Schanzen im Hardtwald
Bericht von einer Exkursion in die Vorzeit
Der zu Stotzheim gehörende Hardtwald bietet neben dem keltischen Ringwall von Kreuzweingarten und der ebenso bekannten Hardtburg mehrere geschichtliche Zeugnisse der Geschichte. Schon allein der Judenkirchhof und die Lage der ehemaligen Eremitage sind den wenigsten Bewohnern der umliegenden Orte bekannt. Außer der jüngsten Funktion der Hardtburg als Raubvogel-Schutzstation und der geschichtsträchtigen Prinz-Oskar-Eiche in der nach Kirchheim gelegenen Waldesecke sollen uns jedoch vorwiegend folgende Themen interessieren:
- Hohlweggräben (Wallgräben)
im Hardtwald
- Ehemaligen Flakstellungen
- Ehemalige
Schützengräben
- Die Sperre
Die
Wallgräben im nördlichen Hardtwald
Die Themen Judenfriedhof und Wallgräben wurden bereits beim Besuch des Zwergenlochs von Kirspenich kurz behandelt. Es bleibt hinzuzufügen, daß anhand der Begehung der Wallgräben in Höhe des Hubertuskreuzes und im unteren Abschnitt Richtung Stotzheim zu, sich etwa eine Zahl von 5 bis 8 Wällen ergibt, die bisweilen auf 11 ansteigen kann. Über die Entstehung von Wallgräben ist wenig bekannt. Anzunehmen ist eine Bewässerungsfunktion, ein forstwirtschaftlicher Zweck oder eine Schanzfunktion.
Zur Erinnerung noch einmal das
Südende des Hardtwaldes. Man kommt von Kirspenich etwa an den
Parkplatz und findet die Wallgräben in Richtung Hubertuskreuz
links und rechts des Kommunalweges.
Die
Wasserwirtschaft des Hardtwaldes
Wer den Weg von Kirchheim und Stotzheim zur Hardtburg befährt, kommt an mehreren nahe der Bergkuppe gelegenen Wasserwerken vorbei. Es handelt sich um Wasserbehälter die das Leitungswasser aus der Eifel aufnehmen, bevorraten und nach Euskirchen weiterleiten.Der Verfasser erinnert sich noch, daß seinerzeit in den 50er Jahren bei Spaziergängen überall kleinere Rinnsale zeigten, die etwa zwischen Bölzberg und Hardtberg am Wirtschaftsweg daherplätscherten. Interessant ist, daß es sich bei der Hardtburg um eine Wasserburganlage auf einem Höhenzug handelt, im Gegensatz zu den Wasserburgen entlang der Erft, des Swist- oder Veybaches, die alle im niederen Flachland liegen. Die Speisung des Burggrabens geschieht mittels eines kleinen Bächleins aus dem Südwestens und einer kleinen Quelle (Sieper a.a.O.). Der Einzugsbereich der Wassersammlung beträgt etwa 500 m. Die links und rechts im Kirspenicher oder Stotzheimer Bereich gelegenen Bewässerungs- und Umgrenzungsgräben für die Waldparzellen boten auch im Sommer feuchten Waldboden und sind auf die eigenartigen hydrologischen Besonderheiten zurückzuführen. Der Hardtwald ist heute weitgehend kultiviert und Wasserstellen kaum noch vorhanden.
Teich
im Hardtwald bei Stotzheim - Foto: 21. Mai 2003 - 15.01 Uhr
Nordwestlich der Hardtburg hinter dem Wiesengelände
beginnt ein kleines Tal, welches sich Richtung Stotzheim hinzieht.
Hier in einem kleinen Rinnsal befindet sich der Überlauf des
Burgweihers und die Fortsetzung des ehemaligen Waldbaches. In
mittlerer Höhe und weiter unten liegen einige kleinere Weiher.
Biegt man hier in westliche Richtung ab, so kommt man nach etwa 100
Meter an einen Wallgraben; ein
Vorzeitliches oder
keltisches Befestigungswerk?
Hier befindet sich noch ungeklärte Kreuzweingartener, Stotzheimer oder Kirchheimer Geschichte. Betrachtet man einige alten Karten, so ergeben sich Unschlüsse allein aus den Bezeichnungen: Burgberg, Alter Burgberg, Alte Burg. Mitunter ist einmal die Hardtburg und ein angenommener ehemaliger Vorgängerbau hier gemeint, ein andermal die Ringwallanlage der Kelten. Bei Josef Pesch Die Vordereifel, 1901, lesen wir:
Etwa 400 m nördlich der Burg liegt mitten im Walde ein altes Erdwerk. Es besteht aus einem sehr hohen, etwa 50 m langen Wall samt Graben, mit dem drei kleinere unter einander parallele, aber schief zu ihm laufende Wälle durch einen breiten Verbindungsgraben kommunizieren.
