Skizze Fritz Wündisch
[ Entnommen dem
Heimatjahrbuch 1965 Kreis Düren ]
Die Römer sind Wasserfanatiker gewesen. Gelehrte wollen wissen, daß im Rom der Kaiserzeit der Wasserverbrauch je Kopf der Bevölkerung mindestens zehnmal höher war als heute. Den weitläufigen und prunkvoll ausgestatteten Thermen (Badepalästen), die es in jeder besseren römischen Stadt gab, könnte die Jetztzeit nichts auch nur annähernd Gleichwertiges gegenüberstellen. Und so wie die Engländer in allen ihren Kolonien Fußball-, Tennis- und Golfplätze anlegten, so sorgten auch die Römer dafür, daß sie selbst in dem entlegensten Provinznest ihre gewohnten Badebequemlichkeiten nicht zu entbehren brauchten.
Besonders gut war das römische Köln, die Colonia Claudia Ara Agrippinensis, mit Wasser versorgt. Nicht ohne politische Hintergedanken! So wie nämlich Lyon zum kulturellen Mittelpunkt Galliens (des heutigen Frankreichs) gemacht worden war und die Romanisierung der Gallier wesentlich gefördert hat, so sollte das zur römischen Stadt erhobene Ubierdorf am Rhein einmal die Hauptstadt eines dem Römerreiche eingegliederten Germaniens werden. Und auch als die Pläne, ganz Germanien bis über die Elbe hinaus zur römischen Provinz zu machen, längst aufgegeben waren, auch dann blieb Köln immer noch ein Schaufenster der westlichen Welt, in dem man den barbarischen Rechtsrheinern die Errungenschaften römischer Zivilisation vor Augen führte.
Es wäre einfach gewesen, das zur Versorgung der Colonia Claudia Ara Agrippinensis nötige Wasser dem Rhein zu entnehmen, der in ungebändigter Fülle an ihren Mauern vorbei strömte. Das war aber den römischen Ingenieuren anscheinend zu simpel und vielleicht auch nicht hygienisch genug, obwohl damals noch kein Industriebetrieb das Rheinwasser verseuchte. Man schöpfte lieber aus den zahlreichen Quellen, die zwischen Frechen und Knapsack am Osthang des Villerückens entsprangen. Mindestens ein halbes Dutzend Leitungen - auf deren Reste man heute noch bei Ausschachtungsarbeiten allenthalben stößt - brachten das klare Quellwasser zu einem Sammelbecken, an dessen Stelle heute die Burg Hermülheim steht. In einem gemauerten, später als Aquädukt (Hochleitung) geführten Kanal floß dann das Wasser entlang der heutigen Luxemburger Straße zu einem Verteilerwerk beim heutigen Neumarkt, von dem aus es in Holz- oder Bleiröhren den einzelnen Verbrauchsstellen zugeleitet wurde.
Wie ein solcher Aquädukt aussah, zeigt noch heute der Pont du Gard, auf dem die römische Wasserleitung des südfranzösischen Stadt Nimes das Flüßchen Gard überquerte. In dem zum Schutz gegen Staub und Sonne mit Steinplatten abgedeckten Kanal kann man - 48 Meter über dem Gard! - bequem spazierengehen, obwohl dicke Sinterablagerungen die lichte Weite stark verengt haben. - Unter einem ähnlichen Aquädukt, der zur Wasserleitung der Römerstadt Metz gehörte, führt in Jouy die Nationalstraße Metz - Nancy hindurch. - Von dem Mainzer Aquädukt sind heute nur noch einige Pfeilerstümpfe erhalten.
Gegen Ende des 2. Jahrhunderts, als das römische Köln seiner höchsten Blüte entgegenging, konnte der ständig steigende Wasserbedarf nicht mehr allein aus den Quellen der Ville gedeckt werden. Man mußte sich nach anderen Quellen umsehen. So entschloß man sich, 80 Kilometer weit in die Eifel vorzustoßen und eine Anlage zu errichten, die alle bisherigen Leitungen weit übertraf und die Wasserversorgung Kölns für unabsehbare Zeiten sicherstellen konnte: den Kanal, von dem hier berichtet werden soll.
