Den Nibelungen auf der Spur
von Heinrich Klein

Vorbemerkungen

Zum näheren Kulturkreis von Kreuzweingarten (KWG) gehören u.a. Artikel zur Geschichte, Geologie, Landschaft und Natur der Umgebung, so zur Hardtburg, zur Antweiler Senke, dem Hardtwald, dem Billiger Feld, die Pfaffenhardt, das Kalkarer Moor, das Erfttal usw.; Alles in allem interessante Themen im Umkreis von 10 - 15 km um KWG.

Im Zuge der Recherchen tauchte eine Veröffentlichung von Josef Pesch 1901 "Die Vordereifel" auf, die uns Einblick und Aufschluß über manches Wissen der Vergangenheit bietet. Diese Veröffentlichung ist auf den woenge.de-Seiten seit September 2002 eingebunden.


Zum Zwergenloch findet sich folgender Aufsatz:

Kapitel Sagen: Das Zwergenloch bei Kirspenich

Bei Kirspenich sieht man auf der Höhe eines kleinen Hügels eine Höhle; dort haben in früheren Zeiten Zwerge gewohnt. Die Höhle geht auf eine Stunde weit unter der Erde fort bis in das Kloster Schweinheim, wo sie im Keller einen Ausgang hat. Wenn es den Zwergen nach gutem Wein gelüstete, oder sie ihren Freunden von solchem geben wollten, dann stahlen sie denselben aus dem Klosterkeller, wo er in Mengen lag. Auf dem Sommerhäuschen einer bei Weingarten gelegenen Burg (Hardtburg) sah man vor noch nicht langer Zeit eine buntbemalte Figur, das Bild eines der Zwerge. Wenn die Leute aus der Umgegend an dem Zwergloche vorübergehen, dann werfen sie einen Stein hinein. Dadurch ist der Eingang nun so eng geworden, daß man nur mit großer Mühe hindurch kann.


Blick auf Kirspenich, oben Euskirchen mit Martinskirche (links) und Herz-Jesu-Kirche - Foto: Reiner Krause


Recherchen in Kirchheim / Kirspenich

Zur weiteren Erforschung wurden einige Vorabrecherchen durchgeführt und aufgrund einer Nachfrage ermittelt, daß es sich um einen stillgelegten Steinbruch Richtung Kirchheim handelt. Im Familienarchiv des ehemaligen Steinbruchbetreibers befindet sich ein Ölgemälde, signiert A. Keldenich pxt. 1923, welches Arbeiter innerhalb des Steinbruches mit Feldbahnloren zeigt. Oberhalb einer Leiter im rechten Teil des Bildes ist ein natürlicher Eingang zu sehen, der mittels rechter und linker Steineinfassung einen verkleinerten Einlaß zu einem Aufenthalts- oder Werkzeuglagerraum bot. Bei der Höhle handelte es sich um einen natürlichen Hohlraum, eine Gesteinsverwerfung, die sich höhlenartig horizontal nach hinten fortsetzte. Nach einigen Metern verjüngte sie sich und verlief wiederum nach einigen Metern irgendwo hinten noch niedriger, sodaß sie nicht mehr begehbar war.


A. Keldenich 1923 pxt. - Ölgemälde

Mitte rechts der Eingang zur "Kaffee-Bud"

 Es läßt sich vermuten, daß aufgrund des Volksmundes irgendwann der Begriff Zwergenloch entstand. Anhand von Recherchen im Bad Münstereifeler oder Kirspenich/Arloffer Archiv ließen sich eventuelle Einzelheiten bezogen auf das Alter des Namens machen, da die Bezeichnungen von Flurnamen wie "Auf dem Zwerchberg" allgemein in den Jahren ab 1800 schriftlich erfaßt wurden. Das genaue Alter des Steinbruches wurde nicht genannt. Steinbrüche in dieser Gegend sind teilweise bis ins 12. Jahrhundert nachgewiesen und ab Mitte des 18. Jahrhunderts in den bekannten Puttkammer- oder Tranchotkarten eingetragen.