Es existiert 100 Meter nordwestlich der Hardtburg vorgelagerten Wiese Richtung Stotzheim zu tatsächlich ein etwa 50 m breiter Wallgraben, dessen Ursprung nicht geklärt ist. Ein ähnliches Bauwerk ist in der näheren Umgebung nicht bekannt. Eine Viereckanlage wie die Alte Burg im Schornbusch bei Palmersheim liegt hier nicht vor. Interessant auch hier die Bezeichnung Alte Burg, die auch an anderen Stellen der Voreifel wie in Bad Münstereifel noch vorkommt. Das beiliegende Foto wurde am 21. Mai 2003 gegen 14.48 Uhr aufgenommen
Wallgraben
nördlich der Hardtburg
Querschnitt
des Verteidigungswerkes
Die Begehung am 21. und 23. Mai 2003 ergab etwa folgendes Bild der vorhandenen Gräben. Der rot eingezeichnete Wall ist zur Hardtburgseite etwa 4 m hoch und endet gemäß obiger Abbildung etwa 6 - 7 Meter tiefer in einem scheinbar halbverfüllten Graben (blau). Als genauer Zweck dürfte eine Verteidigungsanlage anzunehmen sein.
Als Vergleich die Rekonstruktion eines Kleinkastells bei Barburgh Mill in England. Hier befinden sich ebenso Wallgräben gleicher Höhe und Tiefe in ungefähr den gleichen Ausmessungen.
Entnommen:
Zur Forstgeschichte des Flamersheimer Waldes, von Gerhard Naumann,
Forstamt Bad Münstereifel, Heft 8 der Schriftenreihe der
Landesforstverwaltung NRW
Zur genauen Herkunft und Datierung dieser Anlage im Hardtwald gibt es derzeit keine genauen Anhaltspunkte. Es kommen verschiedene Erbauer in Frage. Als später vielleicht einmal die Anlage in Vergessenheit geriet und noch der Begriff Alte Burg existierte, hat man diesen Begriff vielleicht fälschlicherweise dem Ringwall zugeordnet. Mehr Angaben zur Hardtburg finden sich bei Sieper oder den anderen Editonen von woenge.de. Da die späteren Motten die die sogenannten Speicherhäuser beherbergten, erst ab der zweiten Hälfte des 10. Jahrhunderts aufkamen und die Ursprünge der Hardtburg auf 1100 zurückgehen, ist eine Zeit vor dem Jahre 1000 anzunehmen. Von den Bauweise her gesehen könnte es ebenso keltischen als auch mittelalterlichen Ursprungs sein.
Hier also noch einmal die
Zusammenstellung zum Begriff Alte Burg. In Frage kommt
1.
Ein Vorgänger der Hardtburg
2. Die Hardtburg selbst
3.
Der Kreuzweingartener Ringwall
4. Die Wallgrabenanlage obiger
Darstellung.
Flakstellungen
und Schützengräben
Anhand von Luftbildaufnahmen direkt nach dem Kriege lassen sich mehrere Flakstellungen und Schützengräben im Hardtwald zwischen Kreuzweingarten und Rheder feststellen. Bekannt ist auch, daß einst der Hauptweg von Kirspenich nach Stotzheim nachts von Soldatenkolonnen, die sich auf dem Rückmarsch befanden, stark frequentiert war.
Geht man vom oben beschriebenen Wallgraben Richtung Rheder quer durch den Wald, so kommt man an einem ehemaligen Schießstand vorbei, die sich als hohe Mulde von 10 Meter Durchmesser und etwa 5 Meter Tiefe erkennen lassen. Man findet weiterhin verschiedene Mulden und künstliche kleine Einschnitte, die auf ehemalige Flakstellungen hinweisen. Am Bergkamm, also etwa 200 Meter oberhalb der Bahnstrecke zwischen der Liersmühle und Kreuzweingarten zieht sich noch im Jahre 2003 ein wohl erkennbares Schützengräbensystem in Richtung Kreuzweingarten dahin, welche etwa an den ersten Häusern Kreuzweingartens endet.
Hier in diesem Bereich zeichnen sich auch 2 Bergeinschnitte, die etwa 300 Meter lang vom Bahndamm Richtung Hardtburg führen. Diese lassen sich als möglicher Keltenzugang zum Ringwall annehmen. Allerdings dürfte ein ehemaliger Weg vom Rhederer Wehr schräg Richtung Beckervilla hier eher zutreffen. Gemäß den Ausgrabungen des Ringwalls um 1925 jedoch scheint das nördliche Tor im Keltenring unweit der Beckervilla das bedeutendere gewesen zu sein.
Anhand der Begehung und bisheriger Recherchen darf also mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit angenommen werden, daß im nordwestlichen Hardwaldbereich zwischen Kreuzweingarten und Stotzheim keine Kelten- oder Vorzeitzeugnisse mehr vorhanden sind.
Hubertuskreuz
im Frühling
Foto: 21. Mai 2003 - 16.03 Uhr