Wer gern abseits gebahnter Wege wandert, mag einmal den Ursprung des Eifelkanals, den Grünen Pütz bei Nettersheim, aufsuchen. Aufsuchen ist dabei nicht zu viel gesagt. Von einem kleinen Hinweisschild in Nettersheim abgesehen, führt keinerlei Zeichen zu der unscheinbaren Quelle, deren Bedeutung nur ein kundiges Auge erkennt. Am besten läßt man seinen Wagen in Nettersheim stehen und folgt dem Feldweg, der die Urft talwärts begleitet. Eine Stunde lang wandert man durch ein idyllisches Tal, das mit Recht unter Naturschutz gestellt worden ist. Denkt man sich den Bahndamm fort, dann kann man glauben, daß diese Gegend zur Römerzeit nicht viel anders ausgesehen haben mag als heute. Bei einem Fachwerkhaus westlich der Eisenbahn überschreitet man die Urft nach Altväter Art auf zwei Baumstämmen. Von dem Hause sind es dann noch ein paar hundert Meter nordwestlich über eine saure Wiese bis zu dem Rande des Buschwaldes, an dem der Grüne Pütz aufquillt. Hat man diese Quelle endlich gefunden, so ist man zunächst tief enttäuscht. Auf den ersten Blick sieht man keinerlei Spuren der Römerzeit. Offenbar ist die Brunnenstube, die hier sicher gestanden hat, vor Zeiten, als man einmal wohlfeile Hausteine brauchte, ausgebrochen worden. Die Grabungen des Landesmuseums haben aber den Ursprung des Eifelkanals einwandfrei festgestellt, und ein paar Meter nördlich der Quelle kann man in einem Wassertümpel den Beginn der Wölbung des Kanals deutlich erkennen.
Vom Grünen Pütz aus lief der Kanal zunächst westlich der Urft und wechselte dann auf einer - nicht mehr vorhandenen - Brücke auf das andere Ufer über. Erstaunt fragt man sich: Warum so umständlich? Warum haben die Römer sich nicht mit den östlich der Urft entspringenden Quellen begnügt oder einfach die Urft angezapft, die wesentlich mehr und ebenso klares Wasser liefern konnte wie der Grüne Pütz? Eine - durch nichts bewiesene - Vermutung sei gestattet: Der Grüne Pütz galt den Römern als heilige Quelle; es galt als glückbringend, den Eifelkanal gerade hier beginnen zu lassen! Römischer Mentalität wäre eine solche Verbindung von rationaler Technik mit Irrationalem durchaus gemäß. So nüchtern die Römer als Soldaten, Juristen und Ingenieure dachten und handelten, so unheimlich war ihnen das Unerrechenbare. Nichts Wichtiges wurde unternommen, wenn die Auspizien (Vorzeichen) schlecht standen. Fast jedermann trug ein Amulett, das ihn gegen böse Kräfte schützen sollte. Auch am Grünen Pütz hat man ein solches unheilabwehrendes Relief gefunden.
Kurz vor Urft-Dahlbenden, hinter dem ehemaligen Hüttenwerk, wird der Kanal wieder sichtbar. Im Buschwerk östlich des Hüttenweges erkennt man meterlange Stücke der Innenwand; Kalksinter hat sie wie feiner Putz überzogen. Von hier aus kann man kilometerweit den - unteririschen - Lauf des Kanals verfolgen, wenn man - ohne Weg und Steg selbstverständlich - ein bißchen Old Shatterhand auf der Fährtensuche spielt. Immer wieder, in unregelmäßigen Abständen, zeigt einem eine eingestürzte Stelle, daß man auf der richtigen Fährte ist.