Überall am Hang zwischen Kirspenich und Kirchheim, auch in Richtung Arloff und Kreuzweingarten gibt es kleine Steinbrüche, Ton- und Sandgruben, hier meistens als Sandkuhlen, Steinkuhlen, Lehmkuhlen benannt und als Rohstoffquelle für den damaligen Hausbau verwendet. Größere Tongruben, die ebenso zum Hausbau und industriellen Verwertung herangezogen wurden, finden sich in Tallagen. Die Häufigkeit dieser Gruben ist im Arloffer Becken, bzw. der Antweiler Senke besonders stark und setzt sich bis nach Satzvey fort. Zum leichteren Transport von Tonröhren, Schamottesteinen, Erde, Lehm, Kies und Spezialtonwaren wurde seinerzeit eigens die Euskirchener Kreisbahn mit einer Nebenstrecke entlang dieser Orte zwischen Satzvey und Arloff versehen. In Richtung der Bundesbahnstrecke nach Iversheim an der Hohen Ley treten Felsen bis an die Oberfläche, in deren Nähe sich die Römischen Kalköfen (Sigrid Sölter) befinden. Diese an die Oberfläche dringenden Felsen sind wahrscheinlich überall am Kirspenicher Berg in der Vergangenheit durch kleinere Steinbrüche abgebaut worden. Von Ende des 18. Jahrhunderts ist beispielsweise das Vorhandensein von Findlingen in Billig bekannt, vgl. (Zur Geschichte und zur Frage der Wehranlage von Billig) - von Werner Sieper)

Die Humusschicht ist an diesen Stellen relativ dünn. Von Wachendorf entlang vorbei an der Hohen Ley und weiter auf der anderen Seite von Kirspenich durchzieht sich die Landschaft mit zahlreichen kleinen dieser ehemaligen Sandgruben und Steinbrüche, die jedoch nur noch älteren Ortsansässigen noch näher bekannt sind. Sie sind häufig verwildert und mit Bäumen und Sträuchern bestanden, teilweise als Naturschutzgebiet ausgewiesen.


Zur Mythologie der Steinmetze

Von meinem damaligen Professor, hier ungenannt, mit dem ich auch einige private Gespräche führte, ist mir einmal gesagt worden, daß Juden, Steinmetze, Schmiede, Wünschelrutengänger, Bischöfe, Zigeuner, usw. über irgendwelche Kräfte verfügten, die sich auf den Glauben, die Meinungsbildung oder Einbildung der Menschen positiv oder negativ auswirken können. Ich habe die Bedeutung dieser Worte damals weniger begriffen, diese dürften jedoch für den Zusammenhang der Mythologie der Steinmetze, die auf römische, keltische oder ägyptische Steinmetze zurückgeht, interessant sein. Kurz gesagt, einer der ersten Pharaonen, König Narmer, heißt übersetzt Wels Meißel, welches auf einen Steinmetzursprung zurückzuführen ist. Auf seiner Schminkschale befindet sich das Motiv eines Drachen, der eigentlich in der ägyptischen Mythologie nicht vorkommen dürfte. In den neuesten Keltenforschungen ergeben sich ebenso Analogien von keltischen, indianischen und ägyptischen usw. Kulturen, die sich auf die Tradition von Steinmetzen, Steinbrüchen, Religionen und Legenden zurückführen lassen.


Von verschiedensten Berichten des Eisenbahnbaus, der Holzfällerei, Köhlerei und Steinbrechens sind Erlebnisse aus dem sozialen Umfeld der Arbeiter bekannt; es soll früher bei körperlich harten Arbeiten üblich gewesen sein, daß man regelmäßig Schnaps, in Bayern Obstler, in Jugoslawien Slibowitz usw. trank. Irgendwann hat vielleicht auch jemand mal etwas vom kleinen Stollen von Kirspenich erzählt, der so niedrig sei, daß höchstens Zwergen darin aufrecht gehen könnten, und die Legende vom Zwergenloch war geboren. Ob zur Römer-, Kelten- oder Megalithzeit - Steinmetze hatten den besonderen Ruf, mit der Natur und dem Stein verbunden zu sein. Steineinfassungen, Schlußsteine, Steinquader, Grabkammern und Monumente haben oftmals etwas Mythisches an sich. Sie wurden zu Meilensteinen nicht nur der römischen Heeresstraßen, sondern auch zu Zeugnissen der jeweiligen Kulturepoche.

Solche megalithischen Zeugnisse wurden im keltischen und vorkeltischen Kulturbereich von Steinmetzen mit kunstvollen Einritzungen, Ornamenten oder Zeichnungen versehen und der Nachwelt hinterlassen. Leider finden sich im rheinischen Bereich kaum Zeugnisse aus diesen Epochen.


