Neues Denkmal aus der Frühzeit der Menschheitsgeschichte wird ausgegraben - Vermutungen bestätigt







Katzensteine jetzt noch attraktiver
Kölnische Rundschau vom 27. August 1971




bu. Veytal-Satzvey. Die "Katzensteine", die im Kreis Euskirchen und darüber hinaus als Naturdenkmal und Ausflugsziel bekannt sind, haben seit einiger Zeit auch für die Archäologen besonderes Interesse. Seit einem Monat leitet Hartwig Löhr, Doktorand der Archäologie, Ausgrabungen an den Katzensteinen.




Auf einer Pressekonferenz am Donnerstag berichtete Hartwig Löhr von den ersten Ergebnissen seiner Arbeit. Als sachkundige Gäste waren eingeladen: Dr. Walter Söter als Vertreter des Koblenzer Museumsleiters Dr. Josef Rhöder, Adolf Herrenbordt, ein Experte des Rheinischen Landesmuseums, Dieter Martin, Garten-architekt des Landschaftsverbandes, Karl Otermann, Kreiskulturreferent, Museumspfleger Toni Hürten, Graf von Beißel, Besitzer des Katzensteins und Dr. Joachim Hahn, der zur Zeit Ausgrabungen in Lommersum leitet.

An den Katzenstein wurden bis jetzt fünf Grabungsabschnitte angelegt und 40 Kubikmeter Erde bewegt und zum großen Teil durchgesiebt. Bislang war nur die nicht weit entfernte Kakushöhle als Denkmal für die Frühzeit der Menschheitsgeschichte bekannt.

An den „Katzensteinen“ haben Archäologen besonderes Interesse




Hartwig L öhr hatte sich die Katzensteine für erste Bohrungen ausgesucht, weil sie wegen ihrer Überhänge als steinzeitliche Fundstelle "verdächtig" waren. Bohrungen und ein kleiner Testschnitt im letzten Winter haben die ersten Vermutungen bestätigt. Inzwischen ist durch die Ausgrabungen der Beweis erbracht, daß schon vor zehn bis zwölftausend Jahren Menschen an den Katzensteinen nicht nur gerastet, sondern auch Werkzeuge angefertigt haben.

Das Rohmaterial für die steinzeitlichen Geräte gibt es nicht an Ort und Stelle. Flint aus dem Schotter der Maas, Quarzit aus dem Geröll des Rheins und der Halbedelstein Chalcedon aus Godesberg wurden an den Katzensteinen zu Spitzen und Messern verarbeitet. Die Menschen des Spät-Palädithikum haben also längere Zeit hier verweilt.

Römischer Steinbruch

Die besondere Überraschung der Ausgrabung ist aber die Entdeckung eines römischen Steinbruches. In einem der angelegten Grabungsschnitte ist deutlich zu sehen, wie die römischen Steinhauer den Fels gebrochen haben. Die Schrotgräben und Keilspuren sind gut erhaIten. Durch die Abbautechnik und durch die Funde läßt sich der Beginn der römischen Steinbrucharbeiten in das 1. Jahrhundert nach Christus datieren.

Die römische Kulturschicht mißt 1,50 Meter. Sie enthält zahlreiche Funde, darunter die bunte Glasscherbe einer Schüssel, von der man weiß, daß sie in Italien angefertigt worden ist. Dr. Walter Sölter meinte, daß wahrscheinlich damals römische Soldaten in dem Steinbruch gearbeitet haben. Die Katzensteine sind jetzt ein Denkmal des kleinen Mannes, der hier vor 2000 Jahren gewirkt hat.

Wichtig aber sind nicht nur die keramischen Funde. Tierknochen und die Kerne von Früchten liefern wertvolle Erkenntnisse über die Ernährungsweise der römischen [...]*)

[...]*) Der Steinbruch war wahrscheinlich etwa 150 Jahre mit längeren Unterbrechungen in Betrieb. Zahlreiche Arbeitsstellen lassen sich nicht nur an den Katzensteinen selbst, sondern auch in der näheren Umgebung nachweisen. Mindestens 1000 Kubikmeter Sandstein haben die römischen Steinbrecher aus dem Fels gebrochen.

Die außerordentliche Bedeutung der diesjährigen Grabung an den Katzensteinen liegt in dem Fund des römischen Steinbruchs. Es handelt sich um den ersten bekannt gewordenen Steinbruch in der Nordeifel, der mit Sicherheit in der römischen Zeit entstanden ist und seitdem unberührt blieb. Deshalb ist es notwendig, die Grabungen fortzusetzen und die gesamten Katzensteine genau zu vermessen.

Für die Grabungen standen zuerst nur 6000 DM zur Verfügung, von denen schon 4500 DM ausgegeben sind. Adolf Herrenbordt teilte auf der Pressekonferenz mit, daß ein weiterer Betrag von 6000 DM für die Ausgrabungen zur Verfügung steht, so daß Hartwig Löhr mit der Hilfe von einigen Studenten seine Ausgrabungen fortsetzen kann.

RA

*) Hinweis wingarden: Leider fehlen vom Original mehrere Sätze. Ergänzung gesucht.





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