Auf der Strecke zwischen Kall und
Breitenbenden gibt es noch manche Rätsel zu lösen. Mehrere
Zuleitungen kommen hier von Süden, mehrere Abzweige führten
nordwärts. Anscheinend war hier der Kölner Kanal mit einem
Leitungsnetz verbunden, das die Mechernicher Bleigruben mit Wasser
versorte. Vielleicht gab diese Mechernicher Versorgungsnetz sogar den
Anstoß, den Kölner Kanal so weit in die Eifel
hineinzuführen! Die Brunnenstube einer dieser nebenleitungen
dient heute noch der Wasserversorgung des Dorfes Weyer; sie kann
besichtigt werden. Das Veybachtal überquerte der Kölner
Kanal, der sich bis dahin jeder Geländefalte anschmiegte, auf
einem großen gemauerten Brückenbauwerk, vn dem allerdings
nur noch die Pfeilerfundamente erhalten sind. - Wer keine Zeit und
Lust hat, dem ganzen Lauf des Kanals nachzuspüren, der möge
wenigstens einmal von Holzheim nach Breitenbenden fahren. An der
Kurve kurz vor Breitenbenden ist der Kanal bei einer
Straßenverbreiterung in voller Höhe angeschnitten worden;
man kann das wohlerhaltene Gewölbe mühelos auf einige
Dutzend Meter begehen. Ein sehr anschauliches bild erhält man
auch bei Kreuzweingarten, wo auf dem Hügel längs der
Münstereifeler Straße der unterirdisch gut erhaltene Kanal
an zahlreichen Stellen eingestürzt ist. Von Rheder aus versorgte
ein Abzweig das Römerlager Belgica - das heutige
Dorf Billig - mit Wasser. Der weitere Lauf des Kanals über
Stotzheim und Rheinbach nach Lüftelberg und Buschoven ist für
Nicht-Archäologen uninteressant. Die Swistniederung wurde
wahrscheinlich auf einem Aquädukt überschritten, von dem
aber keine sicheren Spuren erhalten sind. Bei Lüftelberg stieß
1858 ein Versuchsschacht der Braunkohlengrube Nabor auf den dort
wohlerhaltenen Kanal.
Der
Römerkanal bei Kreuzweingarten um 1967
Zwischen Buschhoven und Brenig
zeigt heute nur noch ein tiefer Graben, wie die Leitung das
Vorgebirge überquerte. Selbstverständlich war auch hier der
Römerkanal ursprünglich gemauert. Schon im frühen
Mittelalter hat man aber das Mauerwerk auf weite Strecken restlos
ausgebrochen. Die ausgebrochenen Trümmer stecken in den
Fundamenten des Brühler Schlosses, der Walberberger Burg, der
Burg Heimerzheim, des Klosters Schillingskapellen und so manchen
anderen alten Bauwerks dieser Gegend.
Römerkanal
Kreuzweingarten 1998
Von Waldorf über Merten nach Walberberg und weiter nordwärts bis nach Hermülheim wird der Lauf des Römerkanals durch die Landstraße bezeichnet. Diese Landstraße - früher durchweg Alte Bonner Straße genannt - ist wahrscheinlich von den Römern beim Bau des Kanals des gleichmäßigen Gefälles wegen jeder Geländefalte folgen mußte, die Straße aber darauf keine Rücksicht zu nehmen brauchte, wechselt der Kanal häufig die Straßenseite. Das kann man noch gut in der Walberberger Hauptstraße sehen, wo die reste des Kanals bald links, bald rechts der Straße erscheinen.
Im Bereich der Stadt Brühl erhielt diese Alte Bonner Straße im Hinblick auf ihren vermutlich römischen ursprung vor einigen Jahrzehnten die Bezeichnung Römerstraße. Sie war aber keineswegs das, was man gemeinhin unter einer Römerstraße versteht; sie war keine nach allen Regeln der Kunst gebaute, mit Packlage, Entwässerung und Schotterdecke versehene Heerstraße, wie etwa die nachmalige Aachener oder Luxemburger Straße, sondern nur ein schlichter, bestenfalls notdürftig überschotterter Vizinalweg.
Am Nordende dieser Brühler Römerstraße lag vor Zeiten ein kleiner See, die Bischofsmaar. In dieser Maar konnte man noch im Jahre 16949 das Mauerwerk des Römerkanals sehen. - Weiter nordwärts, unterhalb von Kendenich, stieß man vor einigen Jahren auf den Kanal, als für die Elektrifizierung der Anschlußbahn Ville Mastgruben ausgehoben wurden. Wer damals dabei war, wird sich erinnern, welch harten Widerstand der römische Zement den Preßlufthämmern leistete. Bei Hermülheim schließlich mündete der eifelkanal in das Sammelbecken der Villekanäle, den heutigen Burgweiher.