Zwergenwelt und Sagenwelt

Im Bereiche von Steinbrüchen, Burgen, Oppida, Höhlen und Felsvorsprüngen tauchen in allen Gegenden Europas Geschichten über Zwerge auf. Am Eifelnordrand sind sie auch relativ oft vertreten. Bei Stolberg das Quärresmännche, bei Nideggen der Zwerg Niflung der Nibelungensage, in Köln die Heinzelmännchen, die alle in den Sagen des Rheinlandes eine Rolle spielen. Diese Sagen und Legenden sind allerdings nicht nur im Rheinland verbreitet. Generell existieren sie insbesondere im ehemaligen Keltenreich und an den Grenzen zu den Germanen oder Römern, besonders wo Bergbau betrieben wurde. An dieser Stelle sei noch einmal auf das Volk der Veneter hingewiesen, siehe auch Lebten in Kreuzweingarten einst Veneter ?, die angeblich aus den Alpen stammen und bereits im Jahre 1600 vor Chr. auftauchen. Sie sollen kleinwüchsig gewesen sein, waren Bergleute und gewannen vor Zeiten schon Bronze und Eisen. Möglich, daß man sie später bei den großgewachsenen Germanen oder Kelten verächtlich als Zwerge bezeichnete und als Arbeiter duldete. Womöglich ist ihre Zugehörigkeit zwischen der Jungsteinzeit und der Keltenzeit anzusiedeln und sie stehen im Zusammenhang mit den Megalithbauten. Über ihre Kultur ist wenig bekannt, da sie sich gewissermaßen als "Arbeitskelten" in die damaligen Germanen- und Keltenstämme integrierten.

Im diesem Zusammenhang soll noch erwähnt werden, daß überall wo Steinbrüche, Höhlen und Grotten sind, Legenden und Sagen entstehen. Flurnamen und Volksmundbezeichnungen, die nirgendwo schriftlich festgehalten wurden, gibt es heute noch bei Bauern, Steinbruchbesitzern, Förstern oder in älteren ansässigen Familien. Auch spielen in Bezug auf Glauben und Aberglauben Heiligenerscheinungen oder mythologische Stätten eine besondere Rolle. Kirchen entstanden oftmals auf Felsen oder Bergvorsprüngen, um von dort heidnischen und kultischen Glauben zu unterbinden. Ganz besonders gelten Steinbrüche an Gemeindegrenzen oder an topografischen Meridianen als mythologisch und sind teilweise in der Nähe von ehemaligen megalithischen Bauten und in der Nähe von keltischen oder römischen Steinbrüchen entstanden.

Der Hauptvermessungsmeridian dieser Gegend kommt von Niederkastenholz vorbei am Zwergenloch, welches an einer Gemeindegrenze liegt und führt über den Bölzberg bei Kreuzweingarten, ebenfalls an einer Gemeindegrenze liegend. Dort befanden sich ebenso einige Stein-, Sand- und Lehmkuhlen. Ebenso muten sich einige Hügelkuppen am Kirspenicher Berg nach verborgenen vorzeitlichen Zeugnissen, die allerdings im Rheinland und der Eifel weniger häufig als in Norddeutschland oder der Bretagne anzutreffen sind. Weiterhin soll bereits zur Keltenzeit in der Nähe von Kirspenich Erzgewinnung in kleinem Maße betrieben worden sein.

Die gleichen Gesetze der Überlieferung und Sagen für die hier gemachten Aussagen über Steinbrüche und megalithischen Bauten gelten in abgewandelter Form für Bergwerke, Bergwelten usw. Allgemein gesehen dürften die hier bezeichneten Stellen als Pendant zu den in Norddeutschland bekannten Hünengräbern oder den in der Bretagne gefundenen Menhiren und Dolmen anzusehen sein. Anläßlich eines Besuches in der Bretagne, Norddeutschland und im Schwarzwald lassen sich für die Gegend der Voreifel leider nur Steinbrüche und deren nähere Umgebung den keltischen, vorkeltischen oder megalithischen Zeugnissen zuordnen. In der Nähe befinden sich öfters Keltenringe, Keltenschanzen und vermutete vorzeitliche Stätten.


