Ein Besuch des Zwergenlochs von Kirspenich
Vom Kreuzweingartener Bölzberg in Richtung Kirchheim kommt man an mehreren geschichtlich Orten vorbei. Anläßlich eines Besuches des Zwergenlochs von Kirspenich wurden einige interessante kulturelle, geschichtliche und wirtschaftssoziale Themen im weiteren Umkreis des Bölzberges angesprochen:
- Das Zwergenloch von Kirspenich
- Die Feldbahn zum Zwergenloch
- Der Judenfriedhof
- Die
Hohlweggräben im Hardtwald
- Die vermuteten ehemaligen
Eisenöfen der Kelten
- Die Römergräber von
Kirspenich
- Die zahlreichen Kleinsteinbrüche
- Die
Feldsteinterrassen von Kirspenich
- Der Bölzberg mit seinen
Rampenwegen, Terrassen, ehemaligen Steinbrüchen und Sandgruben
- Vermutete ehemalige keltische Kultstätten und
Megalithzeugnisse
Gesondert erstellte Seiten:
Zu
den Zwergenlochfotos
Die
Zwergenlochhöhle im Innern
Panoramafotos
und die ehemalige Feldbahn
Den
Nibelungen auf der Spur - Das Zwergenloch bei Kirspenich
In
der Mitte, umgeben von Buschwerk liegt der ehemalige Steinbruch auf
dem Zwergberg.
Er ist verfüllt und dient seltenen Vogelarten
als Brutgebiet.
Foto: 13. April 2003 - 16.54 Uhr
Der Judenfriedhof
Bei den Streifzügen durch den Hardtwald kommt man auch an einem Judenkirchhof vorbei, der etwa 200 m links vom Hauptwege nach Stotzheim liegt. Hier beginnt auch die Flurbezeichnung Am Judenkirchhof (vom Hubertuskreuz Richtung Kirspenich) , die Flurbezeichnung oberhalb des Bölzberg bei Kirspenich heißt ebenso Auf dem Judenkirchhof. Anhand der Skizze erkennt man diesen wenig bekannten Ort. In den meisten größeren Gemeinden Deutschlands existieren solche Judenfriedhöfe, die oftmals auch nur kurze Zeit in Betrieb waren. Sie haben häufig einen mythologischen Charakter und befinden sich häufig außerhalb der engeren Gemeindegrenzen oder in der Nähe von vorzeitlichen Stätten.
Rätsel über Rätsel im
Hardtwald: Alte Flakstellungen? alte Schützengräben?
Bombentrichter? Keltische Schanzanlagen? Alte Hohlwege?
Das Thema der
Wallwege
Auf der alten Tranchotkarte ist neben dem Kirspenicher-Stotzheimer Kommunalweg eine zweite Parallelstraße eingezeichnet. Welchem Zweck sie gedient haben soll, ist nicht genau bekannt. Auf jeden Fall ist sie auch in alten Militärkarten eingezeichnet und wurde auch nach dem 1. Weltkrieg zum Rückzug benutzt. Man schämte sich seinerzeit, den Krieg verloren zu haben und hungernde und zerlumpte Gestalten sollen einst zu Tausenden über diese alte Straße gezogen sein, in loser Formation, ab und zu immer wieder jemand nach links oder rechts ausscherend, einen dort einen quakenden Frosch zu fangen und roh zu verzehren. Auch in Zeiten des Naziregimes sollen im Hardtwald immer wieder Gefangenentransporte nachts diesen Weg genommen haben, abseits der Wahrnehmung der Bevölkerung.
Es ist bekannt, daß an besonders mühevollen Steigungen mehrere Hohlwege nebeneinander existierten. So hatte man die Wahl, den jeweils günstigsten oder trockensten Weg zu nehmen, bis man oben angelangt war. Heute existieren insgesamt 8 Gräben und 9 Wälle, rechnet man die heutige Straße als 2 Wälle. Die nach außen liegenden Wälle scheinen von der Forstwirtschaft zur Entwässerung angelegt worden zu sein, werfen jedoch einige Fragen auf. Hier drängt sich ein Vergleich zu Wallwegen der Kelten auf, bis hin zu den megalitischen Steinstraßen der Bretagne, die auch auf etwa 400 - 500 Länge 8, 9, oder 10 Reihen dieser mystischen Steinreihen aufwiesen.