Die Gesamtlänge des Eifelkanals vom Grünen Pütz bis zum Hermülheimer Burgweiher beträgt 77,6 km. Auf dieser Strecke fällt die Kanalsohle um insgesamt 359 m. Geht man davon aus, daß die wasserführende Rinne bei Hermülheim ein lichtes Maß von etwa 72 mal 72 cm hatte, so kann man schätzen, daß der Kanal bei diesem Gefälle eine maximale Leistungsfähigkeit von 2000 Liter in der Sekunde hatte. Das ist auch heute noch eine eindrucksvolle Zahl.
Man fragt sich, warum der Eifelkanal in einem so vielgewundenen Lauf angelegt worden ist. Ganz einfach deshalb, weil die Römer noch keine druckfesten Rohre und noch keine genügend leistungsfähigen Pumpen kannten. Pipelines gab es vor zweitausend Jahren noch nicht! Nach dem damaligen Stande der Technik konnten größere Wassermengen nur in natürlichem Gefälle befördert werden. Um nicht unnötig Gefälle zu verlieren, mußten sich die Leitungen allen Geländefalten anschmiegen. Dazu war es natürlich nötig, vor Baubeginn das gesamte Gelände sorgfältigst der Höhe nach zu vermessen, um die günstigste Trasse zu finden. Ein solches genaues Nivellement (Höhenvermessung) der Strecke Hermülheim - Nettersheim wäre schon für unsere heutige, mit kunstvollen Präzisionsinstrumenten ausgerüsteten Vermessungsingenieure keine ganz leichte Aufgabe; die Art und Weise aber, wie die römischen Agrimensoren (Landmesser) mit ihren vergleichsweise äußerst primitiven Geräten diese Aufgabe gelöst haben, zwingt uns heute zu höchster Bewunderung.
Mit Ausnahme der Strecke Vussem - Rheder ist die U-Förmige Wasserrinne durchweg in Stampfbeton ausgeführt. Nach einem Gutachten des Forschungsinstituts der Hüttenzement-Industrie in Düsseldorf wurde in Beton verwendet, der heute 110 kg/cm2 Druckfestigkeit aufweist und der auch in Außenanlagerung, z.B. bei der Verwendung als Hausteine beim Burgenbau, sich als vollkommen wetterbeständig erwiesen hat. Als Bindemittel wurde Sötenicher Wasserkalk, wie er heute noch verwendet wird, herangezogen, als Zuschlag für die feineren Anteile Rheinsand, für die gröberen Anteile Kalksplitt. Das Korngrößenverhältnis der Zuschläge entsprach genau den Bedingungen, die auch heute für die Kornabstufung eines Betonzuschlages maßgebend sind.
Zum Bau hob man einen Graben mit senkrechten Wänden aus und legte auf dessen Sohle zunächst eine große Stickung von hochkant stehenden Steinen, die mit einer Betonschicht von etwa 30 cm Stärke überdeckt wurde. Sodann setzte man beiderseits Lehren auf und stampfte den Raum zwischen Grabenwand und Lehre mit Beton aus. Die Innenseiten wurden fingerdick mit einem Mörtel aus feinkörnigem Ziegelmehl und Romankalk verstrichen. Abschließend wurde der Kanal mit behauenen Kalksteinen überwölbt. Zwischen Vussem und Rheder sind die Seitenwangen der Rinne aus Grauwacke gemauert. Die Mauern, die auch hier innen mit Ziegelbeton-Glattstrich überzogen sind, ruhen auf einer durchgehend gegossenen Traßsohle, die ihrerseits auf einer zweischichtigen Stickung aufsitzt. - Entlang dem Vorgebirge scheint der Kanal zunächst mit flachen Steinen eingedeckt gewesen zu sein; verschiedene Anzeichen deuten darauf hin, daß hier das Gewölbe erst nachträglich aufgesetzt worden ist.
