wingarden.de - Edition Januar 2002



Voreditionen im Dezember 2001

Voreditionen und erweiterte Ideensammlung

Ab 4. Januar 2002 Beginn der Editionen

1. Erarbeitung eines Dorfgrundrisses zur Kelten- bzw. Germanenzeit
2. Erarbeitung eines erweiterten Grundrisses zur Frankenzeit
3. Landverlust des Ur-Weingartens durch Überschwemmungen
4. Vermuteter ehemaliger Verlauf des Mersbaches
5. Begründung des Wasserkanals im Pfarrgarten
6. Kelten- oder Germanendorf Weingarten
6.1. Perioden des keltischen, römischen und fränkischen Wingarden
7. Runddorf oder Viereckdorf
8. Merkwürdige Grundstücksverläufe im Bereich des Pfarrgartens
9. Fußweg Rheder - Kreuzweingarten: 1800-Jahre alt
10. Lage des Keltendorfes






Die herausgearbeiteten Grundrisse entsprechen weitgehend einer möglichen Grundform eines Kelten- oder Germanendorfes. Im inneren Zaunbereich befinden sich die Häuser, im äußeren Kreis weidet das Vieh und befinden sich Gärten. Der äußere Umriß könnte aber auch aufgrund einer größeren fränkischen Nachfolgesiedlung entstanden sein, innerhalb deren Grenzen die 890 in der Prümer Urbar erwähnten 10 Anwesen in Wingarden standen.

Linien bedeuten bewiesene Grundstücksgrenzen, Punkte bedeuten die vermuteten Grenzen. Der blaue Bereich bedeutet früheres Überschwemmungsgebiet. Nicht auszuschließen daß hier einst ein Hochwasser verheerende Schäden in Wingarden anrichtete und Land mit sich riß.






Es gibt gute Gründe, die vermuten lassen, daß der Mersbach ab dem Pfarrgarten umgeleitet wurde, als das Brauhaus gebaut und die Wiese wesentlich erweitert wurde.

Ebenso gab es im Bereich des Pfarrhauses / Schlösserhauses einst Grundstücksänderungen. Demzufolge hätte das innere erste Keltendorf zwecks Wasserentnahme und Viehtränkung direkt am Mersbach gelegen.

Durch den Bau der Provinzialstraße und vielleicht vorher schon wurde das Niveau der Brauhauswiese angehoben und auf Straßenniveau gebracht. Zu klären wäre also, ob man die Verlegung oberhalb der Brauhauswiese widerlegen könnte.


Schaut man an der Spillesschmiede die Brücke hinab auf den Mersbach, sieht man das Niveau wesentlich tiefer liegen, als die Brauhauswiese, ebenso am Hause Weingartenstraße 3. (früher Bertram Spilles) Der Mersbach mag zur Kelten- und Frankenzeit einst eine murenähnliche Form angenommen haben und bis zur Erft hin in einem sumpfigen Feuchtdelta geendet sein.

Die eingezeichneten Gärten an der Erfttrift waren schräg zur Pfaffenhardt ansteigend und müssen bei Hochwasser dann zum Teil unter Wasser gestanden haben.


Im Artikel „Die Römische Villa“ von Naske heißt es: „Pfarrer Reinartz fand nun in seinem Pfarrgarten einen weiteren Kanal, welcher der Sauberkeit nach ein Wasserkanal gewesen sein muß. Er scheint in verblüffender Weise vom Römerkanal her und zur Villa hin zu verlaufen.“

Der erwähnte Wasserkanal ist in obiger Zeichnung gelb eingezeichnet. Wenn die Annahme stimmt, daß der Mersbach verlegt wurde, wäre der erwähnte Wasserkanal rein zu Bewässerungszwecken des Pfarrgartens gewesen. Die Formulierung von Naske „vom Römerkanal .. zur Villa“ wäre demzufolge richtungsweisend gemeint. Das Gefälle wäre dann allerdings vom ursprünglich höher gelegenen Mersbach aus in Richtung Pfaffenhardt. Und dies würde einen Sinn ergeben, da erwiesen ist, daß es keine Ableitungen vom Römerkanal gegeben hat.