Die vier historisch genannten Tunnel und die Nibelungen

Es gibt vier Berichte über Tunnel in der rheinischen Sagenwelt der Gegend um Euskirchen / Meckenheim:
Der erste Tunnel soll vom Zwergenloch bei Kirspenich zum Kloster Schweinheim führen,
der zweite Tunnel von Burg Ringsheim zur Tomburg bei Meckenheim,
der dritte Tunnel geht laut der Erzählung des Josef von Küfer von Euskirchen von der Hardtburg zu Tomburg,
ein viertel Tunnel soll von der Kakushöhle in Dreimühlen zur Kirche in Weyer führen, beschrieben in. Spuren keltischer Religion und Mythologie bei Weyer von Wilhelm Brüll bei Keltendorf Wingarden. Dort befinden sich in den Editionen 2003 noch einige weitere interessante Artikel über die Eifel

Soweit die bekannten Legenden und Tatsachen über den Tunnel. Wahrscheinlich hat man in der Gegend von Meckenheim ähnliche ausgespülte Hohlräume in Felsverwerfungen gefunden, die dann wiederum zur Theorie führten, daß alle diese Hohlgänge miteinander verbunden sind, woraus dann Tunnel 3 entstanden ist.

Es besteht allgemein die Vermutung, daß um die Geschichte des Kloster Schweinheim, welches sich jetzt im Privatbesitz befindet, irgendwelche Geheimnisse ranken. Nach neuesten Forschungen der Nibelungen soll Loch bei Rheinbach der Ort sein, an dem die Nibelungen den Schatz ins "Loch bei Rhein(bach)" versenkten. (Patzwald bei wisoveg.de oder a.a.O.). Dr. Heinz Ritter, Schaumburg stellte ebenfalls die Theorie auf, daß die Nibelungen im Raume Zülpich beheimatet waren. Von der Tomburg gibt es ebenso noch Sagen über einen Schatz (bei Pesch nachzulesen). In der Nähe von Burg Ringsheim gibt es auch noch irgendwelche "Munkelungen" über Tunnel, wie mir von anderer Seite mündlich berichtet wurde. Alle diese Sagen sind örtlich am Nordrande der Eifel festzulegen, die auch als Nordgrenze des damaligen Keltenreiches anzusehen ist.


Topografische Karte um 1945  


Zum Steinbruch

Der Steinbruch ist stillgelegt und verfüllt. Reste von ihm sieht man an einer Umzäunung, hinter der sich unter Wildwuchs und Anfüllungen mit Bauaushub ein Naturschutzgebiet ausweist. Er liegt an der Gemeindegrenze von Kirspenich (Stadt Bad Münstereifel) und Kirchheim (Stadt Euskirchen). Zur Zeit seines Betriebes war er etwa 350 Meter lang und 70 bis 120 Meter breit. Er liegt innerhalb einer Umzäunung unweit des Anwesens des Besitzers. In den Zeiten der Nutzung wurde vorwiegend Kalkstein zum Zwecke der Kalkherstellung gebrochen und im ehemaligen Kalkofen zu Kalk gebrannt. Die Heranfuhr geschah mittels Feldbahn.

Unterhalb des Steinbruches gibt es eine Stelle, an der man Wasser gefunden hat. Obwohl das Wassereinzugsgebiet für eine Quelle wegen der Hügellage relativ gering ist, soll es Wasservorkommen gegeben haben. Es wird von unterirdischen Wasseradern gesprochen, die sich über viele Kilometer unter der Vordereifel sogar unter dem Rhein hindurch bis ins Bergische erstrecken und durch Erdkräfte, Über- und Ausgleichsdruck an bestimmten Stellen ins Feld treten. Ein hydrologisches Gesamtsystem, welches sich den Weg durchs Gestein und Gesteinsfalten gesucht hat und die Höhlen ausspülte. Durch das allgemeine spätere Absenken der Kölner Bucht und der Antweiler Senke entstanden eigenartige Felsverwerfungen, die röhrenartiges Aussehen hatten und später in die Legenden der Tunnel am Eifelrande endeten. Es konnte sein, daß sie sich an der Oberfläche dann als Quellen auftaten. Diese dienten weiter nördlich von Kirchheim mittels Einfassung von Quellwasser für die Villa Rustica in Niederkastenholz und zur Speisung des Hardtburgweihers. Überhaupt sollen sich am gesamte Berg viele Kleinquellen und Rinnsale befunden haben.

Für das naheliegende Kalkarer Moor sollen übrigens eigene hydrologische und geologische Besonderheiten existieren. Ebenso für die gesamte Antweiler Senke. Überall, auch in einem Teilbereich des Zwergenloches befanden sich Tonschichten, die seinerzeit vor 1940 abgebaut wurden. Solcher Ton wird ansonsten vorwiegend in Senken und Tälern gefunden. Ein Zeichen für die Besonderheit des hydrologischen Gesamtsystems dieses Gebirges. Ansonsten gelten die geologischen Formationen um Kirspenich als Ausnahmen zu denen der Eifel und denen der Kölner Bucht. Solche Stellen bergen im allgemeinen nicht nur geologische Besonderheiten, sondern bieten wegen ihrer Einmaligkeit bestimmten Wirtschaftszweigen, wie die Tongewinnung und Steinzeugherstellung die speziellen Rohstoffe.


