Ausgewählte Artikel aus:
650 Jahre Stadt Euskirchen
1302 - 1952
Festschrift zum Stadtjubiläum



Zur Erklärung der Frühgeschichte um Woengede

Kurt Böhner, Bonn
Aus der Vor- und Frühgeschichte des Euskirchener Landes



Die bisher beschriebenen Funde mögen angesichts des langen Zeitraumes von fast 2000 Jahren, dem sie angehörten, reichlich spärlich erscheinen. Sie zeigen aber immerhin deutlich genug, daß die Menschen damals in unserem Land, dem sie angehören, reichlich spärlich erscheinen. Sie zeigen aber immerhin deutlich genug, daß die Menschen damals in unserem Land nicht ein gleichmäßig friedliches Leben führen konnten, sondern daß auch sie schon in große Machtbewegungen hinein verwickelt wurden, wie sie sich in der Ausbreitung der Bandkeramiker oder der Urnenfeldleute äußerten. Daß auch das Leben der Vorzeit nicht nur durch den Kampf des einzelnen um sein tägliches Brot bestimmt war, sondern auch vom Selbstbehauptungskampf größere Gemeinschaften, zeigen am besten die Wallburgen. Sie stellen Verteidigungsanlagen dar, die nur eine größere Gemeinschaft in konzentrierter Zusammenarbeit sich zu Schutz und Trutz errichten konnte.

Während eine solche Wallanlage im Palmersheimer Staatsforst (südlich des Schweinheimer Weges) noch nicht näher untersucht ist, sind wir über den Ringwall auf der Alteburg bei Kreuzweingarten durch Ausgrabungen recht gut unterrichtet 6). Er liegt in guter Verteidigungslage auf einem Bergvorsprung, welcher nach Westen hin ziemlich steil zur Erft abfällt (vgl. Abb. 6). Die vom Wall umschlossene, annähernd ovale Fläche mißt etwa 300 m in der Länge und 175 m in der Breite. Der Wall selbst ist 4,5 bis 5,5 m breit und stellenweise noch bis zu 1,7 m Höhe erhalten. Außen- und Innenfront bestanden aus mörtellos aufeinandergeschichteten Steinmauern. Die sichtbaren Außenseiten waren außerdem durch Holzplankenwände mit kräftigen Standpfosten verstärkt. Zur Festigung des Walles waren diese beiden Holzwände durch Ankerbalken quer durch den Wall verbunden. Den zwischen den Steinmauern liegenden Wallkern bildeten eingeschüttete Erde und Steine, welche aus dem Aushub der dem Wall vorgelagerten Gräben stammen. Auf der steil zur Erft abfallenden Seite der Wallburg befand sich nur ein solcher Graben, während an der weniger geschützten Bergseite zwei Gräben dem Walle vorgelagert waren. Das Tor liegt zum Berg hin im Nordosten: Es hatte eine Breite von 2,5 m und wurde von zwei gewaltigen Holzpfosten flaniert. Die an diese anstoßenden Wallenden waren durch eine Holzeinfasung verschalt. Auch von einem brückenartigen Grabenübergang fanden sich Spuren.


Abb. 6 - Ringwall bei Kreuzweingarten.


Im Innern des Walles ließen sich Reste von rechteckigen Häusern nachweisen. Zahlreiche Brandspuren weisen darauf hin, daß die Wallburg ein gewaltsames Ende gefunden hat. Aus den Scherbenfunden geht hervor, daß die Anlage etwa im letzten Jahrhundert v. Chr. erbaut worden ist. Dieses ist die Zeit, in welcher die von Nordosten her vordringenden Germanenstämme, deren allmähliche Ausbreitung wir beiderseits des Niederrheins schon seit etwa 800 v. Chr. durch Funde fassen können, besonders kräftig über den Rhein nachstießen. Bekanntlich mußte ihnen Cäsar entgegentreten, um ein Eindringen nach Gallien zu verhindern. So dürfen wir in der Alteburg bei Kreuzweingarten wohl eine Fluchtburg erkennen, die mit den germanischen Wanderungen im Zusammenhang steht, wenn wir auch ihre Bedeutung im einzelnen noch nicht klar zu erkennen vermögen. Die geschilderte Arte des Wallaufbaues ähnelt sehr dem des „murus Gallicus“, wie ihn Caesar beschreibt.

Die römisch-germanische Periode




© Copyright 2001, wingarden.de