Ein ehemaliger anderer Verlauf des Mersbaches in Richtung Brauhaus hin würde also den römischen Wasserkanal im Pfarrgarten erklären können und es wäre eine offengebliebene Frage von Pfarrer Reinartz geklärt.





Vorgedanken: Kelten- oder Germanendorf

Als es hieß: „Soll das Projekt Germanen- oder Keltendorf genannt werden?“, war zuerst einmal davon auszugehen, daß beide Dorfarten verschieden voneinander seien. Später stellte sich jedoch heraus, daß es für einen Laien mehr Gemeinsamkeiten als Unterschiede gibt. Von den Lebensgewohnheiten her ähnelte man einander.

Für einen südfranzösichen Kelten mag es keinen Unterschied gegeben haben zwischen einem rheinischen Kelten und einen rheinischen Germanen. Im Grunde genommen schafften die Kelten es nicht, sich dauerhaft ihrer Feinde zu erwehren, was den Germanen bzw den späteren Franken, Sachsen, Angeln Jahrhunderte später auch nicht besonders gelang, hier die Anlage von Ringwällen, dort der Beginn des Burgenbaus, der erst wesentlich später den anrückenden Feinden Trutz bot.

Im Laufe der Evolution drangen die Germanen von Norden und Osten in den westeuropäischen Raum vor und stießen dabei auf die Kelten, die gleichzeitig von Süden her von den Römern bedrängt wurden. Die Kelten wehrten sich und stellten sich schließlich zum Kampfe, um 53 und 51 v. Chr. von den Römern vernichtend geschlagen zu werden. Schließlich vermischten sich die Kelten mit den erstarkenden Germanen insbesondere an der Grenze des römischen Reiches. Insbesondere im römisch besetzten Rheinland siedelten sich schließlich friedliebende Germanenstämme an, in denen die restlichen Kelten, die nicht nach Westen ausweichen konnten, aufgingen.

Unter Kelten stellte man sich lange Zeit etwas anderes vor, als unter Germanen. Zur Zeit der Römer wurden die Germanen mythologisiert und man beschrieb sie als hühnenhaft und vorwiegend blond und blauäugig. Bei den Lebensgewohnheiten von Kelten und Germanen jedoch gab es viele Gemeinsamkeiten. Man lebte vorwiegend vom Ackerbau und Viehhaltung und wohnte in kleinen Dörfern.

Für das vorrömische Rheinland zwischen Köln und Aachen und der Eifel gilt, daß vor den Römern hier überwiegend Kelten lebten, während Nordrhein und Westfalen mehr von Germanen bewohnt war. Zwar siedelten sich nach den Römern die salischen Franken in Wingarden an und es ließe sich seit dieser Zeit auch vom Germanendorf Wingarden sprechen. Also gab es in Wingarden (wenn es eins gegeben hat) ein Keltendorf, dies fiele in die Zeit von etwa 300 bis 53 v. Chr. Und es gab in Wingarden ein Germanendorf, eigentlich ein salisches Frankendorf, welches nach den Römern existiert hat. Zur Zeit der römischen Besatzung selbst war Weingarten wahrscheinlich ein Dorf mit einer Mischung aus Eburonen, die in der Eifel beheimatet waren (gallische Kelten) und Ubiern.

Der weitere Verlauf zusammengefaßt: Nach den Römern drangen salische und ripuarische Franken unter ihrem Führer Theodomer 417 in Trier ein. Der Sohn König Clodio, residierte bei Moers auf seinem Hof in Espargium (Asberg). Seit dieser Zeit kennen wir die Einteilung in Gaue, wie die von Zülpich, Jülich, Köln, Ahr, Eifel, Ardennen. 436 eroberten die Römer noch einmal unter Aetiums das Gebiet zurück, wurden jedoch bald von den Hunnen bedrängt. Es gab Bündnisse zwischen Franken, Westgoten und Römern, die Hunnen zurückzudrängen. 453 nach Christus wird der salische Franke Merowech, der Sohn von Clodio, nach dem die Merowinger benannt wurden, König.