Der Drachen - ein ehemaliger Geyser?

Die Tunnellöcher könnten irgendwann in grauer Vorzeit mit Wasser gefüllt und als Geiser nach außen getreten sein bzw. an einigen Stellen Wasser ausgespien haben. Kein Wunder, wenn im Volksmund hier irgendwann einmal eine Kultstätte oder ein beliebter Treff existierte, der um eine geheimnisvolle Quelle aus alter Vorzeit entstanden war. Unterhalb des Steinbruches befand sich noch um 1940 eine Mauer, die auch den Zweck gehabt haben kann, einst hervorbrechende Wassermassen davon abzuhalten, die Erde und den Mutterboden wegzuspülen. Ein gigantischer Wasserreichtum, der sich ergoß, wenn der Berg ab und zu Wasser spie. Durchaus möglich, daß man Kindern erzählte, hier würde ein Drache hausen.

Und ein junger Mann namens Siegfried aus Kirspenich wollte es einst genau wissen und dem Drachen ins Angesicht blicken, bekam das Grollen des herannahenden Wassers zu hören und bald schoß ihm ein satter Wasserstrahl eines Geysers, der in bestimmten Zeitintervallen - ähnlich wie bei bei bekannten isländischen Geysern - auftaucht, ins Gesicht. Überall erzählten man dann die Geschichte vom Drachentöter, der nichts anders war, als jemand, den man naß gemacht hatte, worüber man sich noch jahrelang belustigte. Ein Männerstreich - nichts weiter. Wenn man überall erzählte, Siegfried habe den Drachen getötet, so war dies im Grunde genommen eine Spottdichtung. In Wirklichkeit hatte der Drachen dem Siegfried aus Kirspenich ins Gesicht gespien und der Steinhauer Hagen aus Kirchheim hat Siegfried hinters Licht geführt.

Aus den Nibelungen ist uns bekannt, daß am Ort der Erschlagung des Drachen das Grollen und Herannahen des Drachen zu hören war. Wer einmal in einem Bergwerk war, der weiß, wie das stampfen von Pumpenwerken in älteren Stollen sich anhört. Nicht anders dürfte sich ein nach außen austretender Geyser vor seinem Austreten anhören: Grollend und furchterregend. Außerdem ist bekannt, daß der Drachen an einer Quelle erschlagen wurde. Ein durchaus belustigender Gedanke, wie Siegfried auf den Drachen wartet und von dem Geyser getroffen wurde. Welch ein Männerspaß! Gerade das Richtige für hart arbeitende Steinbrucharbeiter, die sich an der Quelle zum Abkühlen trafen.

Durchaus möglich, daß es an mehreren Stellen der Nordeifel solche Quellen gab, denkt man einfach nur an die 4 oben beschriebenen Tunnel, oder einen weiteren bei Loch. Irgendwann wurden dann die Quellen eingefaßt oder versiegten durch Brunnenanlegungen entlang der Hauptwasserader.


Heutzutage sind größere oder warme Quellen kaum noch bekannt. Die Kur- und Badeorte bedienen sich der natürlichen Energien für Heilzwecke und haben die Quellen verkommerzialisiert, das Bewußtsein und die Naturverbundenheit sind nicht mehr vorhanden. Ebenso das Wissen um Steinbrüche und ehemalige Kultstätten.


Natürliche Felsenaushöhlung und Hydrologische Systeme

Geologisch gesehen kann das Zwergenloch als kamm- oder gratmäßige längliche Steinverwerfung mit natürlicher Hohlraumbildung durch natürliche Faltung oder Unterspülung bzw. Ausspülung bezeichnet werden, welche im Bereich eines ehemaligen Steinbruches bei Kirspenich an der senkrechten Felswand als waagerechte Höhle oder Tunnel auftrat. Die an diesem Bergkamm liegende Humusschicht ist relativ dünn und wurde in jüngster Zeit im Zuge von Kultivierungsmaßnahmen mit Schlammerde der Zuckerfabrik Euskirchen für landwirtschaftliche Zwecke qualitativ aufgestockt und die Humusschicht verstärkt.