Keltenschmelzöfen
im Vorbereich des Hardtwaldes?
Im Bereich von Kirspenich finden sich auf alten Fundkarten Stellen, die einst keltische Schmelzöfen beheimateten. Allerdings ist derzeit nicht recherchiert, an welcher Stelle genau. Vereinzelt fand sich im Bereich von Kirspenich an der Oberfläche liegendes erzhaltiges Gestein. Für zukünftige Recherchen hier deshalb nur kurz festgehalten: Der Bölzberg und die Hügel in Richtung Kirchheim deuten mit ihren unzähligen ehemaligen Steinbrüchen und kleinen Gruben auf den ehemaligen Standort solcher Schmelzöfen hin. Dies vorerst ungeprüft.
Megalithzeugnisse
Konkrete Megalithzeugnisse sind derzeit am Kirspenicher Berg nicht bekannt. Von Billig her ist bekannt, daß sich noch um 1850 im Bereich der heutigen Kapelle und Kirche sich Findlinge befanden, die dem Raubbau bzw. der Rohstoffgewinnung zum Opfer fielen.
Römergräber
Es sind mehrere Römergräber unterhalb des Flettenberges in Kirspenich Richtung Steinbachtalsperre nachgewiesen.
Feldsteinterrassen
Überall am Flettenberg und in Richtung Kirchheim bzw. Zwergenloch befinden sich künstliche Terrassenanlagen, die aus aufgeschichteten umherliegenden Feldsteinen bestehen. Die Feldsteinhänge errichtete man in einer schrägen Bauweise und schuf sich zwischen Berg und Mauer einen künstlichen Hohlraum, in dem man damals anfallenden Abfall verfüllte. Auch heute noch sieht man hier und dort Stellen, an denen Gartenabfälle oder der Biotonne zugedachtes Material vor wenigen Jahren verfüllt wurde.
Der
Zwerchberg - Zwergenloch, oben links im ersten Drittel
Panorama-Sicht am 13. April 2003 um 17.00 Uhr - mit angrenzendem
Terrassen-Oval, bestanden mit Buschwerk
Eigenartigerweise zeigt sich um den Hügelkomplex, der sich zum Zwergenloch zieht, auf dem Panoramafoto ein regelrechtes Oval von diesen Terrassen, die oftmals mit Strauch- und Buschwerk bewachsen sind. Von der keltischen Mythologie her ist bekannt, daß man dem Berge etwas nahm, dem Berge aber auch etwas zurückgab. Diese Tradition hat sich bis heute im Steinbruch- und Landschaftspflegebereich von Kirspenich erhalten. Kirspenich aber auch insbesondere Kirchheim gelten als Zentralorte der keltischen Bräuche, die noch auf alte Ursprünge zurückgehen. Diese Naturverbundenheit zeigt sich in der Landschaftspflege der ländlichen Bevölkerung durch die Jahrhunderte hindurch: Keine große Narbe, der der Natur hinterlassen wurde, sondern Wiederrückgabe an die Natur. Von Kirchheim sagt man, daß sich dort Bräuche erhalten haben, die schon 1800 woanders ausgestorben waren.
Bölzberg
- Steinbruchschutt auf vorhandenem Felsgestein - 13. April 2003 -
17.30 Uhr
Der bei Kreuzweingarten gelegene Bölzberg weist ebenso solche Feldsteinterrassen auf. Es gibt Berichte, daß hier einst auch Wein angebaut wurde, welches jedoch wegen der Nordhanglage unwahrscheinlich erscheint. Oberhalb des Bölzberges wurde Steinbruchschutt mit Humusabfall seitens der damaligen Kirspenicher Gemeinde durch Unternehmer und Bauern angeschüttet um dem oberen Wiesennieveau eine waagerechte Fläche gegeben. Von den unzähligen kleinen Sandgruben und Steinkuhlen ist kaum noch etwas zu sehen.
Die
unterhalb des Ringwalles (blau) eingezeichneten unzähligen
Steinbrüche und Sandgruben -
Befanden sich hier einst die
kleinen keltischen Schmelzöfen?
Die beiden rechts am
Keltenring vorbeiführenden parallelen Wege von Kirspenich nach
Stotzheim sind ebenfalls gut erkennbar.