Man kann also für Wingarden folgende Perioden festhalten:

Vorgeschichte:
Um 800 vor Christus gab es im Raume Mittelfrankreich, Alpen, Österreich und dem ehemaigen Jugoslawien die sogenannte Hallstattkultur. (Eisenzeit) In Norddeutschland und weiter nach Norden gab es die Germanen.

1. Das keltische Wingarden von etwa 300 v. Chr. bis 53 v. Chr.
2. Das römisch-germanische Wingarden von 53 v. Chr bis etwa 450 n. Chr.
3. Das fränkische Wingarden ab etwa 450 n. Chr., wobei 480 unter Frankenkönig Chlodwig der Aufstieg des Frankenreiches endgültig ist. Unter ihm verschmelzen sich Galloromanen und Franken zu einem gemeinsamen Staatswesen. Allerdings ist eine Besiedlung Wingardens von etwa 500 n.Chr. bis ins 8. Jahrhundert nicht nachgewiesen, da für diese Zeit keine Funde vorhanden sind. Anzunehmen ist, daß ein so bezeichnetes fränkisches Germanendorf Wingarden erst ab ca. 700 existiert hat. Germanische Häuser im Sinne eines frühgermanischen Hauses hat es in Wingarden ebensowenig gegeben und das fränkische Wohnhaus wäre als der Nachfolger des römisch-germanischen Hauses in Weingarten anzusehen. (Vgl. zur Nichtbesiedlung Weingartens: Kesternich: Administrative und gerichtliche Zugehörigkeit ... I. Kapitel: Die Villa rustica als Keimzelle für die Besiedlung durch die Franken?)

Zu den Häusern der Kelten und Germanen soll zu Beginn der Projektstudie noch nicht viel gesagt werden. Es gab ja auch später Unterschiede der fränksichen, friesischen, österreichischen oder bayrischen Bauernhäuser. Je nach Baumart, Landschaft, Klimazone, Lehmart, Steinart oder Höhenlage wurden die Häuser größer oder kleiner oder sonstwie unterschiedlich gebaut. Gemeinsam war, daß Kelten und Germanen seßhaft waren, und wenn die Kelten vertrieben wurden, standen teilweise noch ihre Häuser, die die Germanen übernahmen. Anzunehmen, daß die Häuser erst seit der Frankenzeit größer und stabiler wurden, als man erst später lernte, wehrhafte Städte und Burgen gegen die Raubzüge der Wickinger und Hunnen zu bauen.

Da auf der linken Seite des Rheins ursprünglich Kelten lebten und wegen der Nähe des Ringwalls soll auch der Titel dieser Projektstudie heißen:

War Kreuzweingarten ein Keltendorf?



Wie sich Mitte Januar 2002 herausstellt, ist es durchaus möglich, daß sich der Versuch, Wingarden als Runddorf zu skizzieren, als falsch herausstellt. Es finden sich Beispiele auf Rechteckanlagen, wie bei den Bundenbachkelten im Hunsrück.

Auf den Seiten der Hunsrückgemeinde Schauren gibt es ein gutes Übersichtsfoto, welches das Keltendorf innerhalb einer rechteckigen Umzäunung zeigt.

Der Verlauf des Mersbaches läßt sich auf der linken Karte als begradigt und abgeändert vermuten. Durchaus möglich, daß der Verlauf mehrmals abgeändert wurde:
1. Einmal zur Keltenzeit, um den Mersbach näher ans Dorf heranzuführen.
2. Zur Römerzeit, um die Häuser besser mit Wasser zu versorgen. Dabei entstand der Wasserkanal im Pfarrgarten.
3. Begradigung im 17./18. Jahrhundert, um die Brauhauswiese anzuschließen.
4. Eine natürliche Bachlaufänderung durch Verschlämmung oder Staumaßnahmen zur Kelten-, bzw Germanen- und Frankenzeit.