Zur Veröffentlichung wäre eine Karte interessant, die die ältesten Brunnen der Umgebung markiert und geologische Verwerfungen auf Hügeln und das Zutagetreten von Wasser in der Nähe von ausgehöhltem Gestein erfaßt. Man könnte die Theorie aufstellen, daß vom Zwergenloch aus gesehen, diese Hohlraumverwerfungen sich in Richtung Rhein oder Ahrgebirge fortsetzen und eine an die Oberfläche getretene mittlerweile ungenutzte Hauptwasserader mit sich führt, die über mehrere Hügel von Kirspenich aus Richtung Meckenheim sich erstreckt. Möglicherweise wurden im Mittelalter bei Brunnenanlegungen die letzten dieser Wasseradern trocken gelegt und das Wasser beispielsweise in Burg Ringsheim oder anderswo in irgendeinen Feldbach abgeleitet oder in einem Brunnen abgefangen, sodaß die natürliche Wasserader zwischen Burg Ringsheim und dem Zwergenloch gekappt wurde. Hinzu kommt noch die allgemeine Grundwasserabsenkung durch Bohrungen und Leitungswassergewinnung. Zu vermuten wär, daß die Geiserquelle von Kirspenich noch im 17. Jahrhundert aktiv war.

Eine weitere Karte würde auch Aufschluß über sämtliche ehemaligen Steinbrüche und Gruben dieser Umgebung geben, die auch die Gebäude in Kirspenich, Kirchheim und Umgebung aufweist, deren Steine aus den heimischen Steinbrüchen stammen. Wer durch Kirchheim fährt, welches relativ hochgelegen ist - im Gegensatz zu den umliegenden Taldörfern - findet im Vergleich zu anderen Ortschaften mehr ältere Häuser aus Naturstein, an Stelle der sonst überwiegenden älteren Fachwerkhäuser. Es ist auch anzunehmen, daß umliegende Steinbrüche zum Bau der Villa Rustica bei Niederkastenholz herangezogen wurden.

Artikel über Boden, Bodenbildung, Bodenbeschaffenheit, Landschaft zwischen Börde und Eifel, Vor- und Frühgeschichte des Landkreises Euskirchen, Geologischer Bau und Entstehung des Kreises Euskirchen, Landschaftsbild des Kreises Euskirchen, Euskirchener Land, Antweiler Senke, Bodennutzung des Kreises Euskirchen informieren die Euskirchenseiten bei wisoveg.de.


Keltischer und vorzeitlicher Ort Kirspenich?

Wer sich die Flurkarte zwischen dem Zwergenloch und Kirspenich anschaut, der findet eine Bezeichnung "Im Tal". Es führen heute einige parallel verlaufende gerade Wirtschaftswege ins Tal. Aus Richtung Kirspenich sieht man einen Teil eines ehemals geschlängelten kurvenreichen Weges, der irgendwo unterbrochen wird und später dann wieder Richtung Zwergenloch verläuft. Auch auf alten Katasterkarten, der Puttkammerkarte (Uraufnahme) und der Tranchotkarte finden sich Hinweise auf alte Wege. Wahrscheinlich lassen sich anhand einer genauen Kartenanalyse weitere Aussagen über die alten Flurnamen in Bezug auf germanische, keltische und vorkeltische Besiedlung machen. Möglich, daß der älteste Verbindungsweg von Kirspenich nach Kirchheim über dieses ehemalige steinige Gelände führte, da Wagen- und Karrenräder bei Regen hier nicht so tief einsanken.

Zusammen mit der oben genannten ehemaligen Quelle wäre dies ein relativ günstig gelegener Ort für damalige Kelten gewesen, die sich auch auf Berghöhen ansiedelten. Es könnte aber auch ein Hinweis auf eine vorkeltische Siedlung sein, da im allgemeinen seichtere Talmulden mit kleineren Bächen die bevorzugten Wohnstätten der Germanen und Kelten waren. Hier hätte man eine Ausnahme an einem sonnenbeschienenen Hang wegen der oberhalb gelegenen reichen Wasserzufuhr. Auf eine ehemalige Höhensiedlung weist auch die oben bereits beschriebene Einfassungsmauer hin. Von meiner Keltentour in Süddeutschland habe ich 3 ehemalige Keltenorte oder nachgewiesene ehemalige vorzeitliche Siedlungen auf Bergen besichtigen können, die in ungefähr dem Standort des angenommenen Kirspenicher Kelten- oder Vorzeitdorfes entspricht. Die überraschend rechteckigen Formen der Fluren und parallel verlaufenden Wege deuten auf eine ehemalige ebenso rechteckige Dorfeinzäunung hin.


