Luftarchäologische Prospektionsergebnisse zur römischen Fernstraße Köln - Trier


Neue Erkenntnisse im Streckenabschnitt zwischen Zülpich und Jünkerath


Ausgangssituation

Straßenbefunde bei Nettersheim

Luftbildbefund - Befunde der Bodenprospektion - Kartenauswertung - Interpretation der Befunde

Forschungsgeschichtlicher Abriß

Quellen zur Rekonstruktion der römischen Trasse zwischen Zülpich und Jünkerath

Antike Itinerare und Karten - Topographische Karten der Neuzeit - Befunde der Luftprospektion

Rekonstruktion der Trasse zwischen Zülpich und Jünkerath

Konsequenzen und offene Fragen

Zur Lokalisierung von MARCOMAGUS - Urfttalüberquerung

Zusammenfassung

Nachtrag - Anmerkung - Literaturnachweis - Abbildungsnachweis

Titelbild - Taf.1 - Taf.2a - Taf.2b - Taf.3a - Taf.3b
Abb.1 - Abb.2 - Abb.3 - Abb.4 - Abb.5 - Abb.6 - Abb.7 - Abb.8 - Abb.9 - Abb.10



Rekonstruktion der Trasse zwischen Zülpich und Jünkerath


Auf der Grundlage von Informationen aus historischen Quellen, historischen und aktuellen topographischen Karten und den Befunden unserer Luft und Bodenprospektion, rekonstruieren wir die ehemalige römische Fernstraße Köln-Trier zwischen Zülpich und Jünkerath, von Norden nach Süden, im Augenblick wie folgt:

Abschnitt 1: (Karten und Luftbildbefunde )
Länge: 17,2 km. Orientierung: NNO-SSW.

Ausgangspunkt:
Zülpich (TOLBIACUM), Kirche St. Petrus in angenommener Zentrallage des in spätrömischer Zeit befestigten Vicus.
Rechtswert: 2545830.
Hochwert: 5617340.

Endpunkt:
500 rn östlich Dottel
Rechtswert: 25 42 770.
Hochwert: 5601340.

Abschnitt 2:
Länge: 2,4 km, Orientierung: N-S.
(Luftbildbefund)

Ausgangspunkt:
500 m südlich der Urft.
Rechtswert: 25 43 520.
Hochwert: 55 97 260.

Endpunkt:
1,1 km WSW Nettersheim, südlich der Landstraße Nettersheim-Marmagen.
Rechtswert: 2543680.
Hochwert : 55 94 880.

In Abschnitt 1 verläuft die Trasse nach Ausweis der Karten und des Luftbildbefundes bei Hostel von Zülpich bis Dottel geradlinig. Zwischen dem Endpunkt dieser nachgewiesenen Trasse bei Dottel und dem nächsten gesicherten Abschnitt, weiter südlich bei Nettersheim, besteht noch eine Lücke von ca. 4 km, die auch durch unsere Luftprospektion bisher nicht geschlossen werden konnte.

Kartenauswertung und Bodenprospektion ergaben, daß südlich Dottel mehrere querverlaufende Geländeeinschnitte (Sackental, Steiniges Tal, Ballerot) gegen eine geradlinige Fortsetzung der Trasse in diesem Bereich sprechen (Abb.8 ). Aus dem Ausschnitt der Tranchotkarte geht zugleich hervor, wo mit geringen Umwegen und minimalem Aufwand eine geländeangepaßte Streckenführung in Richtung Süden bis zum Urfttal möglich war . Unter Ausnutzung allmählich ansteigender und abfallender Trockentäler entspricht hier nach unserer Auffassung die in die Karte eingetragene Mairiegrenze dem ehemaligen Verlauf der römischen Straße.

Auf den letzten 500 Metern vor Erreichen der Urft läuft die rekonstruierte Trasse dann wieder nahezu geradlinig in einem sanft abfallenden Seitental auf diesen Fluß zu. Dieser letztgenannte T eilabschnitt liegt mit geringer Richtungsabweichung in der Flucht des Luftbildbefundes bei Nettersheim (Titelbild - Abb.9 ).

Auf der Suche nach weiteren Anschlußstücken stießen wir schon in einer frühen Prospektionsphase am Südhang der Urft auf ein Serpentinensystem von Hohlwegen, das aus dem Tal, zunächst in drei Parallelrinnen, zur Höhe ansteigt. Etwa 200 m vor dem Übergang des Steilhanges zur Hochfläche laufen diese Rinnen in einen geradlinigen Hohlweg zusammen, der hier, leicht versetzt, an die Flucht der römischen Trasse im Luftbildbefund anschließt (s.o., S. 1, Befunde der Bodenprospektion).