Ein derart weitläufiges Bauwerk wie der Eifelkanal kann keine Privatsache gewesen sein und ist - wie die Einheitlichkeit der Ausführung erweist - auch nicht stückweise von einzelnen Unternehmerfirmen gebaut worden. Alles spricht vielmehr dafür, daß der Bauherr des Kanals die Militärverwaltung gewesen ist, die allein über die nötige Anzahl von Ingenieuren und Arbeitskräften verfügte. Die römischen Legionäre waren ja langdienende Berufssoldaten, die in Friedenszeiten irgendwie beschäftigt werden mußten. Da bloßer Exerzierdienst auf die Dauer wenig sinnvoll ist, pflegte man verfügbare Truppenteile zu öffentlichen Arbeiten heranzuziehen. So wie die berühmten römischen Heerstraßen durchweg von Legionären gebaut worden sind, so wird auch der Eifelkanal ein Besatzungsdenkmal - im besten Sinne - sein. Ein Beweis dafür ist ein bei Brühl in der Nähe des Kanals gefundener Weihealtar, den ein Lucius Julius Classicus, Centurio (Hauptmann) der XVI. Legion, dem Jupiter und dem Hercules Saxanus, dem Schutzpatron der Pioniere, errichtet hat. Vielleicht hat der wackere Classicus diesen Altar gestiftet, als er aufatmend die Fertigstellung seines Bauabschnittes gemeldet hatte.
Um das Jahr 400 wurden die letzten rheinischen Legionen nach Italien zurückberufen. Damit hatten die Römer ihre Provinzen Germanien und Belgien endgültig aufgegeben. Nun überfluteten die Franken das Land, das sie schon seit Generationen immer wieder durch Raubzüge heimgesucht hatten. Als Bauern haßten sie die Städte und deren Zivilisation, und gar für den Sinn und Zweck einer Wasserleitung fehlte ihnen jedes Verständnis. So war seitdem der Eifelkanal dem Verfall preisgegeben.
Als man Jahrhunderte später begann, statt der altgewohnten Holzhütten steinerne Kirchen und Burgen zu errichten, benutzte man den Römerkanal als willkommenen Steinbruch. Alle oberirdisch erkennbaren Teile wurden ausgebrochen. Wie bereits erwähnt, finden sich die Trümmer in den Fundamenten aller alten Bauwerke der Nachbarschaft. Ihren Höhepunkt scheint diese Abbruchtätigkeit um das Jahr 1200 erreicht zu haben. Begehrter noch als das eigentliche Mauerwerk war der Kalksinter, der sich im Laufe der Zeit - die Wasserleitung wurde mindestens anderthalb Jahrhunderte lang benutzt - in dicken Schichten an den Innenseiten der Rinne abgelagert hatte. Geschliffen und poliert gleicht dieser bräunliche Sinter edlem Marmor, und darum wurde er gern als solcher verwendet. Altar- und Grabplatten, selbst Ziersäulen wurden daraus gefertigt. Der Schrein der hl. Luftildis soll ganz aus geschliffenen Sinterplatten bestehen. Marmor aus dem Römerkanal findet man im Kölner Dom, im Bonner Münster, in Münstereifel, ja sogar in der Krypta des Paderborner Doms steht eine dieser lichtbraunen Ziersäulen.
Das Verteilerwerk in Köln entging zunächst der Zerstörung, da es jahrhundertelang als Burg benutzt wurde. Im Mittelalter nannte sich nach diesem Aquaeductus eine kölnische Patrizierfamilie von der Aducht.
Als der ursprüngliche Zweck des Eifelkanals völlig in Vergessenheit geraten war, umspann der Volksmund das rätselhafte Gemäuer mit vielen Sagen von der Düwelskall und dem Heidengraben und von unterirdischen Gängen, die zu unermeßlichen Schätzen führen. Am nettesten ist, was die Gesta Treverorum und das Annolied von fast tausend Jahren zu berichten wußten: Danach sei der Eifelkanal eine Leitung gewesen durch welche die Trierer vor Zeiten amicitae causa (aus lauter Freundschaft) guten Moselwein nach Köln geschickt hätten. Muß das eine gute alte Zeit gewesen sein! Zweitausend Liter Moselwein in der Sekunde! O Mosella!
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