Auf obigem Foto wäre der Fußpfad entlang der Pfaffenhardt der Hauptweg nach Weingarten gewesen, der am Schlösserhaus herauskommt. Es muß auch davon ausgegangen werden, daß man früher lieber geschützt an der Pfaffenhardt entlang ging, als über offenes Feld. Vielleicht benutzte man auch die Kiesbette der Erft bei Niedrigwasser und fuhr sogar, bevor es Wege gab, durch die Erft.


In der unteren Karte wurden mögliche Wasserläufe der Vorrömerzeit eingezeichnet. Erstaunlich der gerade Verlauf im Oberdorf bis zum Pfarrgarten. Dort stellen schräge Flurgrenzen und der Mersbachverlauf einige Fragen auf:
Welchen Zweck hatte war vor 890 das Pfarrgrundstück? Was hatten die Römer an dieser Stelle hinterlassen?

Obige Karte mit der Einzeichnung von zwei möglichen Varianten des Fußweges von Euskirchen nach Münstereifel, sowie weitere Flurkarten deuten auf Grundstücksänderungen im Gartenbereich des Pfarrhauses und des Schlösser-Anwesens hin.


Seinerzeit existierten im Pfarrgarten eine Scheune und Stallgebäude. Die Frage ist: Was wurde im Pfarrgarten alles verändert. Eine einfache Ideensammlung einmal hier ungeprüft angeführt:


1. Existierte im Pfarrgarten ein römisches Gebäude, zu dessen Wasserversorgung der Wasserkanal diente?
2. Eine Nebenfrage die sich auftut: Warum wurde auch die Villa Rustika restlos beseitigt, sodaß sie vor ihrer Neuendeckung unbekannt war?
3. Warum sind im Bereich Schlösserhaus / Pfarrgarten schräge unwinklige Grundstücksverläufe?
4. Welche Grundstücksänderungen führten zur heutigen Form des Pfarrgrundstücks.
5. Welchen Zweck hatte das Pfarrgrundstück vor 890.
6. Was stand dort beispielsweise im Jahre 400 vor und 400 nach Christi?
7. Was stand dort zur Römerzeit?


Wie die Römervilla, lag auch der Pfarrgarten außerhalb der vermutlichen Einfriedung eines Keltendorfes. Das ehemalige Wirtschaftsgebäude im Pfarrgarten hätte würde in dieser Karte genau an der Grenze gestanden haben.

Eine Erklärung für die schräg angesetzte Grenze des Pfarrgartens wäre anhand dieser Einzeichnungen gefunden, wobei die mehrmaligen Grundstücksänderungen am Schlösseranwesen begründet wären.

Der Fußweg von Rheder nach Weingarten könnte demzufolge von der Römerzeit bis Ende des 18. Jahrhunderts bestanden haben.

Zur Frage, warum er nicht direkt in Weingarten endete, sei gesagt:

1. Der Weg entlang der Pfaffenhard ermöglicht einen ganzjährigen Zugang
2. Er ist wind- und wettergeschützt
3. Die Gärten- umd Murenlandschaft am Mersbach sollte umgangen werden.





Auf dem Gelände des Pfarrgartens könnte es ein römisches Gebäude gegeben haben, welches zu Zeiten des Römerkanalsbaus angelegt wurde. In diesem Falle hätte die Pfarrwiese eine Bedeutung für das Gemeinwesen gehabt haben.

Wohnungen für Römerkanalerbauer wären ebenso eine Erklärung. Später ein Weingut, eine Wiese für Pferde, Wassertränke und Wasserversorgung, Dorfbrunnen, Dorfwiese usw. Und nebenan wohnten Schmied und Stellmacher.


Abbildung links


Eingegrenzt von Schellberg und Hochwassergrenze dürfte das Keltendorf Wingarden gelegen haben. Die natürliche Grenze nach Norden bildete der Mersbach.

Rings um Wingarden lagen Gärten und Äcker. Ab der Römerzeit wurde Wein angebaut.

Die Nord-Süd-Ausrichtung des Pfarrgartens entspricht ungefähr der des keltischen Wingardens. Möglich, daß dieses auch bis zum heutigen Verlauf des Mersbaches heranführte.





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