Zwei Kilometer weiter, am südlichen Ende dieser "Luftbildtrasse", entsprechen die Geländeverhältnisse wieder fast genau der Situation, wie sie vorher schon am Nordhang der Urft beobachtet werden konnte. Hier wie dort wurde offensichtlich gezielt ein für die Trassenführung günstiges Seitental angepeilt (Abb.9 - Taf.1).

Südlich des querverlaufenden Schleifbachtales führt ein Geländeeinschnitt zur Anhöhe "Görresburg" und den hier teilweise ergrabenen, heute rekonstruierten Fundamentresten des gallorömischen Tempelbezirks hinauf. Eine ausgedehnte Trümmerlage südlich des Heiligtums wird von der Forschung als VICUS gedeutet. Die bei den Grabungen entdeckten Weiheinschriften belegen die Existenz einer Beneficiarierstation in der Nähe der Tempelanlagen.

Zwischen der "Görresburg" und Jünkerath (Luftlinie ca. 16 km) liegen bisher nur wenige beweiskräftige Informationen über den weiteren Verlauf der römischen Fernstraße in südlicher Richtung vor. Der Fund eines Meilensteins beim Bau der Eisenbahnlinie im Urfttal zwischen Nettersheim und Blankenheim könnte für die Fortsetzung der Trasse am Westhang des Urfttals sprechen 17.

Die Existenz einer römischen Trasse ist erst wieder 6 km nördlich von Jünkerath, im Bereich des Heidenkopfes bei Esch sicher zu belegen. Von Veith beschreibt hier Reste eines römischen Straßenkörpers l8: "Die Reste des 5,3 m breiten Statumen bestehen aus einem weißgrauen Quarzstein, von größeren Bordsteinen an der Seite eingefaßt, während auf drei bis 4 m Entfernung Querlagen von solchen oft 1/2 m langen Steinen liegen". Leider fehlt auch in dieser Beschreibung eine präzise Angabe des Fundortes sowie die Orientierung des als römerzeitlich interpretierbaren Straßenabschnitts.

Bei unserer Bodenprospektion im Bereich des Heidenkopfes (TK 5605 Stadtkyll, Mittelkoordinate: Rechtswert: 25 41 000, Hochwert: 5584000) fanden wir 1987 in einem teilweise frisch gerodeten Waldgelände einen 2,7 km langen Wall vor. Dieser, in Abschnitten stark gekrümmte Wall, verläuft annähernd von NNW nach SSO. Im Mittel hat er eine Basisbreite von 6 m, eine durchschnittliche Höhe von 1,5 m. Im Volksmund wird dieses Bodendenkmal als "Duvelscardinal "bezeichnet, ein Kanal, der nach Trier geführt haben soll 19.

Im Tranchotkartenblatt 129 Blankenheim ist der Wall weitgehend identisch mit der Departementgrenze zwischen Ourthe und Sarre (Abb.10).

F. W. Schmidt interpretierte den Wall 1835 als Straßenkörper der römischen Fernstraße Köln - Trier 20. Nach von Veith ist der Wall nicht als römische Straße anzusehen. Nach seiner "Rekognoscirung" schneidet vielmehr die römische Trasse mehrfach den Wall 21.

In einer Gesamtdarstellung der Römerzeit in Nordrhein-Westfalen wird der "Duvelskardinal" neuerdings wieder als römischer Straßendamm interpretiert 22.

Zeitstellung und Funktion dieses Bodendenkmals sind bisher nicht eindeutig bestimmbar. Die Interpretation des Walls als römischen Straßenkörper halten wir nach den bisher vorliegenden Informationen vor allem deshalb für unwahrscheinlich, da das Gelände im Bereich des Heidenkopfes eine geradlinige Trassierung im Sinne des Planungsgrundkonzepts römischer Fernstraßen problemlos zugelassen hätte. Da der Wall zudem, sowohl im Norden, wie auch am südlichen Ende, in einer Art Zangenbewegung nach Westen umbiegt, gewinnt man den Eindruck, daß es sich hierbei eher um eine Einfriedung als um eine Straßentrasse handeln dürfte 23.


Konsequenzen und offene Fragen - Zur Lokalisierung von MARCOMAGUS


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