Keltische, fränkische und Frühbesiedlung im Raume Kirspenich ?

Der Name Kirspenich weist auf keltische Ursprünge zurück, während die Orte Flamersheim, Schweinheim, Stotzheim, Kirchheim, Rheder, Iversheim germanischer Herkunft sind. Eine Ausnahme in den Namensgebungen bildet nur Kreuzweingarten (Weingarten). Die Nähe zum Ringwall von Kreuzweingarten wäre direkt ein Hinweis auf einen bedeutenden Siedlungsort der Kelten und der Vorzeit vom Flettenberg in Richtung Kirchheim, der noch nachzuweisen wäre. Auch in Kreuzweingarten fanden sich Siedlungsspuren in der mittleren Berglage nördlich des Ringwalls. Womöglich finden sich noch hinter dem Rosental und dem Schweinheimer Pfad Richtung Steinbachtalsperre weitere Spuren von früheren Siedlungen, die irgendwo Richtung Zwerchberg noch über einen zentralen Punkt oder ein Kultzentrum hinweisen. Römische Funde wurden hier zahlreich nachgewiesen. Leider sind Hügelgräber oder Dolmen nicht vorhanden, somit sind die Steinbrüche die einzigen Anhaltspunkte.

Die vorzeitliche Bedeutung der Orte Arloff und Kirspenich läßt sich allein aus dem Zulauf der zahlreichen Bäche aus dem Arloffer und Flamersheimer Wald ausmachen, die heute noch vorhanden sind. Die besonderen hydrologischen Eigenschaften um das Kalkarer Moor und die zahlreichen auch am Bölzberg und "Im Tale" ehemals verlaufenden Wegequellen und Rinnsale geben dem Kesselberg, Watzenberg und Flettenberg (der Einfachheit halber Kirchheimer Berg hier genannt) einen fruchtbaren Charakter. Die ehemaligen felsigen Bereiche entlang der Steinbrüche und kargeren Stellen waren ideal für jungsteinzeitliche Schaf- und Ziegenherden. Vorausgesetzt, daß die Arloffer Senke noch vor etwa 3- oder 5.000 Jahren moorähnlich mit Seen und weiten überfluteten Überschwemmungswiesen bedeckt war, bieten sich Fischreichtum und Jagdgründe geradezu als Niederlassungszwecke für die Menschen der Vorzeit an.

Angesichts der zahlreichen Steinbrüche dürften sogar megalithische Zeugnisse unter einigen Hügelkuppen zu finden sein. Vorhandene Findlinge wurden zu Steingewinnungszwecken zerschlagen, keltische Kultstätten im Auftrag der Christianisierung beseitigt. Hügelgräber oder Königsgräber vom Süddeutschen Typ finden sich nicht, ebenso die in Norddeutschland vorhandenen Hünengräber und sonstigen Grabhügel. Die damals vorhandenen zahlreichen Quellen und der karstige Boden deuten auf Kleinviehhaltung in Richtung Kirchheim, Terrassengärten und Obstwiesen auf dem Flettenberg und im Erfttal hin. Der heutige Standort der Kirche dürfte einst Stätte für ein keltisches Heiligtum gewesen sein, eine weitere solche Kultstätte der nach Kreuzweingarten gelegene Bölzberg (keltische Eisengewinnung) und der dortige Münsterberg (römischer Kalkofen). Die umliegenden kleinen Fachwerkhäuser ähneln in ihrer Grundform und Größe dem damaligen Keltenhaustyp, der im Raume Vorgebirge und Nordeifel beheimatet war und in der fränkischen Zeit sein typisches Gesicht des kleinen fränkischen Wohnhauses erhielt. Er wurde bereits von den Keltogermanen den überwiegend aus Ubiern und Resten der besiegten Eburonen zu Zeit Cäsars so gebaut und fand sein Pendant im kleinen fränkischen Fachwerkhaus, welches im rheinischen Raum in keltenhausähnlicher Weise noch existiert.


Keltenhausnachbau 2002 in Titz-Rödingen bei Jülich (wingarden.de)

Wahrscheinlich ist Kirspenich als ältestes Kulturzentrum der Kelten und Vorzeit für die Umgebung von 30 km anzusehen, da Kreuzweingarten wegen der Talenge, Rheder und Stotzheim als außerhalb der Berge gelegen, wegfallen. In Kirspenich und Arloff treffen sich Kelten und Germanenkultur auch im Bereich der beiden Burgen, neben Haus Broich und der Wachendorfer und Antweiler Burg, sodaß die gesamte Senke rund um den Arloffer Bruch ähnlich wie das Neuwieder Becken als mittleres kulturelles, historisches und ökonomisches Zentrum angesehen werden kann. Wegen der Talenge dürfte Kirspenich sogar noch bedeutender als Münstereifel gewesen sein. Viele der in süddeutschem Raum gelegenen Keltenzentren lagen nicht im Tale, sondern auf mittleren Höhenzügen, besonders in Nähe von markanten Bergen. Eine ähnliche Aussage ließe sich wahrscheinlich auch für Kirchheim machen, wo sich beispielsweise noch viele ältere Bräuche bis in die 30er Jahre gehalten haben. (Siehe wingarden.de - Kirchheim, Erkundliches, Geschichtliches, Soziales und Kulturelles von Wilhelm Heck

Die erwähnten Burgen und die Hardtburg (trotz Höhenlage, dies spricht für die hydrologische Besonderheit der Umgebung von Kirspenich und Kirchheim) sind allesamt als Wasserburgen angelegt, die sich entlang der Erft, des Ohrbaches, Rotbaches, Bleibaches, Veybaches und Swistbaches bis zum Niederrhein erstrecken. Sie stehen im Verbund mit den angelegten Germanengauen der nördlich der Eifel angesiedelten Merowinger und Franken. Die Höhen des Kirchheimer Berges (Kesselberg, Watzenberg und Flettenberg, eigentlich aber mehr in Richtung Steinbachtalsperre) mit den zahlreichen seichten Einschnitten und Kleinsteinbrüchen deuten ebenso auf einen ehemaligen keltischen Versammlungsort zu religiösen Kultzwecken hin. In der Nähe von größeren Felsen, Steinkuhlen und älteren großen Bäumen, wurden heidnische Fruchtbarkeits- und Opferrituale durchgeführt, die durch das Christentum bekämpft wurden.

Leider sind im hiesigen rheinischen Raum keine Stelen mehr vorhanden. An ihre Stelle traten später römische Wegweiser oder Wegekreuze, Heiligenaltäre, Wegekapellen usw. die auch heute noch ehemalige Römerstraßen kennzeichnen und alte Prozessions- und Handelsstraßen waren.


Solche Stelen stammen aus der Zeit bis 750 v. Chr.


Später wurden die Stelen kunstvoller und zeigten keltische Krieger oder Adelige. Beide Bilder entstammen der Keltenausstellung in Frankfurt 2002.


Ergänzungen

Die Folgenden Karte soll noch kurz einen Einblick über die Verbreitung der Kelten geben.

Karte: Heuneburgmuseum

Der rote Kernbereich zeigt, daß der Eifelrand die Grenze des Keltenreiches war. Der Ringwall von Kreuzweingarten bildete einen Zentralpunkt im damaligen Eburonenreich. Die Kelten im Kreuzweingartener Raum lassen sich als Keltogermanen, einer Mischung aus Eburonen und Germanen bezeichnen. Das Oppidum von Kreuzweingarten ist ca. 15 ha groß. Wir haben dort einen Zerstörungshorizont. 1938 kam bei Ausgrabungen spätlatänezeitliche Keramik zum Vorschein (450-50 v.Chr.). Bei KWG handelt es sich um einen keltischen Stammessitz, wahrscheinlich ein Zentralort der Eburonen, 53 v. Chr. von Cäsar ausgerottet, weil die Eburonen 15 Kohorten der Römer vernichtet hatten. In KWG belegte Zeitstufen sind Latin C2D1. Der Standort der dort wohnenden Kelten war wahrscheinlich das Köhlager, etwa 100 Meter nördlich vom Ringwall (siehe wingarden.de).

Für Interessierte sei noch darauf hingewiesen, daß die Kelten einstmals lange vor den Germanen bereits vor Rom standen, es jedoch nicht einnahmen. Sie siedelten sich laut obiger Karte sogar in Kleinasien, der heutigen Türkei an. Bei den in den Paulusbriefen erwähnten Galatern handelt es sich um nichts anderes als unsere Kelten, die in Frankreich Gallier heißen. Es gibt heute noch mitten in der Türkei Gegenden, in denen blonde und rothaarige Bevölkerung anzutreffen sind. Lediglich in Griechenland soll den Kelten eine Niederlage beigebracht worden sein, woraufhin sie sich nach Mittelosteuropa zurückzogen.

Kerpen-Sindorf, den 29. Januar 2003
Heinrich Klein

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